Entführung des Prinzenpaares - Aufbruch der Nachhut
Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"
Nachgespräch | Wiedervereinigung |
Gut ausgeschlafen stieg Kordan von Sighelms Halm am Morgen von der Gästekammer hinab in den Saal. Er staunte nicht schlecht, als man ihm die Geschehnisse der Nacht berichtete. Als der Name Hannos Hof fiel, verfinsterte sich sein Gesicht.
"Beim Herrn Praios, in meinem Lehen? Vergangenes Jahr trieb dort wohl Räubergesindel, das aus dem Garetischen herübergekommen war, sein Unwesen. Doch wurden die seither samt und sonders aufgeknüpft. Dass ich nun wieder Übles aus Hannos Hof hören muss, will mir gar nicht gefallen!"
"Nur die Ruhe, lieber Baron", beschwichtigte Väterchen Nirwulf. "Noch wissen wir ja nicht, was hier gespielt wird. Was könnte Ihr uns denn über diesen Brunnen sagen?"
"Der wird wohl zu den Ruinen eines Gutshofes in der Nähe des Weilers gehören", entgegnete der Geistmärker nachdenklich. "Schon möglich, dass da noch ein alter Gang hineinführt .... Das Volk behauptet, der Hof habe einst einem Prinzen Hanno vom Eberstamm gehört. Zumindest findet sich sein Name im Bruchstück einer Inschrift. Das muss noch vor Rohals Zeiten gewesen sein, und der Hof liegt seit Jahrhunderten in Trümmern. Heute besteht der Ort aus einem jüngeren Gutshof, der dem Kloster Storchsklausen zinspflichtig ist, einer Wegstation und einigen Bauernkaten."
"Nun, ich nehme aber nicht an, dass dieser Gutshof wie eine Burg an einem Berg aussah. Ich füchte ich bin ich wohl doch zu sehr Angroscho, um etwas mit diesen Träumen und Prophezeiungen anfangen zu können.", setzte Nirwulf hinzu. "Wie auch immer, Ihr werdet auf der Suche als Kundiger der Gegend sicher von großem Nutzen sein, werter Baron Kordan."
Eine der Wachen kam zur Tür herein und verkündete, dass die Kutsche beladen und abfahrbereit sei. Auch die Reitpferde seien versorgt und standen im Hof bereit. Der kleine Cantzler rieb sich unternehmungslustig in die Hände.
"Na denn, auf zur Rettung unserer Vorhut und des Prinzenpaares!"
Die Gruppe sammelte sich im Hof des Erlenschlosses. Prinz Edelbrecht bestieg als erster sein Ross, während Cantzler Nirwulf, in dicken Pelz gehüllt, in die Kutsche stieg. Die anderen folgten mit ihren Rössern. Wenn das morgendliche Wetter ein Omen sein sollte, wäre es alles andere als gut. Rechtzeitig zum Aufbruch begannen Schneeflocken zu fallen und wurden dabei immer wieder von einzelnen, jähen Böen durcheinander gewirbelt.
"Die Zwölfe mit uns!", rief Edelbrecht, und trieb sein Pferd an, fast als zöge er in die Schlacht. Der Zug setzte sich in Bewegung. Trotz des schlechten Wetters schien Antara gut gelaunt zu sein. Die Erschöpfung des gestrigen Abends schien von ihr abgefallen zu sein, so als ob der Herr des Schlafes seiner Dienerin eine erholsame Nacht gegönnt hatte. Sie lenkte ihren lebhaften Yaquirtaler neben Lyeria und sah die Ritterin abwartend an. Nachdem diese durch ein fast unmerkliches Nicken zugestimmt hatte sprach Antara leise zu ihr:
"Wir sollten ein wachsames Auge auf seine prinzliche Durchlaucht haben. In seinem Tatendrang und seiner Sorge um seinen Bruder steht zu befürchten, das er unbedacht handelt und seiner persönlichen Sicherheit nur wenig Aufmerksamkeit schenkt. Es würde seiner fürstlichen Durchlaucht das Herz brechen, wenn er seine beiden Söhne verliert."
Eine kurze Zeit hüllte sich die Anführerin der Golgaritendelegation in Schweigen und rief sich die Worte des Abtes zu Rabenhorst wieder ins Gedächtnis, dass sie mit fester Hand und seelischem Beistand den Koscher Freunden zur Hilfe eilen sollte. Es war ein Unterfangen von höchster Priorität, dass möglichst beide Eberstammer wieder heil zurückkämen. Also antwortete sie:
"Ich werde dem Prinzen wie ein Schatten sein, meine Klinge zwischen ihm und der seiner Feinde. Habe keine Angst, es WIRD ihm nicht geschehen und wenn doch.. Die Wege Borons sind unergründlich, Schwester!"
Sie trieb ihr Ross an und ohne eine Antwort abzuwarten ritt sie an die Seite des Prinzen, nickte ihm kurz zu und versank dann wieder in Schweigen.