Koschland, deine Biere

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Ausgabe Nummer 28 - Tsa 1023 BF

Koschland, deine Biere

Von Alt-Angbarer bis Zwergenbock — die edelsten Werke der Braukunst

Der nachfolge Bericht entstand unter Mithilfe von Ibrak, Sohn des Nirkert, seines Zeichens fürstlicher Braugreve, der unseren Korrespondenten in den vergangen Monaten unter sachkundig-väterlicher Führung durch so manche Schänke des Landes geleitete. — Die Schriftleitung.

Nicht zu zählen wären all die Biere der Koscher Lande. Darum können wir hier nur eine Auswahl der größten und bekanntesten vorstellen, Gerstensäfte, die über die Grenzen ihrer Baronie hinaus bekannt und geschätzt sind. Nicht vergessen wollen wir aber all die kleinen und kleinsten Braustuben und –kammern, die wohl ausgezeichnetes Bier zu brauen verstehen, das aber zumeist dem eigenen Dorfe oder gar nur der Familie vorbehalten bleibt.

Ferdoker — in vielerlei Arten

Ferdok, Stadt des Bieres. Hier am Großen Flusse steht nicht nur Koschs größte, sondern auch Aventuriens bekannteste und bedeutendste Brauerei!

Doch ungeachtet ihrer immensen Erzeugung des berühmten Hellen Ferdoker Gerstengebräus, das selbst bis in die entferntesten Winkel Aventuriens geliefert wird, stammt doch längst nicht jedes Bier, das landauf landab in den Gaststuben als Ferdoker angepriesen wird, aus der großen Brauerei am Ferdoker Hafen.

Gemeinhin müssen wir von drei Arten des Ferdokers ausgehen: Zufürderst ist dies zweifelsohne das Bier aus der Gräflich Ferdoker Brauerei. Seit nunmehr fast einem Jahrhundert unter der sachkundigen Oberaufsicht des Braumeisters Grotho, Sohn des Grax gebraut, gilt dieses Original Ferdoker als das edelste unter allen Bieren unterer Gär. Neben dem Hellen wird hier ferner noch ein malzigeres und damit dunkleres und weniger bitteres Bier gebraut, das bei der örtlichen Bevölkerung gleichermaßen beliebt ist.

Im Ferdoker Lande gibt es daneben noch etliche kleinere Braustuben, die sich dem gehopften, untergärig gebrauten Biere, sprich der Ferdoker Brauart, verschrieben haben. Diese haben sich in der Gilde der Ferdoker Brauereien zusammengeschlossen und verkaufen ihr gemeinhin wohlfeiles Bier als Echt Ferdoker zu einem etwas günstigeren Preis auch an benachbarte Provinzen. Diese kleinen Bauereien, Braustuben oder Wirte, die mitunter für wenig mehr als ihre eigene Gaststube oder ihr Dorf den Gärbottich ansetzen, reichen doch mit ihrer Produktion zusammen wohl an die der großen Brauerei heran.

Jenseits der Marken unseres Fürstentums dagegen so muß man immer wieder hören, werden Biere häufig bereits dann als Ferdoker bezeichnet, wenn sie lediglich nach Ferdoker Brauart hergestellt wurden, bisweilen sind gar nicht einmal dieses. Doch welcher Außerkoscher mag dies wohl mit seinem Gaumen schmecken?

Alt oder Dunkel — Angbarer

Der Hauptstadt des Kosch entstammen zwei bekannte Biersorten: Das Alt Angbarer und das Angbarer Dunkel.

Das Angbarer Dunkel ist ein recht kräftiges und vor allem sehr malziges Bier von fast schwarzer Farbe, ist weniger bitter als das Ferdoker, doch keineswegs süß. Fast so dunkel wie der Gerstensaft ist der alte Granitbau in der Angbarer Oberstadt, wo dieses dickflüssige, bisweilen sogar als ölig beschriebene Bier, das nahezu keine Schaumkrone ausbildet, ausschließlich gebraut wird. Am besten schmeckt es gut gelagert in den alten Steineichenfässern.

Alt Angbarer ist gleichsam ein Bier oberer Gär, sollte entgegen seinem Namen jedoch tunlichst frisch getrunken werden. Das Alt bezieht sich nämlich auf die alte Brauweise, nach der es hergestellt wird, doch wie alt oder woher diese genau überliefert ist, wissen heutzutage nicht einmal mehr die erfahrensten Braugreven. Dieser gold- bis kastanienbraune Gerstensaft wird allein in Angbar in gut einem Dutzend kleinerer Braustuben gegoren und in etlichen weiteren des Umlandes. Es ist eines der vielen Lieblingsbiere der Hügelzwerge, die es besonders schätzen, wenn sie eingelegte Früchte und Beeren dazugeben.

Reisende, deren erster Aufenthalt im koscher Land die Seestadt ist, mögen in Verwunderung geraten, wenn sie hier auf ein echtes Ferdoker hoffen: Der Ausschank des berühmten Bieres aus der Nachbarstadt ist in Angbar verboten, und niemand recht damit, daß der Rat der Zünfte diesen Beschluß in nächster Zeit aufhebt.

Von Böcken und Doppelböcken

Spricht man von Zwergenbier, so sollte man zufürderst das sogenannte Bockbier erwähnen. Diese Biere sind allesamt sehr kräftige und dunkle Biere oberer Gär und haben besonders viel Würze und alkoholische Stärke. Laut Erlaß dürfen diese Biere auch teurer verkauft werden als die einfachen, sofern natürlich der Wirt von diesen noch auszuschenken vermag.

Doppelbock-Biere schließlich sind die stärksten gewöhnlichen Biere und werden fast ausnahmslos von Angroschim gebraut. Sie haben wohl eine Stärke, die einem einfachen almadanischen Weine entspricht und dürfen stets auch zu diesem Preise verkauft werden. Aufgrund ihrer Stärke und Malzgehaltes müssen diese Biere wahrlich keinen Braugreven scheuen. Die bekanntesten unter ihnen sind: Warneburger, Zwergenbock (aus Lûr), Thûrsteiner, Angenburger und Twergentrutzer Doppelbock.

Firuns Biere

Zur kalten Firunszeit nur können die erfahrensten Braumeister ein Bier ganz besonderer Güte herstellen: Den Eisbock. Denn noch stärker als ein Doppelbock ist dieses Gerstengebräu. Der Grimmenhaller Eisbock ein sehr dunkles, äußerst malziges Bier, wogegen das bittere Harschbier aus Oberangbar schon fast hell wirkt.

Vom mundend Bächlein Hils

Das Flüßchen Hils, das vornehmlich durch die Baronie Rohalssteg fließt, liefert bestes Wasser für die ansässigen Braumeister und ist Namensgeber für sein bekannteste Bier, das Hils. Ein Bier Ferdoker Brauart, fast ebenso hell, doch angenehm süffig. Das Breker Edelhils hingegen, gebraut in Ogertodt, ist zwar gleichsam zügig zu trinken, doch mangelt es ihm nur allzu häufig an gutem Malz und Stärke und erregt den Zorn der Braugreven; allein lediglich Dünnbier gewohnte Kehlen von Hinterkoschern oder Einwanderern scheint es zu munden, während ein rechter Koscher es gerne mit Angbarer Seenwasser verwechselt.

Das Heilig Ingrahaller Bergbräu ein sehr dunkles Zwergenbräu oberer Gär aus dem Quellwasser der Hils wiederum wird von ehrenwerten Angroschpriestern hergestellt und besitzt trotz seiner Stärke ein erstaunlich mildes Aroma.

Aus Klöstern & Abteien

Ja, es scheint, als hätten die heiligen Männer und Frauen der Kirche besondere Muße und Begabung in der Braukunst. Kaum ein Kloster steht in Kosch, das nicht sein eigenes Bier herstellte.

Das Garrensander Klosterbräu dürfte das bekannteste unter ihnen sein. Ein schwarzes, sehr kräftiges Bier von unterer Gär, welches gleichsam bitter wie beruhigend und dem Schlafe förderlich ist. Belebend und dem Mute förderlich, so in Maßen genossen, ist das Leuwensteyner Kuttenbräu , ein trübbraumes Bier vor allem im Rondramonde gebraut. Dies taten schon die Ritter der Leuin, welche die Abtei einst begründeten. Der Brauersippe des Dorfes Leuwenstein ist es zu verdanken, daß die Rezeptur des Kuttenbräus auch durch die bewegte Geschichte des Klosters und die Wechsel der Klosterbewohnern zu Praionis über Rohalsjüngern und den Bund des Wahren Glaubens bis zu den Draconitern nicht verloren gegangen ist.

Dem Äbtissinnentrunk aus dem Brunnenwasser des Peraine-Stifts zu Gormel wird eine krankheitslindernde Wirkung bescheinigt, gleich den nahebei sprudelnden Quellen. In Travias Kloster zur Inniglichen Einkehr droben am Greifenpaß hat schon mancher Reisender, der des Winters halb verfroren vom Hinterkosch herüber machte, das würzige Pilgerbräu der Geweihten schätzen gelernt, das auch angewärmt hervorragend schmeckt.

Bitter-Kur & Krug-Bier

Im kleinen Neuensteinigen wird seit Generationen ein helles Praiosbräu mit bitterem Geschmacke bereitet, welches allerlei Ungemach ob körperlicher oder geistiger Natur kurieren können soll. Vor allem der Wirt Nerlinger schwört auf das Neuenstein’ger Bitter, von dem, die rechte Menge genommen, stets Linderung ausgehe. Wie dem auch sei, bekömmlich ist’s allemal, doch muß man wohl erst gen Neuensteinigen reisen, um es zu kosten.

„Heftig aus dem Kruge schallt, das herrlich-köstlich Kannen-Alt!“ — Ein Spruch, der diese Bierspezialität aus Birnbrosch trefflich beschreibt. Nicht in Fässer, sondern nur in große Krüge aus Steingut wird dieses kräftige, hopfenbittere Praiosbräu gefüllt und gut verschlossen. In den Krügen gärt es gleichwohl noch, so daß ein kühl gelagerter Krug bei seiner Öffnung ein höchst erfrischendes, einzigartig schäumendes Bier preisgibt. Wird der Krug jedoch zu warm löst sich leicht der Stopfen und das Bier wird schnell schal oder der Krug explodiert gar. Da zudem nur als ganzer Krug verkauft, unterliegt das Kannen-Alt, das geöffnet nach gewisser Zeit dem Alt Angbarer sehr ähnlich schmeckt, nicht der Preisbindung des Koscher Reinheitsgebotes.

Im Rauch gedarrt

Gemäß dem Koscher Reinheitsgebot darf kein Kraut in das Bier. So besteht neben dem Hopfen eine der wenigen Möglichkeiten, dem Gerstensaft eine besondere Würze zu geben, in der Art und Weise, wie die Gerste gedarrt wird. So besitzt das recht helle Rübfolder Rauchbier einen leicht harzigen Geschmack, während das über Buchenholz kräftig geröstete Malz der Gaschenker Dunkelgerste und des Rannucher deutlich rauchig schmecken. Dagegen eigentümlich torfig schmeckt dar helle Donkener Gerstensaft; zumindest die einheimischen Moorbrücker schwören darauf. Wir empfehlen dem Durchreisenden auf der ferdoker Treidelstraße sich in Grantelweiher ein eigenes Urteil darüber zu machen … Von vielen verschmäht, erfreut sich auch der Zweizwiebler Schmorer unter gewissen Connaisseuren, namentlich Vogt Nirwulf, einiger Beliebtheit.

Auch im Weizen lieget Kraft

Nur bei guter Ernte ist es dem Koscher gestattet, auch aus Weizen Bier zu brauen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat sich die Herstellung von Weizenbier in Kosch nie richtig durchsetzen können. Dennoch gibt es wenige Orte in denen dies regelmäßig praktiziert wird, sei es auch mit importiertem Weizen. Zu nennen wären da das Rakulbrucker, das in Steinbrücken gebrauter Kaiser-Weizen und das Stippwitzer Weißbier aus dem Hügelland, allesamt helle, bisweile recht trübe Biere oberer Gär und geringerer Stärke.

Süße Tropfen, dunkle Bräue

Das koscher Süßmalz ist kein Bier in strengen Sinne, hat es doch kaum alkoholische Stärke. Dafür ist es, da der Gärprozeß frühzeitig abgebrochen wurde, sehr dunkel, malzig und eben süß und wird vornehmlich Kindern gegeben. Das Wallaheim Dunkel aus der Hopfenstadt Wallerheim ist von oberer Gär und gar nicht so hopfenbitter, wie man meinen mag, dafür kräftig malzig — das nach Ferdoker Brauart hergestellte Koschtaler Amboßbier hingegen sehr wohl, wie auch das Drifter Flußbräu, das wegen des Flußwassers jedoch einen merklichen Nachgeschmack hat. Das Harkinger (aus Hammerschlag), wie auch das Albuminer Dunkel sind eher leichte, dunkle Biere von oberer Gär.

Was zu sagen bleibt, …

… daß sogenannte Schwachbiere — im Volksmund auch Dünn- oder Pinkelbiere geheißen — in Koscher Tavernen nicht ausgeschenkt werden (dürfen!). Wer sein Bier mit Wasser verdünnen will, mag dies am Tisch tun, sollte aber die mitleidsvoll lächelnden Blicke der anderen Gäste nicht mißverstehen.

… daß im koscher Lande selten einmal Bier zu Schnaps gebrannt wird. — Für die Herstellung von Koschwasser haben sich viel feinere Methoden entwickelt.

… daß wir unseren verehrten Braugreven, die allzeit über die Qualität unseres guten Koscher Bieres wachen, nicht genug danken können.

Helmbrecht Jolen