Warten auf ein Zeichen Ingerimms

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Ausgabe Nummer 37 - Ingerimm 1027 BF

Warten auf ein Zeichen Ingerimms

Pilger suchen weiterhin den Schleifstein der Hl. Ingrimiane

ANGBAR / GREIFENPASS. Noch immer ist der Platz des Heiligen Schleifsteins der Ingriminane in der Kapelle der Heiligen in Angbars Tempel der Flamme leer.

Auch nach Monaten geduldigen Suchens haben die ingerimmgefälligen Pilger in Wengenholms Bergen noch keinen Ersatz für den vorherigen Heiligen Schleifstein gefunden, obschon sie doch, wie es seit jeher Brauch ist, den durch hunderte und tausende frommer Waffenweihen zu einem kleinen Kiesel zusammengeschrumpften Schleifstein am Greifenpass einen Hang hinabgerollt hatten, auf dass er sie zu seinem gottgesegneten Nachfolger führe, und ihre Suche dabei weiter und weiter ausdehnten. Die Pilger, deren Zahl durch stetig abreisende und hinzukommende Ingerimmsjünger unverändert hoch ist, sind sich noch stets uneins, ob nun größere Frömmigkeit oder schlicht fleißigeres und systematischeres Suchen von Väterchen Ingerimm gefordert würde, und beide Lager verfallen immer wieder miteinander in hitzige Diskussionen. Drunten in Angbar hat sich der Erhabenene der Flammenden & Erz-Kirche noch nicht in dieser Angelegenheit geäußert, obwohl er dieser Tage viel in die Flammen schaut und am Amboss meditiert.

Wohl aber meldete sich der Ratsherr Anghalm Eisenstrunk zu Wort, der Mauergreve der Reichsstadt und ein namhaftes Mitglied der Grobschmiedezunft: Zu Väterzeiten sei der Schleifstein stets schneller gefunden worden — ob nicht wohl auch die Streiterei damit zu tun habe? Man tue Angbars Ruf als Hauptstadt des Handwerks keine Ehre und der Heiligen Ingrimiane schon gar nicht, zumal am 21. Ingerimm der Tag der Waffenschmiede und damit die Warenschau nahte: „Wie eh und je wollen sie zum Ingerimmsmarkt kommen — viele fremde Meister und Wandergesellen, die Gesandten der Sippen und Reiche unter dem Berg, die Rüstwarte der Kaiserlichen und Fürstentruppen, Kaufmannsvolk aus allerlei Ländern und mancher stolze Held. Wie sollen wir erklären, dass sie für ihre neuen Waffen aus Angbarer Stahl nicht den Segen Ingrimianes erbitten können?“ Wenn bis dahin nicht das neue Artefakt gefunden sei, solle der Rat der Zünfte deshalb zum Ersten des Ingerimmsmondes einen neuen Pilgerzug zum Greifenpass entsenden und den Erhabenen Meister Hilperton höchstselbst bitten, diesen anzuführen. Viele Ratsleute nickten und spendeten dem Eisenstrunk Beifall, weil ihnen dies ein höchst verständiger, wenn auch ungewöhnlicher und beinahe unerhörter Vorschlag schien. Meister Eisenstrunk machte freilich einiges gleich darauf selbst wieder zunichte, als er hinzufügte, dass auch die Garether Schmiedezünfte, die einige Vertreter zur Warenschau schicken wollten, gleichfalls in Sorge seien und ähnliches in einem Briefe vorgeschlagen hätten. Da empörte sich ein Gutteil derjenigen, die eben noch „Wohl gesprochen!“, „Gradheraus!“ und „Wacker!“ gerufen hatten, und beschworen den Reichsvogt Stippwitz, sich von den Garethern in gar keinem Fall etwas hereinreden zu lassen. Auch Odoardo Markwardt schüttelte ob dieses Patzers, der ihm gewisslich nie unterlaufen wäre, missbillligend den Kopf und begab sich rasch in die Ratstrinkstube, noch bevor sein Genosse Eisenstrunk den Rednerplatz verlassen hatte.

Man mag aber gespannt sein, ob der Ruf nach einem neuen Pilgerzüg nicht doch noch lauter wird, je näher die Warenschau heranrückt.

Burgholdin der Jüngere