Alagrimm 4: „Dem Grafen und der Gräfin treu“: Unterschied zwischen den Versionen

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Deswegen aber ruhte die Arbeit nicht, die Albuminer schafften wacker auf ihren Feldern, im Wald und in den Werkstätten. Nur [[Gelphardt von Stolzenburg]], Gräflicher Waffenmeister und seit mehr denn zehn Götterläufen Vogt der Baronie, stand auf dem Wehrgang, spähte sorgenvoll ins Gebirge und erwog, alsbald einen Boten zum Grafen auf die [[Angenburg]] zu schicken. Der junge Graf war sich der Feuer gewiss schon gewahr und handelte bereits, wie es seine Art war. Zusammen mit ihm hatte Gelphardt der geheimnisvollen Wolfsplage im Wengenholmschen ein Ende gemacht und sich jüngst erneut auf die Suche nach dem grauenhaften und listigen Oger [[Goro]] gemacht, der seit Jahren in den Wäldern sein Unwesen trieb und auch vor einem Angriff auf Begleiter des Prinzen [[Edelbrecht vom Eberstamm|Edelbrecht]] nicht zurückgeschreckt hatte. Statt des gefürchteten Ogers waren den Gräflichen freilich nur zwei verlotterte Goblin-Halunken in die Hände gefallen, die nun im Albuminer Kerker schmachteten.
 
Deswegen aber ruhte die Arbeit nicht, die Albuminer schafften wacker auf ihren Feldern, im Wald und in den Werkstätten. Nur [[Gelphardt von Stolzenburg]], Gräflicher Waffenmeister und seit mehr denn zehn Götterläufen Vogt der Baronie, stand auf dem Wehrgang, spähte sorgenvoll ins Gebirge und erwog, alsbald einen Boten zum Grafen auf die [[Angenburg]] zu schicken. Der junge Graf war sich der Feuer gewiss schon gewahr und handelte bereits, wie es seine Art war. Zusammen mit ihm hatte Gelphardt der geheimnisvollen Wolfsplage im Wengenholmschen ein Ende gemacht und sich jüngst erneut auf die Suche nach dem grauenhaften und listigen Oger [[Goro]] gemacht, der seit Jahren in den Wäldern sein Unwesen trieb und auch vor einem Angriff auf Begleiter des Prinzen [[Edelbrecht vom Eberstamm|Edelbrecht]] nicht zurückgeschreckt hatte. Statt des gefürchteten Ogers waren den Gräflichen freilich nur zwei verlotterte Goblin-Halunken in die Hände gefallen, die nun im Albuminer Kerker schmachteten.
 
An [[Goro]] dachte Vogt Gelphardt wohl auch zunächst, als mit einem Mal vom Rande des Ortes aufgeregte Rufe herüberschallten.  Als er aber sah, wer da aus dem Schatten des Waldes trat, da mochte ihm der Atem gestockt haben. In lockeren Reihen näherten sich von allen Seiten dutzende von Kriegsleuten dem Ort, doch ohne Zeichen von Angriffslust oder Hast. Ihr Banner aber trug das Wappen Albumins, und daneben ritt ihr Anführer – [[Ulfing von Jergenquell]]. Er gebärdete sich geradezu wie ein Herr, der nach Jahren aus der Fremde in die Heimat zurückgekehrt. Nur vereinzelt aber riefen die Albuminer aber «Hoch» oder «Der Baron!», die allermeisten blieben stumm und blickten offenen Mundes auf den Einmarsch der Meute. Kaum eine Handvoll von Ulfings Gefolgsleuten kannten sie aus alter Zeit als Nachbarn, Freunde oder Anverwandte, die mit Jergenquell verschwunden waren. Grobgesichtige Söldlinge, fremdes Zwergenvolk und zum größtenteils schlichte Wegelagerer waren die übrigen, die großspurig grinsten und dem Jungvolk des Dorfes lüsterne Blicke zuwarfen.<br/>
 
An [[Goro]] dachte Vogt Gelphardt wohl auch zunächst, als mit einem Mal vom Rande des Ortes aufgeregte Rufe herüberschallten.  Als er aber sah, wer da aus dem Schatten des Waldes trat, da mochte ihm der Atem gestockt haben. In lockeren Reihen näherten sich von allen Seiten dutzende von Kriegsleuten dem Ort, doch ohne Zeichen von Angriffslust oder Hast. Ihr Banner aber trug das Wappen Albumins, und daneben ritt ihr Anführer – [[Ulfing von Jergenquell]]. Er gebärdete sich geradezu wie ein Herr, der nach Jahren aus der Fremde in die Heimat zurückgekehrt. Nur vereinzelt aber riefen die Albuminer aber «Hoch» oder «Der Baron!», die allermeisten blieben stumm und blickten offenen Mundes auf den Einmarsch der Meute. Kaum eine Handvoll von Ulfings Gefolgsleuten kannten sie aus alter Zeit als Nachbarn, Freunde oder Anverwandte, die mit Jergenquell verschwunden waren. Grobgesichtige Söldlinge, fremdes Zwergenvolk und zum größtenteils schlichte Wegelagerer waren die übrigen, die großspurig grinsten und dem Jungvolk des Dorfes lüsterne Blicke zuwarfen.<br/>
In aller Eile hatte Vogt das Burgtor schließen lassen und zu den Waffen gerufen, während es sich die Gesetzlosen im Ort bequem machten. Doch rechte Feierstimmung mochte nicht aufkommen: Wenn auch die Albuminer von alters her treu zum [[Haus Jergenquell|Hause Jergenquell]] standen und mancher den Leuten Ulfings Hilfe geleistet, so hatten die allermeisten doch in den vergangenen Jahren vor allem von den Räuberstücken Jergenquell vernommen und sich an den Vogt und seine Gräflichen Bergjäger gewöhnt. Die Mienen der Dörfler versteinerten, als Ulfing Leute über zwei Frauen des Wengenholmer Kriegshaufens herfielen, die sie im Dorf ergriffen hatten, und der selbst ernannte Baron zwei Albuminer als Verräter aufknüpfen ließ.
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In aller Eile hatte Vogt das Burgtor schließen lassen und zu den Waffen gerufen, während es sich die Gesetzlosen im Ort bequem machten. Doch rechte Feierstimmung mochte nicht aufkommen: Wenn auch die Albuminer von alters her treu zum [[Haus Jergenquell|Hause Jergenquell]] standen und mancher den Leuten Ulfings Hilfe geleistet, so hatten die allermeisten doch in den vergangenen Jahren vor allem von den Räuberstücken Jergenquell vernommen und sich an den Vogt und seine Gräflichen Bergjäger und die [[Muntere Breitäxte|Söldlinge der Breitäxte]] gewöhnt. Die Mienen der Dörfler versteinerten, als Ulfing Leute über zwei Frauen des Wengenholmer Kriegshaufens herfielen, die sie im Dorf ergriffen hatten, und der selbst ernannte Baron zwei Albuminer als Verräter aufknüpfen ließ.
 
Vogt Gelphardt suchte darauf sein Heil in einem eiligen Ausfall – «Im Namen Wengenholms – und des Reiches!» Für eine Baronsburg hielt [[Albumin]] noch immer eine stattliche Besatzung, doch war die gräfliche Wehr den Gesetzlichen an Zahl deutlich unterlegen. Zwar konnten gedeckt durch den Ausfall einige Albuminer in die Burg flüchten, doch sobald die Geächteten zum Gegenangriff ansetzen, mussten sich auch die Gräflichen in die Burg zurückziehen, wollten sie nicht niedergemacht werden. Zumindest die Feste wollte Vogt Gelphardt nicht ein zweites Mal an Jergenquell verlieren*.<br/>
 
Vogt Gelphardt suchte darauf sein Heil in einem eiligen Ausfall – «Im Namen Wengenholms – und des Reiches!» Für eine Baronsburg hielt [[Albumin]] noch immer eine stattliche Besatzung, doch war die gräfliche Wehr den Gesetzlichen an Zahl deutlich unterlegen. Zwar konnten gedeckt durch den Ausfall einige Albuminer in die Burg flüchten, doch sobald die Geächteten zum Gegenangriff ansetzen, mussten sich auch die Gräflichen in die Burg zurückziehen, wollten sie nicht niedergemacht werden. Zumindest die Feste wollte Vogt Gelphardt nicht ein zweites Mal an Jergenquell verlieren*.<br/>
 
[[Ulfing von Jergenquell]] aber hatte wohl auch dies erwartet, und was nun folgte, ist eine Geschichte vergeblicher Tapferkeit, traurig und schnell erzählt. «Sagt Euch los, schwört mir die Treue, und ich mag Euch schonen, Stolzenburg», höhnte der Geächtete. «Wenn Ihr aber ein Knecht Wengenholms bleiben wollt, dann wird es Euch wie ihm gehen – Ihr sterbt!»  
 
[[Ulfing von Jergenquell]] aber hatte wohl auch dies erwartet, und was nun folgte, ist eine Geschichte vergeblicher Tapferkeit, traurig und schnell erzählt. «Sagt Euch los, schwört mir die Treue, und ich mag Euch schonen, Stolzenburg», höhnte der Geächtete. «Wenn Ihr aber ein Knecht Wengenholms bleiben wollt, dann wird es Euch wie ihm gehen – Ihr sterbt!»  

Version vom 9. Februar 2009, 00:27 Uhr

Vom Fall der Angenburg und Albumins