Schlacht von Angbar 1: Die Ruhe vor dem Sturm

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Angbar zwischen Furcht und Trotz

Nirdamon, Sohn des Negromon, Oberst-Wachtmeister von Angbar Es war die Nacht vom 23. Ingerimm. Ich stand auf der Stadtmauer, beim Aufgebot der Schmiedezünfte, und schaute nach Norden. Boten hatten uns berichtet, dass der Feind nicht mehr weit entfernt war. Aber das wussten wir auch so: Der ganze Horizont war in ein rotes Licht getaucht, wie wenn der neue Tag anbricht. Nur war es mitten in der Nacht, und wir schauten nicht nach Osten, sondern nach Norden. Es war ein Feuer, ein großes Feuer – der Oberwald brannte, vielleicht schon die Dächer von Birnbrosch und Butterbös. Den ganzen Tag über waren Flüchtlinge in die Stadt geströmt, in den Schutz des Fürsten, in den Schoß der Ingerimmskirche. Aus ihren verstörten Schilderungen gewannen wir zwar ei-nen Eindruck von der Entsetzlichkeit des Feindes, aber kein genaues Bild von seiner Zahl und seinen Plänen. Von den Fremden, die noch in der Stadt weilten, beeilten sich die meis-ten, noch fortzukommen; sie hatten Angbar wohl schon aufgegeben. Dafür kam noch kurz vor Sonnenuntergang unerhoffte Hilfe: das Bärenfanger Bergbanner unter der Führung des Junkers von Schwertschluchtswacht. Wir schickten sie auf den Braxod zur Talerburg, wo nur die Schroffheit des Felsens, aber keine Befestigungsanlagen die Stadt schützen. Dort lagerte auch der Großteil der Waffenbrüder, die Väterchen Albrax herangeführt hatte. Dass unser Hochkönig persönlich unter uns weilte, gab manchen neue Hoffnung. Doch in den Gesich-tern der meisten sah ich Sorge, Angst, nicht selten Hoffnungslosigkeit: Wehrheim, das stäh-lerne Herz des Reiches – dem Erdboden gleichgemacht. Gareth, die große Kaiserstadt – in Trümmern. Das stolze Reichsheer mit all den Rittern und geübten Streitern – aufgerieben. Und da sollten wir, Bauersleute und Handwerker, dem Feind standhalten? Doch hier ging es nicht um Wehrheim, nicht um Gareth; um Angbar ging es, die Eherne, das Herz des Koscherlandes! Man sagt uns Hügelzwergen nach, dass wir gemütlich sind und wenig kriegerisch. Das mag ja sein. Aber kein Hügelzwerg lässt sich sein Heim in Brand ste-cken. Dafür liegen Axt und Armbrust in der Kammer.


Buddella Jochstrunk, Tochter der Bregga, Geweihte des Ingerimm zu Angbar Dass sich noch immer kein Ersatz für den Schleifstein der Heiligen Ingrimiane gefunden hat-te, stimmte uns besorgt. Zürnte uns Väterchen Angrosch? Denn all die Jahre war es Brauch gewesen, dass am Tag der Waffenschmiede zu Beginn der Angbarer Warenschau die neuen Klingen mit dieser Reliquie geschliffen und geweiht wurden. Nur dieses Jahr war es nicht so. Doch dieses Jahr fand auch die Warenschau nicht statt. Noch schwerer aber wog die Tatsache, dass der Ring der Flammen, den der Erhabene Meister selbst geschmiedet hatte und der uns Schutz vor der lodernden Bedro-hung bieten hätte können, nicht mehr bei uns weilte. In diesen Stunden begann manch einer zu zweifeln...


Nirwulf, Sohn des Negromon, Vogt von Hügelland, Rogmarok der Hügelzwerge Das war schon recht sonderbar, wie sie alle in tiefer Nacht umherliefen und eifrig Hand an-legten, Steine und Geschosse auf die Mauern schleppten, die Brandwehr rüsteten, die Kin-derchen in die Verstecke trugen – und das alles im trüben Dämmerschein weniger Lampen, denn wir hatten ja die Feuer in den Tempel gebracht, damit der Alagrimm sich nicht daran nähren konnte, denn angeblich nährt er sich vom Feuer wie unsereins vom Bier, auch wenn mir schleierhaft ist, wie das angeht. Aber so ist das halt mit der Magie. Es wurde wenig gesprochen in diesen Stunden, nur das Nötigste: Wohin kommt das? – Dorthin. – Braucht ihr noch Hilfe? – Was kann ich tun? – Das war überhaupt die häufigste Frage: Was kann ich tun, wie kann ich helfen? Und dann: Was können wir überhaupt noch tun, gegen diesen Feind? Dann zuckten viele mit den Schultern, oder sie sagten: Bete für uns. Und das taten die meisten dann, gingen in die Tempel wie zum Feiertag. Andere sah ich in ihren Gärten noch ein letztes Mal im Kreis der ganzen Sippe speisen, während Axt und Armbrust schon bereit lagen. Mein Freund, der alte Ubarosch Silberhaar, bot mir ein edles Tröpfchen an, das er doch immer für einen besonderen Anlass aufheben wollte: „Wenn ich mal dreihundert werde...“, pflegte er zu sagen. Nun aber meinte er: „Wer weiß, ob wir ihn dann noch trinken können. Wär’ doch schade drum, wenn’s verkommen tut.“


Hardulf von Ödenhof, Hauptmann der Schlachtreiter Ich stand mit meiner Schwadron an der Neuen Bastey, bereit den Feind zurückzuschlagen, wenn er es hier versuchen sollte. Wir waren so wenige – ein Dutzend Koscher Ritter und die-jenigen Schlachtreiter, die ich als Geleit des Fürsten nach Elenvina geführt hatte. Die andern waren, wie der größte Teil der Lanzerinnen, vor Wehrheim gefallen. So viele gute Männer und Frauen. Daran dachten wohl viele meiner Leute, ich sah’s an ihren Gesichtern. Ursprünglich sollten auch die Söldner, die der Graf Orsino in Gratenfels geworben hatte, die Besatzung der Bastey verstärken, aber das rief Unmut unter den Angbarern hervor, sie woll-ten diesen wichtigen Abschnitt nicht fremden Söldlingstruppen anvertrauen – und schon gar keinen Hinterkoschern, gegen deren Übergriffe einst die Fürstin Anglinde dieses Bollwerk er-richtet hatte. Nun ja... Statt dessen kam ein Trupp von König Albrax’ Kriegern zu uns – wa-ckere Gesellen, die sicher feste zulangten, wenn’s hart auf hart kam. So waren also die Truppen günstig verteilt, und ständig schickte der Wehrmeister Melderei-ter über die Reichs- und Kaiserstraße hin und her, um über jedes Ereignis sofort unterrichtet zu sein. Doch die Stunden vergingen, ohne dass der Feind sich vor den Mauern zeigte.