Der Willen der Götter - und dem des Adels

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Schloss Libellensee, 19. Rondra 1043

„Auf die Knie“, befahl Nale von Boltansroden. Blass und verheult saß sie nur mit Nachthemd und Haube bekleidet auf der Kante ihres Bettes von ihrem Hofstaat umringt. Ihre Rechte ruhte auf ihrer Schwertscheide, die mit ihrem Schwert neben ihr lag.

Zoran fiel vor seiner Herrin auf die Knie. Seinen Blick hatte er auf den Boden gerichtet. Heftig pochte sein Herz in seiner Brust.

„Lange habe ich darüber nachgedacht“, hob die Baronin mit spröden Lippen und brüchiger Stimme an, „Sehr lange. Ich habe mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich habe mit mir gerungen. Ich... nun kann ich noch nicht einmal aufstehen...“ Sie hielt einen Moment inne. „Mir fehlt einfach die Kraft.“ Tränen glitzerten in ihren Augen. „Ich habe mich immer gefragt, warum... warum die Götter sich dir erbarmt haben, warum sie nicht nur deine Seele errettet haben, sondern auch... dein Leben. Nun weiß ich.“ Ihre Stimme brach. „In der schlimmsten Stunde meines Leben standest du mir zur Seite.“ Die Baronin schluckte. „Hast mich beschützt.“

„So, wie Ihr mir, Herrin Nale“, zaghaft hob er seinen Blick. In seinen Augen Tränen. „Damals in Mendena.“

„Ja“, sie lachte und dennoch bahnte sich eine einzelne Träne den Weg ihre Wange hinab, „So wie in Mendena. Ich habe an dich geglaubt. An dich und an die Götter. Und sie haben mir nicht nur gezeigt, dass mein Tun richtig war, sondern haben auch allen, die mir geraten haben dich aufzugeben, eines besseren belehrt. Und so wie ich damals nicht aufgegeben habe, hast du nicht aufgegeben.“

„Aber der Bran...“, dem Knaben schnürte es die Kehle zu. Seine Hände begannen heftig zu zittern.

„Du warst es, der uns Zeit verschafft hat. Hast dabei dein Leben über das meine gestellt. Es gibt keine Worte, mit denen ich dir meinen Dank und meinen Respekt ausdrücken konnte und deswegen, bleibt mir nur noch eines, das ich für dich tun kann...“ Nale zog ihr Schwert aus der Scheide. Die Klinge blitzte im einfallenden Sonnenlicht. Branibor legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie auf die Beine. Ihr Gesicht dennoch von Schmerz verzerrt. „Fürst Blasius hat in mich sein Vertrauen gesetzt“, erhob sie ihre Stimme so laut und kräftig sie konnte, „Nun bin ich es, die Vertrauen in dich setzt, denn heute weiß ich, dass dies der Sinn, dass es dein Schicksal und auch das meine war.“

Mit ihrem Schwert schlug sie ihm mit der breiten Seite auf die linke Schulter. „Den erste Schlag widme ich den Göttern. Rondra voran.“ Dann auf die Rechte. „Mit dem Zweiten erhebe ich dich in den Adelsstand. Fortan bist du Zoran von Schwarzland. Als Wappen führst du eine silberne Pranke auf blauem Grund. Die Farben wählte ich in Anlehnung an deine Herkunft.“ Ein weiterer Schlag auf die Linke. „Der Dritte verleiht dir den Titel Edler vom Greifenpass.“ Wieder einen auf die Rechte. „Mit dem Vierten mach ich dich zu meinem Knappen.“ Sie schlug erneut auf seine linke Schulter. „Den fünften und letzten Schlag erteile ich dir im Namen des Herrn Boron und im Andenken an dein Patenkind, Baduar, meinen Sohn...“

Tränen glitzerten in den Augen des Knaben und auch in denen der Baronin. Sie blickten einander an.

„Nun, erhebe dich“, forderte Nale ihn mit heißerer Stimme auf, „Zoran von Schwarzland, Edler vom Greifenpass.“

Zitternd erhob sich der Knabe, umfasste seine Schwertmutter und zog sie fest an sich, dabei begann er heftig zu weinen. Da konnte auch die Baronin ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Es war Branibor der schweigend alle des Zimmers verwies, bevor er selbst die Tür von außen zuzog.