Ein stiller Ort der großen Meister: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Siebenessen.gif|thumb|300px|right|Zwischen den Gipfeln von Grom Engrai und Balgarasch liegt das Kloster der Heiligen Ilpetta. &copy; [[:Kategorie:Bilder von Martin Lorber|M. Lorber]]]]
Balgarasch liegt das Kloster der Heiligen Ilpetta. &copy; [[:Kategorie:Bilder von Martin Lorber|M. Lorber]]]]
 
  
Ein Brief des Gesellen [[Briefspieltext vielleicht mit::Holbrax Sohn des Halberosch]] an seinen Oheim in [[Briefspieltext vielleicht mit::Ferdok (Stadt)|Ferdok]], der uns lesenswert und erbaulich schien:
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Ein Brief des Gesellen [[Nebendarsteller ist::Holbrax Sohn des Halberosch|Holbrax, Sohn des Halberosch]], an seinen Oheim in [[Ortsnennung ist::Ferdok]], der uns lesenswert und erbaulich schien:
  
"Onkelchen! Wie soll ich Worte finden, um diese Wunder zu beschreiben! Zuerst war's mir ja gar nicht recht, dass ich in die tristen [[Briefspieltext vielleicht mit::Ambossberge]] reisen sollte, die so schroff in den Himmel ragen und nur Gemsen und Aaren ein Zuhause sind. Doch [[Briefspieltext vielleicht mit::Ingerimm|Allvater]]! Wie hab ich mich getäuscht in diesem Landstrich. Nun scheint es mir vielmehr, als seien hier alle Herrlichkeiten Deres versammelt auf einem kleinen Flecken: In der Abtei der Heiligen Ilpetta zum Hohenamboss.  
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Onkelchen! Wie soll ich Worte finden, um diese Wunder zu beschreiben! Zuerst wars mir ja gar nicht recht, daß ich in die tristen [[Ortsnennung ist::Ambossberge|Amboßberge]] reisen sollte, die so schroff in den Himmel ragen und nur Gemsen und Aaren ein Zuhause sind. Doch [[Hauptakteure sind::Ingerimm|Allvater]]! wie hab ich mich getäuscht in diesem Landstrich. Nun scheint es mir vielmehr, als seien hier alle Herrlichkeiten [[wikav:Dere|Dere]]s versammelt auf einem kleinen Flecken: in der [[Handlungsort ist::Abtei der Heiligen Ilpetta]] zum [[Ortsnennung ist::Tosch Mur|Hohenamboß]].
  
Ich will Dir getreulich erzählen von meiner Reise und der Ankunft hier im Kloster, und welchen Eindruck diese ehrwürdigen Hallen auf mich machten: Nachdem ich also [[Briefspieltext vielleicht mit::Ferdok (Stadt)|Ferdok]]s Mauern und Bierkrüge verlassen hatte, zog ich [[Briefspieltext vielleicht mit::Praios|praios]]wärts am Ufer der [[Briefspieltext vielleicht mit::Rakula]] entlang - den schwankenden Kähnen wollte ich mich nicht anvertrauen, auch wenn die Flussschiffer in ihren blauen [[Tracht]]en mit den Messingknöpfen ein frohes Völkchen scheinen.
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Ich will Dir getreulich erzählen von meiner Reise und der Ankunft hier im Kloster, und welchen Eindruck diese ehrwürdigen Hallen auf mich machten: Nachdem ich also Ferdoks Mauern und [[Briefspieltext mit::Bier]]krüge verlassen hatte, zog ich [[Akteursnennung ist::Praios|praios]]wärts am Ufer der [[Ortsnennung ist::Rakula]] entlang. Den schwankenden Kähnen wollte ich mich nicht anvertrauen, auch wenn die Flußschiffer in ihren blauen [[Briefspieltext mit::Mode und Tracht|Trachten]] mit den Messingknöpfen ein frohes Völkchen scheinen.
  
In [[Briefspieltext vielleicht mit::Salmingen]], der [[Briefspieltext vielleicht mit::Hesinde]]nstadt, schloss ich mich einer Schar frommer Pilger an, die auch nach Süden zogen, allerdings ins [[Briefspieltext vielleicht mit::Almada|almadanische]] [[alm:Punin|Punin]]. Bald sahen wir auch in der Ferne [[Götterzahn|Ingerimms Amboss]] aus dem Lande ragen, in blauweißem Schimmer die Gipfel. Doch es dauerte noch Tage, bis wir denn wirklich zwischen die schattigen Felsen traten und den [[Briefspieltext vielleicht mit::Tarnelsee|blauen See]] und die roten Dächer [[Briefspieltext vielleicht mit::Hammerschlag (Stadt)|Hammerschlags]] erreichten. Hier hatte bis vor kurzem noch ein [[Briefspieltext vielleicht mit::Siegfried Flusskrabbe|elfischer Baron]] geherrscht, und es ist wohl seinem elfischen Müßiggang und Gleichmut zu verdanken, dass die Abtei von ihrem alten Ruf so einiges verloren hat. Die neue Herrin des Landes jedoch, die Frau [[Briefspieltext mit::Belinde von Sardosk]], ist eine aus dem [[Briefspieltext vielleicht mit::Tobrien|Tobrischen]], und ihr ist viel daran gelegen, dass Pilger und fromme Gläubige ihr kleines Land aufsuchen, was sowohl dem Kloster wie dem [[Hammerschlag (Baronie)|Baroniesäckel]] manchen runden Eber (1) beschert.
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In [[Ortsnennung ist::Salmingen]], der [[Akteursnennung ist::Hesinde]]nstadt, schloß ich mich einer Schar frommer Pilger an, die auch nach Süden zogen, allerdings ins [[Ortsnennung ist::Almada|almadanische]] [[alm:Punin|Punin]]. Bald sahen wir auch in der Ferne [[Ortsnennung ist::Götterzahn (Berg)|Ingerimms Amboß]] aus dem Lande ragen, in blauweißem Schimmer die Gipfel. Doch es dauerte noch Tage, bis wir denn wirklich zwischen die schattigen Felsen traten und den [[Ortsnennung ist::Tarnelsee|blauen See]] und die roten Dächer [[Ortsnennung ist::Hammerschlag (Stadt)|Hammerschlag]]s erreichten. Hier hatte bis vor kurzem noch der Baron [[Briefspieltext mit::Siegfried Flusskrabbe|Siegfried Flußkrabbe]] geherrscht, und es ist wohl seinem [[Akteursnennung ist::Elfen|elfischen]] Müßiggang und Gleichmut zu verdanken, daß die Abtei von ihrem alten Ruf so einiges verloren hat.
  
Die Abtei selbst liegt nochmals eine halbe Tagesreise vom Orte Hammerschlag entfernt, in einem langgestreckten Talgrund, eingerahmt von den Flanken des Hohenamboss und zweier kleinerer Berge mit den Namen [[Briefspieltext mit::Geroldskopf]] und [[Briefspieltext mit::Ifirnshaube]]. So zumindest nennen die Menschen diese Gipfel, bei uns heißen sie ja [[Briefspieltext mit::Geroldskopf|Grom Engrai]] und [[Briefspieltext mit::Ifirnshaube|Balgarasch]] (2). Durch das Tal windet sich ein schmaler Bach, der freilich in der Zeit der Schneeschmelze rauschend Wasser führt. Die Wiesen zu beiden Seiten sind in diesen Tagen voller Blüten, da leuchten gelb die Drachenmäulchen, rot die Feuerkelche, blau die [[Briefspieltext vielleicht mit::Garnel]]blüten, weiß die letzten [[Briefspieltext vielleicht mit::Ifirnstern]]e  und auf den Weiden stehen prächtig fette Kühe, die eine gute Milch für einen noch bessern Käse und rahmige Butter liefern. An den Rändern und die Hänge hinauf bis an die Baumgrenze in schwindelnder Höhe aber halten schwarz und schweigend die Tannen Wacht, Herrn Angroschs heilige Bäume.  
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Die neue Herrin des Landes jedoch, die Frau [[Nebendarsteller ist::Belinde von Sardosk]], ist eine aus dem [[Ortsnennung ist::Tobrien|Tobrischen]], und ihr ist viel daran gelegen, daß Pilger und fromme Gläubige ihr kleines Land aufsuchen, was sowohl dem Kloster wie dem [[Ortsnennung ist::Hammerschlag|Baroniesäckel]] manchen runden Eber1 beschert.
  
Und eingebettet in diese gleichsam schöne wie wilde Landschaft liegt nun die Abtei vom Hohenamboss, gegründet in der frühen [[Rohalszeit]], als Kunst und Handwerk in großer Blüte standen. Du magst Dich vielleicht wundern, warum sich ein Kloster des Herrn Ingerimm so weit von den Großen Städten findet: Nun, zum einen gibt's hier einen wichtigen Handelsweg durch das Gebirge, zum anderen ist auch das Heiligtum [[Briefspieltext vielleicht mit::Malmarzrom]], die Hammerhöhle, nicht weit.
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Die Abtei selbst liegt nochmals eine halbe Tagesreise vom Orte Hammerschlag entfernt, in einem langgestreckten Talgrund, eingerahmt von den Flanken des Hohenamboß und zweier kleinerer Berge mit den Namen [[Ortsnennung ist::Geroldskopf]] und [[Ortsnennung ist::Ifirnshaube]]. So zumindest nennen die Menschen diese Gipfel, bei uns heißen sie ja Grom Engrai und Balgarasch2 . Durch das Tal windet sich ein schmaler Bach, der freilich in der Zeit der Schneeschmelze rauschend Wasser führt.
  
In der großen Abtei pflegt man die [[Briefspieltext vielleicht mit::Sieben Künste Ingerimms]], wie sie Allvater wohlgefällig sind, und hier verbrachte auch die [[[[Briefspieltext vielleicht mit::Ilpetta Ingrasim|heilige Ilpetta]] die Jahre ihres Noviziats. Es heißt, dass [[Briefspieltext vielleicht mit::Rhys der Schnitter]] (3), der damals schon ein uralter Greis gewesen sein muss, auf seiner letzten Pilgerfahrt auch nach Hohenamboss kam. Nach dem Gebet im Tempel betrat er die Schmiedewerkstatt, um sich am Schaffen der jungen Leute zu erfreuen. Bei seinem Eintreten legten sofort alle ehrfürchtig die Hämmer nieder, um ihn zu begrüßen. Nur eine nicht, die ganz und gar in ihre Arbeit vertieft war: Ilpetta Ingrasim. Der ehrwürdige Rhÿs aber betrachtete lange ihre kraftvollen, geschickten Bewegungen und das, was unter ihren Händen zum Kunstwerk erwuchs. Dann sprach er: "Meine Tochter, so wie du das rohe Metall zum Meisterstück geformt hast, wird der Herr Ingerimm auch dich zu etwas wahrlich Großem machen." Und damit sollte er Recht behalten, denn als im Jahre 227 v. H. ein neuer [[Briefspieltext vielleicht mit::Hüter der Flamme]] zu küren war, stellte sich auch Ilpetta der Probe des Gottes und fand sein Wohlgefallen, und ihre herrliche Lampe hängt noch heute im [[Briefspieltext vielleicht mit::Tempel der Flamme|Angbarer Tempel]]. Es war aber das erste Mal in der Geschichte, dass eine einfache Geweihte zum Oberhaupt der Flammenden und Erzkirche erwählt wurde.
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Die Wiesen zu beiden Seiten sind in diesen Tagen voller Blüten, da leuchten gelb die Drachenmäulchen, rot die Feuerkelche, blau die [[Briefspieltext mit::Garnelkraut|Garnelblüten]], weiß die letzten [[Briefspieltext mit::Ifirnstern]]e, und auf den Weiden stehen prächtig fette Kühe, die eine gute Milch für einen noch bessern Käse und rahmige Butter liefern. An den Rändern und die Hänge hinauf bis an die Baumgrenze in schwindelnder Höhe aber halten schwarz und schweigend die Tannen Wacht, Herrn Angroschs heilige Bäume. Und eingebettet in diese gleichsam schöne wie wilde Landschaft liegt nun die Abtei vom Hohenamboß, gegründet in der frühen [[Briefspieltext mit::Rohalszeit]], als Kunst und Handwerk in großer Blüte standen.
  
Schon als ich die Abtei von weitem sah, erkannte ich den großen Einfluss zwergischer Mauerkunst: Der herrliche Bau schmiegt sich in den Hang des Hohenamboss, in der Mitte der Tempel mit seiner morgenroten Bronzekuppel, zur Linken das Wohngebäude mit Schlaf- und Speisesaal, davor die Halle der Meister, in der sich viele Kunstwerke und eine kleine Bibliothek befinden. Dies alles wird im Hintergrunde überragt von einem Feuerturm im eslamidischen Stil, was zunächst recht befremdlich und fast märchenhaft auf mich wirkte, doch nunmehr habe ich mich an das Bild gewöhnt und es gar liebgewonnen. Etwas abseits stehen noch einige Werkstätten, an die sich ein mit Hecken umfriedeter Garten anschließt. Dort hat's außer Gemüse und Kräutern auch allerlei stattliche Obstbäume, denn auf das Propfen und Possen (4) versteht man sich hier ebenfalls.
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Du magst Dich vielleicht wundern, warum sich ein Kloster des Herrn Ingerimm so weit von den großen Städten findet: nun, zum einen gibt’s hier einen wichtigen Handelsweg durch das Gebirge, zum anderen ist auch das Heiligtum [[Ortsnennung ist::Malmarzrom]], die Hammerhöhle, nicht weit.
  
Zu Füßen des Klosters hat sich im Lauf der Jahre die eine kleine Siedlung namens [[Briefspieltext mit::Siebenessen]] gebildet: ein gutes Dutzend Hütten und Höfe, dazu Scheuern und Stallungen und auch zwei Gasthäuser, die gar nicht übel an den Pilgern und Handelskarawanen von und nach Almada verdienen. Die Gerichtsbarkeit obliegt der Baronin oder einem ihrer Fronvögte, und die edle Dame weiß die Einnahmen aus Maut und Schanktaler wohl zu schätzen. Der Großteil des Weidelandes hingegen gehört dem Kloster, das es an die Hirten und Bauern verpachtet. Man hat es in der [[Briefspieltext vielleicht mit::Perval von Gareth|Perval]]szeit erworben, als der ländliche Adel nach den langen Kriegen tief verschuldet war und jeden blanken Eber brauchen konnte. Die Abtei ist überaus wohlhabend, was zum einen auf die Spenden der zahlreichen Gläubigen, zum anderen auf die eigene Arbeit der Brüder und Schwestern zurückzuführen ist: Man dient Ingerimm nämlich nicht nur in Gebeten und Liedern, sondern vor allem im Erschaffen von herrlichen Werken und Schätzen. Die Geweihten und auch einige der Laien zählen zu den größten Handwerksmeistern des Landes, und die von ihnen gefertigten Artefakte sind selbst an Grafenhöfen vielbegehrt.
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In der großen Abtei pflegt man die [[Briefspieltext mit::Die Sieben Künste Ingerimms|Sieben Künste Ingerimms]], wie sie Allvater wohlgefällig sind, und hier verbrachte auch die Heilige [[Nebendarsteller ist::Ilpetta Ingrasim]] die Jahre ihres Noviziats. Es heißt, daß [[Nebendarsteller ist::Rhys der Schnitter|Rhÿs der Schnitter]]3, der damals nach Menschenjahren schon ein uralter Greis gewesen sein muß, auf seiner letzten Pilgerfahrt auch nach Hohenamboß kam. Nach dem Gebet im Tempel betrat er die Schmiedewerkstatt, um sich am Schaffen der jungen Leute zu erfreuen. Bei seinem Eintreten legten sofort alle ehrfürchtig die Hämmer nieder, um ihn zu begrüßen nur eine nicht, die ganz und gar in ihre Arbeit vertieft war: Ilpetta Ingrasim.
  
Das Amt des Abt bekleidet seit nunmehr fünfzehn Jahren der edle [[Briefspieltext mit::Angbart von Unterangen]], ein ernster, aber freundlicher Mann aus [[Briefspieltext vielleicht mit::Haus Unterangen|vornehmem Hause]]. Sieben weitere Priester stehen ihm zur Seite, teils Menschen, teils Angroschim aus dem Amboss oder Koschgebirge. Daneben gibt es noch zahlreiche Laien, die innerhalb der Klostermauern wohnen und altes Handwerkswissen an ihre Schüler weitergeben oder selbst vertiefen. Denn nicht selten werden fromme Gesellen, die ihren Zunftmeistern durch Begabung und Fleiß aufgefallen sind, hierher nach Hohenamboss geschickt, auf dass sie ihre Fertigkeiten zur Vollendung bringen - und aus keinem anderen Grunde bin ja auch ich hier, soll ich doch bei der ehrwürdigen [[Briefspieltext mit::Gunelda Sindelsaum]] in die Lehre gehen. Und nachdem ich ihre Arbeiten geschaut habe, weiß ich, welche Ehre das bedeutet. Herrliche Kessel, reichverzierte Schüsseln und filigrane Kelche vermag sie aus Kupfer und Zinn zu treiben, dass es eine wahre Pracht ist! Auch andere Meister sind hier zu finden, manche bleiben nur für ein paar Monde, andere viele Jahre lang, und auch die Zahl ihrer Schüler und Gesellen ist unterschiedlich. Die lange Reihe von Lehrmeistern des Steinwerks ist im übrigen dafür verantwortlich, dass die Klostermauern in so verschiedenen Stilen prangen.
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Der ehrwürdige Rhÿs aber betrachtete lange ihre kraftvollen, geschickten Bewegungen und das, was unter ihren Händen zum Kunstwerk erwuchs. Dann sprach er: „Meine Tochter, so wie du das rohe Metall zum Meisterstück geformt hast, wird der Herr Ingerimm auch dich zu etwas wahrlich Großem machen.“ Und damit sollte der alte Meister Rhÿs Recht behalten, denn als im Jahre [[Briefspieltext mit::Angbarer Zitadellenfürsten|227 v. H.]] ein neuer [[Briefspieltext mit::Hüter der Flamme]] zu küren war, stellte sich auch Ilpetta der Probe des Gottes und fand sein Wohlgefallen, und ihre herrliche Lampe hängt noch heute im [[Ortsnennung ist::Tempel der Flamme|Angbarer Tempel]]. Es war aber das erste Mal in der Geschichte, daß eine einfache Geweihte zum Oberhaupt der Flammenden und Erzkirche erwählt wurde.
  
Die schönsten Kunstwerke weiht man dem Herren Ingerimm und schmückt damit die Halle der Meister: Dutzende, wenn nicht Hunderte wertvoller Schätze, herrlich den Augen, reihen sich dort an den Wänden und in Nischen, dass man sich gar nicht satt sehen kann. Allen voran haben mich die Fünf Schwarzen Klingen des [[Briefspieltext mit::Ubarosch Silberhaar]] eingenommen: Schwerter, so glänzend und scharf, dass sie eine Feder im Fall zu zerschneiden vermögen! Unübertrefflich aber ist ein Schild, den das ehrwürdige [[Briefspieltext vielleicht mit::Arombolosch Sohn des Agam|Väterchen Arombolosch]] vor siebzig Jahren der Halle stiftete: die Schlacht des Himmelsfeuers ist darauf zu sehen und die fliegenden Schergen [[Briefspieltext vielleicht mit::Pyrdacor|Pyrdakors]], [[wikav:Organa Tochter des Ordamon|Organas]] Heldenopfer und der Untergang der Kinder [[wikav:Ordamon der Kühne|Ordamons]]. Den Schildrand aber zieren Tränen aus silbernen Perlen, die von weither aus dem Süden stammen. Ach, noch so viele andere Stücke müßte ich erwähnen, Onkelchen, manche, von denen Du schon gehört hast, andere, die Du selber sehen müsstest!
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Schon als ich die Abtei von weitem sah, erkannte ich den großen Einfluß zwergischer Mauerkunst: der herrliche Bau schmiegt sich in den Hang des Hohenamboß, in der Mitte der Tempel mit seiner morgenroten Bronzekuppel, zur Linken das Wohngebäude mit Schlaf- und Speisesaal, davor die Halle der Meister, in der sich viele Kunstwerke und eine kleine Bibliothek befinden.
  
Das bedeutendste von allen aber befindet sich in der Halle des Erzes, einem dunklen Bau mit einer großen Kuppel, erhellt von mehreren Kohlebecken. Dort steht ein Bildnis des Gottes, geschnitten aus einem einzigen großen Felsenblock. Es zeigt Allvater, wie er an der göttlichen Esse das größte aller Werke, die runde Derenscheibe, schmiedet. So lebendig, so anmutig ist er gestaltet, dass Du meinen könntest, eben wollte der Hammer niedersausen, eben müsste der Schall seines Schlages erklingen. Zu Füßen des Schaffenden aber werken die Zyklopen, seine Gesellen - an sich gewaltige Wesen, doch winzig klein im Vergleich zu dem Gotte, dem sie dienen. Bei seinem ersten Besuch soll der Erhabene [[Briefspieltext vielleicht mit::Hilperton Asgareol Draschrüb|Hilperton Asgareol]] zwei volle Stundenmaße vor dem Bildnis zugebracht haben in schweigendem Staunen!
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Dies alles wird im Hintergrunde überragt von einem Feuerturm im eslamidischen Stil, was zunächst recht befremdlich und fast märchenhaft auf mich wirkte, doch nunmehr habe ich mich an das Bild gewöhnt und es gar liebgewonnen. Etwas abseits stehen noch einige Werkstätten, an die sich ein mit Hecken umfriedeter Garten anschließt. Dort hat’s außer Gemüse und Kräutern auch allerlei stattliche Obstbäume, denn auf das Propfen und Possen4 versteht man sich hier ebenfalls.
  
Doch nun muß ich schließen, Onkelchen, denn die Glocke ruft zum Abend. Reichlich ist der Tisch hier nicht gedeckt, doch auch nicht karg. Zumeist gibt's frisches Brot und Käs und Bier, feuertags auch einmal Fleisch, ansonsten Graupensuppe oder [[Briefspieltext vielleicht mit::Ambossberger Allerlei]], das sie hier ganz anders würzen als daheim. Ach, manchmal vermiss ich mein Ferdok wohl schon, aber in ein paar Jährchen komm ich ja wieder und helf Dir in der Werkstatt.
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Zu Füßen des Klosters hat sich im Lauf der Jahre eine kleine Siedlung namens [[Ortsnennung ist::Siebenessen]] gebildet: ein gutes Dutzend Hütten und Höfe, dazu Scheuern und Stallungen und auch zwei Gasthäuser, die gar nicht übel an den Pilgern und Handelskarawanen von und nach Almada verdienen. Die Gerichtsbarkeit obliegt der Baronin oder einem ihrer Fronvögte, und die edle Dame weiß die Einnahmen aus Maut und Schanktaler wohl zu schätzen. Der Großteil des Weidelandes hingegen gehört dem Kloster, das es an die Hirten und Bauern verpachtet. Man hat es in der [[Briefspieltext mit::Angbarer Schlossfürsten|Pervalszeit]] erworben, als der ländliche Adel nach [[Briefspieltext mit::Der falsche Fürst|den langen Kriegen]] tief verschuldet war und jeden blanken Eber brauchen konnte.
  
* 1 – Koscher Ausdruck für den fürstlichen Silbertaler, da er das Eberwappen zeigt.
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Die Abtei ist überaus wohlhabend, was zum einen auf die Spenden der zahlreichen Gläubigen, zum anderen auf die eigene Arbeit der Brüder und Schwestern zurückzuführen ist: man dient Ingerimm nämlich nicht nur in Gebeten und Liedern, sondern vor allem im Erschaffen von herrlichen Werken und Schätzen. Die Geweihten und auch einige der Laien zählen zu den größten Handwerksmeistern des Landes, und die von ihnen gefertigten Artefakte sind selbst an Grafenhöfen vielbegehrt.
* 2 – Was sich mit »Der große Graue« und »Kluftenreicher« übersetzen läßt.
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* 3 – Wichtigster Heiliger der Ingerimmkirche
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Das Amt des Abtes bekleidet seit nunmehr [[Briefspieltext mit::Der junge Fürst Blasius|fünfzehn Jahren]] der edle [[Nebendarsteller ist::Angbart von Unterangen]], ein ernster, aber freundlicher Mann aus [[Akteursnennung ist::Haus Unterangen|vornehmem Hause]]. Sieben weitere Priester stehen ihm zur Seite, teils Menschen, teils Angroschim aus den Bergen von Amboß und Kosch. Daneben gibt es auch Laien, die innerhalb der Klostermauern wohnen und altes Handwerkswissen an ihre Schüler weitergeben oder selbst vertiefen. Denn nicht selten werden fromme Gesellen, die ihren Zunftmeistern durch Begabung und Fleiß aufgefallen sind, hierher nach Hohenamboß geschickt, auf daß sie ihre Fertigkeiten zur Vollendung bringen.
* 4 – Techniken zur Veredelung von Holzgewächsen, v.a. Obstbäumen.
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[[Kategorie:Religion]][[Kategorie:Kurier 30]]{{KoschBriefspielindex}}
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Aus keinem anderen Grunde bin ja auch ich hier, soll ich doch bei der ehrwürdigen [[Briefspieltext mit::Gunelda Sindelsaum]] in die Lehre gehen. Und nachdem ich ihre Arbeiten geschaut habe, weiß ich, welche Ehre das bedeutet. Herrliche Kessel, reichverzierte Schüsseln und filigrane Kelche vermag sie aus Kupfer und Zinn zu treiben, daß es eine wahre Pracht ist! Auch andere Meister sind hier zu finden, manche bleiben nur für ein paar Monde, andere viele Jahre lang, und auch die Zahl ihrer Schüler und Gesellen ist unterschiedlich. Die lange Reihe von Lehrmeistern des Steinwerks ist im übrigen dafür verantwortlich, daß die Klostermauern in so verschiedenen Stilen prangen.
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Die schönsten Kunstwerke weiht man dem Herren Ingerimm und schmückt damit die Halle der Meister: Dutzende, wenn nicht Hunderte wertvoller Schätze, herrlich den Augen, reihen sich dort an den Wänden und in Nischen, daß man sich gar nicht satt sehen kann. Allen voran haben mich die Fünf Schwarzen Klingen des [[Briefspieltext mit::Ubarosch Silberhaar]] eingenommen: Schwerter, so glänzend und scharf, daß sie eine Feder im Fall zu zerschneiden vermögen! Unübertrefflich aber ist ein Schild, den das ehrwürdige Väterchen [[Briefspieltext mit::Arombolosch Sohn des Agam|Arombolosch]] vor siebzig Jahren der Halle stiftete: die Schlacht des Himmelsfeuers ist darauf zu sehen und die fliegenden Schergen [[Briefspieltext mit::Pyrdacor|Pyrdakor]]s, [[wikav:Organa Tochter des Ordamon|Organa]]s Heldenopfer und der Untergang der Kinder [[wikav:Ordamon der Kühne|Ordamon]]s. Den Schildrand aber zieren Tränen aus silbernen Perlen, die von weither aus dem Süden stammen. Ach, noch so viele andere Stücke müßte ich erwähnen, Onkelchen, manche, von denen Du schon gehört hast, andere, die Du selber sehen müßtest!
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Das bedeutendste von allen aber befindet sich in der Halle des Erzes, einem dunklen Bau mit einer großen Kuppel, erhellt von mehreren Kohlebecken. Dort steht ein Bildnis des Gottes, geschnitten aus einem einzigen großen Felsenblock. Es zeigt Allvater, wie er an der göttlichen Esse das größte aller Werke, die runde Derenscheibe, schmiedet. So lebendig, so anmutig ist er gestaltet, daß Du meinen könntest, eben wollte der Hammer niedersausen, eben müßte der Schall seines Schlages erklingen. Zu Füßen des Schaffenden aber werken die [[wikav:Zyklop|Zyklop]]en, seine Gesellen an sich gewaltige Wesen, doch winzig klein im Vergleich zu dem Gotte, dem sie dienen. Bei seinem ersten Besuch soll der Erhabene [[Briefspieltext mit::Hilperton Asgareol Draschrüb|Hilperton Asgareol]] zwei volle Stundenmaße vor dem Bildnis zugebracht haben in schweigendem Staunen!
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Doch nun muß ich schließen, Onkelchen, denn die Glocke ruft zum Abend. Reichlich ist der Tisch hier nicht gedeckt, doch auch nicht karg. Zumeist gibts frisches Brot und Käs und Bier, feuertags auch einmal Fleisch, ansonsten Graupensuppe oder [[Briefspieltext mit::Ambossberger Allerlei|Amboßberger Allerlei]], das sie hier ganz anders würzen als daheim. Ach, manchmal vermiß ich mein Ferdok wohl schon, aber in ein paar Jährchen komm ich ja wieder und helf Dir in der Werkstatt.
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1 – Koscher Ausdruck für den fürstlichen Silbertaler, da er das Eberwappen zeigt.
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2 – Was sich mit »Der große Graue« und »Kluftenreicher« übersetzen läßt.
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3 – Wichtigster Heiliger der Ingerimmkirche
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4 – Techniken zur Veredelung von Holzgewächsen, v.a. Obstbäumen.
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[[Kategorie:Ingerimm]]

Aktuelle Version vom 1. August 2023, 20:11 Uhr


Kosch-Kurier8-35.gif

Ausgabe Nummer 30 - Efferd 1024 BF

Ein stiller Ort der großen Meister

Die Abtei der Heiligen Ilpetta zum Hohenamboß

Zwischen den Gipfeln von Grom Engrai und Balgarasch liegt das Kloster der Heiligen Ilpetta. © M. Lorber

Ein Brief des Gesellen Holbrax, Sohn des Halberosch, an seinen Oheim in Ferdok, der uns lesenswert und erbaulich schien:

Onkelchen! Wie soll ich Worte finden, um diese Wunder zu beschreiben! Zuerst wars mir ja gar nicht recht, daß ich in die tristen Amboßberge reisen sollte, die so schroff in den Himmel ragen und nur Gemsen und Aaren ein Zuhause sind. Doch Allvater! wie hab ich mich getäuscht in diesem Landstrich. Nun scheint es mir vielmehr, als seien hier alle Herrlichkeiten Deres versammelt auf einem kleinen Flecken: in der Abtei der Heiligen Ilpetta zum Hohenamboß.

Ich will Dir getreulich erzählen von meiner Reise und der Ankunft hier im Kloster, und welchen Eindruck diese ehrwürdigen Hallen auf mich machten: Nachdem ich also Ferdoks Mauern und Bierkrüge verlassen hatte, zog ich praioswärts am Ufer der Rakula entlang. Den schwankenden Kähnen wollte ich mich nicht anvertrauen, auch wenn die Flußschiffer in ihren blauen Trachten mit den Messingknöpfen ein frohes Völkchen scheinen.

In Salmingen, der Hesindenstadt, schloß ich mich einer Schar frommer Pilger an, die auch nach Süden zogen, allerdings ins almadanische Punin. Bald sahen wir auch in der Ferne Ingerimms Amboß aus dem Lande ragen, in blauweißem Schimmer die Gipfel. Doch es dauerte noch Tage, bis wir denn wirklich zwischen die schattigen Felsen traten und den blauen See und die roten Dächer Hammerschlags erreichten. Hier hatte bis vor kurzem noch der Baron Siegfried Flußkrabbe geherrscht, und es ist wohl seinem elfischen Müßiggang und Gleichmut zu verdanken, daß die Abtei von ihrem alten Ruf so einiges verloren hat.

Die neue Herrin des Landes jedoch, die Frau Belinde von Sardosk, ist eine aus dem Tobrischen, und ihr ist viel daran gelegen, daß Pilger und fromme Gläubige ihr kleines Land aufsuchen, was sowohl dem Kloster wie dem Baroniesäckel manchen runden Eber1 beschert.

Die Abtei selbst liegt nochmals eine halbe Tagesreise vom Orte Hammerschlag entfernt, in einem langgestreckten Talgrund, eingerahmt von den Flanken des Hohenamboß und zweier kleinerer Berge mit den Namen Geroldskopf und Ifirnshaube. So zumindest nennen die Menschen diese Gipfel, bei uns heißen sie ja Grom Engrai und Balgarasch2 . Durch das Tal windet sich ein schmaler Bach, der freilich in der Zeit der Schneeschmelze rauschend Wasser führt.

Die Wiesen zu beiden Seiten sind in diesen Tagen voller Blüten, da leuchten gelb die Drachenmäulchen, rot die Feuerkelche, blau die Garnelblüten, weiß die letzten Ifirnsterne, und auf den Weiden stehen prächtig fette Kühe, die eine gute Milch für einen noch bessern Käse und rahmige Butter liefern. An den Rändern und die Hänge hinauf bis an die Baumgrenze in schwindelnder Höhe aber halten schwarz und schweigend die Tannen Wacht, Herrn Angroschs heilige Bäume. Und eingebettet in diese gleichsam schöne wie wilde Landschaft liegt nun die Abtei vom Hohenamboß, gegründet in der frühen Rohalszeit, als Kunst und Handwerk in großer Blüte standen.

Du magst Dich vielleicht wundern, warum sich ein Kloster des Herrn Ingerimm so weit von den großen Städten findet: nun, zum einen gibt’s hier einen wichtigen Handelsweg durch das Gebirge, zum anderen ist auch das Heiligtum Malmarzrom, die Hammerhöhle, nicht weit.

In der großen Abtei pflegt man die Sieben Künste Ingerimms, wie sie Allvater wohlgefällig sind, und hier verbrachte auch die Heilige Ilpetta Ingrasim die Jahre ihres Noviziats. Es heißt, daß Rhÿs der Schnitter3, der damals nach Menschenjahren schon ein uralter Greis gewesen sein muß, auf seiner letzten Pilgerfahrt auch nach Hohenamboß kam. Nach dem Gebet im Tempel betrat er die Schmiedewerkstatt, um sich am Schaffen der jungen Leute zu erfreuen. Bei seinem Eintreten legten sofort alle ehrfürchtig die Hämmer nieder, um ihn zu begrüßen nur eine nicht, die ganz und gar in ihre Arbeit vertieft war: Ilpetta Ingrasim.

Der ehrwürdige Rhÿs aber betrachtete lange ihre kraftvollen, geschickten Bewegungen und das, was unter ihren Händen zum Kunstwerk erwuchs. Dann sprach er: „Meine Tochter, so wie du das rohe Metall zum Meisterstück geformt hast, wird der Herr Ingerimm auch dich zu etwas wahrlich Großem machen.“ Und damit sollte der alte Meister Rhÿs Recht behalten, denn als im Jahre 227 v. H. ein neuer Hüter der Flamme zu küren war, stellte sich auch Ilpetta der Probe des Gottes und fand sein Wohlgefallen, und ihre herrliche Lampe hängt noch heute im Angbarer Tempel. Es war aber das erste Mal in der Geschichte, daß eine einfache Geweihte zum Oberhaupt der Flammenden und Erzkirche erwählt wurde.

Schon als ich die Abtei von weitem sah, erkannte ich den großen Einfluß zwergischer Mauerkunst: der herrliche Bau schmiegt sich in den Hang des Hohenamboß, in der Mitte der Tempel mit seiner morgenroten Bronzekuppel, zur Linken das Wohngebäude mit Schlaf- und Speisesaal, davor die Halle der Meister, in der sich viele Kunstwerke und eine kleine Bibliothek befinden.

Dies alles wird im Hintergrunde überragt von einem Feuerturm im eslamidischen Stil, was zunächst recht befremdlich und fast märchenhaft auf mich wirkte, doch nunmehr habe ich mich an das Bild gewöhnt und es gar liebgewonnen. Etwas abseits stehen noch einige Werkstätten, an die sich ein mit Hecken umfriedeter Garten anschließt. Dort hat’s außer Gemüse und Kräutern auch allerlei stattliche Obstbäume, denn auf das Propfen und Possen4 versteht man sich hier ebenfalls.

Zu Füßen des Klosters hat sich im Lauf der Jahre eine kleine Siedlung namens Siebenessen gebildet: ein gutes Dutzend Hütten und Höfe, dazu Scheuern und Stallungen und auch zwei Gasthäuser, die gar nicht übel an den Pilgern und Handelskarawanen von und nach Almada verdienen. Die Gerichtsbarkeit obliegt der Baronin oder einem ihrer Fronvögte, und die edle Dame weiß die Einnahmen aus Maut und Schanktaler wohl zu schätzen. Der Großteil des Weidelandes hingegen gehört dem Kloster, das es an die Hirten und Bauern verpachtet. Man hat es in der Pervalszeit erworben, als der ländliche Adel nach den langen Kriegen tief verschuldet war und jeden blanken Eber brauchen konnte.

Die Abtei ist überaus wohlhabend, was zum einen auf die Spenden der zahlreichen Gläubigen, zum anderen auf die eigene Arbeit der Brüder und Schwestern zurückzuführen ist: man dient Ingerimm nämlich nicht nur in Gebeten und Liedern, sondern vor allem im Erschaffen von herrlichen Werken und Schätzen. Die Geweihten und auch einige der Laien zählen zu den größten Handwerksmeistern des Landes, und die von ihnen gefertigten Artefakte sind selbst an Grafenhöfen vielbegehrt.

Das Amt des Abtes bekleidet seit nunmehr fünfzehn Jahren der edle Angbart von Unterangen, ein ernster, aber freundlicher Mann aus vornehmem Hause. Sieben weitere Priester stehen ihm zur Seite, teils Menschen, teils Angroschim aus den Bergen von Amboß und Kosch. Daneben gibt es auch Laien, die innerhalb der Klostermauern wohnen und altes Handwerkswissen an ihre Schüler weitergeben oder selbst vertiefen. Denn nicht selten werden fromme Gesellen, die ihren Zunftmeistern durch Begabung und Fleiß aufgefallen sind, hierher nach Hohenamboß geschickt, auf daß sie ihre Fertigkeiten zur Vollendung bringen.

Aus keinem anderen Grunde bin ja auch ich hier, soll ich doch bei der ehrwürdigen Gunelda Sindelsaum in die Lehre gehen. Und nachdem ich ihre Arbeiten geschaut habe, weiß ich, welche Ehre das bedeutet. Herrliche Kessel, reichverzierte Schüsseln und filigrane Kelche vermag sie aus Kupfer und Zinn zu treiben, daß es eine wahre Pracht ist! Auch andere Meister sind hier zu finden, manche bleiben nur für ein paar Monde, andere viele Jahre lang, und auch die Zahl ihrer Schüler und Gesellen ist unterschiedlich. Die lange Reihe von Lehrmeistern des Steinwerks ist im übrigen dafür verantwortlich, daß die Klostermauern in so verschiedenen Stilen prangen.

Die schönsten Kunstwerke weiht man dem Herren Ingerimm und schmückt damit die Halle der Meister: Dutzende, wenn nicht Hunderte wertvoller Schätze, herrlich den Augen, reihen sich dort an den Wänden und in Nischen, daß man sich gar nicht satt sehen kann. Allen voran haben mich die Fünf Schwarzen Klingen des Ubarosch Silberhaar eingenommen: Schwerter, so glänzend und scharf, daß sie eine Feder im Fall zu zerschneiden vermögen! Unübertrefflich aber ist ein Schild, den das ehrwürdige Väterchen Arombolosch vor siebzig Jahren der Halle stiftete: die Schlacht des Himmelsfeuers ist darauf zu sehen und die fliegenden Schergen Pyrdakors, Organas Heldenopfer und der Untergang der Kinder Ordamons. Den Schildrand aber zieren Tränen aus silbernen Perlen, die von weither aus dem Süden stammen. Ach, noch so viele andere Stücke müßte ich erwähnen, Onkelchen, manche, von denen Du schon gehört hast, andere, die Du selber sehen müßtest!

Das bedeutendste von allen aber befindet sich in der Halle des Erzes, einem dunklen Bau mit einer großen Kuppel, erhellt von mehreren Kohlebecken. Dort steht ein Bildnis des Gottes, geschnitten aus einem einzigen großen Felsenblock. Es zeigt Allvater, wie er an der göttlichen Esse das größte aller Werke, die runde Derenscheibe, schmiedet. So lebendig, so anmutig ist er gestaltet, daß Du meinen könntest, eben wollte der Hammer niedersausen, eben müßte der Schall seines Schlages erklingen. Zu Füßen des Schaffenden aber werken die Zyklopen, seine Gesellen an sich gewaltige Wesen, doch winzig klein im Vergleich zu dem Gotte, dem sie dienen. Bei seinem ersten Besuch soll der Erhabene Hilperton Asgareol zwei volle Stundenmaße vor dem Bildnis zugebracht haben in schweigendem Staunen!

Doch nun muß ich schließen, Onkelchen, denn die Glocke ruft zum Abend. Reichlich ist der Tisch hier nicht gedeckt, doch auch nicht karg. Zumeist gibts frisches Brot und Käs und Bier, feuertags auch einmal Fleisch, ansonsten Graupensuppe oder Amboßberger Allerlei, das sie hier ganz anders würzen als daheim. Ach, manchmal vermiß ich mein Ferdok wohl schon, aber in ein paar Jährchen komm ich ja wieder und helf Dir in der Werkstatt.

1 – Koscher Ausdruck für den fürstlichen Silbertaler, da er das Eberwappen zeigt.

2 – Was sich mit »Der große Graue« und »Kluftenreicher« übersetzen läßt.

3 – Wichtigster Heiliger der Ingerimmkirche

4 – Techniken zur Veredelung von Holzgewächsen, v.a. Obstbäumen.