Moorbrücker Inspektionsreise - Klammwinkel
Reisebericht des Kuniswart vom Eberstamm aus Klammwinkel (Ingerimm 1041):
„Die zweite Station auf unserer Reise durch :Moorbrück war der Weiler Klammwinkel, der einst durch den Ritter Grimm Goldmund von Koschtal gegründet wurde. Trotz des trist klingenden Namens schien die Ortschaft recht gut zu gedeihen, was aber wohl mehr der Tatkraft der Bewohner denn jener des Lehnsnehmers geschuldet ist.
Schon bei der Ankunft beklagte der mitgereiste Vogt Morwald Gerling das lange Schweigen des Ritters, was dieser wortreich sowohl mit seinen zahlreichen Verpflichtungen innerhalb der Siedlung entschuldigte als auch der jahrelangen Suche nach dem Familienschwert, das seinerzeit ausgerechnet bei der Besichtigung der Siedlungsplätze im Sumpf verloren gegangen war. Besonders entschlussfreudig schien Ritter Grimm hingegen nicht zu sein – die Häuser seiner Siedler schienen von gutem Zustand, sein eigenes Wohnhaus hingegen nicht. Und obschon der Ritter sich wohl mit vielen Plänen für die Zukunft Klammwinkels trug, schien er noch nicht allzu viel davon umgesetzt zu haben. Eine Straße gen Neuvaloor – ein höchst sinnvolles Projekt, wie wir nach unserer eigenen Reise nur betonen können – ist zwar begonnen, doch auf Klammwinkeler Seite endet der aus Holzbohlen und Kies gebaute Weg nach nur fünfzig Schritten auf einer leidlich trockenen Wiese und ist dem Verfall preisgegeben. Das gleiche gilt für den Schrein der Tsa, und der zuständige Geweihte hat den Ort, den Regeln seiner Kirche folgend, schon vor Jahren verlassen.
So scheint es, dass es die Siedler selbst sind, welche das Gedeihen Klammwinkels sicherstellen. Ritter Grimm hilft zwar, wo er kann, doch die Zügel scheint eher ein dreiköpfiger Ältestenrat der ehemals Wengenholmer Familien in der Hand zu halten, der die Arbeiten in der Vergangenheit recht erfolgreich koordiniert hat. Regelmäßigen Kontakt zu den Nachbarsiedlungen scheint es ebenfalls zu geben, wenngleich einige Siedler sich über das Verhalten des weiter rahjawärts ansässigen Ritters Grobhand von Koschtal besorgt äußerten. Offenbar empfange der den seltenen Besuch aus Klammwinkel stets mit Stirnrunzeln und missmutigem Gebrumm, wohl der alten Fehde der beiden Koschtaler Häuser geschuldet. Offene Feindseligkeit, Travia sei´s gedankt, habe es aber bislang nicht gegeben, aber ebenso wenig eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit.
Die Felder Klammwinkels scheinen recht gute Erträge zu liefern, und man ist zuversichtlich, in der Zukunft den fälligen Zehnt liefern zu können, ohne selbst darben zu müssen. Sogar einen kleinen Stammtisch mit einem selbst gebrauten, wenngleich dünnen Bier hat man sich gegönnt, und der Zusammenhalt der Siedler scheint inzwischen vorbildlich zu sein. Trotz berichteter Streitereien in den der ersten Jahren hat man sich inzwischen zusammengerauft, denn die Leute haben verstanden, dass sie aufeinander angewiesen sind, wenn sie überleben wollen.
Sollten die anderen Siedlungen ebenso erfolgreich gewirtschaftet haben wie Klammwinkeler, bin ich guter Hoffnung, einen durchweg positiven Bericht über die durch den seligen Blasius veranlasste Erschließung des Sumpfes liefern zu können.