Gründerzeit
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Chronik
Der legendäre Admiral Sanin, der Erste seines Namens, war es, der auf seiner dritten Fahrt vom siebenwindigen Meer her den Großen Fluß befuhr und dabei viele Tagesreisen ins Innere des Landes vordrang. In seinen Logbüchern benannte er die Gebirgszüge zu beiden Seiten des Stromes und Felsklippen herinnen (Rabenfelsen, Drachenzahn, Blutfelsen und Haiflosse tragen ihre Namen noch heute), faßte das Ferdoker Landes und den Angbarer Sees in Worte. Und auch von den Zwergen schrieb er, „die jedoch weyt umgänglicher und freundlicher seyn als ihre groben Vettern aus den Amboss-Bergen.“
Eineinhalb Jahrtausende waren vergangen, ohne daß sich für die Angroschim etwas wirklich Bedeutsames ereignet hätte. Nach den Gipfeln, Tälern und Stollen des Dumrod Okosch waren nun auch die Hügellande rund um den saphirblauen See zur Heimstatt des Kleinen Volkes geworden. Denn die Zwerge hatten die Worte ihres ersten Bergkönigs Aswadur beherzigt, der den klugen Spruch getan hatte: „Dies Land hat uns gastfrei aufgenommen und auch über der Erde wurde uns Reichtum zuteil – darum laßt uns zukünftig nicht vergessen, das Leben unter der Sonne nicht notgedrungen schlechter sein muß als der Hader um Gold und Schätze in der Tiefe“.
Der von Sanin an der Rakulamündung zurückgelassene Vorposten verging im Ersten Zug der Oger, doch ob der günstigen Lage ward der Platz schon wenig später erneut von Menschen besiedelt. Den Pionieren Schutz und Wehr sein sollte eine Hundertschaft Speerträger, deren Hauptmann Carid hieß. Rasch wuchs Vadocia, denn von hier aus drangen die Güldenländer weiter ins aventurische Herzland vor. So erhielt der wenige Jahre nach seiner Gründung vom göttlichen Kaiser Belen-Horas das Stadtrecht verliehen, Hauptmann Carid gar ward zum Grafen ernannt. Doch unablässig mußten die Menschen mit Schwert und Beil wider Trolle und andere Finsterbrut fechten. So ist mit Recht zu bezweifeln, welch Fortgang die Geschichte genommen hätte, wenn die bosparanischen Siedler nicht starke und standhafte Bundesgenossen im Volk der Zwerge gewonnen hätten. Unter den Nachfahren jener Carids nämlich war einer, der als Knabe einmal von Zwergen aus bitterer Not errettet worden war und sich seither mit ihnen aufs beste verstand. Auch sein Name, Broderic, ist nicht dem Bosparano entnommen, sondern der, mit dem ihn die Zwerge in ihrer Sprache Rogolan nannten und die Runenstelen von Koschim es heute noch tun. Freundschaft mit den Zwergen
So war Broderic den Zwergen ein lieber Freund, und als er seinem Oheim Nitor als Graf nachfolgte, rief er Meister des kleinen Volkes in seine Stadt, daß sie ihm eine feine Feste bauten wider die Trolle und Oger und was da an schrecklichem Gezücht mehr lauerte in den wilden Land. Er war es auch, der noch im reifen Alter von 81 Sommern der zum Kaiser ins ferne Bosparan ritt (und Spott bei Hofe erntete, weil sein Roß ein stämmiges Pony war, doch das störte ihn wenig), als dessen Gesandte nach Jahren vergeblichen Handelns immer noch nicht mit den Zwergenkönigen einig geworden waren, wem fürderhin welches Land zu eigen sein sollte. Nach dem rührigen Appell des Grenzherrschers – und eingedenk der Botschaft um Botschaft über die Sturheit der Zwerge lamentierenden Gesandten – beschloß der Kaiser, seinen eben zum Manne gereiften Sohn zu entsenden, auf daß dieser mit den Zwergen einen geschwisterlichen Contract beschwöre. Da warf sich Broderic dem mächtigen Herrn zu Füßen und fleht ihn an, einen anderen Weg zu suchen.
Denn er wußte um die Sitten der Zwerge, daß nämlich der König unter dem Berg seit hundert und mehr Götterläufen schwerlich mit einem Menschenjüngling verhandeln könne. So kam es, daß der kaum 40jährige Kaiser seinen greisen Vasallen an Kindes statt annahm und dieser schließlich an seiner Statt den ersten Vertrag zwischen den Völkern siegelte. Allein, so hehr und wahrhaft der Wunsch nach Freundschaft war, noch herrschte Mißtrauen zwischen den Menschen und Zwergen. Wenig hätte gefehlt, und die schicksalhaften Ereignisse um die Wergenburg – deren Herr Aldiran der erste Mensch war, der von der Axt eines Koschzwergen starb – hätten die beiden Völker auf ewig entzweit, kaum daß der wackere Broderic nicht mehr war. Dem weisen Väterchen Angbarosch ist es zu danken, daß es nicht dazu kam und die Zwerge, die da fehl getan hatten, dies erkannten.
Fortan lebten die Völker in Frieden Seite an Seite, aber auch wenn es manchmal schien, als seien die Toten der Wergenburg vergessen, so war jene Schuld nicht abgetragen.
Broderics Sohn Carid II. schon war nun Herr über ein so mächtiges und wohlhabendes Land (denn die Berge waren von Ingerimm und die Täler und Auen von Peraine gesegnet), daß der Kaiser ihn darob zum Fürsten erhob, auf das er „klug und weise alles Landt zwischen Großem Fluß und den sich da erhebenden Gebirgen von Amboß und Kosch“ regieren möge.
Seiner Tochter Nïam der Kriegerischen wird zugeschrieben, lange vor jenem Bund der Achmadsunni eine Gefolgschaft berittener Kriegerinnen um sich versammelt zu haben, von der Ferdoker Gardistinnen heuer sagen, diese seien die ersten ihres Regiments gewesen. Doch mag es sein, daß sie schon unter Gorbonius Felshand nicht mehr bestand, allein, zu wenig wissen wir über ihn und die, die ihm folgten auf dem steinern Grafenthron der Feste zu Ferdok. Die Schatten drohen
Vom Götterlaufe 1607 an herrschte dorten der Fürst Pergrim, ein tüchtiger Herrscher, der allezeit Rodungen befahl, Weiler begründete und Minen errichten ließ. Endlich, im Jahre 1568, erhielt auch der Ort, an dem Hochkönig Angbarosch mit den Gesandten Kaiser Arns Rat hielt, die Rechte, einer Urbs libra zuerkannt, wie es im Bosparanischen Gesetzbuch hieß. Jener prosperierende Marktflecken – nach dem großen König Angbar geheißen – war zu jener Zeitpunkt bereits mehr den 2000 Seelen – Menschen und Zwergen – Heimat. An keinem Ort lebten und leben die beiden Völker in innigerer Verbundenheit; Bergbau, Handwerk und Handel bringen raschen Wohlstand in die Stadt am See.
Doch Pergrim war von rastlosen Geist. Bald nannte ihn das Volk den „Erkunder“, denn – gerade so, als laste ein Fluch auf ihn – drang er immer wieder in wilde und unerforschte Gebiete vor. Den magischen Sarindelwald der Feen und Hexen durchstreifte er, stieg bis in die entlegensten Gipfelregionen von Amboß und Kosch auf, erklomm schließlich gar den Firunszapfen, jenen Berg, wo dem die Alten bis dato sagten, daß er bis in den Himmel reiche und niemand ihn besteigen könne, ohne zu Eis zu gefrieren.
Dies aber sollte die letzte Tat des Fürsten gewesen sein, so wie er selbst der letzte Herrscher vor einer Zeit der Dunkelheit war. Sein Schicksal ist unbekannt – irgendwo im Süden der Provinz soll Pergrim plötzlich und ohne eine Spur auf mysteriöse Weise verschwunden sein – nicht einmal Sagen über seinen Tod sind überliefert.Zum „Marchio“ ward Baron Hadrik Tlarun ernannt, der kluge und volksnahe Haushofmeister des Fürsten. Düster nannten ihn die einen, vorrausschauend andere: Gleichsam als ahne er die von allen Seiten hereinbrechende Dunkelheit, ließ er viele Gebiete, die erst sein Vorgänger neu erschlossen hatte, brach liegen und begnügte sich, mit seinen Söldlingen allein die fruchtbaren Lande der Albenhuser Au schützen (das aber tat er gut).
Ereignisse
1865 v. H. Admiral Sanin erkundete den Großen Fluß und läßt einen Vorposten zurück – der Grundstein für das heutige Ferdok.
1864 v. H. Der Erste Zug der Oger vernichtet die unter Sanin zurückgelassenen bosparanischen Vorposten wieder.
1860 v. H. Gründung Ferdoks unter Graf Carid.
1800 – 1700 v. H. Gründungen von Drift, Nadoret, Wallerheim u. a. Siedlungen
- Die ersten Grafen von Ferdok
Hochkönig Angbarosch von Kosch legt die Landstreitigkeiten mit den Menschen vertraglich bei. Die Verhandlungen werden in einem kleinen Dorf am Seeufer geführt, das später seinen Namen tragen soll – Angbar.
Die Fürsten aus dem Hause Carid 1725 – 1706 Carid II.