Wie die Elemente, die das Wesen der Menschen bestimmen und was daraus zu ersehen ist.

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Ausgabe Nummer 28 - Tsa 1023 BF

Wie die Elemente, die das Wesen der Menschen bestimmen und was daraus zu ersehen ist.

Ein Traktat von Halmdahl von der Wiesen, Geweihter der Hesinde zu Salmingen.

1 Die dritte Sphäre setzt sich, wie wir wissen, aus dem Hexanal der Elemente oder Urstoffe zusammen, welche gemeinhin ignis (Feuer), aqua (Wasser), spiritus (Luft), saxum (Fels oder Erz), frigus (Kälte) und humus (Erde) geheißen werden. Diese Urstoffe existieren zum einen in ihrer reinsten Form, zum andern aber in den mannigfaltigsten Mischungen und Legierungen. Je nach Anteil und Gewichtung der einzelnen Elemente entstehen so die Eigenschaften und der Charakter jeglicher Materie und Körper. (...)

2 Auch in den vernunftbegabten Wesen, den Menschen und Zwergen, sind alle sechs Elemente vertreten, jedoch in unterschiedlichem Maße. Denn wirkten in jedem Wesen alle Elemente mit gleicher Macht, besäßen alle wohl auch dieselbe Eigenschaften und dieselbe Art.

Freilich lassen sich innerhalb einer Rasse, eines Volkes oder eines Geschlechtes gewisse Ähnlichkeiten feststellen, so daß wir annehmen müssen, dort ähnelten sich die Mischverhältnisse der Grundstoffe. Auch scheinen sie sich von den Eltern auf die Kinder zu vererben, weswegen Töchter und Söhne ihren Eltern oft an Gestalt und Eigenart ähnlich sind. Da sich aber Fleisch und Blut zweier fremder Menschen in ihren Nachkommen vereint, haben diese immer etwas von beiden an sich und sind doch etwas Eigenes.

Nun gerät aber die Mischung des Blutes bei jedem Kind der gleichen Eltern ein wenig anders, so daß man Geschwister zwar als solche erkennet, aber dennoch leicht unterscheiden kann. Wahrhaft identisch scheint das Blut nur in dem seltenen Falle zu sein, da Zwillinge das Licht der Welt erblicken; diese gleichen sich wie ein Ei dem andern und teilen auch ihre Vorlieben und Abneigungen.

3 Das Übergewicht einzelner oder mehrerer elementarer Prinzipien prägt die Eigenschaften und den Charakter eines Menschen; wir sagen dann, ein Mensch stehe unter dem Zeichen oder Einfluß eines bestimmten Elements. Meist befinden sich dabei mehrere Elemente in mehr oder minder glücklicher Konjunktion. Herrscht zwischen den bestimmenden Elementen Harmonie (wie bei Feuer und Erz), so tritt das Wesen dieses Menschen in klarer Reinheit und deutlicher Ausprägung hervor. Wird er jedoch, was auch möglich ist, von einander widerstreitenden Elementen dominiert (etwa Erz und Luft), so ist er innerlich zerrissen, sein Wesen uneins mit sich selbst, er findet schwer nur seinen Weg, verfällt von einem Extrem in das andere und scheitert letzten Endes.

4 Wer unter dem Zeichen des Feuers steht, gilt als besonders eifrig und tüchtig, als energisch, zuweilen auch unüberlegt, ungestüm oder gar jähzornig. Ihm ist ein schaffendes, schöpferisches Wesen und ein rasch begreifender Verstand zueigen.

Der Wuchs solcher Menschen ist eher schlank, sehnig und nervig, sie haben geschickte Hände, und wir dürfen annehmen, daß auch die roten Haare nicht von ungefähr kommen. Freilich finden wir diese auch in großer Zahl bei den Nivesen, die uns so ganz und gar schicksalsergeben und träge erscheinen, haben sie es doch in all den Jahrhunderten nicht zuwege gebracht, eine bleibende Kultur zu begründen. Aber vielleicht äußert sich bei ihnen das Wesen des flackerndes Feuers auch in der ständigen Wanderschaft ihres Nomadenlebens.

Wer das aber Feuer in sich trägt, der ist zum Führen geboren und zum Kampfe, vor allem aber zum Künstlertum. Denn Vater INGerimm, der schaffende Meister, und RONdra, die streitende Leuin, sind diesem Elemente zugetan, und ihren Künsten widmen sich jene Menschen.

Besonders den Almadanern und anderen südländischen Völkerschaften liegt das Feuer im Blute, den ungläubigen Novadis am meisten, ist doch ihr wüstes Land doch sommers wie winters ganz und gar von diesem Elemente beherrscht. Das Wesen des Feuers verbindet sich am ehesten mit dem des Erzes, wie es beim Volk der Zwerge der Fall ist.

5 Das Wasser verleiht ein tief sinniges, oft melancholisches Gemüt, das aber wie das Meer sehr wechselhaft sein kann. Und so gibt es unter diesen Charakteren solche, die wie Ebbe und Flut zwischen verschiedenem schwanken oder sich durchs Leben treiben und lenken lassen, weshalb sie gute Untertanen und treue Diener abgeben. Wer von ihnen weniger seinem Schicksal ergeben ist, folgt dennoch gerne einem vorbestimmten Lauf, wie es Flüsse und Bäche tun, und so findet sich sein Geist am besten in den klaren Wegen der Wissenschaft zurecht. Wehe aber, wenn sein Wille wie ein reißender Strom über die Ufer tritt: dann bringt er Verderben und Unheil über seine Mitmenschen!

Den Charakteren des Wassers sind weiche Gesichtszüge und sanfte Bewegungen zueigen, sie neigen am ehesten zu Korpulenz und Trägheit. Unter den melancholischen Alberniern finden wir viele dieser Art, aber auch unter den geduldigen Bornischen oder den Bewohnern der Südlande.

EFFerd, der Unberechenbare, steht solchen Menschen nahe, andererseits aber die weise Herrin HESinde, die das ruhige Ergründen der Dinge schätzt.

Gerne begibt sich das Wasser in Konjunktion mit den Stoffen Erde auch Kälte.

6 Bei wem das eherne Prinzip überwiegt, der ist solide, beständig, verläßlich, ruhig, unerschütterlich. Was er einmal begonnen hat, führt er zu Ende; was er erlernt, bringt er zur Meisterschaft. Bei einem Übermaß des Ehernen jedoch zeigt sich Sturheit und Verbohrtheit und das Beharren in eigenen Fehlern.

Vom Körper her sind die ehernen Charaktere kräftig oder gedrungen, mit breiten Nasen und flachen Stirnen. Ihr Händedruck ist fest, ihr Gang sicher, ihre Sprache schlicht, offen, ehrlich. Man findet sie als biedere Handwerker und rechtschaffene Arbeiter, vor allem in den Landen beiderseits der Koschberge und dem Weidenschen. Den Zwergen sprechen wir ein hohes Maß an ehernen Eigenschaften zu, und sie sagen ja selbst, daß Angrosch sie aus Erz und Stein erschaffen habe.

PRAios, der die Ordnung schirmt, Recht setzt und bewahrt, liebt dieses Element. In milderer Form vertritt es seine Gattin TRAvia, die ihre Schwingen über Frieden, Treue und die unverbrüchlichen Bande der Familie und Ehe ausbreitet.

Von allen Elementen geht das Erz am ehesten Verbindungen ein und scheut lediglich das flüchtige Wesen von Luft und Wasser.

7 Wer unter dem Zeichen der Luft geboren wurde, ist von leichtem, frohem, unstetem Sinn, entweder spaßhaft oder ein Träumer, weswegen wir auch sagen, jener ist ein Luftikus, dieser baut sich Luftschlösser.

Solche Charaktere sind zahlreich im Fahrenden Volk und bei allerlei Streunenden, denn das luftige Prinzip gibt ihren Körpern etwas Biegsames, Wendiges, Leichtes. Aber auch, wer von großer Anmut und Eleganz ist, mag dieses Element verstärkt in sich tragen. Darum steht ihnen vor allem RAHja nahe, doch auch der listige PHEx; denn er ist der Gott des Glücks, und dieses wendet sich wie das Fähnlein im Wind. Das unstete Wesen der Luft macht sie für Konjunktionen untauglich, einzig mit dem schöpferischen Feuer vermag es segensreich zu wirken.

8 Die Kälte, von vielen auch Dunkelheit genannt, ist ein grimmes Element, und es bringt in seiner mildesten Form Mäßigung, kühl planenden Verstand, Unbestechlichkeit, eher aber Gleichgültigkeit, Zynismus, Einsamkeit, oder, wenn es zu stark wird, Unmenschlichkeit und Grausamkeit. Macht sie aus dem einen noch einen allzeit unerschrockenen, furchtlosen Söldner oder weitsichtigen Strategen, so treibt sie auch Mörder und Meuchler zu blutigen Taten und hebt Tyrannen auf den Thron. Dennoch scheint es unerläßlich, daß sich ein wenig von diesem Elemente in Herrschern und Feldherren befindet, um ihnen die nötige Strenge und Gerechtigkeit zu verleihen. Darum mag es auch in geringem Maße dem Wasser oder Erz verbunden sein und auch die Glut des Feuers mildern.

Diese Menschen im Zeichen der Kälte lachen selten, ihre Augen sind fast immer von kühlem Blau oder Grau, ihre Züge edel, blaß die Haut, und frühe pflegen sie zu ergrauen.

FIRun, der ewig ernste Gott, und BORon, der Herr des Todes und unbestechliche Richter der Seelen, vertreten dieses Prinzip.

9 Dem gegenüber steht das Wesen der Erde oder des Lebens, und diese Menschen sind oft erfüllt von Treue, Güte, Warmherzigkeit, ruhiger Lebensfreude, Genügsamkeit, Anstand. Wer es am reinsten in sich trägt, mag sich der Mutter Peraine weihen; ein guter Bauer muß es in ordentlichem Maße besitzen, und bei wem es sich mit dem Erz paart, der ist der treueste Freund, den man sich wünschen kann.

Mögen die Erdgeborenen auch selten schlank und schön sein, so sind sie doch kräftig und robust gebaut, von schier unverwüstlicher Gesundheit bis ins hohe Alter, und die meisten erfreuen sich einer neidenswerten Schar von Kindern.

PERaine und TSA, die Wachsen, Gedeihen und Leben schenken, verbindet man mit diesem Element.

Die Schriftleitung des Kosch-Kuriers freut sich, mit dem Abdruck dieses Traktats einmal mehr dem Anspruch von Wissenschaft im Untertitel dieses Journals Rechenschaft getragen zu haben, und wäre geneigt zu erfahren, wie dieses der Leserschaft angebracht erscheint.