Schlacht von Angbar 1: Die Ruhe vor dem Sturm: Unterschied zwischen den Versionen

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===Angbar zwischen Furcht und Trotz===
 
===Angbar zwischen Furcht und Trotz===
 
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[[Nirdamon Sohn des Negromon]], Oberst-Wachtmeister von [[Angbar]]
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;[[Nirdamon Sohn des Negromon]], Oberst-Wachtmeister von [[Angbar]]
  
 
Es war die Nacht vom 23. [[Ingerimm]]. Ich stand auf der Stadtmauer, beim Aufgebot der Schmiedezünfte, und schaute nach Norden. Boten hatten uns berichtet, dass der Feind nicht mehr weit entfernt war. Aber das wussten wir auch so: Der ganze Horizont war in ein rotes Licht getaucht, wie wenn der neue Tag anbricht. Nur war es mitten in der Nacht, und wir schauten nicht nach Osten, sondern nach Norden. Es war ein Feuer, ein großes Feuer – der Oberwald brannte, vielleicht schon die Dächer von [[Birnbrosch]] und [[Butterbös]].  
 
Es war die Nacht vom 23. [[Ingerimm]]. Ich stand auf der Stadtmauer, beim Aufgebot der Schmiedezünfte, und schaute nach Norden. Boten hatten uns berichtet, dass der Feind nicht mehr weit entfernt war. Aber das wussten wir auch so: Der ganze Horizont war in ein rotes Licht getaucht, wie wenn der neue Tag anbricht. Nur war es mitten in der Nacht, und wir schauten nicht nach Osten, sondern nach Norden. Es war ein Feuer, ein großes Feuer – der Oberwald brannte, vielleicht schon die Dächer von [[Birnbrosch]] und [[Butterbös]].  
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Buddella Jochstrunk, Tochter der Bregga, Geweihte des [[Ingerimm]] zu [[Angbar]]
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;[[Buddella Jochstrunk]], Tochter der Bregga, Geweihte des [[Ingerimm]] zu [[Angbar]]
 
Dass sich noch immer kein Ersatz für den Schleifstein der Heiligen Ingrimiane gefunden hatte, stimmte uns besorgt. Zürnte uns Väterchen Angrosch? Denn all die Jahre war es Brauch gewesen, dass am Tag der Waffenschmiede zu Beginn der Angbarer Warenschau die neuen Klingen mit dieser Reliquie geschliffen und geweiht wurden. Nur dieses Jahr war es nicht so. Doch dieses Jahr fand auch die Warenschau nicht statt.
 
Dass sich noch immer kein Ersatz für den Schleifstein der Heiligen Ingrimiane gefunden hatte, stimmte uns besorgt. Zürnte uns Väterchen Angrosch? Denn all die Jahre war es Brauch gewesen, dass am Tag der Waffenschmiede zu Beginn der Angbarer Warenschau die neuen Klingen mit dieser Reliquie geschliffen und geweiht wurden. Nur dieses Jahr war es nicht so. Doch dieses Jahr fand auch die Warenschau nicht statt.
 
Noch schwerer aber wog die Tatsache, dass der Ring der Flammen, den der Erhabene Meister selbst geschmiedet hatte und der uns Schutz vor der lodernden Bedro-hung bieten hätte können, nicht mehr bei uns weilte. In diesen Stunden begann manch einer zu zweifeln...
 
Noch schwerer aber wog die Tatsache, dass der Ring der Flammen, den der Erhabene Meister selbst geschmiedet hatte und der uns Schutz vor der lodernden Bedro-hung bieten hätte können, nicht mehr bei uns weilte. In diesen Stunden begann manch einer zu zweifeln...
  
  
[[Nirwulf Sohn des Negromon]], Vogt von [[Hügelland]], Rogmarok der [[Hügelzwerge]]
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;[[Nirwulf Sohn des Negromon]], Vogt von [[Hügelland]], Rogmarok der [[Hügelzwerge]]
 
Das war schon recht sonderbar, wie sie alle in tiefer Nacht umherliefen und eifrig Hand anlegten, Steine und Geschosse auf die Mauern schleppten, die Brandwehr rüsteten, die Kinderchen in die Verstecke trugen – und das alles im trüben Dämmerschein weniger Lampen, denn wir hatten ja die Feuer in den Tempel gebracht, damit der [[Alagrimm]] sich nicht daran nähren konnte, denn angeblich nährt er sich vom Feuer wie unsereins vom [[Bier]], auch wenn mir schleierhaft ist, wie das angeht. Aber so ist das halt mit der Magie.
 
Das war schon recht sonderbar, wie sie alle in tiefer Nacht umherliefen und eifrig Hand anlegten, Steine und Geschosse auf die Mauern schleppten, die Brandwehr rüsteten, die Kinderchen in die Verstecke trugen – und das alles im trüben Dämmerschein weniger Lampen, denn wir hatten ja die Feuer in den Tempel gebracht, damit der [[Alagrimm]] sich nicht daran nähren konnte, denn angeblich nährt er sich vom Feuer wie unsereins vom [[Bier]], auch wenn mir schleierhaft ist, wie das angeht. Aber so ist das halt mit der Magie.
 
Es wurde wenig gesprochen in diesen Stunden, nur das Nötigste: Wohin kommt das? – Dorthin. – Braucht ihr noch Hilfe? – Was kann ich tun? – Das war überhaupt die häufigste Frage: Was kann ich tun, wie kann ich helfen? Und dann: Was können wir überhaupt noch tun, gegen diesen Feind? Dann zuckten viele mit den Schultern, oder sie sagten: Bete für uns. Und das taten die meisten dann, gingen in die Tempel wie zum Feiertag. Andere sah ich in ihren Gärten noch ein letztes Mal im Kreis der ganzen Sippe speisen, während Axt und Armbrust schon bereit lagen. Mein Freund, der alte [[Ubarosch Silberhaar]], bot mir ein edles Tröpfchen an, das er doch immer für einen besonderen Anlass aufheben wollte: „Wenn ich mal dreihundert werde...“, pflegte er zu sagen. Nun aber meinte er: „Wer weiß, ob wir ihn dann noch trinken können. Wär’ doch schade drum, wenn’s verkommen tut.“  
 
Es wurde wenig gesprochen in diesen Stunden, nur das Nötigste: Wohin kommt das? – Dorthin. – Braucht ihr noch Hilfe? – Was kann ich tun? – Das war überhaupt die häufigste Frage: Was kann ich tun, wie kann ich helfen? Und dann: Was können wir überhaupt noch tun, gegen diesen Feind? Dann zuckten viele mit den Schultern, oder sie sagten: Bete für uns. Und das taten die meisten dann, gingen in die Tempel wie zum Feiertag. Andere sah ich in ihren Gärten noch ein letztes Mal im Kreis der ganzen Sippe speisen, während Axt und Armbrust schon bereit lagen. Mein Freund, der alte [[Ubarosch Silberhaar]], bot mir ein edles Tröpfchen an, das er doch immer für einen besonderen Anlass aufheben wollte: „Wenn ich mal dreihundert werde...“, pflegte er zu sagen. Nun aber meinte er: „Wer weiß, ob wir ihn dann noch trinken können. Wär’ doch schade drum, wenn’s verkommen tut.“  
  
  
[[Hardulf von Ödenhof]], Hauptmann der [[Fürstliche Schlachtreiter|Schlachtreiter]]
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;[[Hardulf von Ödenhof]], Hauptmann der [[Fürstliche Schlachtreiter|Schlachtreiter]]
 
Ich stand mit meiner Schwadron an der [[Neuen Bastey]], bereit den Feind zurückzuschlagen, wenn er es hier versuchen sollte. Wir waren so wenige – ein Dutzend Koscher Ritter und diejenigen Schlachtreiter, die ich als Geleit des Fürsten nach [[wikav:Elenvina|Elenvina]] geführt hatte. Die andern waren, wie der größte Teil der Lanzerinnen, vor [[Schlacht von Wehrheim|Wehrheim]] gefallen. So viele gute Männer und Frauen. Daran dachten wohl viele meiner Leute, ich sah’s an ihren Gesichtern.
 
Ich stand mit meiner Schwadron an der [[Neuen Bastey]], bereit den Feind zurückzuschlagen, wenn er es hier versuchen sollte. Wir waren so wenige – ein Dutzend Koscher Ritter und diejenigen Schlachtreiter, die ich als Geleit des Fürsten nach [[wikav:Elenvina|Elenvina]] geführt hatte. Die andern waren, wie der größte Teil der Lanzerinnen, vor [[Schlacht von Wehrheim|Wehrheim]] gefallen. So viele gute Männer und Frauen. Daran dachten wohl viele meiner Leute, ich sah’s an ihren Gesichtern.
 
Ursprünglich sollten auch die Söldner, die der [[Orsino von Falkenhag|Graf Orsino]] in Gratenfels geworben hatte, die Besatzung der Bastey verstärken, aber das rief Unmut unter den Angbarern hervor, sie wollten diesen wichtigen Abschnitt nicht fremden Söldlingstruppen anvertrauen – und schon gar keinen Hinterkoschern, gegen deren Übergriffe einst die Fürstin Anglinde dieses Bollwerk errichtet hatte. Nun ja... Statt dessen kam ein Trupp von König Albrax’ Kriegern zu uns – wackere Gesellen, die sicher feste zulangten, wenn’s hart auf hart kam.
 
Ursprünglich sollten auch die Söldner, die der [[Orsino von Falkenhag|Graf Orsino]] in Gratenfels geworben hatte, die Besatzung der Bastey verstärken, aber das rief Unmut unter den Angbarern hervor, sie wollten diesen wichtigen Abschnitt nicht fremden Söldlingstruppen anvertrauen – und schon gar keinen Hinterkoschern, gegen deren Übergriffe einst die Fürstin Anglinde dieses Bollwerk errichtet hatte. Nun ja... Statt dessen kam ein Trupp von König Albrax’ Kriegern zu uns – wackere Gesellen, die sicher feste zulangten, wenn’s hart auf hart kam.
 
So waren also die Truppen günstig verteilt, und ständig schickte der Wehrmeister Meldereiter über die Reichs- und Kaiserstraße hin und her, um über jedes Ereignis sofort unterrichtet zu sein. Doch die Stunden vergingen, ohne dass der Feind sich vor den Mauern zeigte.
 
So waren also die Truppen günstig verteilt, und ständig schickte der Wehrmeister Meldereiter über die Reichs- und Kaiserstraße hin und her, um über jedes Ereignis sofort unterrichtet zu sein. Doch die Stunden vergingen, ohne dass der Feind sich vor den Mauern zeigte.
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Aus dem [[Kosch-Kurier 38]]
 
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[[Kategorie:Kosch-Kurier]]
 
[[Kategorie:Kosch-Kurier]]

Version vom 8. Februar 2009, 20:41 Uhr

Angbar zwischen Furcht und Trotz