Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Zeit des Feierns: Unterschied zwischen den Versionen

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Nicht allzu lange mehr musste Bolzer sich gedulden. Endlich brach der Abend über die Siedlung herein, auf den Besucher und Ansässige so lange schon gewartet hatten. Der Nebel war zwar nicht gewichen, sondern lastete noch immer wie eine schwere Decke drückend auf der Landschaft, aber dennoch strömten aus allen Katen die Menschen an die lange Tafel, die im Halbrund auf dem Marktplatz um ein großes Lagerfeuer herum aufgestellt worden war. Auf keinen Fall wollten sich die Zusammengekommenen heute die Stimmung verderben lassen, koste es was es wolle. Selbst die Wachen an der Palisade waren auf ein Mindestmaß zurückgefahren worden, so dass allein Xolberon und Cordo Kauzfoldt die Augen offen hielten. Aber es musste schon mit den Niederhöllen zugehen, wenn ausgerechnet heute Abend eine größere Gefahr vom Sumpf ausginge als ohnehin schon.<br>Am lodernden Feuer standen Dorwin und Dwarrin und drehten einen Bratenspieß gleichmäßig hin und her, an dem ein gewaltiger Ochse hing. Mit großen Augen und offenen Mündern standen Hamwiede Sauerbrodt und Nane Beutelsaum neben ihnen und beobachteten, wie sich das Rind allmählich knusprig braun färbte und das Fett, welches an ihm entlanglief, zischend in die Flammen spritzte. Soviel Fleisch auf einen Haufen hatten die kleinen Mädchen in ihrem Leben noch nicht zu Gesicht bekommen. Am Rande der Tafel stellten Rumlosch und Ramlosch unterdessen mit stolzen, rot angelaufenen Gesichtern ein Bierfass nach dem anderen auf, so als wollten sie allen Anwesenden zeigen, dass die Vorräte des ”Findlings” unerschöpflich waren. Niemand bemerkte die finsteren Blicke, die ihnen Dwarrin unterdessen zuwarf.<br>Rena und Mechtel platzierten gerade noch einige Pasteten auf dem reich gedeckten Tisch, der sich unter der Last des Gedecks und der Vielzahl von Beilagen und Dekorationen schier zu biegen schien. An ihm saßen bereits Kalmun Beutelsaum und Brauwin Bockbusch, jeder einen Bierkrug in der Hand, die Augen fest auf den ehrwürdigen Angroschgeweihten Dwarrosch, Sohn des Dwingel, gerichtet, der ihnen gutgelaunt einen Schwank aus seinen Jugendtagen erzählte, als die Welt noch in Ordnung gewesen war.<br>Gänzlich unbekümmert davon spielten – beobachtet von den herausgeputzten jungen Maiden des Dorfes – die Sauerbrodt-Brüder mit der kleinen Barine eine Partie [[Imman]], kannten sie die Geschichten des Geweihten doch zu Genüge, da im normalen Dorfalltag meist nur sie die Zeit hatten, den Erzählungen des weisen Zwergen zu lauschen, während die anderen ihrem Tagewerk nachgingen. Erst auf einen Wink des stets schlecht gelaunten Leubold Garnelinger beendeten sie ihr Spiel, trafen doch jetzt an der Tafel sowohl die letzten Gäste als auch Ritter [[Edelbrecht von Borking]] ein. Hinter ihm lief ein Mann, der einigen der Anwesenden wohl vertraut war: Der Sumpfkundige [[Bolzer Spatenschwingh]], der bei der Erkundung der Gegend vor einem Jahr eine bedeutende Rolle gespielt hatte. Was hatte der denn hier zu suchen?<br>Edelbrecht nahm seinen Platz in der Mitte der Tafel ein, bat die Anwesenden ebenfalls am Tisch zusammenzukommen, schlug eine Gabel an seinen Bierkrug und ergriff das Wort.<br>”Verehrte Festgäste, Wohlgeborene und Neufarnhainer, ich freue mich wirklich außerordentlich, dass so viele erlesene Vertreter der sechs Moorbrücker Neusiedlungen heute hier versammelt sind, um des Tages vor einem Götterlauf zu gedenken, an dem unser Schicksal im Sumpf seinen Anfang nahm und Seine Hochgeboren Vogt [[Morwald Gerling]], der heute leider nicht bei uns sein kann, uns mit einem Fleckchen Land belehnte, in der Hoffnung, wir würden es bald seines Schreckens berauben.”<br>Hier legte der Sprecher eine kleine Pause ein, in der er einen tiefen Zug aus seinem Humpen nahm. Dann fuhr er fort: ”Wie wir alle bemerken mussten in den letzten zwölf Monden, ist die uns gestellte Aufgabe mit größeren Schwierigkeiten verbunden als wir es uns in unseren kühnsten Träumen vorgestellt haben. Nicht desto weniger bin ich überzeugt davon, dass wir Erfolg haben werden, wenn wir nur in Einigkeit fest zusammenstehen. Die letzten Tage im Kreise der Schicksalsgenossen und gerade auch der heutig Jagdausflug haben mich in dieser Ansicht nur noch weiter bestärkt.<br>Daher ist es mir eine große Ehre eingangs unseres bescheidenen Festmahls heute Abend Seine Wohlgeboren Ritter [[Reto von Tarnelfurt]] für sein großes Jagdgeschick mit der versprochenen Trophäe auszuzeichnen.” Unter großem Beifall der Anwesenden erhob sich Reto und ging bedächtigen Schrittes zu Edelbrecht, der ihn kurz umarmte und ihm daraufhin mit einem anerkennenden Nicken den bronzenen Pokal überreichte. Als Reto wieder seinen Sitzplatz eingenommen hatte, räusperte Edelbrecht sich kurz und ergriff erneut das Wort:<br>”Nicht genug, dass Reto uns mit seinem Jagdgeschick ein saftiges Stück Rotwild auf den Tellern verschafft hat, auch hat unser hochgeschätzter Vogt Gerling uns mit Bolzer Spatenschwingh einen Boten gesandt, der neben den Grüßen auch ein Präsent unseres Lehnsherren mitgebracht hat.”
 
Nicht allzu lange mehr musste Bolzer sich gedulden. Endlich brach der Abend über die Siedlung herein, auf den Besucher und Ansässige so lange schon gewartet hatten. Der Nebel war zwar nicht gewichen, sondern lastete noch immer wie eine schwere Decke drückend auf der Landschaft, aber dennoch strömten aus allen Katen die Menschen an die lange Tafel, die im Halbrund auf dem Marktplatz um ein großes Lagerfeuer herum aufgestellt worden war. Auf keinen Fall wollten sich die Zusammengekommenen heute die Stimmung verderben lassen, koste es was es wolle. Selbst die Wachen an der Palisade waren auf ein Mindestmaß zurückgefahren worden, so dass allein Xolberon und Cordo Kauzfoldt die Augen offen hielten. Aber es musste schon mit den Niederhöllen zugehen, wenn ausgerechnet heute Abend eine größere Gefahr vom Sumpf ausginge als ohnehin schon.<br>Am lodernden Feuer standen Dorwin und Dwarrin und drehten einen Bratenspieß gleichmäßig hin und her, an dem ein gewaltiger Ochse hing. Mit großen Augen und offenen Mündern standen Hamwiede Sauerbrodt und Nane Beutelsaum neben ihnen und beobachteten, wie sich das Rind allmählich knusprig braun färbte und das Fett, welches an ihm entlanglief, zischend in die Flammen spritzte. Soviel Fleisch auf einen Haufen hatten die kleinen Mädchen in ihrem Leben noch nicht zu Gesicht bekommen. Am Rande der Tafel stellten Rumlosch und Ramlosch unterdessen mit stolzen, rot angelaufenen Gesichtern ein Bierfass nach dem anderen auf, so als wollten sie allen Anwesenden zeigen, dass die Vorräte des ”Findlings” unerschöpflich waren. Niemand bemerkte die finsteren Blicke, die ihnen Dwarrin unterdessen zuwarf.<br>Rena und Mechtel platzierten gerade noch einige Pasteten auf dem reich gedeckten Tisch, der sich unter der Last des Gedecks und der Vielzahl von Beilagen und Dekorationen schier zu biegen schien. An ihm saßen bereits Kalmun Beutelsaum und Brauwin Bockbusch, jeder einen Bierkrug in der Hand, die Augen fest auf den ehrwürdigen Angroschgeweihten Dwarrosch, Sohn des Dwingel, gerichtet, der ihnen gutgelaunt einen Schwank aus seinen Jugendtagen erzählte, als die Welt noch in Ordnung gewesen war.<br>Gänzlich unbekümmert davon spielten – beobachtet von den herausgeputzten jungen Maiden des Dorfes – die Sauerbrodt-Brüder mit der kleinen Barine eine Partie [[Imman]], kannten sie die Geschichten des Geweihten doch zu Genüge, da im normalen Dorfalltag meist nur sie die Zeit hatten, den Erzählungen des weisen Zwergen zu lauschen, während die anderen ihrem Tagewerk nachgingen. Erst auf einen Wink des stets schlecht gelaunten Leubold Garnelinger beendeten sie ihr Spiel, trafen doch jetzt an der Tafel sowohl die letzten Gäste als auch Ritter [[Edelbrecht von Borking]] ein. Hinter ihm lief ein Mann, der einigen der Anwesenden wohl vertraut war: Der Sumpfkundige [[Bolzer Spatenschwingh]], der bei der Erkundung der Gegend vor einem Jahr eine bedeutende Rolle gespielt hatte. Was hatte der denn hier zu suchen?<br>Edelbrecht nahm seinen Platz in der Mitte der Tafel ein, bat die Anwesenden ebenfalls am Tisch zusammenzukommen, schlug eine Gabel an seinen Bierkrug und ergriff das Wort.<br>”Verehrte Festgäste, Wohlgeborene und Neufarnhainer, ich freue mich wirklich außerordentlich, dass so viele erlesene Vertreter der sechs Moorbrücker Neusiedlungen heute hier versammelt sind, um des Tages vor einem Götterlauf zu gedenken, an dem unser Schicksal im Sumpf seinen Anfang nahm und Seine Hochgeboren Vogt [[Morwald Gerling]], der heute leider nicht bei uns sein kann, uns mit einem Fleckchen Land belehnte, in der Hoffnung, wir würden es bald seines Schreckens berauben.”<br>Hier legte der Sprecher eine kleine Pause ein, in der er einen tiefen Zug aus seinem Humpen nahm. Dann fuhr er fort: ”Wie wir alle bemerken mussten in den letzten zwölf Monden, ist die uns gestellte Aufgabe mit größeren Schwierigkeiten verbunden als wir es uns in unseren kühnsten Träumen vorgestellt haben. Nicht desto weniger bin ich überzeugt davon, dass wir Erfolg haben werden, wenn wir nur in Einigkeit fest zusammenstehen. Die letzten Tage im Kreise der Schicksalsgenossen und gerade auch der heutig Jagdausflug haben mich in dieser Ansicht nur noch weiter bestärkt.<br>Daher ist es mir eine große Ehre eingangs unseres bescheidenen Festmahls heute Abend Seine Wohlgeboren Ritter [[Reto von Tarnelfurt]] für sein großes Jagdgeschick mit der versprochenen Trophäe auszuzeichnen.” Unter großem Beifall der Anwesenden erhob sich Reto und ging bedächtigen Schrittes zu Edelbrecht, der ihn kurz umarmte und ihm daraufhin mit einem anerkennenden Nicken den bronzenen Pokal überreichte. Als Reto wieder seinen Sitzplatz eingenommen hatte, räusperte Edelbrecht sich kurz und ergriff erneut das Wort:<br>”Nicht genug, dass Reto uns mit seinem Jagdgeschick ein saftiges Stück Rotwild auf den Tellern verschafft hat, auch hat unser hochgeschätzter Vogt Gerling uns mit Bolzer Spatenschwingh einen Boten gesandt, der neben den Grüßen auch ein Präsent unseres Lehnsherren mitgebracht hat.”
  

Version vom 6. Oktober 2012, 08:46 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Die Zweite Neufarnhainer Tafel"