Dohlenfelder Thronfolgestreit - Die Wahl der Mittel: Unterschied zwischen den Versionen

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verwehrten Dorrim Jahr für Jahr die nötigen Mittel, da diese für die Instandsetzung der [[wikav:Via Ferra|Via Ferra]] nötiger gebraucht wurden.“<br.>Frylinde machte eine Pause. Ihr Blick schweifte ins Leere, offensichtlich versuchte sie Erinnerungen an Bernhelm und bessere Tage zur Seite zu schieben.<br.>Dann fuhr sie fort: „Drei Hemmnisse sehe ich: Erstens weiß Angrond um diese Schwachstelle seiner Burg. Zweitens müssten die Angreifer, bevor sie an der Bresche wären, eine gut 50 Schritt hohe, äußerst steile Felswand hinaufklettern, an der nur wenige Vorsprünge und Wurzeln Halt bieten. Drittens wäre ein Sturmtrupp, selbst wenn alles gelingen würde, danach nur in der Vorburg.“<br.>Frylinde ging einen Schritt vom improvisierten Kartentisch zurück überließ den militärisch Gebildeten das Feld. Sie wandte sich an den Baron zu Sindelsaum:<br.>„Hochgeboren, auf eine eben von Euch gemachte Bemerkung sollten wir bei Gelegenheit und einem Glas Wein oder einer Tasse Tee noch einmal näher eingehen: Ihr machtet am Rande darauf aufmerksam, dass Erde – also elementarer Humus – [[wikav:Rotze|Rotzenkugeln]] – also elementares Erz – viel besser absorbiert als Steinmauern – ebenso elementares Erz. Das ist aus magietheoretischer Sicht äußerst spannend, ich dachte noch nie darüber nach. Die übliche Lehre, wie etwa von [[wikav:Paramanthus von Havena|Paramanthus von Havena]] und seinen Schülern vertreten, geht davon aus, dass Erz als härtestes aller Elemente grundsätzlich am besten gegen alle anderen Elemente abschirmt – die beiden Ausnahmen, dass der beste Schutz gegen Feuer Wasser ist, und auch die Kälte des Eises durch das Erz hindurchdringt, sind alchimistisch recht gut erklärbar, ich erwähne nur das Stichwort der
 
verwehrten Dorrim Jahr für Jahr die nötigen Mittel, da diese für die Instandsetzung der [[wikav:Via Ferra|Via Ferra]] nötiger gebraucht wurden.“<br.>Frylinde machte eine Pause. Ihr Blick schweifte ins Leere, offensichtlich versuchte sie Erinnerungen an Bernhelm und bessere Tage zur Seite zu schieben.<br.>Dann fuhr sie fort: „Drei Hemmnisse sehe ich: Erstens weiß Angrond um diese Schwachstelle seiner Burg. Zweitens müssten die Angreifer, bevor sie an der Bresche wären, eine gut 50 Schritt hohe, äußerst steile Felswand hinaufklettern, an der nur wenige Vorsprünge und Wurzeln Halt bieten. Drittens wäre ein Sturmtrupp, selbst wenn alles gelingen würde, danach nur in der Vorburg.“<br.>Frylinde ging einen Schritt vom improvisierten Kartentisch zurück überließ den militärisch Gebildeten das Feld. Sie wandte sich an den Baron zu Sindelsaum:<br.>„Hochgeboren, auf eine eben von Euch gemachte Bemerkung sollten wir bei Gelegenheit und einem Glas Wein oder einer Tasse Tee noch einmal näher eingehen: Ihr machtet am Rande darauf aufmerksam, dass Erde – also elementarer Humus – [[wikav:Rotze|Rotzenkugeln]] – also elementares Erz – viel besser absorbiert als Steinmauern – ebenso elementares Erz. Das ist aus magietheoretischer Sicht äußerst spannend, ich dachte noch nie darüber nach. Die übliche Lehre, wie etwa von [[wikav:Paramanthus von Havena|Paramanthus von Havena]] und seinen Schülern vertreten, geht davon aus, dass Erz als härtestes aller Elemente grundsätzlich am besten gegen alle anderen Elemente abschirmt – die beiden Ausnahmen, dass der beste Schutz gegen Feuer Wasser ist, und auch die Kälte des Eises durch das Erz hindurchdringt, sind alchimistisch recht gut erklärbar, ich erwähne nur das Stichwort der
 
Sekundäraffinitäten. Nun behauptet Ihr aber, dass gegen Erz nicht das harte Element Erz am besten schirmt, wie ich es eigentlich immer annahm – man denke nur an das Stahlschwert und die gegen es schützende stählerne Rüstung –, sondern das deutlich weichere Element Humus.<br.>Welche elementare Eigenschaft des Humus absorbiert die Festigkeit und Undurchdringlichkeit des Erzes? Ist es seine Kerneigenschaft, das Leben, das gegen das unbelebte Erz schützt? Hat es etwas mit dem interessanten naturphilosophischen Phänomen zu tun, dass selbst feinste Wurzeln härtesten Fels sprengen können – wobei ich hier immer das Zusammenspiel des Humus mit dem Wasser und dem Eis betonen möchte. Wisst Ihr zufällig näheres über den von Euch
 
Sekundäraffinitäten. Nun behauptet Ihr aber, dass gegen Erz nicht das harte Element Erz am besten schirmt, wie ich es eigentlich immer annahm – man denke nur an das Stahlschwert und die gegen es schützende stählerne Rüstung –, sondern das deutlich weichere Element Humus.<br.>Welche elementare Eigenschaft des Humus absorbiert die Festigkeit und Undurchdringlichkeit des Erzes? Ist es seine Kerneigenschaft, das Leben, das gegen das unbelebte Erz schützt? Hat es etwas mit dem interessanten naturphilosophischen Phänomen zu tun, dass selbst feinste Wurzeln härtesten Fels sprengen können – wobei ich hier immer das Zusammenspiel des Humus mit dem Wasser und dem Eis betonen möchte. Wisst Ihr zufällig näheres über den von Euch
angesprochenen Zusammenhang? Gibt es darüber gar theoretische Schriften? Ich könnte mir vorstellen, dass die [[wikav:Halle des Quecksilbers|Akademie zu Festum]] hierzu Forschungen unternahm. Ist Eure These empirisch abgesichert? Habt Ihr selbst gar Forschungen unternommen, oder handelt es sich vielmehr um eine Arbeitshypothese? Ihr habt mein Interesse geweckt! Vielleicht sollten wir über ein entsprechendes Symposium im [[Salmingen|Salminger]] [[Hesinde]]tempel nachdenken, Ihre Hochwürden [[Sephira Birninger|Sephira]] wäre sicherlich davon angetan!“<br.>Erlan blickte sowohl Finoa, als auch Rajodan nachdenklich an. Beide waren aus
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angesprochenen Zusammenhang? Gibt es darüber gar theoretische Schriften? Ich könnte mir vorstellen, dass die [[wikav:Halle des Quecksilbers|Akademie zu Festum]] hierzu Forschungen unternahm. Ist Eure These empirisch abgesichert? Habt Ihr selbst gar Forschungen unternommen, oder handelt es sich vielmehr um eine Arbeitshypothese? Ihr habt mein Interesse geweckt! Vielleicht sollten wir über ein entsprechendes Symposium im [[Salmingen|Salminger]] [[Hesinde]]tempel nachdenken, Ihre Hochwürden [[Sephira Birninger|Sephira]] wäre sicherlich davon angetan!“<br.>Erlan blickte sowohl Finoa, als auch Rajodan nachdenklich an. Beide waren aus seiner Sicht merkwürdige Verbündete. Die eine psychisch instabil und der andere ein kühler und gnadenlosen Schacherer.<br.>Frylindes Worten lauschte er aufmerksam.<br.>„Natürlich werden wir nicht die ganze Burg einebnen, sondern gezielt Breschen schlagen. Ich muss jedoch darauf bestehen, zu Beginn die feindliche Rotze auszuschalten. Der Geschützturm mag zu massiv sein, doch wird es dort drinnen verdammt ungemütlich, wenn wir ihnen ein paar Feuertöpfe auf das Dach schießen. Diesen schwachen Mauerabschnitt einzuschießen halte ich nur bedingt für eine gute Idee. Der Aufstieg über die Felswand ist zu lang, als dass es gut gelingen kann.<br.>Stattdessen empfehle ich das Tor einzuschießen und das Torhaus ebenfalls unbrauchbar zu machen. Auch hier wird der Sturm einige Leben kosten, aber nicht so viele wie ein Sturmangriff ohne jede Vorarbeit. Unter der Deckung von Armbrustern und Geschützmannschaften wird der Sturm auch weniger Leben kosten. Es ist jedoch zu überlegen, ob wir die schwache Mauer dennoch einschießen sollen, schlicht um den Feind zu täuschen und durch einen Scheinangriff abzulenken. Dabei könnten wir zu Beginn ersteinmal scheinbar unkoordiniert die Burg beschießen und uns dann auf die Mauer
seiner Sicht merkwürdige Verbündete. Die eine psychisch instabil und der andere ein kühler und
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konzentrieren. Mit einigen wenigen Salven wäre das Torhaus dann sturmreif und wir würden die schwachen Kräfte Angronds weiter aufspalten.<br.>
gnadenlosen Schacherer. Frylindes Worten lauschte er aufmerksam. „Natürlich werden wir nicht
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Bezüglich eurem wissenschaftlichen Interesse, so verweise ich auf die praktischen Erfahrungen der [[Angbarer Sappeure]] und zahlreiche interessante Überlegungen in Murgim Kupferblatts Buch, doch dies lässt sich wohl wirklich besser in kleiner Runde besprechen. Ich möchte aber Angrond dennoch zumindest davon überzeugen, dass er die Zivilisten aus der Burg lässt. Zum einen schonen wir so viele Leben, und zum anderen wird diese ritterliche
die ganze Burg einebnen, sondern gezielt Breschen schlagen. Ich muss jedoch darauf bestehen zu
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Geste unserer Ehre zuträglich sein. Wenn er schon nicht Herolden reden will, dann vielleicht mit einem Baron. Ich werde selbst zu ihm gehen.“<br.>Erlan verstummte und lies die Mitteilung sacken.<br.>Aus Rajodans Sicht war die Zeit des Redens vorbei, es musste gehandelt werden. Hagen und Angrond hatten dafür zwei Jahre zeit gehabt. Angrond hatte zudem das erste Gespräch abgelehnt. Was mehr?<br.>Wieder hatte der Eisenteiner in Erlans Ausführung nur die Worte „Verhandeln“ und „Aufschieben“ herausgehört. Obgleich der Sindelsaumer von Sturmangriffen sprach, so klang es in des Eisensteiners Ohren nicht danach, als wolle der Koscher dies entschlossen genug. Wohl lag im mehr daran, das Leben der Gemeinen zu schonen,
Beginn die feindliche Rotze auszuschalten. Der Geschützturm mag zu massiv sein, doch wird es
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als das eigentlich Ziel konsequent zu verfolgen.<br.>„Wie viel Bedenkzeit wollt ihr Angrond geben, sich zu entscheiden ob er Euch empfängt oder Eure noch nicht erkennbaren Schanzarbeiten bewundern darf, ehe Ihr mit der Umsetzung des Planes beginnen wollt? Und wie lange, meint Ihr, wird die Vorbereitung des Angriffes dauern?“<br.>Ohnehin würde beides in Rajodans Augen zu lange dauern und Zeitverschwendungen sein. Seine Worte klangen demnach auch mehr missbilligend als das sie eine genaue Antwort erwarteten.<br.>Gemessen an den Wetterverhältnissen würde sich das Ganze vermutlich auch deutlich hinziehen. Schon zur Belagerung der Burg Draustein hatte sich gezegt, dass einer der stärksten Verbündeten der Rebellen der albernische Regen war. Auch hier konnte sich das Wetter im Boronmond als Nachteil erweisen und sowohl Feuertöpfen als auch Schanzarbeiten den
dort drinnen verdammt ungmütlich, wenn wir ihnen ein paar Feuertöpfe auf das Dach schießen.
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Schrecken nehmen, und Rotzen schnell unbrauchbar machen.<br.>Nur Frydlinde sah den blanker Hass in Fionas Augen, sowie die Hand, die auf halbem Wege zum Dolch verharrte und nur mühsam wieder gesenkt wurde. Langsam entfernte sich Fiona aus dem Mittelpunkt der Versammlung, lehnte sich wieder an eine Zeltstange und rollte mit zitternden Fingern ein neues Mohacca-Stäbchen.<br.>Unverständliche und unangemessene Reaktionen von wenig von Hesinde gesegneten Standesgenossen waren Frylinde nichts Neues, dies war seit Jahrhunderten das Schicksal des bildungsbeflissenen Hauses Salmingen. Sie entschied sich, die junge Tandoscherin möglichst zu ignorieren.<br.>Was auch immer Fiona in [[Tobrien]] erlebt haben mochte – es rechtfertige
Diesen schwachen Mauerabschnitt einzuschießen halte ich nur bedingt für eine gute Idee. Der
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wohl kaum das Verlieren der Contenance. Was sollte sie, Frylinde, da sagen, deren Familie in Tobrien [[1019]] BF eine ganze [[Baruns Pappel|Baronie]] verloren hatte? Sie, Frylinde, deren Stieftochter seit der [[Schlacht an der Trollpforte|Trollpfortenschlacht]] als verschollen galt – und die dort hoffentlich den Tod gefunden hatte, wo doch viel Schlimmeres denkbar war? Sie, Frylinde, deren geliebter Bruder beim Angriff [[wikav:Galotta|Galottas]] in den Trümmern des Kaiserpalastes zu Gareth sein Leben gelassen hatte? Und nicht zuletzt Sie, Frylinde, deren [[Charissia von Salmingen|Zwillingsschwester]] eine finstere [[wikav:Borbarad|borbaradianische]] Schurkin war und den halben Kosch verheert hatte – und anschließend auch noch in den Tod ihres geliebten Gatten Bernhelm verwickelt war?<br.>Sie, Frylinde, deren Stammlehen im DSA-Computerspiel „[[Drakensang]]“ verwurstet wurde?<br.>Wer hatte wohl mehr unter den Ereignissen der letzten Jahre gelitten? Wer hatte mehr verloren?<br.>Eine unbeherrschte junge Frau aus einer Flusspiratenfamilie, die womöglich Dinge mit eigenen Augen gesehen und erlebt hatte, die ihr beschränkter Verstand und ihr nicht sehr tiefgründiges Wissen vom Wesen der Welt nicht zu verarbeiten in der Lage war?<br.>Oder sie, die Hochadlige aus ältestem Hause, die aufgrund der Untaten Charissias den Sturz ihres von den Zwölfen gesegneten, uralten Hauses in den tiefen und schmählichen Abgrund der Bedeutungslosigkeit nur mit größter Mühe und Opferbereitschaft – es war schließlich noch gar nicht abzusehen, wie viele Leben es noch kosten würde, die Macht des Hauses Salmingen wieder zu konsolidieren – verhindern konnte?<br.>Nein, Fiona verstand nichts, und sie würde auch mit ihrem minderen Geist niemals verstehen können. Frylinde hoffte für Fiona, dass wenigsten ihre Seele in Tobrien so wenig Schaden genommen haben mochte, dass ihr Aufstieg nach [[wikav:Alveran|Alveran]], wenn der Tag dazu dereinst kommen würde, nicht gefährdet sei. Die [[wikav:Seelenmühle|Seelenmühle]] hatte Fiona – bei allen ihren Mängeln – nicht verdient.<br.>Frylinde war Fiona einen mitleidigen Blick zu. Dieses Mädchen schmückte sich in seiner Dumpfheit mit Kor-Emblemen und wusste sicherlich nichts von der finsteren, nach Menschenblut dürstenden echsischen Entität [[wikav:Kor|Kr’Thon’Chh]], dessen altechsisches Schriftzeichen schon frösteln ließ, selbst wenn man es nur als Kopie des Festumer Saurologen
Aufstieg über die Felswand ist zu lang, als dass es gut gelingen kann. Stattdessen empfehle ich
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[[wikav:Rakorium Muntagonus|Rakorium Muntagonus]] betrachtete.
das Tor einzuschießen und das Torhaus ebenfalls unbrauchbar zu machen. Auch hier wird der
 
Sturm einige Leben kosten, aber nicht so viele wie ein Sturmangriff, ohne jede Vorarbeit. Unter
 
der Deckung von Armbrustern und Geschützmannschaften wird der Sturm auch weniger Leben
 
kosten. Es ist jedoch zu überlegen, ob wir die schwache Mauer dennoch einschießen sollen,
 
schlicht um den Feind zu täuschen und durch einen Scheinangriff abzulenken. Dabei könnten wir
 
zu Beginn ersteinmal scheinbar unkoordiniert die Burg beschießen und uns dann auf die Mauer
 
konzentrieren. Mit einigen wenigen Salven wäre das Torhaus dann sturmreif und wir würden die
 
schwachen Kräfte Angronds weiter aufspalten.
 
 
 
Bezüglich eurem wissenschaftlichen Interesse, so verweise ich auf die praktischen
 
Erfahrungen der Angbarer Sappeure und zahlreiche interessante Überlegungen in Murgim
 
Kupferblatts Buch, doch dies lässt sich wohl wirklich besser in kleiner Runde besprechen.
 
Ich möchte aber Angrond dennoch zumindest davon überzeugen, dass er die Zivilisten aus
 
der Burg lässt. Zum einen schonen wir so viele Leben und zum anderen wird diese ritterliche
 
Geste unserer Ehre zuträglich sein. Wenn er schon nicht Herolden reden will, dann vielleicht mit
 
einem Baron. Ich werde selbst zu ihm gehen.“
 
Erlan verstummte und lies die Mitteilung sacken.
 
 
 
Aus Rajodans Sicht war die Zeit des Redens vorbei, es musste
 
gehandelt werden. Hagen und Angrond hatten dafür zwei Jahre zeit gehabt. Angrond hatte zudem
 
das erste Gespräch abgelehnt. Was mehr? Wieder hatte der Eisenteiner in Erlans Ausführung nur
 
die Worte „Verhandeln“ und „Aufschieben“ herausgehört. Obgleich der Sindelsaumer von
 
Sturmangriffen sprach, so klang es in des Eisensteiners Ohren nicht danach als wollte der
 
Koscher dies entschlossen genug. Wohl lag im mehr daran das Leben der Gemeinen zu schonen,
 
als das eigentlich Ziel konsequent zu verfolgen.
 
 
 
„Wie viel Bedenkzeit wollt ihr Angrond geben, sich zu entscheiden ob er Euch empfängt
 
oder Eure noch nicht erkennbaren Schanzarbeiten bewundern darf, ehe Ihr mit der Umsetzung
 
des Planes beginnen wollt? Und wie lange meint Ihr wird die Vorbereitung des Angriffes
 
dauern?“ Ohnehin würde beides in Rajodans Augen zu lange dauern und Zeitverschwendungen
 
sein. Seine Worte klangen demnach auch mehr missbilligend als das sie eine genaue Antwort
 
erwarteten. Gemäßen an den Wetterverhältnissen würde sich das Ganze vermutlich auch deutlich
 
hinziehen. Schon zur Belagerung der Burg Draustein hatte sich gezeigt, dass einer der stärksten
 
Verbündeten der Rebellen der albernische Regen war. Auch hier konnte sich das Wetter im
 
Boronmond als Nachteil erweisen und sowohl Feuertöpfen als auch Schanzarbeiten den
 
Schrecken nehmen und Rotzen schnell unbrauchbar machen.
 
 
 
Nur Frydlinde sah den blanker Hass in Fionas Augen, sowie die Hand, die auf
 
halbem Wege zum Dolch verharrte die Hand und nur mühsam wieder gesenkt wurde. Langsam
 
entfernte sich Fiona aus dem Mittelpunkt der Versammlung, lehnte sich wieder an eine
 
Zeltstange und rollte mit zitternden Fingern ein neues Mohaha-Stäbchen.
 
 
 
Unverständliche und unangemessene Reaktionen von wenig von Hesinde
 
gesegneten Standesgenossen waren Frylinde nichts Neues, dies war seit Jahrhunderten das
 
Schicksal des bildungsbeflissenen Hauses Salmingen. Sie entschied sich, die junge Tandoscherin
 
möglichst zu ignorieren. Was auch immer Fiona in Tobrien erlebt haben mochte – es rechtfertige
 
wohl kaum das Verlieren der Contenance. Was sollte sie, Frylinde, da sagen, deren Familie in
 
Tobrien 1019 BF eine ganze Baronie verloren hatte? Sie, Frylinde, deren Stieftochter seit der
 
Trollpfortenschlacht als verschollen galt – und die dort hoffentlich den Tod gefunden hatte, wo
 
doch viel Schlimmeres denkbar war? Sie, Frylinde, deren geliebter Bruder beim Angriff Galottas
 
in den Trümmern des Kaiserpalastes zu Gareth sein Leben gelassen hatte? Und nicht zuletzt Sie,
 
Frylinde, deren Zwillingsschwester eine finstere borbaradianische Schurkin war und den halben
 
Kosch verheert hatte – und anschließend auch noch in den Tod ihres geliebten Gatten Bernhelm
 
verwickelt war? Sie, Frylinde, deren Stammlehen im DSA-Computerspiel „Drakensang“
 
verwurstet wurde?
 
 
 
Wer hatte wohl mehr unter den Ereignissen der letzten Jahre gelitten? Wer hatte mehr
 
verloren? Eine unbeherrschte junge Frau aus einer Flusspiratenfamilie, die womöglich Dinge mit
 
eigenen Augen gesehen und erlebt hatte, die ihr beschränkter Verstand und ihr nicht sehr
 
tiefgründiges Wissen vom Wesen der Welt nicht zu verarbeiten in der Lage war? Oder sie, die
 
Hochadlige aus ältestem Hause, die aufgrund der Untaten Charissias den Sturz ihres von den
 
Zwölfen gesegneten, uralten Hauses in den tiefen und schmählichen Abgrund der
 
Bedeutungslosigkeit nur mit größter Mühe und Opferbereitschaft – es war schließlich noch gar
 
nicht abzusehen, wie viele Leben es noch kosten würde, die Macht des Hauses Salmingen wieder
 
zu konsolidieren – verhindern konnte? Nein, Fiona verstand nichts, und sie würde auch mit ihrem
 
minderen Geist niemals verstehen können. Frylinde hoffte für Fiona, dass wenigsten ihre Seele in
 
Tobrien so wenig Schaden genommen haben mochte, dass ihr Aufstieg nach Alveran, wenn der
 
Tag dazu dereinst kommen würde, nicht gefährdet sei. Die Seelenmühle hatte Fiona – bei allen
 
ihren Mängeln – nicht verdient. Frylinde war Fiona einen mitleidigen Blick zu. Dieses Mädchen
 
schmückte sich in seiner Dumpfheit mit Kor-Emblemen und wusste sicherlich nichts von der
 
finsteren, nach Menschenblut dürstenden echsischen Entität Kr’Thon’Chh, dessen altechsisches
 
Schriftzeichen schon frösteln ließ, selbst wenn man es nur als Kopie des Festumer Saurologen
 
Rakorium Muntagonus betrachtete.
 
  
 
Jemand anderes, der nichts von der Echsengottheit Kr’Thon’Chh wusste, ergriff das Wort:
 
Jemand anderes, der nichts von der Echsengottheit Kr’Thon’Chh wusste, ergriff das Wort:

Version vom 16. April 2012, 10:33 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"