Der Bauer und die Fürstin

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Ausgabe Nummer 31 - 1024 BF

Aus Koscher Sagenwelt: Der Bauer und die Fürstin

Als Garethia, die Tochter Baduars, noch jung war, der schien ihr die Fürstenburg1 zu eng und trostlos. Es lockte sie viel mehr die Pracht von Gareths Saal, der Reichtum und der Glanz am Hofe Rauls des Großen.

„Doch bin ich dazu auserkoren, über dieses Bauernvolk zu herrschen, das morgens seine Kühe auf die Weide treibt und abends seinen Bierkrug füllt. Kein Heldenlied, nur das Geläut der Herdenglocken dringt durch diese Täler!“ So sprach die Prinzeß oft zu den Gefährtinnen.

Das hört einmal auch ihr Vater, der große Fürst und Marschall des Reiches, und er ergrimmte den wackeren Helden, wie seine Tochter über ihre Heimat dachte. Da sagte er zu ihr: „Tochter, schwinge dich aufs Pferd und reite nordwärts in die Berge, bis du am Abend auf Menschen triffst. Dort suche Gastung.“

Garethia gehorchte und ließ ihren Rapphengst satteln. Gemeinsam mit dreien ihrer Jungfern flog sie durch den grünen Tann gen Mitternacht. Als Praios sein Auge hinter den Gipfeln bar, da kamen sie in freies Gelände und fanden einen kleinen Gutshof, von blühenden Feldern umgeben. Sie stiegen ab und baten um Aufnahme, was ihnen der fromme Katner in Travias Namen gern gewährte. Eine der Reiterinnen aber gebot ihm: „Alter, dies ist des Fürsten Tochter, die dein Haus beehrt. Bringe ihr das Beste zu speisen, was deine Kammer bietet!“

Da reichte der Hausherr der Prinzessin einen Krieg schneeweißer Milch und einen Laib von duftend frischem Brot. Garethia aber warf einen verächtlichen Blick darauf und sprach: „Du wagst es, mir nichts Besseres als dies hier aufzutischen? Achtest du so wenig deine Herrin?“

Der alte Bauer aber blickte der jungen Fürstin in die Augen und erwiderte: „Verzeih mir, Herrin, nicht kränken wollte ich dich, sondern ehren. Das Brot, das ich dir reichte, ist die Frucht von vielen Monden Arbeit: man muß den Acker pflügen, säen, wässern, schließlich ernten, dreschen, mahlen, backen, bis man essen kann. Aber es ist mein eignes kleines Stückchen Land, das schon meine Väter bestellten. Und die Milch hat meine Kuh gegeben, die einzige, die ich besitze; sie nährte sieben Kinder damit wie eine gute Mutter, und sie sind groß und stark geworden, um einmal von mir den Hof zu übernehmen wie ich von meinem Vater. Nun sag mir, Herrin, wenn ich auch der Kaiser selber wäre und dich an eine reiche Tafel lüde: was könnte ich dir Wertvolleres vorsetzen als das?“

Frau Garethia blickte ihn mit großen Augen lange an. Als er geendet, nahm sie die Speise, sprach ein Gebet an Travia und Peraine, schenkte ein und verteilte das Brot an ihre Begleiterinnen. Dann aßen sie schweigend, und kein Braten von goldenen Tellern hatte ihr jemals so gemundet wie diese schlichte, reine Speide ihres frommen Landmannes.

Wolfhardt von der Wiesen

1 - Oftmals steht hier der Name Fürstenhort, doch ist dies offenkundig falsch. So trutzig und altertümlich die Feste auf Greings Klamm heuer scheint, wurde sie doch erst von Fürst Halmdahl dem Keiler nach seinem Sieg über den Drachen errichtet.