Vinansamt — Entlang der R3 — Über den Großen Fluß bis hin zum Nordufer des Angbarer Sees

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Ausgabe Nummer 5 - Tsa 1014 BF

Unser Kosch (Teil II) — Vinansamt

Entlang der R3 — Über den Großen Fluß bis hin zum Nordufer des Angbarer Sees

Zieht man von Angbar aus gen Nordosten auf die Reichshauptstadt zu, erreicht man nach einem Tag die Provinzgrenze. Hier, wo der träge, von Mitternacht heranströmende Große Fluß Kosch von Garetien trennt, wo ihn die nach Gareth führende Reichsstraße überquert, liegt Steinbrücken, die Hauptstadt der Baronie Vinansamt.

Seit der Eröffnung der Reichsstraße R3 unter Kaiser Reto hat sich das ehedem schlicht Flachwasser geheißene Dorf zu einer beachtlichen kleinen Stadt entwickelt. Obwohl Steinbrücken während des Orkenansturmes schweres erleiden mußte, von den verderbten Schwarzpelzen geplündert und schließlich angesteckt wurde, erheben sich heuer dank dem Fleiße der Bewohner und vieler freiwilligen Helfer aus anderen Baronien (im Volksmund ganz allgemein Bragahner Brüder geheißen, weil von dort die meisten kamen) auf den Trümmern wieder Dutzende neuerrichteter Hütten und Häuser, die Lebensader, die R3 hat es nicht zugelassen, daß der Ort dauerhaft der Zerstörung anheim fiel.

Die zahlreichen Gastwirte waren die ersten, die ihr Gewerbe wieder betrieben — verdienen sie hier am Strom der Durchreisenden doch mindestens ebenso gut, wie der Zoll fordernde Landesherr. Ansonsten wird Steinbrücken, wie so viele andere Ortschaften im Kosch, vorwiegend vom Handwerk geprägt. So steht die vor allem von Zwergen ausgeübte Schmiedekunst mit all ihren Varianten in großen Ehren, aber auch aufs Holzhandwerk, Bau- und Braukunst versteht man sich. Zwar wird hier auch Landwirtschaft betrieben, doch die meisten Frei- und Fronbauern der Baronie leben im ländlichen Gaschenk oder auf einzeln liegenden Gehöften und kommen allenfalls zum wöchentlich stattfindenden Markt nach Steinbrücken. Dann nämlich finden sich hier die fahrenden Händler der Umgebung ein; doch auch sonst bieten etliche Kaufleute ihre Waren Einheimischen wie Durchreisenden an, ja sogar ein Kontoriat der Brakem-Handelskompagnie findet man dort. Dementsprechend sind es vor allem die Tempel des Ingerimm und der Travia, in denen die Bevölkerung huldigt. Zudem gibt es ein stolzes Haus des Greifengottes, als auch andererseits etliche Verehrer des listenreichen Phex, dem Patron des Handels.

Dessen Anhängern, namentlich den Händlern, aber ein Dorn im Auge ist das, was die Stadt groß gemacht hat — die Brückenzölle, die jeder Reisende auf Kopf und Waren an Fürst und Baron entrichten muß, zumal auch die garethische Seite ihren Teil am Wegegeld fordert. Doch auch das hat kaum jemals Händler oder andere Reisende abgeschreckt, selbst wenn es bei regem Betrieb eine kleine Wartezeit geben kann, bis die Zollwächter endlich zur Untersuchung kommen und man anschließend die gewaltige, von Baumeistern des Kleinen Volkes erbaute Bogenbrücke überschreiten kann.

Über Stadt, Kaiserstraße und Zollbrücke thront auf einem mächtigen Basaltfelsen am Ufer der Flußfels, eine trutzige Burg und Residenz des Barons. Schienen die vom Vorgänger des jetzigen Burgherrn Merwerd Stoia erweiterten Befestigungsanlagen noch vor kurzem als stark überzogen, so haben sie sich spätestens bei der Belagerung der Feste durch die Orks als bitter nötig erwiesen. Vom Rondrasinne beseelt gelang es den tapferen Verteidigern unter Halmar von Ödenhof und dessen Söhnen, unter großen Opfern den Flußfels den Schwarzpelzen zum Trotze zu halten.

Da der Baron jedoch nur wenige Kämpfen besolden kann, wird derzeit darüber spekuliert, daß vielleicht ein Banner fürstlicher Truppen auf Flußfels stationiert werden könnte, um die Stärke dieses Bollwerks voll zur Geltung kommen zu lassen.

Obwoh der Große Fluß auf dieser Höhe eigentlich bereits seit gut vierzig Meilen einigermaßen schiffbar ist, kommen vom Norden fast nur Flößer aus dem Greifenfurtschen, und auch dieses hat in letzter Zeit, seit dem Krieg stark nachgelassen. Mehr Kähne fahren flußabwärts Richtung Ferdok, aber diese dürfen keinen allzu großen Tiefgang haben, da der Fluß schon nach kaum 15 Meilen einige leichte Untiefen und Stromschnellen aufweist, die den Weg nach Ferdok erschweren. Weitaus schneller ist dagegen der Wasserweg nach und vor allem von Angbar oder Rohalssteg. Zehn Meilen westwärs von Steinbrücken, an der Nordspitze des Angbarer Sees finden Reisende einen großen Fähranleger, von dem regelmäßig Fahrten gestartet werden.

Ganz in der Nähe liegen Weidenhain, ein versteckter, überwiegend von Elfen bewohnter Weiler, der das südliche Ende Vinansamts markiert, und die Kreuzung der R3 mit der nach Norden führenden Landstraße. Auch sie hat unter den Wirren der vergangenen Zeit stark gelitten, denn der Verkehr in Nord-Süd-Richtung hat stark nachgelassen. Dabei wäre dieser während des Orkkrieges durch einige von Soldaten ausgeführten Verbesserungsarbeiten, wie dem Knüppeldamm am Trister Schlammteich, als Heerstraße ausgebaute Verkehrsweg eigentlich von neuem für Handel und Wandel bereit.

Folgt man der Straße, erhält man nach kaum zwölf Meilen eine idyllische Aussicht: Die inmitten einer Ebene von Wiesen und Feldern gelegene Siedlung Gaschenk ist die zweitgrößte Vinansamts und Zentrum von Ackerbau und Viehzucht.

Die größtenteils freien Bauern sind ein freundlicher und arbeitsamer Menschenschlag, deren Eifer beim Bestellen ihrer Felder, bei der Versorgung und Zucht von Vieh und bei der Bebauung ihrer Obst- und Gemüsegärten die Versorgung der Baronie sichert. So ist der Wohlhabendste Mann des ortes and als Vogt der Vertreter des Barons der Großbauer Relmon Advirak, der allseits wegen seiner Klugheit und seines Gerechtigkeitssinns in Streitfragen geschätzt wird.

In Gaschenk kreuz sich ebenfalls die weiter über Ödenhof, Oberangbar bis in die ferne Greifenfurter Mark führende Landstraße mit der quer direkt aus Steinbrücken verlaufenden Straße. Vorbei an den sich im Westen ausbreitenden, hügeligen Ausläufern des Koschgebirges und der Zwergensiedlung Durinion führt sie weiter über das Gut Wislo und die Alte Klause, einem der Travia heiligen Hort, bis in den Nordwestzipfel Vinansamts.

Von einer Anhöhe aus, über die die Straße verläuft, erblickt der Fremde bald darauf zu seiner Überraschung ein großes Steingemäuer, die Abtei Leuwenstein, und an deren Fuß die Hütten des gleichnamigen Dorfes. Nach einer sehr wechselhaften Geschichte beherbergt das Kloster heutzutage ein Lehrseminar, in dem der Bund des Wahren Glaubens seiner Wanderprediger ausbildet.

Hinter Leuwenstein beginnt der dichte Oberwald, von dem jedoch nur das diesseits des Tasselbachs gelegene Land, einschließlich des Dorfes Marking, zu Vinansamt zählt. Ihren Namen trägt die Siedlung, weil sie in den längst vergangenen Zeiten des Bosparanischen Reiches für kurze Zeit ein Grenzkastell gewesen war, wie Geschichtskundige zu berichten wissen. Von dieser Tatsache zeugen nur noch einige Ruinen einer einst wohl mächtigen Feste, die unter Ginsterbüschen, Weidmoos und Farnfesseln überwuchert nahe des Ortes im Wald zu finden seien.

Die mitternächtlichen Grenzen der Baronie sind ansonsten jedoch recht dünn besiedelt und bis das schon fast wieder am Großen Fluss gelegene Rittergut Ödenhof gibt es dort keine Ansiedlungen. Wie auch der nahegelegene Hof des Freibauern Eberwulf Zwölfgnad mußte das Gut vollkommen neu aufgebaut werden, nachdem es trotz seiner versteckten Lage im Odental von den Schwarzpelzen entdeckt und niedergebrannt wurde.

Von Ödenhof zurück nach Steinbrücken kann man einem Weg entlang des Großen Flusses folgen. Dieser ist jedoch wenig empfehlenswert und wird außer von gelegentlich patrouillierenden Fürstlichen Schlachtreitern kaum genutzt. Bald nämlich schlängelt sich ein stiller AUsläufer des Flusses ins Landesinnere und das alte Flußbett verwandelt den kleinen, am Ufer gelegenen Reiherforst in ein sumpfiges, kaum zu durchdringendes Wäldchen.

Erst ab dem efferdgefälligen Fischerdorf Ziral ist der Weg wieder besser ausgebaut. Die Bewohner dieses Weilers benutzen aber in der Regel lieber ihre von Bootsbauerin Halia Morkstößel gefertigten Kähne, als auf Schusters Rappen zu reisen. Sie sind schon etwas anders, als das einfache Koschvolk, das die Baronie bevölkert, rauh, aber ernst.

Rapport des Kontorleiters Valdur Ritterschlag zur Lage in Steinbrücken

Vinansamt (KOS-I-05)
Grafschaft Angbarer See
Einwohner etwa 2100 (ca. 30% Zwerge)
Hauptstadt Steinbrücken (510 Einwohner)
Herrscher (seit 16 Hal) Baron Merwerd Stoia von Vinansamt