Wissenschaft

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

„Ach, teure Schwester, dies Land ist wahrlich kein der Göttin gefälliges auf Deren. Die Koscher sind ein simples Volk; der Berghirt auf seiner Alm huldigt der Herrin nicht und die Müllerin desgleichen. Ihnen will ich‘s nicht verdenken, wohl aber jenen, deren Tagwerk ungleich weniger kräftezehrend ist. Die Angbarer Kaufleute geben zwar manchen Silberling für Ihren Tempel, doch sehen sie die heiligen Hallen für nicht mehr als ein Zeichen ihres Reichttums und Schreibschule für den Nachwuchs an. Manch ein Baron ist gar froh, wenn „dem Volke nicht der Kopf mit unnützen Flausen vollgestopft wird", wie‘s der hochgeborene Herr von Garnelhaun unserem Bruder Cassim geradeheraus ins Gesicht sagte. Einzig am guten Bier hier habe ich Geschmack gefunden...“

(aus einem Brief des Hohen Lehrmeisters Quendellyn T. Dergeldorp an die Puniner Geweihte Ludoviga ay Griscia)

So hesindeverlassen wie von Hochwürden Dergeldorp geschildert ist der Kosch gewißlich nicht, obschon seine Beobachtungen freilich der Wahrheit entsprechen und die Göttin sich hier keiner großen Anhängerschar erfreuen kann. Magietheorie, Astrologie oder Dichtkunst sind wahrlich keine Pflanzen, die in den Berg- und Hügellanden der Provinz wohl gedeihen. Die Wissenschaft ist im Koschlande wie die Kunst aus dem Handwerk entstanden und Vater Ingerimm beinah noch mehr gefällig als der Göttlichen Schlange.

Mechanik, Mathematik, Gesteinskunde, Metallurgie und artverwandte Wissenschaften – das sind die Disziplinen, in denen die Weisen des Koschlandes brillieren. Wenige Orte gibt es, an denen das Wissen der Zwerge (so auch der Titel des in Angbar erschienen Standardwerkes zum Thema) in größerer Blüte steht. Vieles davon jedoch ist als Meisterwissen sorgsam gehüteter Besitz der Handwerkszünfte, die nur wenig davon an Außenstehende weitergeben, einiges bleibt gar immer noch allein den Zwergen vorbehalten, deren Stollen schon manch Wunderwerk offenbarten und gewiß noch mehr verborgen halten.

Abgesehen von der Angbarer Hesindeschule, an der die Geweihten ausgwählten (sprich: wohlhabenden) Zöglingen die Grundbegriffe des Lesen, Schreibens und Rechnens beibringen, wird der suchende Geist keinerlei Schulen oder Akademien finden. Außerhalb der Zunftbruderschaften gibt es allerdings eine überraschend große Anzahl unabhängiger Gelehrte, die schon eher als ein Koschtaler Prospektor dem typischen Bild eines Gelehrten enstsprechen. Oft sind es in der Tat verschrobene und eigenbrötlerische Gesellen, sich – durch selbst erarbeitetes oder ererbetes Vermögen vom schnöden Golde unanbhängig* – ganz ihrer wissenschaftlichen Leidenschaft verschrieben haben: Tüftler wie der Rubri Sohn des Rubroin, der 30 Jahre seines Lebens mit Experimenten zur Wirkung des Südweisers verbrachte und seit weiteren 20 mit der Entwicklung eines verbesserten Modells beschäftigt ist, exentrische Universalgelehrte wie der 14 Hal bei Paavi verschollene Hesindegeweihte Burgholdin der Ältere oder der Sammler Fobosch Sohn des Folram. Letzter erwies sich jüngst unerwarterterweise als Philantrop, der in seinem 25 Hal allem Volk zugänglich gemachtem Kollektorium über Jahrzehnte angesammelte Reiseandenken aus ganz Aventurien öffentlich ausstellte.

  • Ein Gegenbeispiel ist der berühmte Rosbur, Sohn des Rubo, der sich wegen seiner Forschungsleidenschaft mit seiner Sippe überwarf und bettelarm starb, nachdem er sein ganzes Leben der (vergeblichen) Suche nach einem schmiedbaren Gestein verbracht hatte.