Wengenholmer Geister - Im Wald da ist es einsam I: Unterschied zwischen den Versionen

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|Titel=Im Wald da ist es einsam I
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|Reihe=Wengenholmer Geister
[[Handlungsort ist::Borrewald]], Ende Firun[[Jahr ist::1041]]<br/>
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|Teil=11
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|Datum=7.1041
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|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Geron|}}, {{Briefspieler|Benutzer:Kunar|}}, {{Briefspieler|Benutzer:RobanGrobhand|}}, {{Briefspieler|Benutzer:RekkiThorkarson|}}, {{Briefspieler|Benutzer:Baduar|}}, {{Briefspieler|Benutzer:Rainfried|}}
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|Zusammenfassung=Im Borrewald scheint heuer viel Betrieb zu sein
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[[Handlungsort ist::Borrewald]], Ende Firun [[Briefspieltext mit::1041]]<br/>
 
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Der [[Briefspieltext mit::Tharnax Sohn des Thorgrimm|Bergvogt]] hielt sich in der ersten Reihe der Gruppe, behielt den Kopf beständig oben und spähte die umliegende Umgebung ab, während andere nach Spuren suchten. Die Gandrasch trug er griffbereit, gespannt über der Schulter. Nachfragen betreffend der widrigen Witterung, welche für die Sehne schädlich sei, hatte Tharnax nickend bestätigt und zwinkernd angefügt, dass er zwei weitere dabei habe und dort am Leibe trüge, wo es am wärmsten sei.<br/>
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Durch die Ereignisse der vergangenen Tage waren die Adligen vorsichtig geworden und schlugen sich daher sogleich in die Bäume und warteten erst einmal eine Weile ab. Die Geräusche kamen offensichtlich von einem recht geschäftigen Lager. [[Hauptdarsteller ist::Niam von Grimsau]] meinte einmal sogar den Klang von Spitzhacken heraus zu hören. Es war jedenfalls klar, dass es sich nicht gerade um ein kleines Jagdlager handelte. Langsam und äußerst vorsichtig näherte sich die Gruppe dem Lager, bis sie von einem kleinen Kamm aus die Szenerie überblicken konnten. Um einen kleinen See herum war eine größere Anzahl Menschen damit zugange Eisplatten aus der teilweise zugefrorenen Seedecke heraus zu schneiden. Eine Menschenkette war derweil damit beschäftigt Eimer um Eimer mit Seewasser zu füllen, die Eimer weiterzureichen und dann in ein Loch zu kippen. Die Menschen, es waren sicher an die drei Dutzend Personen schienen dieser merkwürdigen Arbeit jedoch nicht freiwillig nachzugehen, denn zahlreiche Wachen überwachten, dass sie ihrer Arbeit ordentlich nachgingen. Ein [[Nebendarsteller ist::Drugol Sohn des Drogosch|rotbärtiger Zwerg]] und ein [[Nebendarsteller ist::Ulfried der Blutige|schwarzhaariger Mann mittleren Alters]] beobachteten das Geschehen und gaben immer mal wieder Anweisungen. Eine Handvoll Wachen drehte derweil Runden um den gesamten Bereich. Sie schienen recht ähnlich bewaffnet zu sein, wie die Kämpfer, die die Munteren Breitäxte bei Ilmenheide angegriffen hatten.<br/>  
[[Briefspieltext mit::Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]s Kopf hingegen wanderte auf und nieder. Sonst eher umtriebig wirkte er jetzt ruhig, fast behäbig, und ignorierte entsprechende Sticheleien in seinem Rücken. Jede Unebenheit im Schnee würdigte er zumindest eines Blickes, und immer wieder glitten seine Augen über das Unterholz. Zwei Male stieß er auf eine Wildfährte, die er aber mit einem enttäuschten Knurren links liegen ließ – nach vierbeiniger Jagdbeute schien ihm nicht zu sein. Erst in den notwendigen Pausen wurde er wieder zum Antreiber, dem jede verlorene Sekunde zu viel erscheinen mochte. Aber der in den Verwehungen hüfthohe – Tharnax hätte er dort wohl bis ans Kinn gereicht – Schnee nötigte ihnen bei aller Entschlossenheit diese kurzen Unterbrechungen ab. <br/>  
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Links neben dem See waren einige kleine Hütten gebaut worden. Die Bauten sahen recht neu und nach eher notdürftiger Natur aus. Jedenfalls boten sie vermutlich kaum genug Platz um die Arbeiter und ihre Wachen zu beherbergen. Aus einer der Hütten stieg Rauch hinaus und eine ältere Frau trat aus der Tür heraus und rief etwas. Sogleich beendeten die Arbeiter ihre Arbeit und machten sich auf dem Weg zu der Hütte, ebenso wie die Mehrzahl der Wachen. „Essenszeit.“ Knurrte Halmar von Sindelsaum ärgerlich und versuchte seinen eigenen knurrenden Magen bei dem Gedanken an warmen Eintopf in einem warmen Haus zu unterdrücken.
Schließlich war es Gilborn, der kurz nach dem Mittag eine Entdeckung machte und Roban zu sich winkte. <br/>
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„Einundzwanzig Bewaffnete und Neunundreißig Unbewaffnete.“ Stelle [[Hauptdarsteller ist::Aedin Jendar von Eschenquell]] fest.<br/>  
„Für was haltet Ihr das?“ fragte er und deutete auf einige parallele Linien im Schnee.<br/>
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„Auf jeden Fall verdammt viel los im Borrewald“, brummte [[Hauptdarsteller ist::Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]. „Hätte nicht gedacht, dass sich hier winters so viel Volk herumtreibt. Fragt sich nur, wer sind die Gefangenen, wer sind die Wächter und warum zum Henker schöpfen die Wasser? Ein Bad werden sie sich ja kaum bereiten wollen!“<br/>  
„Für die Mutter aller Anfänger im Spuren verwischen“, grinste der Grobhänder. „Der alte Schleif-einen-Tannenast-am-Hintern-hinter-dir-her-Trick. Und der Ast hatte nicht mal genügend Äste. Der Depp hätte auch gleich Wegweiser aufstellen können!<br/>  
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„Allmählich würde mich nicht mal mehr das wundern!“ [[Hauptdarsteller ist::Tharnax Sohn des Thorgrimm|Tharnax]] wischte sich einige Schneeflocken aus den Brauen. „Und die Gefangenen sind bestimmt von jenem Gehöft, das die [[Akteursnennung ist::Muntere Breitäxte|munteren Breitäxte]] so heldenhaft verteidigt haben. Erinnert Ihr Euch? Sie sagten, unter den Angreifern sei auch ein Zwerg gewesen! Und möglicherweise ist es derselbe Zwerg, der nächtens in der Siedlung herumgeschlichen ist.“
[[Briefspieltext mit::Halmar von Sindelsaum|Halmar]] war neben die zwei getreten, sein Blick folgte der wirklich viel zu deutlichen Spur der Tannenäste im Schnee. Hier und dort waren noch die Mulden erkennbar, in denen vor der Begegnung mit den Ästen Fussabdrücke gewesen sein mussten. Der Ast war erkennbar zu leicht gewesen, um den Schnee wirklich durcheinander zu wirbeln und die Spur damit unkennbar zu machen. Wer auch immer sie hatte verwischen wollen, es war kein Veteran gewesen.<br/>  
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„Apropos schleichen – hier können wir uns das klemmen, fürchte ich!“ Roban kaute auf seinen Lippen, die von der Kälte bereits rissig waren. „Keine Deckung, alles blank wie ein Kinderarsch! Man müsste das Lager umgehen und hoffen, dass keine vorgeschobenen Posten im Wald rumhängen. Und auch dann bekommt man vermutlich nicht viel raus. Diese auf die Eile hingezimmerten Butzen haben ja nicht mal Fenster, nur einen Rauchabzug auf dem Dach.“ Der Koschtaler legte die Stirn in Falten, dann knuffte er Halmar von Sindelsaum in die Seite.<br/>  
„Die Spur kann noch nicht alt sein“, murmelte er halb zu sich selbst. „Heute Nacht hat es geschneit, und der Neuschnee hätte selbst eine noch so schlecht getarnte Spur verdeckt. Also ist sie erst nach Sonnenaufgang entstanden.“<br/>
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„Was denkt Ihr, [[Nebendarsteller ist::Halmar von Sindelsaum|Halmar]] – ob so ein Dach aus Grassoden wohl einen Ritter tragen würde? Ich meine, wenn er nicht gerade fett ist und flach auf dem Bauch liegt?“<br/>  
„Zwei Personen“, knurrte Roban und deutete nach vorn. „Sie sind hintereinander gegangen, aber die eine Spur ist größer als die andere. Regelrechte Quadratlatschen. Wer die in den Wald getrampelt hat, ist entweder sehr groß, oder er hat Mauken in Trollgröße!“<br/>
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„Ihr wollt nicht wirklich am Rauchabzug lauschen gehen?“ flüsterte [[Hauptdarsteller ist::Niam von Grimsau|Niam]] ungläubig. „Glaubt Ihr wirklich, wie ein Kaiserhörnchen von Dach zu Dach springen zu können, wenn die Leute gerade nichts Interessantes zu besprechen haben? Und was macht Ihr, wenn das Dach Euch nicht hält? Ihr mögt tatsächlich nicht fett sein, aber ein Leichtgewicht gewiss auch nicht! Das sind keine Angbarer Schieferdächer, sondern auf die Schnelle eingedeckt. Die halten mit Müh und Not Wind und Schnee stand, aber gewiss keinem Ritter. Was macht Ihr also, wenn Ihr mit dem halben Dach inmitten feindseliger Bewaffneter stürzt?“<br/>
„Oder die Schuhe eine größeren Mannes genommen und gegen die Kälte mit Stroh ausgestopft“, schlug Tharnax vor, und Roban nickte bedächtig.<br/>  
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„Ein dummes Gesicht mache ich“, grinste Roban. „Und hoffe, möglichst viele mit meiner mitgebrachten Dachhälfte erschlagen zu haben. Aber Ihr habt recht, das Risiko ist zu groß. Vielleicht können wir einen kassieren, wenn er mal austreten geht?“<br/>  
„Finden wir es raus, Herr Bergvogt!“ Er grinste den Angroscho an und setzte sich neben der Fährte gehend wieder in Bewegung.<br/>  
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Tharnax nickte nachdenklich. „Ja, wir müssen erst wissen was hier vorgeht, bevor wir entscheiden was zu tun ist.“ Er schnaubte verächtlich und spie aus. „Aber bei Angroschs Bart, wenn dieser Angroscho da unten Breitäxte erschlagen hat, dann werde ich ihn lebendig an seinen Eingeweiden aufhängen und ihm seine Eier in den Mund stopfen, damit er daran elendig erstickt.<br/>  
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Gruppe sich schließlich, den Spuren folgend einer Lichtung näherte. Zu aller erst viel ein großer Felsbrocken auf, der die kleine Siedlung unter sich überschattet. Für diese Gegend ungewöhnlich schien das Dorf aus einigen wenigen Hügelhäusern zu bestehen aus deren Kamine kleine Rauchschwaden aufstiegen. Trotz des Schnees wirkte das Dorf eher unordentlich und war von seinen Bewohnern wohl nicht sehr gut gepflegt worden. Hier und da hing ein Gartenzaun schief, oder es fehlten gar einige Zaunlatten, auch die vielen Obstbäume wirkten eher ungepflegt. Am Rand des Dorfes drehte ein einzelner Wächter seine Runden, während eine andere Gestalt auf dem Felsen auf und abging. Im [[Briefspieltext mit::Eberfels|Dorf]] unterhielt sich eine kleine Gruppe angeregt. Allen Anwesenden war gemein, dass sie nicht dem kleinen Volk angehörten und soweit sichtbar gut bewaffnet waren. Wappen, oder gar Banner waren keine zu sehen und dennoch waren die Anwesenden zu gut gekleidet und ausgerüstet als das es sich weder um die Gründer dieser Siedlung, noch um gemeine Strauchdiebe handeln konnte.<br/>  
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Aedin von Eschenquell lauschte den Worten und Überlegungen der erfahreneren Rittersleut, doch gerade die Idee mit dem Aufgreifen eines Einzelnen sorgte bei ihm für Unbehagen: „Wenn wir einen von ihnen schnappen müssen wir uns aber auch überlegen, was wir mit dem Rest machen. Wieder gehen lassen können wir ihn schlecht und wenn er länger fehlt, wird das sicher auffallen. Wenn der Gott der Nacht uns hold ist, dann vielleicht nicht sofort, aber man wird bemerken, wenn einer fehlt. Und aktuell sehe ich uns nicht unbedingt in der Situation, denn dann immerhin immer noch zwanzig entgegenzutreten. Wir könnten natürlich versuchen, nach und nach alle wegzuschnappen, aber dafür müsste uns Phex schon sehr hold sein, damit dieser Streich gelänge. Alternativ warten wir, bis Ruhe einkehrt im Lager und versuchen dann, die Lagerwachen zu belauschen. Mir ist nicht klar, was das hier soll und darum müssen wir sehen, dass wir Klarheit kriegen, daran kommen wir nicht vorbei. Die Gefangenen werden nichts wissen, nehme ich an. Also müssen wir sehen, dass wir uns an die Bewaffneten halten. Hat schon jemand von euch eine Idee, wer der Chef sein könnte? Vielleicht der Zwerg, vielleicht der schwarzhaarige Mann. Wir sollten schauen, ob einer der beiden heute Abend Wache hält oder anderweitig ins Reden kommt, das ist vermutlich unsere beste Gelegenheit, schlauer zu werden.“<br/>  
“Zu viel Waffenvolk. Das gefällt mir nicht. Wir sollten sie ausspähen, bevor wir uns nähern”, gab der Bergvogt seine Meinung nach dem gesehenen zum Besten. “Oder wir wählen die etwas provokantere Variante, versuchen sie herauszulocken und legen ihn einen Hinterhalt im Wald, nur um vernünftig mit ihnen zu reden natürlich. Für den Notfall bin ein ganz passabler Fallenbauer.”<br/>  
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Halmar wirkte nachdenklich. „Wir werden kaum nah genug an sie rankommen um sie zu belauschen. Wir könnten uns vielleicht nachts ins Lager schleichen, aber auch das ist verdammt gefährlich und es gibt ja auch keine Fenster zum reinschauen. Vielleicht sollten wir uns einfach gegen Abends eine der Wachen krallen. In der hereinbrechenden Dunkelheit bleibt uns vielleicht mehr Zeit bis die anderen bemerken was hier vor sich geht.“ <br/>  
„Eine Falle für so viele Leute?“ Roban grinste. „In ein paar Tagen dürfte eine ausreichend große Fallgrube fertig ausgehoben sein! Oder ein Netz von der Größe eines Schankraumes geknüpft. Nee, anlocken erst, wenn wir wissen, dass wir die Bande auch an den Klötzen haben!“<br/>
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„So sollten wir es halten“, stimmte der Bergvogt mit verkniffener Miene zu und fügte noch, „nicht handeln ist keine Option“, hinzu, bevor er fragend in die Runde blickte. <br/>  
„Könnt Ihr Euch eigentlich auch angemessen artikulieren?“ flüsterte Niam von Grimsau.<br/>
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„Falls die Bande überhaupt großartig Wachen aufstellt!“ Roban strich sich nachdenklich einige verirrte Schneeflocken aus dem Bart. „Wenn man die Gefangenen in die Hütten treibt, genügt ein Mann vor der Tür, um die Butze abzusichern. Dann ein Feuer mittig angestocht, und die Wachleute haben sich auch noch gegenseitig im Blick. Da müsste der Herre Phex uns schon ein ausgewachsenes Wunder schicken, damit wir einen einsacken können!“<br/>  
„Sicher, an jedem dritten Praiostag!“ konterte Roban, immer noch grinsend. „Heute geht Ihr leider leer aus. Fragt sich, was das Wetter macht!“<br/>
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„Bleibt nur jemand, der das Wasser abschlägt, aber der würde sehr bald vermisst werden“, knurrte Halmar ärgerlich. „Vertrackte Situation. Andererseits…“<br/>  
Er richtete den Blick ans Firmament, wo ein einheitliches Grau in Grau zu sehen war.<br/>
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Er schwieg einige Sekunden lang. <br/>  
„Wenn es schneien würde, kämen wir auf jeden Fall näher ran, ehe man uns bemerkt.“<br/>
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„Wie würdet Ihr die Türen der Häuser bewachen – erst recht in einer kalten Nacht wie dieser?<br/>
„Pech für Euch“, bemerkte Halmar von Sindelsaum. „[[Briefspieltext vielleicht mit::Firun]] scheint für heute kein Interesse daran zu haben, uns nach der herrlichen Spur auch noch eine Sichtdeckung zu schenken.“<br/>  
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„Gewiss nicht mit dem Rücken am kalten Holz“, antwortete Tharnax. „Eher mit den Füssen behaglich nah am Lagerfeuer, am besten mit einem anständigen Schnaps, der von innen wärmt.“<br/>  
Der Bergvogt wartete geduldig bis die die Großlinge fertig waren. “Ich denke nicht, dass sie geschlossen ausrücken und den Weiler ungeschützt zurücklassen, wenn wir ihnen einen Brocken hinwerfen, aber sei es drum, mir behagt die Idee auch nicht sonderlich. Es ist besser, wenn wir uns erst ein Bild der Situation machen, bevor wir in Unwissenheit einen Fehler begehen”, gab Tharnax zur Antwort.<br/>  
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„Ideale Voraussetzungen für ein paar aufschlussreiche Gespräche“, grinste Roban breit. „Und wenn das Pack sich so hinsetzt, dass es die Hütten stets im Blick hat, würden sie alle mit dem Rücken zum See sitzen. Wenn sich also jemand von der Seeseite anpirscht…“<br/>  
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„Über einen deckungslosen, zugefrorenen See mitten in einer Winternacht? Ihr habt Euren Verstand wohl in Auersbrück liegen gelassen! Im Wald mag Euch das Bettlaken wohl noch ausreichend getarnt haben, aber hier?“<br/>  
Dafür wurde es bald Dunkel und da es scheinbar bei den beiden Posten blieb entschloss man sich in das Dorf zu schleichen, während der Großteil der Gruppe Wache schob um Rückendeckung geben zu können. Die Bewohner des Ortes hatten sich jedenfalls in drei Hügelhäuser zurückgezogen, war es doch erneut bitter kalt, ein Umstand der das warten und ausspähen nicht besonders attraktiv machte.<br/>  
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Roban knurrte, was sowohl Zustimmung wie auch Ablehnung bedeuten konnte.<br/>  
Die Kälte war auch den voll Ungeduld wartenden Adligen in die Knochen gefahren. Zwar hatte man sich immer wieder auf dem Beobachtungsposten abgewechselt, damit jeder mal die Gelegenheit hatte, sich abseits der Ansiedlung durch Trampeln auf der Stelle zumindest notdürftig aufzuwärmen, dennoch sehnte jeder den Moment herbei, an dem man sich an ein echtes Feuer würde setzen können.<br/>
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„Wird man wohl riskieren müssen – es sei denn, jemand hat noch andere Ideen! Bin für jeden Hirnfurz zu haben!“<br/>  
Schließlich war der Moment gekommen. Die Wachposten entzündeten zwischen den Häusern ein kleines Feuer, machten sich aber nicht Mühe, seinen Schein zu verbergen. Offenbar fühlte man sich ziemlich sicher auf der Lichtung.<br/>  
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Der Bergvogt blickte herausfordernd zu Roban auf, er hatte genug gehört. „Ich für meinen Teil werde mich im Wald umsehen, sobald es dunkel wird. Begleitet mich, vielleicht bietet sich uns eine gute Gelegenheit. Wie sagt ihr Großlinge doch immer so schön, hilf dir selbst, dann hilft dir Phex?“ Tharnax grinste frech bei diesen Worten. <br/>  
„Also, machen wir uns auf die Socken, Herr Bergvogt?“<br/>  
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„Fürs erste sollten wir uns aber weiter zurückziehen. Vielleicht haben sie Patrouillen, welche uns aufspüren könnten. Ich würde Leute durch den Rand des Waldes streifen lassen, wenn ich hier etwas zu verbergen habe.“<br/>  
„Ich bin nicht besonders gut in Heimlichkeit, Herr Ritter“, brummte Tharnax leicht unwillig. „Das liegt Angroschs Kindern nicht.“<br/>  
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„Im Moment scheint die Bande mit Fressen beschäftigt zu sein, und die paar Nasen, die noch draußen stehen, denken wohl auch eher daran, wann sie sich was ins Gesicht stecken können!“ Roban nickte zu den nur noch drei Bewaffneten, die vor den Hütten standen, gegen die Kälte mit den Füssen stampften und tatsächlich eher an die warme Unterkunft denn auf übertriebene Wachsamkeit bedacht zu sein.<br/>  
„Ein wahres Wort!Das Grinsen des Ritters war zwar nicht zu sehen, aber beinahe körperlich zu spüren. „Aber eine hervorragende Sicht im Dunkeln, die liegt dem Kleinen Volk! Und als Rückendeckung hätte ich gern jemanden, der auch bei derart beschissenen Sichtverhältnissen noch sicher schießen kann.“<br/>  
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„Außerdem, würdet Ihr mit einer Entdeckung rechnen? Im Winter, mitten im Borrewald? Nee, ich glaube eher, die Wachen achten eher darauf, dass keiner der Gefangenen auskneift und Hilfe holt. Dann hätte man ein Problem. Bis jetzt können sie noch darauf hoffen, dass kaum einer von ihrer Anwesenheit weiß. Trotzdem, wir sollten Abstand halten – und den Waldrand schon mal ausspähen, solange wir noch ein wenig Licht haben.“<br/>
Tharnax brummte erneut und strich sich kurz über den Bart, ehe er nickte. <br/>  
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„Ihr Großlinge und euer Licht“, kicherte Tharnax. „Ein paar Monde im Stollen würden Euch gut tun.<br/>  
„Dann sei es so“, stimmte er zu und zog die Armbrust hervor. „Ihr geht voran, ich folge möglichst unauffällig.“<br/>  
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„Ich würde ein paar Monde in einer warmen Badewanne mit einem kalten Bier vorziehen“, brummte Roban. „Aber sei´s drum. Genug gequatscht – ich schleiche linksrum, Ihr nach rechts.“<br/>  
„Unauffällig – das ist das Stichwort!“ Roban ließ seinen Rucksack zu Boden und fing an zu wühlen. Dann förderte er zwei weiße Bündel zu Tage. „Hier. Das hilft beim Unauffälligsein!“<br/>  
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„Und wir warten in der Mitte, nehme ich an?“ Halmar von Sindelsaum schien zwischen Tatendrang und Vernunft hin und her gerissen zu sein. Roban hielt kurz inne, blickte den Angroscho an, dann nickte er.<br/>  
Tharnax betrachtete die Stoffbahn, die ihm der Ritter in die Hände gedrückt hatte. <br/>  
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„Ja, abgemacht. Ihr deckt das Zentrum!Ohne ein weiteres Wort huschte er zwischen den verschneiten Zweigen davon.<br/>  
„Ein Bettlaken? Ein merkwürdiger Großling seid ihr, fürwahr! Ich habe schon viel gesehen in meinem Leben, aber ein Ritter, der sich unter einem Bettlaken verkriecht…“<br/>
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„Entweder hat der Kerl eine wahrhaft schneidende Zunge oder einen Hohlraum zwischen den Ohren!“ murrte Niam von Grimsau.<br/>  
Roban warf sich sein eigenes Laken wie einen Umhang über und stopfte die Enden notdürftig unter der eignen Kleidung fest.<br/>  
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„Vermutlich beides“, seufzte Halmar. <br/>
„Ich kenne so manch einen Adligen, der sich in der eigenen Bettstatt verschanzt hat. Wir zwei werden uns aber nicht förmlich belagern lassen unter diesen Dingern. Nur so lange, bis wir wissen, was wir wissen wollen!“<br/>  
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Quälend lange Minuten verstrichen. Zwischen den Hütten passierte nichts Aufregendes. Die draußen stehenden Wachen wurden abgelöst, um ebenfalls essen zu können. Die Dunkelheit nahm zu, doch die schneebedeckte Fläche des Sees sorgte für ausreichende Helligkeit. <br/>  
Mit diesen Worten huschte der Moorbrücker in das Dunkel davon. Seine Gestalt verschmolz förmlich mit dem Weiß des Schnees auf Erde und Bäumen, und auch der Bergvogt war nach wenigen Schritten nur noch dann zu erkennen, wenn man genau hinsah.<br/>  
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Kurz tauchte der Zwerg noch einmal im Freien auf und richtete einige offenbar strenge Worte an die Wachen, ehe er wieder im Haus verschwand. <br/>
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Die Wachleute entzündeten darauf ein kleines Feuer zwischen den Hütten, kaum groß genug, um aus hundert Schritt Entfernung gesehen zu werden, und drängten sich dicht um die wärmenden Flammen.<br/>
Es dauerte mehrere Minuten, bis die zwei den Rand des von den erleuchteten Fenstern erzeugten Lichtkreise erreicht hatten. Sie bewegten sich trotz der Kälte langsam, verharrten immer wieder geduckt und spähten in das Halbdunkel hinein. Die Wachen schienen sie nicht noch nicht bemerkt zu haben, dennoch blieben die zwei Späher fast eine Viertelstunde an ihrer Position liegen, bis die zwei Wachleute ihre Runde beendet hatten und wieder von vorn anfingen. Die Wache auf dem Felsen schien sich nicht  zu bewegen, trampelte aber immer wieder auf der Stelle – offenbar war die Kälte sein größter Gegner, und dort oben war er dem Wind schlimmer ausgesetzt als seine Kameraden weiter unten. <br/>  
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„Insgesamt sechs Mann“, murmelte Aedin von Eschenquell. „Immer noch zu viele, um sie überraschend zu überwältigen.“<br/>  
Roban knuffte Tharnax in die Schulter und deutete auf eines der etwas weiter abseits stehenden Gebäude.<br/>
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„Und scheinbar hat keiner von ihnen ein dringendes Bedürfnis“, knurrte Halmar ärgerlich. „Ich frage mich, was Tharnax und Roban gerade treiben. Hoffentlich nichts allzu Riskantes!“<br/>  
„Da fangen wir an“, murmelte er. „Wir haben knapp zehn Minuten, ehe die Wachhunde da noch mal vorbei gehen.“<br/>  
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„Da seid gewiss!“<br/>  
„Wenn sie immer die gleiche Runde drehen“, gab der Bergvogt zu bedenken, folgte dem Ritter aber, als dieser sich langsam, jede Vertiefung des Schnees ausnutzend, an das Haus heran arbeitete. Dort angelangt warteten sie wieder eine Minute und blickten erst in die Fenster, als sich im Ort nichts regte.<br/>  
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Die Wartenden unterdrückten einen erschrockenen Laut, als Tharnax aus der Dunkelheit wieder auftauchte und sich neben sie hockte. <br/>  
„Scheint keiner daheim zu sein.“ Tharnax reckte sich, um besser sehen zu können.<br/>  
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„Auf meiner Seite alles frei, keinerlei Wachleute oder Spuren von Patroullien. Allerdings glaube ich, so etwas wie Stolperschnüre in der Nähe der Hütten gesehen zu haben, gut unter dem Schnee verborgen. Wohin sie führen, kann ich nicht sagen!“<br/>  
„Bestimmt alle im Haupthaus beim Saufen“, kicherte Roban leise. „Bleibt ihr hier. Ich seh mich mal in der Butze um.<br/>  
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„Ich schon!“<br/>  
Ehe Tharnax protestierten konnte, war Roban um die Ecke, und nur Sekunden später konnte Tharnax sehen, wie er in den einzigen Raum trat, sich sichernd umblickte und dann ebenso rasch wie unauffällig diverse Gegenstände untersuchte. Trotz der Kälte lief Tharnax der Schweiß über den Rücken. Wenn jetzt einer der Bewohner zurück kam, weil er sich schlafen legen wollte, etwas vergessen hatte…<br/>  
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Erneut bissen sich die Adligen auf die Zungen, als Roban neben ihnen in den Schnee plumpste.<br/>  
Umso aufmerksamer starrte Tharnax in die zunehmende Dunkelheit. Für einen Moment glaubte er, einen Schatten zu sehen, der sich zwischen den Hütten bewegte, und brachte schon die Armbrust in Anschlag. Dann runzelte er die buschigen Brauen. Die Person schien ebenso durch den Ort zu schleichen wie sie selbst – noch ein Späher? War einer der Kameraden ihnen gefolgt? Oder waren sie doch bemerkt worden, und der Feind versuchte jetzt, sie unauffällig einzukreisen, um sie lebend gefangen zu nehmen?<br/>  
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„Wir sollten eine Parole ausmachen beim nächsten Mal“, stöhnte Aedin. „Man greift schon jedes Mal zum Schwert, wenn Ihr so überraschend auftaucht. Eines Tages erschlägt man Euch noch versehentlich!“<br/>  
Aber noch ehe etwas derartiges passierte, war Roban schon wieder bei ihm.<br/>  
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Robans Grinsen war in der Dunkelheit kaum zu erkennen.<br/>
„Völliger Reinfall“, brummte er. „Hätte genauso gut einen Schlafsaal in Auersbrück filzen können. Also, gleich weiter!“<br/>  
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„Immerhin krepiere ich dann nicht im Bett! Und schaut mal, was man Hübsches findet, wenn man den Schnüren folgt.“<br/>
Schon huschte Roban davon, Tharnax gleich hinter ihm.<br/>  
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Er zog einen Stofflumpen unter der Jacke hervor, der irgendwann wohl ein Taschentuch gewesen war, und wickelte einen faustgroßen Gegenstand aus.<br/>  
„Der Krug geht so lange zum Munde, bis man bricht!“ erinnerte der Angroscho den allzu umtriebigen Ritter. „Je länger wir uns hier herumtreiben, desto größer die Gefahr, für uns und auch für die anderen!“
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„Eine Kuhglocke?Niam von Grimsau riss verständnislos die Augen auf. „Wie kommt Ihr an so etwas?“<br/>  
„Jajajaja“, flüsterte Roban, „aber wenn wir gar nichts rauskriegen, war die Gefahr für die Katz!“ Wieder lugte der Ritter durch ein Fenster und zog den Kopf gleich wieder zurück.
+
„Hing in einer Astgabel“, erklärte Roban. „Schnur dran, die dann gute zehn Schritt zwischen den Bäumen herläuft, knapp über oder unter der Schneedecke und nur schwer zu sehen. Trampelt man auf oder gegen die Schnur, fällt die Glocke runter – den Rest könnt Ihr Euch denken!“<br/>  
„Was ist?“ raunte Tharnax.<br/>  
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„Wirklich nicht dumm. Ich hoffe, Ihr wisst noch, wo Ihr diese Alarmanlage lahm gelegt habt!“<br/>
„Vier Mann in der Bude. Eine von den Visagen habe ich in Auersbrück bei diesem [[Briefspieltext mit::Alphak von Steinklos|Alphak]] gesehen, jedenfalls würde ich meinen Hintern darauf verwetten!“
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„Ich weiß, dass ich dämlich aussehe“, erwiderte Roban bissig. „Das heißt nicht, dass ich es auch noch bin. Natürlich weiß ich, wo man jetzt ungefährdet an die Hütten kommt, und habe die Stelle markiert. Meine Pfeife steckt unter einer Birke im Schnee – sollte den Rotzkocher also nicht vergessen, ehe wir hier uns hier verziehen. Also, legen wir uns jetzt auf die Lauer, bis einem von den Burschen die Blase kneift?“
Auch Tharnax riskierte einen Blick.<br/>  
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“Ausgezeichnet.” In der Stimme Tharnaxs schwang ehrlicher Respekt mit. “Dann heißt es nun also warten. <br/>  
„Gut ausgerüstet die Bande“, stellte er fest. „Und sitzen auf gepackten Bündeln. Waffen und Rüstzeug liegt bereit, wie auch Verpflegung und sogar ein paar Mullbinden. Als wolle man in eine Schlacht ziehen, und das bald!“<br/>  
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Nur dass wir drüber gesprochen haben. Ich lege mich mit auf die Lauer. Mein Auge ist wohl das Beste. Da meine Beine aber leider auch die kürzesten sind, werde ich den Vorstoß nur mit der Armbrust decken. Jemand anderer muss meinen Platz einnehmen, um eine der Wachen zu überwältigen. Die letzten Schritte müsst ihr wahrscheinlich sprinten.” Tharnax zuckte mit den Schultern und blickte in einem Anflug von Selbstironie an sich herab. In der Hocke reichte ihm der Schnee bis zur Hüfte. “Dann kann nur in die Hose gehen. Ich bin ja kein springender Bock.”<br/>  
„Die andere Kafitte machte den gleichen Eindruck“, erklärte Roban. „Wie ein Quartier kurz vor einem Feldzug. Gepackte Klamotten, geölte Eisen, alles klar zum Schädelspalten. Weiter – ich will wissen, wem der zu spaltende Schädel gehört!“<br/>  
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„Großlinge! Werfen ihr ach so kurzes Leben auch noch weg!“ seufzte Tharnax, blieb Roban aber auf den Fersen, als dieser sich durch die Schatten an das größte Haus heran schob.
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„Gut, jetzt gilt‘s“, meldete sich [[Hauptdarsteller ist::Boromil vom Kargen Land|Boromil]] und nickte Roban zu. „[[Nebendarsteller ist::Ingramosch Grambart|Ingramosch]], Du kommst ebenfalls mit. Besonders schnell laufen wirst auch Du nicht, aber Du siehst besser als ich im Dunkeln - und ich fessele jemanden lieber zu dritt als zu zweit.“ Der Angesprochene rieb sich die Hände, ob aus Vorfreude oder um sich die Kälte aus den Fingern zu vertreiben, war den anderen nicht ganz klar.<br/>  
Als von innen die Tür geöffnet wurde, ließen die zwei Späher sich flach in den Schnee fallen. Eine bange Sekunde verstrich, doch aus dem Inneren des Gebäudes klang nur Gelächter und das Geklapper von Bierkrügen.<br/>  
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„Geh für mich mit!gröhlte jemand, ehe die Tür zufiel und zwei Schatten offenbar ein ruhiges Plätzchen aufsuchten, um ein dringendes Bedürfnis zu befriedigen.
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Gemeinsam pirschten sie sich an die Stelle heran, die Roban mit seiner Pfeife markiert hatte, und warteten ab. Und tatsächlich – nach einiger Zeit verließ einer der Männer die Hütte. Boromil zeigte stumm auf den Schurken. Sie alle duckten sich ein wenig, doch aufgrund der Dunkelheit und der Einsamkeit des Borrewalds ging der Bewacher seelenruhig bis zum Waldrand. Phex war ihnen hold und der Schurke bewegte sich bis auf fünf Schritte an sie heran, als er sich in Richtung eines Baumes drehte. Roban machte eine lautlose Armbewegung und er und Boromil stürmten los. Der Schlagetot hörte zwar ein Geräusch, aber er war schon leicht angetrunken und konnte es nicht richtig einordnen, und so merkte nicht, wie ihm geschah, bis er plötzlich eine Klinge an seinem Hals spürte. „Keine falsche Bewegung, oder du kannst Uthar erklären, warum du ihm auf dem Keks gehst, dreckiger Abschaum!“, knurrte Roban ihm ins Ohr. Boromil hielt dem Kerl von hinten zunächst die Handgelenke fest, doch schon bald war Ingramosch mit Fesseln herangeeilt. Zuletzt stopfte er dem Gefangenen einen fachgerecht hergestellten Knebel in den Mund. Alle Achtung, dachte sich Boromil, der Grambart hat wirklich geschickte Finger…<br/>  
„[[Briefspieltext mit::Gerwulf Waldstein|Gerwulf]] und Alphak“, brummte Tharnax. „Habt Ihr die zwei gesehen?“<br/>  
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„Die zwei Arschgesichter am mittleren Tisch? Sicher! So hässliche Fressleisten vergisst man so bald nicht. Schade, dass sie alle da drin bechern. Was würdet Ihr schätzen – wie viele Leute kriegt man in die Hütte?“<br/>  
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Nachdem sie ihre menschliche Beute zum eigenen Lagerplatz zurückgebracht hatten, brach zwischen Boromil und Roban ein Streit aus. „So, den ersten haben wir. Kommt, dem verpassen wir einen sauberen Schnitt, und dann holen wir uns direkt den nächsten! Hier sind wir in sicherer Entfernung, da hört ihn niemand schreien.Roban zog mit geübter Beiläufigkeit seine Klinge. „Einen Wehrlosen einfach so abmurksen? Das können wir nicht machen! Wir sind doch keine Straßenräuber.“ „Was sollen wir denn sonst tun? Die oder wir – so sieht‘s aus. Und je länger wir rumschwafeln, desto heisser wird der Boden hier für uns.“ Roban trat einen Schritt auf den Gefangenen zu, der auf die Waffe starrte und heftig zu atmen begann. „Im Osten haben wir das auch nicht anders gemacht, damals, mit den Heptarchenschergen...“ „Warte!“, stellte sich Boromil dazwischen, „um der guten Zwölfe willen müssen wir ihm zumindest eine letzte Chance geben, Reue zu zeigen. Wenn er uns hilft, die Dorfbewohner zu befreien, will ich gerne Gnade vor Recht ergehen und ihn laufen lassen.“ Er wandte sich dem Banditen zu, der immer noch starr vor Schreck war angesichts seines nahenden Todes. „Allerdings musst Du uns dafür schon genau sagen, was hier gespielt wird!“ „Ach, das bringt doch nichts!“, bellte Roban von hinten, „der wird uns die Hucke volllügen.“ „Tja, mit Herrn [[Akteursnennung ist::Praios]] hält es dieser Strolch tatsächlich nicht immer so, wie wir schon wissen - aber vielleicht ist er schlau genug, die Gnade des Herrn Phex zu erkennen...“ Boromil zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt es dem Gefangenen vors Gesicht. Es stellte sich als ein Phexsymbol heraus, welches sogar im Dunkeln kurz aufzublitzen schien. „Und diese zeigt sich in Form von Glück. Unverdient, wie Glück so oft ist... aber vielleicht kannst Du durch eigene Tat zumindest erreichen, dass Deine Strähne noch ein wenig anhält. Also, was hast Du lieber: Das Zwinkern des Fuchses oder den Stahl der Löwin?“ Unfähig, unter dem Knebel zu sprechen, konnte der Angesprochene zunächst nur schnell nicken, dann heftig den Kopf schütteln. „Abgemacht. Ich werde Dir jetzt den Knebel abnehmen. Du wirst natürlich vernünftig genug sein und still sein.“ „Ach was, schrei ruhig um Hilfe“, forderte Roban ihn auf, „es wird mir eine Freude sein, deinen Balg Stück für Stück zu zerlegen. Wenn deine Kumpane dich kreischen hören, vergeht ihnen die Lust am Kämpfen, da kannst du sicher sein. Ich habe seinerzeit in Tobrien so einiges gelernt, was das Zermürben der Feinde angeht… mich juckt‘s in den Fingern, das mal wieder auszuprobieren.“ „Ich fürchte, mein Gefährte wird langsam ungeduldig. Also, wir werden nicht viel Zeit für Spielchen haben, denn dazu ist er zu entschlossen, es auf seine Weise hinter sich zu bringen. Nun sag mir klipp und klar: Wer seid Ihr und was macht Ihr hier im Wald?“ <br/>
Tharnax schätzte die Größe des Gebäudes, für einen Angroscho kein großes Problem. Das der Innenraum gut gefüllt waren, hatten sie schon sehen können.
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„Fünfzehn Mann, dazu die beiden, die gerade raus sind, zwei Wachleute hier unten, einer auf dem Felsen, also insgesamt gute zwanzig Bewaffnete, vielleicht ein paar mehr!“
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Dem Schurken wurde sichtlich heiß und kalt, war Roban in seiner Rolle als kaltblütiger Mörder doch überaus erfolgreich. So sprudelte es aus dem Mann geradezu heraus „Wir sind Söldner aus Andergast und sind angeworben worden um diesen See hier trocken zu legen. Das ist natürlich viel Arbeit, daher haben wir uns einige Bauern und Reisende geschnappt, um die Arbeit für uns zu machen.“ „Und was sucht ihr im See?“ Halmar von Sindelsaum wirkte nicht, als ob er dem Schurken unbedingt Glauben schenken. „Das weiß ich nicht. Uns hat man nichts gesagt. Der Zwerg und der Koscher haben uns in nichts eingeweiht. Nur gut bezahlt haben sie, daher sind wir mitgekommen, auch wenn es uns alles ein wenig komisch vorkam.“<br/>  
„Da kam ich auch drauf. Auf jeden Fall zu viel für einen Frontalangriff. Ich überlege, ob wir einen von den Burschen kassieren, wenn sie vom Pissen zurück kommen…“
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„Seid Ihr völlig verrückt geworden. Bei dem Schnee werden wir unsere Spuren niemals verwischen können, zumindest nicht so gründlich, dass man uns bei Sonnenaufgang binnen weniger Stunden eingeholt hat. Dann wäre ein Kampf unvermeidlich.“<br/>
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„Der Zwerg und der Koscher, haben die auch einen Namen?“, fragte Boromil. „So dumm ist doch kein Söldner, dass er einem völlig Unbekannten folgt. Gerade wenn der Auftrag zu gut bezahlt wird...“<br/>
Roban knirschte vernehmlich mit den Zähnen.<br/>  
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„Leider stimme ich zu. Also, machen wir uns vom Acker. Die Wachleute müssten jetzt rahjawärts der Ortschaft sein, wir verdrücken uns also gen Efferd, immer weiter schön durch die Schatten. Der liebe Boron hat [[Briefspieltext vielleicht mit::Phex]]ens Sternchen zugedeckt, es ist dunkel wie im Hühnerarsch – sollte kein großes Problem sein!“<br/>  
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„Ist ja gut.“ Der Söldner war sichtlich beeilt eine zufriedenstellende Antwort auszuspucken, bevor Roban auf weitere dumme Gedanken kommen konnte. „Der eine heißt Ulfried und kommt hier aus der Ecke, aber er war schon länger nicht mehr hier glaube ich. Muss also sich vor einiger Zeit also verdrückt haben müssen. Der Zwerg heißt Drugol, der kennt sich hier auch hervorragend aus.“ “Ulfried der Blutige“, nickte Boromil mit ernsten Gesicht. „Und Drugol Sohn des Drogosch“, fügte Ingramosch hinzu. „Die beiden haben uns in [[Ortsnennung ist::Alt-Albumin|Albumin]] angeworben.“, fuhr der Söldner fort. „Wir haben uns damals nach ihnen umgehört, aber viel konnten wir nicht rausfinden, außer, dass sie mit einem Warentransport aus dem Svellttal angekommen sind. Wir hatten schon lange keinen lukrativen Auftrag mehr gehabt, aber die haben so viel bezahlt, dass wir unsere Bedenken über Bord geworfen haben.“<br/>
Ein Problem war es tatsächlich nicht, dennoch verging eine halbe Stunde, ehe man den schützenden Waldsaum erreicht. Die Nasen- und Fingerspitzen der zwei waren mittlerweile völlig taub, dennoch hatten sie das Gefühl, dass die Entbehrung sich gelohnt hatten.<br/>  
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Die anderen Adligen hörten aufmerksam zu, als sie, mit einem genügenden Abstand zum Dorf, Bericht erstatteten. <br/>
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„So ein See läßt sich doch nicht mal eben trockenlegen.“, fuhr Ingramosch dazwischen. „Wie habt Ihr Euch das denn gedacht? Selbst wenn ihr halbmechanische Eimerschöpfreihen einsetzt, dauert das Wochen – und die müsstest Ihr hier erst einmal aufbauen. Dazu ist der Winter die schlechteste Zeit für so ein Vorhaben! Euch werden doch eher die ersten Leute erfrieren oder an Erschöpfung sterben, bevor Ihr auch nur den Wasserpegel nennenswert gesenkt habt.“ Er überlegte weiter – die Ideen sprudelten nur so aus ihm heraus. „Nein, es wirkt eher so, als wolltet Ihr hier einen Schatz heben, und der muss so wertvoll sein, und es muss so schnell gehen, dass Eure Auftraggeber gutes Geld bezahlen und nicht warten können, dass es wärmer wird! Hat der Angroscho etwa nennenswerte Beute im See versenkt, die er sich jetzt abholen will? Na, sag schon, was Du weißt!“<br/>
„Hattet Ihr Gelegenheit, die Waffen zu inspizieren?“ wollte Gilborn Bockling von Bilchtrutz
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wissen. „Waren es solche, wie wir bei den Angreifern auf Ilmenheide gesehen hatten?“<br/>
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„Die beiden halten alles schwer geheim, aber sie haben gesagt, dass es keinen Schatz gibt, was eine gute Idee war, denn ein paar Kameraden wollten die zwei schon loswerden, um alles für sich behalten. Sie haben gesagt, da wäre ein Sammlerstück im See, für das sie einen guten Käufer hätten, aber wir würden das Ding ohne sie nie loswerden. Die Arbeit ist wirklich hart und viele der Leute die wir gefangen haben sind krank, aber der gute Storko und dieser Feldscher kümmern sich um sie.“<br/>
Roban schüttelte den Kopf.<br/>
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„Nein. Alles wohl gute Qualität, aber die Schmiedestempel, so weit ich sie kannte, stammten alle aus den Koscher Landen. Ich habe auch einen Geldbeutel durchsucht, aber das Geld war im Kosch oder Garetien geprägt worden. Keine Kohle aus dem Hinterkosch dabei!“<br/>
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Boromil rieb sich überlegend das Kinn. Ein Feldscher? Könnte das…? Aber wie sollte er danach fragen, ohne zuviel von ihrem Auftrag preiszugeben?<br/>
„Also keine Spur von [[Briefspieltext vielleicht mit::Harrad von Eberstamm-Weidenhag|Harrad]]?“ stellte Halmar die Frage die ihnen alle auf den Fingern brannte, als Roban den Kopf schüttelte machte sich Ratlosigkeit in der Runde breit. Wie sollte es jetzt weitergehen? Hier kamen sie offensichtlich nicht weiter, dafür waren sie aber alle nah an einer Erfrierung.<br/>  
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„Wir müssen hier weg und uns einen Lagerplatz suchen.“ Stellte [[Briefspieltext mit::Boromil vom Kargen Land]] fest und nicht nur [[Briefspieltext mit::Ingramosch Grambart]] nickte heftig. „Warum hast du dich den zeitweilig deiner Verkleidung entledigt Tharnax?“ fragte der Hügelzwerg den anderen Angroscho. Als dieser verwirrt dreinschaute beschrieb Ingramosch die Stelle an der er gemeint hatte Tharnax gesehen zu haben. „Also ist da doch noch jemand rumgeschlichen!grummelte Tharnax.<br/>
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„Hinterwäldler“, gab Tharnax abfällig von sich und spie aus. „Ich bin dafür ihn ein bisschen ‚zu kitzeln‘, vielleicht weiß er ja doch mehr, als er uns bisher preiszugeben gewillt ist“, sprang der Bergvogt auf das Spiel mit ein. „Ich habe einige Erfahrung mit Schwarzpelzen und bin mir ziemlich sicher, dass deren Schmerzgrenze höher liegt.“<br/>
„Ich habe mich zu keiner Zeit meine Tarnung entledigt. Komm“, forderte der Bergvogt Ingramosch kurzentschlossen auf, „wir sehen uns einmal an, wer dort draußen noch so rumgeschlichen ist. Vielleicht können wir ja jemandem auf den Zahn fühlen.“ Beim letzten Satz tätschelte Tharnax den schweren Kopf des Hammers, welcher in einem Ring in seinem Gürtel steckte.<br/>
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Der Angroscho holte seine Ledermappe heraus, öffnete die Verschnürung und präsentierte das darin enthaltene Werkzeug, darunter auch einige Auswahl verschiedener Zangen.<br/>
Nachdem der Bergvogt eiligst trockene Kleidung angezogen hatte, machten sich die beidem Angroschim daran, der Beobachtung Ingramoschs auf den Grund zu gehen. Mit bereits erprobter Tarnung schlichen sie wiederum Richtung Dorf. <br/>
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„Nehmt die Knippzange und zieht ihm die Zunge lang“, schlug Roban vor. „Oder die Klötze – dann kann er wenigstens noch sprechen! Einen Zahn ziehen könnten wir ihm auch – wir haben einem Dämonenknecht drüben im Tobrischen die halbe Kauleiste amputiert, aber gesungen hat der…“<br/>
Je näher sie kamen, desto mehr zügelten sie die Flamme ihrer Sturmlaterne. Die Gefahr entdeckt zu werden wollten sie nicht eingehen. Die Häuser jedoch lagen inzwischen ruhig dar. Fast kein Geräusch war mehr zu vernehmen. Nur der Rauch aus den Schornsteinen, welcher sich gegen den fahlen Himmel undeutlich abzeichnete deutete noch auf Leben hin. Tharnax indes wusste das Wachen unterwegs waren, deswegen blieben sie im schützenden Dickicht des Wald.<br/>
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Ohne Frage bediente Roban sich aus der Mappe und nahm eine der größten Zangen zur Hand. Prüfend öffnete und schloss er das Werkzeug, als müsse er beurteilen, wie gut sich damit Zähne ziehen ließen.
Seite an Seite umrundeten sie die Ortschaft und versuchten Spuren im Schnee, oder an dem Geäst des Unterholzes auszumachen. Tharnax konnte die Fussabdrücke seines eigenen, vorherigen Besuchs relativ leicht ausmachen, wusste er doch wo sie gewesen waren. Etwas anderes fanden sie jedoch lange Zeit nicht.<br/>
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„Vielleicht eher mit einem der kleinen Meissel“, grinste Tharnax. „Wir hebeln die Zähne einfach raus!“<br/>
Fast schon hätten sie aufgegeben, als Ingramosch auf einmal die Hand hob, stehen bleib und in die Knie ging. “Hast du was”, fragte der Bergvogt mit leicht erregter Stimme. Der Angesprochene antwortete zunächst nicht, sondern deutete nur auf einen tiefen, aber kurzen Fußabdruck im Schnee. Er beugte sich noch tiefer herunter und während Tharnax Richtung Dorf spähte und ihm Ingramosch ein Zeichen gab, dass die Luft rein war, machte dieser mehr Licht. <br/>
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Roban wiegte den Kopf hin und her.<br/>
“Unzweifelhaft, ein Bruder oder eine Schwester. Die Spur führt vom Dorf weg”, fasste er die Entdeckung zusammen und drehte die Flamme bereits wieder runter. “Los, wollen wir doch Mal sehen, wohin die Abdrücke und führen”, munterte der Bergvogt den Jüngeren auf, doch das war nicht nötig, auch Ingramosch wollte jetzt wisser wer möglicherweise ausgekundschaftet hatte, dass sie das Dorf in Augenschein genommen hatten. Eine durch ihren Fund bestätigte Bedrohung lag in der Luft.<br/>
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„Auch nicht schlecht, Herr Bergvogt. Die Idee gefällt mir!“<br/>
Sie folgten den Spuren einige hundert Meter durch den dunklen Wald, welcher immer dichter wurde, je weiter sie gingen. Die Richtung war nicht die ihres Lagers, sondern führte sie weiter davon weg. Ein Umstand der aber noch keine Entwarnung verhieß. Bei Nacht waren Spuren nur sehr schwer auszumachen, wer wusste schon was sie noch übersehen hatten. Tharnax und Roban hatten schließlich auch nichts bemerkt. Allein Ingramoschs Aufmerksamkeit was es zu verdanken, dass sie nun hier waren. <br/>
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Er grinste, als habe er die letzten Jahre als Torturmeister der Inquisition gearbeitet.<br/>
Doch es half nichts. Sie mussten die anderen holen. Alleine weiter zu gehen und sich möglicherweise Meilen weit von ihnen zu entfernen machte keinen Sinn. Wenn sie etwas bedeutendes finden würden, konnten sie ja schlecht die ganze Strecke zurück eilen, nur um sie zu holen. Mal ganz davon abgesehen, wenn sie auf Widerstand stoßen würden.
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„He, he, so war das aber nicht gemeint!“, fuhr Boromil dazwischen. „Der Mann muss eine ehrliche Möglichkeit haben, alles zu sagen, was er weiß. Wenn er die nicht nutzen will – nun, dann kann ihm auch Phex nicht mehr helfen.“ <br/>
Nach einem kurz gehaltenen Informationsaustausch im Lager der Edelleute, zog man schließlich mit einvernehmen gemeinsam weiter. Man nahm die Fährte wieder auf. Diese folgte alsbald einem kleinen Bachlauf. Das kleine Rinnsal meanderte im leicht abfallenden Gelände grob in Richtung Firun und die Spuren verliefen stets parallel. <br/>  
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„Seht es ein, Boromil – der kriegt die Zähne nicht auseinander, es sei denn, man hilft ein wenig nach!“ Roban fuchtelte mit der Zange in Richtung des Gefangenen, dessen Gesicht mittlerweile kaum dunkler war als der Schnee. <br/>
So ging es tatsächlich über einige Stunden  weiter, bis man im Morgengrauen beschloss eine Rast einzulegen. Die Gefährten benötigten dringend Schlaf, sonst würden sich irgendwann Fehler einstellen. Deren Folgen konnten gravierend sein.<br/>
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Boromil hob beide Hände in Robans Richtung, als wolle er einen rauflustigen Ork beruhigen. Dann wandte sich noch einmal an den Gefangenen. „Also, in der Zwölfe Namen und um Dein Leibes- und Seelenheil willen: Was kannst Du uns noch verraten? Was waren das für Reisende, die Ihr geschnappt habt? Waren da etwa auch einige Edelleute und Ritter dabei?“<br/>
Man stellte eine wechselnde Wachen auf, entfachte ein kleines Feuer, welches dank des dichten Waldes und dem ohnehin diesigem Himmel an diesem Tag kaum auffallen mochte. Nach einem kargen und eher stumm eingenommenen Mahl und viel heißem Tee, um die Lebensgeister in der Kälte neu zu beleben, ging es zu Beginn der Praiosstunde weiter.<br/>  
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Schliesslich, man war noch kein volles Stundenglas wieder unterwegs, lichtete sich der Wald langsam und aus ihrer Laufrichtung waren gedämpfte Geräusche zu vernehmen, sowie einige Feuer durch die Bäume hindurch zu sehen.
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„Wir haben einen Ritter geschnappt, der ist aber zu gut zum arbeiten hat der Ulfried gesagt. Seine Leute müssen aber ran.“ „Und wie heißt dieser Ritter?“ zischte Halmar ihn an. „Rotenforsten, oder so ähnlich. Der sitzt eigentlich nur den ganzen Tag in der Hütte und darf sich nur manchmal die Füße vertreten. Ich habe mit ihm nicht viel zu tun, ich muss meistens die Bauern bewachen.“<br/>
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“Aus dem Svellttal…”, brummte der Bergvogt und kratzte sich nachdenklich den Bart. “Sammlerstück...” Was konnten diese Halunken hier nur suchen, in einem See, auf dessen Grund? <br/>
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Plötzlich riss er die Augen auf. “Der große Sternenregen. Große Teile gingen um den Svellt nieder. Viele haben seinerzeit dort ihr Glück auf der Jagd nach den kostbaren Steinen gesucht.” Tharnaxs Stimme verriet Erregung. “Ist hier kürzlich auch etwas niedergegangen? Vielleicht suchen sie so einen speziellen Schatz.”<br/>
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„Das ist durchaus möglich!“, bestätigte Boromil. „Im Travia vor zwei Jahren fiel bei Angbar ein Teil eines Sterns herab. Mein Vater war damals dabei.“ Er wandte sich an den Gefangenen. „Der Ritter – ist er etwa sechzig Götterläufe alt? Und zeigt sein Wappen eine rote Tanne auf silbernem Grund?“ „Mit einer schwarzen Axt darüber? Ja, ja!“, beeilte sich der Gefangene zu antworten. Nun hatte Boromil endgültig Gewissheit. „Das ist [[Briefspieltext mit::Viburn von Rohenforsten]]. Ihr habt einen Freund des Fürstenhauses gefangengenommen, gratuliere. Da habt Ihr fürwahr einen Eber gechossen! Du brauchst jetzt wirklich alles Glück, das Phex Dir geben kann...“ Der Andergaster verstand zwar die Koscher Redensart nicht, wusste aber auch so, dass er in größeren Schwierigkeiten war, als er bislang angenommen hatte.<br/>
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Boromil beeilte sich, in seiner Befragung sogleich nachzusetzen. „Der Feldscher, den Du erwähntest… ist das auch einer der Gefangenen? Wie sieht er aus? Etwa ebenfalls um die sechzig Götterläufe, aber recht verlebt und sehr traurig?“ Der Söldner schluckte. „Äh, ja. Den haben Ulfried und Drugol zum Essen kochen und später zum Verarzten eingesetzt, denn er wirkte ganz schwächlich und taugte nicht zur harten Arbeit. Ihm geht‘s aber noch ganz gut.“, fügte er hinzu, erahnend, dass schlechte Nachrichten ihm selbst nicht gut bekommen würden.<br/>
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Boromil seufzte erleichtert. Es bestand noch Hoffnung für [[Briefspieltext mit::Harrad von Eberstamm-Weidenhag]]! Und offenbar war den Räubern nicht klar, wen sie da in ihrer Gewalt hatten. Nun galt es, mit der Wahrheit zu lügen. „Dieser Mann war früher einmal ein hochangesehener Heilkundiger, muss sich jetzt jedoch vor dem Fürstenhof verantworten. Deswegen sollte er aus Greifenfurt herangebracht werden – lebend und unversehrt. Der neue Fürst wollte unbedingt allen zeigen, wie unter seiner Herrschaft hart, aber gerecht geurteilt wird. Deswegen sollte ein Vertrauter des Seneschalks den Gefangenen bringen.“ Er atmete hörbar aus. „Die Zwölfe mögen Euch gnädig sein, wenn ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird!“ „Sag mal, Boromil“, mischte sich Ingramosch erneut ein, „hat nicht schon einmal ein Koscher Fürst gegen eine Gruppe Andergaster Söldner hart durchgegriffen?“ „Das kannst Du aber laut sagen! Fürst Holdwin hat den Anführer aufknüpfen und den anderen beide Hände abschlagen lassen! Das war das Ende der Andergaster Kerls!“ Der Gefangene schluckte, als er das hörte. „Hm, und wenn jetzt der bestellte Gefangene nicht ankommt, wird Fürst Anshold sicher sehr böse und will es seinem Vorfahren gleichtun...“, überlegte Ingramosch laut. „Ja, aber sicher!“, bestätigte Boromil. „Vor kurzem hat er noch den Oger Goro aufspüren und töten lassen – da wird er sich jetzt nicht von einer Gruppe Gesetzloser einschüchtern lassen. Im Gegenteil, es würde mich nicht wundern, wenn er im Zweifelsfall einen ganzen Wald abfackeln läßt, um keinen entkommen zu lassen.“ Der Gefangene zitterte inzwischen heftig...<br/>  
  
{{KoschBriefspielindex}}
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Tharnax folgte den Ausführungen aufmerksam, indes konnte er nicht viel dazu sagen. Diese Namen waren im durchaus geläufig, auch kannte er die dazugehörigen Wappen, aber Gesichter verband er damit nicht. Der Bergvogt machte aber auch keinen hehl daraus, dass er sich für den menschlichen Adel und deren Politik nur minder erwärmen konnte. Seine Interessen gingen selten über die Belange der Bergkönigreiche, in denen er über hervorragende Kontakte verfügte, hinaus. Meistens waren es Männerfreundschaften, geboren in den Jahren des Krieges, die Tharnax mit Menschen verband. Nur wenige waren in anderen Bereichen seines bisherigen Lebens hinzugekommen.<br/>

Aktuelle Version vom 2. April 2022, 17:41 Uhr


Borrewald, Ende Firun 1041

Durch die Ereignisse der vergangenen Tage waren die Adligen vorsichtig geworden und schlugen sich daher sogleich in die Bäume und warteten erst einmal eine Weile ab. Die Geräusche kamen offensichtlich von einem recht geschäftigen Lager. Niam von Grimsau meinte einmal sogar den Klang von Spitzhacken heraus zu hören. Es war jedenfalls klar, dass es sich nicht gerade um ein kleines Jagdlager handelte. Langsam und äußerst vorsichtig näherte sich die Gruppe dem Lager, bis sie von einem kleinen Kamm aus die Szenerie überblicken konnten. Um einen kleinen See herum war eine größere Anzahl Menschen damit zugange Eisplatten aus der teilweise zugefrorenen Seedecke heraus zu schneiden. Eine Menschenkette war derweil damit beschäftigt Eimer um Eimer mit Seewasser zu füllen, die Eimer weiterzureichen und dann in ein Loch zu kippen. Die Menschen, es waren sicher an die drei Dutzend Personen schienen dieser merkwürdigen Arbeit jedoch nicht freiwillig nachzugehen, denn zahlreiche Wachen überwachten, dass sie ihrer Arbeit ordentlich nachgingen. Ein rotbärtiger Zwerg und ein schwarzhaariger Mann mittleren Alters beobachteten das Geschehen und gaben immer mal wieder Anweisungen. Eine Handvoll Wachen drehte derweil Runden um den gesamten Bereich. Sie schienen recht ähnlich bewaffnet zu sein, wie die Kämpfer, die die Munteren Breitäxte bei Ilmenheide angegriffen hatten.
Links neben dem See waren einige kleine Hütten gebaut worden. Die Bauten sahen recht neu und nach eher notdürftiger Natur aus. Jedenfalls boten sie vermutlich kaum genug Platz um die Arbeiter und ihre Wachen zu beherbergen. Aus einer der Hütten stieg Rauch hinaus und eine ältere Frau trat aus der Tür heraus und rief etwas. Sogleich beendeten die Arbeiter ihre Arbeit und machten sich auf dem Weg zu der Hütte, ebenso wie die Mehrzahl der Wachen. „Essenszeit.“ Knurrte Halmar von Sindelsaum ärgerlich und versuchte seinen eigenen knurrenden Magen bei dem Gedanken an warmen Eintopf in einem warmen Haus zu unterdrücken. „Einundzwanzig Bewaffnete und Neunundreißig Unbewaffnete.“ Stelle Aedin Jendar von Eschenquell fest.
„Auf jeden Fall verdammt viel los im Borrewald“, brummte Roban. „Hätte nicht gedacht, dass sich hier winters so viel Volk herumtreibt. Fragt sich nur, wer sind die Gefangenen, wer sind die Wächter und warum zum Henker schöpfen die Wasser? Ein Bad werden sie sich ja kaum bereiten wollen!“
„Allmählich würde mich nicht mal mehr das wundern!“ Tharnax wischte sich einige Schneeflocken aus den Brauen. „Und die Gefangenen sind bestimmt von jenem Gehöft, das die munteren Breitäxte so heldenhaft verteidigt haben. Erinnert Ihr Euch? Sie sagten, unter den Angreifern sei auch ein Zwerg gewesen! Und möglicherweise ist es derselbe Zwerg, der nächtens in der Siedlung herumgeschlichen ist.“ „Apropos schleichen – hier können wir uns das klemmen, fürchte ich!“ Roban kaute auf seinen Lippen, die von der Kälte bereits rissig waren. „Keine Deckung, alles blank wie ein Kinderarsch! Man müsste das Lager umgehen und hoffen, dass keine vorgeschobenen Posten im Wald rumhängen. Und auch dann bekommt man vermutlich nicht viel raus. Diese auf die Eile hingezimmerten Butzen haben ja nicht mal Fenster, nur einen Rauchabzug auf dem Dach.“ Der Koschtaler legte die Stirn in Falten, dann knuffte er Halmar von Sindelsaum in die Seite.
„Was denkt Ihr, Halmar – ob so ein Dach aus Grassoden wohl einen Ritter tragen würde? Ich meine, wenn er nicht gerade fett ist und flach auf dem Bauch liegt?“
„Ihr wollt nicht wirklich am Rauchabzug lauschen gehen?“ flüsterte Niam ungläubig. „Glaubt Ihr wirklich, wie ein Kaiserhörnchen von Dach zu Dach springen zu können, wenn die Leute gerade nichts Interessantes zu besprechen haben? Und was macht Ihr, wenn das Dach Euch nicht hält? Ihr mögt tatsächlich nicht fett sein, aber ein Leichtgewicht gewiss auch nicht! Das sind keine Angbarer Schieferdächer, sondern auf die Schnelle eingedeckt. Die halten mit Müh und Not Wind und Schnee stand, aber gewiss keinem Ritter. Was macht Ihr also, wenn Ihr mit dem halben Dach inmitten feindseliger Bewaffneter stürzt?“
„Ein dummes Gesicht mache ich“, grinste Roban. „Und hoffe, möglichst viele mit meiner mitgebrachten Dachhälfte erschlagen zu haben. Aber Ihr habt recht, das Risiko ist zu groß. Vielleicht können wir einen kassieren, wenn er mal austreten geht?“
Tharnax nickte nachdenklich. „Ja, wir müssen erst wissen was hier vorgeht, bevor wir entscheiden was zu tun ist.“ Er schnaubte verächtlich und spie aus. „Aber bei Angroschs Bart, wenn dieser Angroscho da unten Breitäxte erschlagen hat, dann werde ich ihn lebendig an seinen Eingeweiden aufhängen und ihm seine Eier in den Mund stopfen, damit er daran elendig erstickt.“
Aedin von Eschenquell lauschte den Worten und Überlegungen der erfahreneren Rittersleut, doch gerade die Idee mit dem Aufgreifen eines Einzelnen sorgte bei ihm für Unbehagen: „Wenn wir einen von ihnen schnappen müssen wir uns aber auch überlegen, was wir mit dem Rest machen. Wieder gehen lassen können wir ihn schlecht und wenn er länger fehlt, wird das sicher auffallen. Wenn der Gott der Nacht uns hold ist, dann vielleicht nicht sofort, aber man wird bemerken, wenn einer fehlt. Und aktuell sehe ich uns nicht unbedingt in der Situation, denn dann immerhin immer noch zwanzig entgegenzutreten. Wir könnten natürlich versuchen, nach und nach alle wegzuschnappen, aber dafür müsste uns Phex schon sehr hold sein, damit dieser Streich gelänge. Alternativ warten wir, bis Ruhe einkehrt im Lager und versuchen dann, die Lagerwachen zu belauschen. Mir ist nicht klar, was das hier soll und darum müssen wir sehen, dass wir Klarheit kriegen, daran kommen wir nicht vorbei. Die Gefangenen werden nichts wissen, nehme ich an. Also müssen wir sehen, dass wir uns an die Bewaffneten halten. Hat schon jemand von euch eine Idee, wer der Chef sein könnte? Vielleicht der Zwerg, vielleicht der schwarzhaarige Mann. Wir sollten schauen, ob einer der beiden heute Abend Wache hält oder anderweitig ins Reden kommt, das ist vermutlich unsere beste Gelegenheit, schlauer zu werden.“
Halmar wirkte nachdenklich. „Wir werden kaum nah genug an sie rankommen um sie zu belauschen. Wir könnten uns vielleicht nachts ins Lager schleichen, aber auch das ist verdammt gefährlich und es gibt ja auch keine Fenster zum reinschauen. Vielleicht sollten wir uns einfach gegen Abends eine der Wachen krallen. In der hereinbrechenden Dunkelheit bleibt uns vielleicht mehr Zeit bis die anderen bemerken was hier vor sich geht.“
„So sollten wir es halten“, stimmte der Bergvogt mit verkniffener Miene zu und fügte noch, „nicht handeln ist keine Option“, hinzu, bevor er fragend in die Runde blickte.
„Falls die Bande überhaupt großartig Wachen aufstellt!“ Roban strich sich nachdenklich einige verirrte Schneeflocken aus dem Bart. „Wenn man die Gefangenen in die Hütten treibt, genügt ein Mann vor der Tür, um die Butze abzusichern. Dann ein Feuer mittig angestocht, und die Wachleute haben sich auch noch gegenseitig im Blick. Da müsste der Herre Phex uns schon ein ausgewachsenes Wunder schicken, damit wir einen einsacken können!“
„Bleibt nur jemand, der das Wasser abschlägt, aber der würde sehr bald vermisst werden“, knurrte Halmar ärgerlich. „Vertrackte Situation. Andererseits…“
Er schwieg einige Sekunden lang.
„Wie würdet Ihr die Türen der Häuser bewachen – erst recht in einer kalten Nacht wie dieser?“
„Gewiss nicht mit dem Rücken am kalten Holz“, antwortete Tharnax. „Eher mit den Füssen behaglich nah am Lagerfeuer, am besten mit einem anständigen Schnaps, der von innen wärmt.“
„Ideale Voraussetzungen für ein paar aufschlussreiche Gespräche“, grinste Roban breit. „Und wenn das Pack sich so hinsetzt, dass es die Hütten stets im Blick hat, würden sie alle mit dem Rücken zum See sitzen. Wenn sich also jemand von der Seeseite anpirscht…“
„Über einen deckungslosen, zugefrorenen See mitten in einer Winternacht? Ihr habt Euren Verstand wohl in Auersbrück liegen gelassen! Im Wald mag Euch das Bettlaken wohl noch ausreichend getarnt haben, aber hier?“
Roban knurrte, was sowohl Zustimmung wie auch Ablehnung bedeuten konnte.
„Wird man wohl riskieren müssen – es sei denn, jemand hat noch andere Ideen! Bin für jeden Hirnfurz zu haben!“
Der Bergvogt blickte herausfordernd zu Roban auf, er hatte genug gehört. „Ich für meinen Teil werde mich im Wald umsehen, sobald es dunkel wird. Begleitet mich, vielleicht bietet sich uns eine gute Gelegenheit. Wie sagt ihr Großlinge doch immer so schön, hilf dir selbst, dann hilft dir Phex?“ Tharnax grinste frech bei diesen Worten.
„Fürs erste sollten wir uns aber weiter zurückziehen. Vielleicht haben sie Patrouillen, welche uns aufspüren könnten. Ich würde Leute durch den Rand des Waldes streifen lassen, wenn ich hier etwas zu verbergen habe.“
„Im Moment scheint die Bande mit Fressen beschäftigt zu sein, und die paar Nasen, die noch draußen stehen, denken wohl auch eher daran, wann sie sich was ins Gesicht stecken können!“ Roban nickte zu den nur noch drei Bewaffneten, die vor den Hütten standen, gegen die Kälte mit den Füssen stampften und tatsächlich eher an die warme Unterkunft denn auf übertriebene Wachsamkeit bedacht zu sein.
„Außerdem, würdet Ihr mit einer Entdeckung rechnen? Im Winter, mitten im Borrewald? Nee, ich glaube eher, die Wachen achten eher darauf, dass keiner der Gefangenen auskneift und Hilfe holt. Dann hätte man ein Problem. Bis jetzt können sie noch darauf hoffen, dass kaum einer von ihrer Anwesenheit weiß. Trotzdem, wir sollten Abstand halten – und den Waldrand schon mal ausspähen, solange wir noch ein wenig Licht haben.“
„Ihr Großlinge und euer Licht“, kicherte Tharnax. „Ein paar Monde im Stollen würden Euch gut tun.“
„Ich würde ein paar Monde in einer warmen Badewanne mit einem kalten Bier vorziehen“, brummte Roban. „Aber sei´s drum. Genug gequatscht – ich schleiche linksrum, Ihr nach rechts.“
„Und wir warten in der Mitte, nehme ich an?“ Halmar von Sindelsaum schien zwischen Tatendrang und Vernunft hin und her gerissen zu sein. Roban hielt kurz inne, blickte den Angroscho an, dann nickte er.
„Ja, abgemacht. Ihr deckt das Zentrum!“ Ohne ein weiteres Wort huschte er zwischen den verschneiten Zweigen davon.
„Entweder hat der Kerl eine wahrhaft schneidende Zunge oder einen Hohlraum zwischen den Ohren!“ murrte Niam von Grimsau.
„Vermutlich beides“, seufzte Halmar.
Quälend lange Minuten verstrichen. Zwischen den Hütten passierte nichts Aufregendes. Die draußen stehenden Wachen wurden abgelöst, um ebenfalls essen zu können. Die Dunkelheit nahm zu, doch die schneebedeckte Fläche des Sees sorgte für ausreichende Helligkeit.
Kurz tauchte der Zwerg noch einmal im Freien auf und richtete einige offenbar strenge Worte an die Wachen, ehe er wieder im Haus verschwand.
Die Wachleute entzündeten darauf ein kleines Feuer zwischen den Hütten, kaum groß genug, um aus hundert Schritt Entfernung gesehen zu werden, und drängten sich dicht um die wärmenden Flammen.
„Insgesamt sechs Mann“, murmelte Aedin von Eschenquell. „Immer noch zu viele, um sie überraschend zu überwältigen.“
„Und scheinbar hat keiner von ihnen ein dringendes Bedürfnis“, knurrte Halmar ärgerlich. „Ich frage mich, was Tharnax und Roban gerade treiben. Hoffentlich nichts allzu Riskantes!“
„Da seid gewiss!“
Die Wartenden unterdrückten einen erschrockenen Laut, als Tharnax aus der Dunkelheit wieder auftauchte und sich neben sie hockte.
„Auf meiner Seite alles frei, keinerlei Wachleute oder Spuren von Patroullien. Allerdings glaube ich, so etwas wie Stolperschnüre in der Nähe der Hütten gesehen zu haben, gut unter dem Schnee verborgen. Wohin sie führen, kann ich nicht sagen!“
„Ich schon!“
Erneut bissen sich die Adligen auf die Zungen, als Roban neben ihnen in den Schnee plumpste.
„Wir sollten eine Parole ausmachen beim nächsten Mal“, stöhnte Aedin. „Man greift schon jedes Mal zum Schwert, wenn Ihr so überraschend auftaucht. Eines Tages erschlägt man Euch noch versehentlich!“
Robans Grinsen war in der Dunkelheit kaum zu erkennen.
„Immerhin krepiere ich dann nicht im Bett! Und schaut mal, was man Hübsches findet, wenn man den Schnüren folgt.“
Er zog einen Stofflumpen unter der Jacke hervor, der irgendwann wohl ein Taschentuch gewesen war, und wickelte einen faustgroßen Gegenstand aus.
„Eine Kuhglocke?“ Niam von Grimsau riss verständnislos die Augen auf. „Wie kommt Ihr an so etwas?“
„Hing in einer Astgabel“, erklärte Roban. „Schnur dran, die dann gute zehn Schritt zwischen den Bäumen herläuft, knapp über oder unter der Schneedecke und nur schwer zu sehen. Trampelt man auf oder gegen die Schnur, fällt die Glocke runter – den Rest könnt Ihr Euch denken!“
„Wirklich nicht dumm. Ich hoffe, Ihr wisst noch, wo Ihr diese Alarmanlage lahm gelegt habt!“
„Ich weiß, dass ich dämlich aussehe“, erwiderte Roban bissig. „Das heißt nicht, dass ich es auch noch bin. Natürlich weiß ich, wo man jetzt ungefährdet an die Hütten kommt, und habe die Stelle markiert. Meine Pfeife steckt unter einer Birke im Schnee – sollte den Rotzkocher also nicht vergessen, ehe wir hier uns hier verziehen. Also, legen wir uns jetzt auf die Lauer, bis einem von den Burschen die Blase kneift?“ “Ausgezeichnet.” In der Stimme Tharnaxs schwang ehrlicher Respekt mit. “Dann heißt es nun also warten.
Nur dass wir drüber gesprochen haben. Ich lege mich mit auf die Lauer. Mein Auge ist wohl das Beste. Da meine Beine aber leider auch die kürzesten sind, werde ich den Vorstoß nur mit der Armbrust decken. Jemand anderer muss meinen Platz einnehmen, um eine der Wachen zu überwältigen. Die letzten Schritte müsst ihr wahrscheinlich sprinten.” Tharnax zuckte mit den Schultern und blickte in einem Anflug von Selbstironie an sich herab. In der Hocke reichte ihm der Schnee bis zur Hüfte. “Dann kann nur in die Hose gehen. Ich bin ja kein springender Bock.”

„Gut, jetzt gilt‘s“, meldete sich Boromil und nickte Roban zu. „Ingramosch, Du kommst ebenfalls mit. Besonders schnell laufen wirst auch Du nicht, aber Du siehst besser als ich im Dunkeln - und ich fessele jemanden lieber zu dritt als zu zweit.“ Der Angesprochene rieb sich die Hände, ob aus Vorfreude oder um sich die Kälte aus den Fingern zu vertreiben, war den anderen nicht ganz klar.

Gemeinsam pirschten sie sich an die Stelle heran, die Roban mit seiner Pfeife markiert hatte, und warteten ab. Und tatsächlich – nach einiger Zeit verließ einer der Männer die Hütte. Boromil zeigte stumm auf den Schurken. Sie alle duckten sich ein wenig, doch aufgrund der Dunkelheit und der Einsamkeit des Borrewalds ging der Bewacher seelenruhig bis zum Waldrand. Phex war ihnen hold und der Schurke bewegte sich bis auf fünf Schritte an sie heran, als er sich in Richtung eines Baumes drehte. Roban machte eine lautlose Armbewegung und er und Boromil stürmten los. Der Schlagetot hörte zwar ein Geräusch, aber er war schon leicht angetrunken und konnte es nicht richtig einordnen, und so merkte nicht, wie ihm geschah, bis er plötzlich eine Klinge an seinem Hals spürte. „Keine falsche Bewegung, oder du kannst Uthar erklären, warum du ihm auf dem Keks gehst, dreckiger Abschaum!“, knurrte Roban ihm ins Ohr. Boromil hielt dem Kerl von hinten zunächst die Handgelenke fest, doch schon bald war Ingramosch mit Fesseln herangeeilt. Zuletzt stopfte er dem Gefangenen einen fachgerecht hergestellten Knebel in den Mund. Alle Achtung, dachte sich Boromil, der Grambart hat wirklich geschickte Finger…

Nachdem sie ihre menschliche Beute zum eigenen Lagerplatz zurückgebracht hatten, brach zwischen Boromil und Roban ein Streit aus. „So, den ersten haben wir. Kommt, dem verpassen wir einen sauberen Schnitt, und dann holen wir uns direkt den nächsten! Hier sind wir in sicherer Entfernung, da hört ihn niemand schreien.“ Roban zog mit geübter Beiläufigkeit seine Klinge. „Einen Wehrlosen einfach so abmurksen? Das können wir nicht machen! Wir sind doch keine Straßenräuber.“ „Was sollen wir denn sonst tun? Die oder wir – so sieht‘s aus. Und je länger wir rumschwafeln, desto heisser wird der Boden hier für uns.“ Roban trat einen Schritt auf den Gefangenen zu, der auf die Waffe starrte und heftig zu atmen begann. „Im Osten haben wir das auch nicht anders gemacht, damals, mit den Heptarchenschergen...“ „Warte!“, stellte sich Boromil dazwischen, „um der guten Zwölfe willen müssen wir ihm zumindest eine letzte Chance geben, Reue zu zeigen. Wenn er uns hilft, die Dorfbewohner zu befreien, will ich gerne Gnade vor Recht ergehen und ihn laufen lassen.“ Er wandte sich dem Banditen zu, der immer noch starr vor Schreck war angesichts seines nahenden Todes. „Allerdings musst Du uns dafür schon genau sagen, was hier gespielt wird!“ „Ach, das bringt doch nichts!“, bellte Roban von hinten, „der wird uns die Hucke volllügen.“ „Tja, mit Herrn Praios hält es dieser Strolch tatsächlich nicht immer so, wie wir schon wissen - aber vielleicht ist er schlau genug, die Gnade des Herrn Phex zu erkennen...“ Boromil zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt es dem Gefangenen vors Gesicht. Es stellte sich als ein Phexsymbol heraus, welches sogar im Dunkeln kurz aufzublitzen schien. „Und diese zeigt sich in Form von Glück. Unverdient, wie Glück so oft ist... aber vielleicht kannst Du durch eigene Tat zumindest erreichen, dass Deine Strähne noch ein wenig anhält. Also, was hast Du lieber: Das Zwinkern des Fuchses oder den Stahl der Löwin?“ Unfähig, unter dem Knebel zu sprechen, konnte der Angesprochene zunächst nur schnell nicken, dann heftig den Kopf schütteln. „Abgemacht. Ich werde Dir jetzt den Knebel abnehmen. Du wirst natürlich vernünftig genug sein und still sein.“ „Ach was, schrei ruhig um Hilfe“, forderte Roban ihn auf, „es wird mir eine Freude sein, deinen Balg Stück für Stück zu zerlegen. Wenn deine Kumpane dich kreischen hören, vergeht ihnen die Lust am Kämpfen, da kannst du sicher sein. Ich habe seinerzeit in Tobrien so einiges gelernt, was das Zermürben der Feinde angeht… mich juckt‘s in den Fingern, das mal wieder auszuprobieren.“ „Ich fürchte, mein Gefährte wird langsam ungeduldig. Also, wir werden nicht viel Zeit für Spielchen haben, denn dazu ist er zu entschlossen, es auf seine Weise hinter sich zu bringen. Nun sag mir klipp und klar: Wer seid Ihr und was macht Ihr hier im Wald?“

Dem Schurken wurde sichtlich heiß und kalt, war Roban in seiner Rolle als kaltblütiger Mörder doch überaus erfolgreich. So sprudelte es aus dem Mann geradezu heraus „Wir sind Söldner aus Andergast und sind angeworben worden um diesen See hier trocken zu legen. Das ist natürlich viel Arbeit, daher haben wir uns einige Bauern und Reisende geschnappt, um die Arbeit für uns zu machen.“ „Und was sucht ihr im See?“ Halmar von Sindelsaum wirkte nicht, als ob er dem Schurken unbedingt Glauben schenken. „Das weiß ich nicht. Uns hat man nichts gesagt. Der Zwerg und der Koscher haben uns in nichts eingeweiht. Nur gut bezahlt haben sie, daher sind wir mitgekommen, auch wenn es uns alles ein wenig komisch vorkam.“

„Der Zwerg und der Koscher, haben die auch einen Namen?“, fragte Boromil. „So dumm ist doch kein Söldner, dass er einem völlig Unbekannten folgt. Gerade wenn der Auftrag zu gut bezahlt wird...“

„Ist ja gut.“ Der Söldner war sichtlich beeilt eine zufriedenstellende Antwort auszuspucken, bevor Roban auf weitere dumme Gedanken kommen konnte. „Der eine heißt Ulfried und kommt hier aus der Ecke, aber er war schon länger nicht mehr hier glaube ich. Muss also sich vor einiger Zeit also verdrückt haben müssen. Der Zwerg heißt Drugol, der kennt sich hier auch hervorragend aus.“ “Ulfried der Blutige“, nickte Boromil mit ernsten Gesicht. „Und Drugol Sohn des Drogosch“, fügte Ingramosch hinzu. „Die beiden haben uns in Albumin angeworben.“, fuhr der Söldner fort. „Wir haben uns damals nach ihnen umgehört, aber viel konnten wir nicht rausfinden, außer, dass sie mit einem Warentransport aus dem Svellttal angekommen sind. Wir hatten schon lange keinen lukrativen Auftrag mehr gehabt, aber die haben so viel bezahlt, dass wir unsere Bedenken über Bord geworfen haben.“

„So ein See läßt sich doch nicht mal eben trockenlegen.“, fuhr Ingramosch dazwischen. „Wie habt Ihr Euch das denn gedacht? Selbst wenn ihr halbmechanische Eimerschöpfreihen einsetzt, dauert das Wochen – und die müsstest Ihr hier erst einmal aufbauen. Dazu ist der Winter die schlechteste Zeit für so ein Vorhaben! Euch werden doch eher die ersten Leute erfrieren oder an Erschöpfung sterben, bevor Ihr auch nur den Wasserpegel nennenswert gesenkt habt.“ Er überlegte weiter – die Ideen sprudelten nur so aus ihm heraus. „Nein, es wirkt eher so, als wolltet Ihr hier einen Schatz heben, und der muss so wertvoll sein, und es muss so schnell gehen, dass Eure Auftraggeber gutes Geld bezahlen und nicht warten können, dass es wärmer wird! Hat der Angroscho etwa nennenswerte Beute im See versenkt, die er sich jetzt abholen will? Na, sag schon, was Du weißt!“

„Die beiden halten alles schwer geheim, aber sie haben gesagt, dass es keinen Schatz gibt, was eine gute Idee war, denn ein paar Kameraden wollten die zwei schon loswerden, um alles für sich behalten. Sie haben gesagt, da wäre ein Sammlerstück im See, für das sie einen guten Käufer hätten, aber wir würden das Ding ohne sie nie loswerden. Die Arbeit ist wirklich hart und viele der Leute die wir gefangen haben sind krank, aber der gute Storko und dieser Feldscher kümmern sich um sie.“

Boromil rieb sich überlegend das Kinn. Ein Feldscher? Könnte das…? Aber wie sollte er danach fragen, ohne zuviel von ihrem Auftrag preiszugeben?

„Hinterwäldler“, gab Tharnax abfällig von sich und spie aus. „Ich bin dafür ihn ein bisschen ‚zu kitzeln‘, vielleicht weiß er ja doch mehr, als er uns bisher preiszugeben gewillt ist“, sprang der Bergvogt auf das Spiel mit ein. „Ich habe einige Erfahrung mit Schwarzpelzen und bin mir ziemlich sicher, dass deren Schmerzgrenze höher liegt.“
Der Angroscho holte seine Ledermappe heraus, öffnete die Verschnürung und präsentierte das darin enthaltene Werkzeug, darunter auch einige Auswahl verschiedener Zangen.
„Nehmt die Knippzange und zieht ihm die Zunge lang“, schlug Roban vor. „Oder die Klötze – dann kann er wenigstens noch sprechen! Einen Zahn ziehen könnten wir ihm auch – wir haben einem Dämonenknecht drüben im Tobrischen die halbe Kauleiste amputiert, aber gesungen hat der…“
Ohne Frage bediente Roban sich aus der Mappe und nahm eine der größten Zangen zur Hand. Prüfend öffnete und schloss er das Werkzeug, als müsse er beurteilen, wie gut sich damit Zähne ziehen ließen. „Vielleicht eher mit einem der kleinen Meissel“, grinste Tharnax. „Wir hebeln die Zähne einfach raus!“
Roban wiegte den Kopf hin und her.
„Auch nicht schlecht, Herr Bergvogt. Die Idee gefällt mir!“
Er grinste, als habe er die letzten Jahre als Torturmeister der Inquisition gearbeitet.

„He, he, so war das aber nicht gemeint!“, fuhr Boromil dazwischen. „Der Mann muss eine ehrliche Möglichkeit haben, alles zu sagen, was er weiß. Wenn er die nicht nutzen will – nun, dann kann ihm auch Phex nicht mehr helfen.“
„Seht es ein, Boromil – der kriegt die Zähne nicht auseinander, es sei denn, man hilft ein wenig nach!“ Roban fuchtelte mit der Zange in Richtung des Gefangenen, dessen Gesicht mittlerweile kaum dunkler war als der Schnee.
Boromil hob beide Hände in Robans Richtung, als wolle er einen rauflustigen Ork beruhigen. Dann wandte sich noch einmal an den Gefangenen. „Also, in der Zwölfe Namen und um Dein Leibes- und Seelenheil willen: Was kannst Du uns noch verraten? Was waren das für Reisende, die Ihr geschnappt habt? Waren da etwa auch einige Edelleute und Ritter dabei?“

„Wir haben einen Ritter geschnappt, der ist aber zu gut zum arbeiten hat der Ulfried gesagt. Seine Leute müssen aber ran.“ „Und wie heißt dieser Ritter?“ zischte Halmar ihn an. „Rotenforsten, oder so ähnlich. Der sitzt eigentlich nur den ganzen Tag in der Hütte und darf sich nur manchmal die Füße vertreten. Ich habe mit ihm nicht viel zu tun, ich muss meistens die Bauern bewachen.“

“Aus dem Svellttal…”, brummte der Bergvogt und kratzte sich nachdenklich den Bart. “Sammlerstück...” Was konnten diese Halunken hier nur suchen, in einem See, auf dessen Grund?
Plötzlich riss er die Augen auf. “Der große Sternenregen. Große Teile gingen um den Svellt nieder. Viele haben seinerzeit dort ihr Glück auf der Jagd nach den kostbaren Steinen gesucht.” Tharnaxs Stimme verriet Erregung. “Ist hier kürzlich auch etwas niedergegangen? Vielleicht suchen sie so einen speziellen Schatz.”

„Das ist durchaus möglich!“, bestätigte Boromil. „Im Travia vor zwei Jahren fiel bei Angbar ein Teil eines Sterns herab. Mein Vater war damals dabei.“ Er wandte sich an den Gefangenen. „Der Ritter – ist er etwa sechzig Götterläufe alt? Und zeigt sein Wappen eine rote Tanne auf silbernem Grund?“ „Mit einer schwarzen Axt darüber? Ja, ja!“, beeilte sich der Gefangene zu antworten. Nun hatte Boromil endgültig Gewissheit. „Das ist Viburn von Rohenforsten. Ihr habt einen Freund des Fürstenhauses gefangengenommen, gratuliere. Da habt Ihr fürwahr einen Eber gechossen! Du brauchst jetzt wirklich alles Glück, das Phex Dir geben kann...“ Der Andergaster verstand zwar die Koscher Redensart nicht, wusste aber auch so, dass er in größeren Schwierigkeiten war, als er bislang angenommen hatte.

Boromil beeilte sich, in seiner Befragung sogleich nachzusetzen. „Der Feldscher, den Du erwähntest… ist das auch einer der Gefangenen? Wie sieht er aus? Etwa ebenfalls um die sechzig Götterläufe, aber recht verlebt und sehr traurig?“ Der Söldner schluckte. „Äh, ja. Den haben Ulfried und Drugol zum Essen kochen und später zum Verarzten eingesetzt, denn er wirkte ganz schwächlich und taugte nicht zur harten Arbeit. Ihm geht‘s aber noch ganz gut.“, fügte er hinzu, erahnend, dass schlechte Nachrichten ihm selbst nicht gut bekommen würden.

Boromil seufzte erleichtert. Es bestand noch Hoffnung für Harrad von Eberstamm-Weidenhag! Und offenbar war den Räubern nicht klar, wen sie da in ihrer Gewalt hatten. Nun galt es, mit der Wahrheit zu lügen. „Dieser Mann war früher einmal ein hochangesehener Heilkundiger, muss sich jetzt jedoch vor dem Fürstenhof verantworten. Deswegen sollte er aus Greifenfurt herangebracht werden – lebend und unversehrt. Der neue Fürst wollte unbedingt allen zeigen, wie unter seiner Herrschaft hart, aber gerecht geurteilt wird. Deswegen sollte ein Vertrauter des Seneschalks den Gefangenen bringen.“ Er atmete hörbar aus. „Die Zwölfe mögen Euch gnädig sein, wenn ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird!“ „Sag mal, Boromil“, mischte sich Ingramosch erneut ein, „hat nicht schon einmal ein Koscher Fürst gegen eine Gruppe Andergaster Söldner hart durchgegriffen?“ „Das kannst Du aber laut sagen! Fürst Holdwin hat den Anführer aufknüpfen und den anderen beide Hände abschlagen lassen! Das war das Ende der Andergaster Kerls!“ Der Gefangene schluckte, als er das hörte. „Hm, und wenn jetzt der bestellte Gefangene nicht ankommt, wird Fürst Anshold sicher sehr böse und will es seinem Vorfahren gleichtun...“, überlegte Ingramosch laut. „Ja, aber sicher!“, bestätigte Boromil. „Vor kurzem hat er noch den Oger Goro aufspüren und töten lassen – da wird er sich jetzt nicht von einer Gruppe Gesetzloser einschüchtern lassen. Im Gegenteil, es würde mich nicht wundern, wenn er im Zweifelsfall einen ganzen Wald abfackeln läßt, um keinen entkommen zu lassen.“ Der Gefangene zitterte inzwischen heftig...

Tharnax folgte den Ausführungen aufmerksam, indes konnte er nicht viel dazu sagen. Diese Namen waren im durchaus geläufig, auch kannte er die dazugehörigen Wappen, aber Gesichter verband er damit nicht. Der Bergvogt machte aber auch keinen hehl daraus, dass er sich für den menschlichen Adel und deren Politik nur minder erwärmen konnte. Seine Interessen gingen selten über die Belange der Bergkönigreiche, in denen er über hervorragende Kontakte verfügte, hinaus. Meistens waren es Männerfreundschaften, geboren in den Jahren des Krieges, die Tharnax mit Menschen verband. Nur wenige waren in anderen Bereichen seines bisherigen Lebens hinzugekommen.