Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Teil 22
Briefspielgeschichten der Golgariten
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Ein majestätischer Schatten zerteilte den Bannkreis des wabernden roten Lichts. „Ein Wort von mir, und meine Krähen werden euch bis auf die Knochen zerhacken“, sagte eine kalte Frauenstimme in Ludegers Rücken. Der Magier zuckte zusammen. Erst nach einer Weile erwachte er vollends aus seiner Trance, verdrehte leicht die Augen ob der Störung und erhob sich. Aufgeregt spähte Bishdarielon aus seinem Versteck heraus nach dem Neuankömmling. Ludwina vom Drachenwald schritt gravitätisch näher, ihre Festtagsrobe raschelte, ein Amulett aus Knochenstücken klapperte an ihrem faltigen Hals. Sie musste ihre Hörnerhaube neigen, um sich nicht im Geäst zu verfangen. Als wäre ihr Besen ein Szepter, wies sie mit ihm auf das Ei, dessen Gluthauch sich auf ihrem Gesicht und dem Ludegers widerspiegelte. Die Hand des Paktierers zuckte nach dem Schnitter, glitt dann wieder zurück an die Robe, gefolgt von einem gleisnerischen Lächeln. „Ich dachte, wir stehen auf der gleichen Seite, Ludwina.“ „Ich kann mich nicht erinnern, Euch dieses Artefakt geschenkt zu haben. Nun, da wir schon einmal hier sind - was glaubt Ihr, worum es sich dabei handelt?“ Es folgte ein Moment beiderseitigen Schweigens, in dem nur das Rauschen der Bäume und das traurige Krächzen der Krähen zu hören war. „Das Ei des Chol´iadrim“ sagte Leichen-Ludeger schließlich in die Stille hinein, und es klang bei aller Abscheu in seiner wispernden Stimme beinahe feierlich. Er schluckte, sein Avesapfel hüpfte unter dem Ziegenbärtchen. „Man sagt, Kultisten in Nebachoth hätten einst das Wahre Ei des Rabenköpfigen Drachen verehrt, in einer Truhe, bis zur Eroberung der Stadt durch die Bosparanier. Oder zumindest dessen Splitter…“ Ludwina nickte anerkennend. „Ihr seid bemerkenswert gut informiert, Gallottastein. Was wisst Ihr noch?“ „Nun, das war im neunten Jahrhundert, bevor das hunderttürmige Bosparan selbst fiel, wenn ich mich recht entsinne. Danach verliert sich die Spur des Ovum Verum, irgendwo nördlich des heutigen Perricum. Wahrscheinlich wurde es durch tulamidische Flüchtlinge mit ins Reich der Alhanier genommen und dort versteckt.“ „Ganz recht. Oder besser gesagt: Fast richtig. Erwähnt wird in unserer Überlieferung keine Truhe, sondern eine magische Schale, in der man das Ei verwahrte. Die Splitter erinnerten sich, so heißt es, darin an ihre einstige Form und fügten sich erneut zu einem Drachenei zusammen. Legte man dieses Ei dann in Feuer, ungemein heißes Feuer, wurde es wieder von seiner alten Macht erfüllt. Von alter Drachenmacht…“ Ein Schatten wanderte in Ludwinas feuerrotes Gesicht, als sie das Haupt ebenso wie ihre Stimme senkte. „Macht über den Pfad der Seele, nach dem Tod eines Menschen… Überaus mächtige Limbus- und Sphärenmagie, wie Eure Zunft es nennen würde.“ „Eine magische Eierschale? So so.“ Ludegers sonst so leblose und kalte Augen funkelten spöttisch. „Ich hoffe doch, es gibt dazu noch einen Löffel, ein Salzfässlein und einen Topf mit weidener Senf?“ Erbost trat die Oberhexe näher. Trotzig hielt der Schwarzmagier dem Blick zweier wütender Hexenaugen stand, in denen nicht nur das Feuer des Eis loderte. „Hütet Eure Zunge, Warunker Madensack“, zischte Ludwina. „Ich bin sicher, diese Schale gab es nicht. Jedenfalls nicht in der Form, in der man sie erwarten würde. Gemeint war Sumuscal, der heilige Ort des Lebens selbst. Man hat die Splitter aus Nebachoth dorthin gebracht, in den Steinkreis, wo zu dieser Zeit selbst Tote wieder ins Leben zurückgekehrt sind, sich Zerbrochenes neu zusammengefügt hat. Durch Sumus ungebändigte Lebenskraft, wie sie heute noch im Eulenkuhl nachwirkt. Ein Zufluchtsort für alte, vergessene Götter. Außerhalb dieses Refugiums beginnt das Heilige Rabenei langsam, aber unaufhaltsam wieder zu zerfallen. Heilig. Versteht Ihr überhaupt die Bedeutung dieses Wortes, Galottaschwein?“ Die Festkönigin tippte mit dem Besen gegen die Brust des Schwarzberobten, der nun doch zurückwich. Die Krähen wippten aufgeregt in den Baumwipfeln. „Uns bleibt seither immer nur wenig Zeit, um mit Hilfe des Eis die Seelen unserer Verstorbenen in das Licht der Feenwelt zu geleiten. Bevor sie der ewigen Gefangenschaft in den sogenannten `Paradiesen´ der Zwölfgötter anheimfallen. Es ist ein überaus kostbarer Schatz, versteht Ihr?“ „Jaja, gewiss doch.“ Ludeger schob den Bestenstiel mit seinem langen Klauenfinger beiseite und runzelte die käsigweiße Stirn. „Kompliment, Ludwina, ich glaube, ich durchschaue Euren niederträchtigen Plan: Es muss wahrlich elementares Feuer sein, dass Ihr in diesen Heiligen Granatapfel von Nebachoth gebannt habt. Durchdrungen nicht nur von der Macht des Lebens, nein, sondern auch des Todes. Erfüllt von der Essenz des Pechvogels, der die Seelen der Sterblichen gen Alveran verschleppt. Den einige Gelehrte mit besagtem Chol´iadrim gleichsetzen. Und Eure Hexlein als Koal´Karrah verehren.“ Der Nekromant verzog die Miene und wurde sogar noch etwas bleicher als sonst. „Widerlich…einfach nur widerlich. Verachtenswert. Das bedeutet ja, Ihr wolltet mich hintergehen. Meine schönen Zombies, Mumien und Skelette – nein, alle Ihre Kindlein – wolltet Ihr einfach zu Asche verbrennen. Und unsere Seelen vermutlich geradewegs in die Niederhöllen schleudern? Mit einem Wort: Ihr haltet Euch nicht an Euren Teil unseres kleinen Bündnisses. So ist es doch, oder? Pfui, bei all den morschen Knochen und dem verwesenden Fleisch im Dienste der Dunklen Herrin, schämt euch. Ihr seid keine Ehrendame…“ „Papperlappapp, das war ich nie und habe auch nie behauptet, eine zu sein. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es sich dabei um das Wahre Ei des Golgari handelt…oder haltet Ihr mich am Ende etwa für…fromm?“ Ludeger zuckte zusammen, als peinigte sein Ohr ein schrecklicher Misston: „Jaja. Mag sein, dass das hier nur ein `gewöhnliches´ Drachenei ist. Aber seine Splitter wurden Jahrhunderte lang von Gläubigen des räudigen Rabengottes verehrt. Voller Inbrunst, wie das kindische Volk sich nun einmal vor Reliquien und anderem zwölfgöttlichen Tand im Staub zu wälzen pflegt. Damit dürfte es durchaus karmal aufgeladen sein…Kompliment, Ludwina - Ihr habt eine veritable Untotenmassenvernichtungswaffe geschaffen…Elementares Feuer, erfüllt von der Macht des Schweigsamen…Ein wahres Todesfeuer.“ Von jäher Faszination erfüllt, wandte sich der Magus wieder dem Ei zu, hob die klauenbewehrte Hand in dessen Feuerschein. Die spinnengleichen Finger zuckten zurück und ruckten wieder vor, als kämpften in ihnen Abscheu mit einer sinistren Begierde. „Außerdem spüre ich darin den Nimbus eines der Alten, der Hohen Drachen …die Aura Menacors vielleicht? Der Drache, der einmal aus diesem Ei geschlüpft ist, könnte ein Nachkomme des Sechsflügligen Wächters der Limbus gewesen sein. Den ja wiederum die Ketzer von Ilaris mit dem Seelenraben gleichsetzen…“ Ludeger griente begeistert bei dem Wort Ketzer, als habe er in ein köstliches Stück Sahnetorte gebissen. Ludwina klatschte amüsiert in die Hände. „Ein ausgezeichneter magiekundlicher Vortrag, Herr Magister von Gallotastein, ich denke, ich bewerte ihn mit summa cum laude – falls Ihr Euren Titel überhaupt rechtens führt. Aber ich fürchte, er bringt uns keinen Deut weiter, was unser kleines Zerwürfnis angeht.“ Die Oberhexe kehrte mit dem Besen rasch einige Steine über Flammen, die sich vom Ei her in Richtung eines Gebüschs nagen wollten. Mit dem Reißigbündel schlug sie dann noch rasch die Glut im kokelnden Moos und Gras aus. „Also, im Namen Satuarias“, sagte die alte Frau ungeduldig. „Können wir uns noch irgendwie gütlich einigen, hier und jetzt. Oder nicht ?“ Ludeger zwinkerte nachdenklich in die pulsierende Feuerglut. „Sagt mir nur eins, Ludwina: Die Kraft des Feuerelementars ist gewaltig. Er wird das Ei beim Schlüpfen zerstören, ohne jeden Zweifel. Wenn Euch dieses Ding hier dermaßen heilig ist – wie könnt Ihr dann zulassen, dass es restlos zu Asche verbrannt wird? „Ganz einfach. Das Leben, die Freiheit im Diesseits, ist mir wichtiger als der schönste Tod. Mag er eine Seele auch geradewegs in die Freiheit der Anderwelt führen. Die Wiederkehr von Sumuscal zählt mehr als alles andere: ein Ort, wo das Leben den Tod besiegt. Doch selbst dafür hätte ich das Ei nicht leichtfertig geopfert.“ Ein spöttisches Greisenlächeln. „Das seid Ihr gar nicht wert, Paktierer.“ Die Augen des Warunkers spähten unruhig zum Himmel – hinauf zu den Krähen (aber auch ein klein wenig an diesen vorbei?). Ludeger zwang sich ein Totenschädelgrinsen ins Gesicht. „Gewiss. Wer ein Omellett backen will, muss dazu ein paar Eier zerschlagen. Wie der selige Kaiser Hal so schön gesagt hat. Der Göttliche…“ Ein amüsiertes Kichern. „Seid versichert, Ludeger, dass ich euch nicht hintergehen werde, solange Ihr Euch an unser Bündnis haltet“. Die einstige Jungfer von Gießenborn klang bestimmt, aber auch diplomatisch. „Der Feuerelementar ist nur für eine bestimmte Zeit an das Ei gebunden.“ „Ach ja? Wie lange genau?“ „Solange, bis ich sicher sein kann, dass Ihr ebenfalls mit offenen Karten spielt. Bis wir unser gemeinsames Ziel erreicht haben.“ Ein prüfender Blick zu Ludeger. Dieser kramte geistesabwesend in seiner Robentasche, zog etwas hervor. Eine Phiole, mehr konnte Ludwina nicht erspähen. „Wer sagt mir, dass wir Warunker nicht noch weitere Überraschungen erleben? Ich möchte nicht, dass Ihr mir noch einmal…ein faules Ei…“ Der Nekromant brach plötzlich ab. Ludeger schwitzte. Mit einem Mal wirkte er irgendwie fahrig, unkonzentriert. Erst jetzt bemerkte er das Fläschchen in seiner Linken und stutzte. Eine bläuliche Flüssigkeit schwappte darin. Hastig ließ der Schwarzmagier sie wieder verschwinden. Ludwina lächelte interessiert. Sieh an, dachte sie. Sollte das eine bislang verborgene Schwäche meines werten Verbündeten sein? Ein Rauschtränklein etwa? Der Magier klopfte mit der Linken unruhig auf die Robentasche, seine Finger strichen unruhig über die Ausbeulung der Phiole im Stoff. Ihr Inhalt schien ihm tatsächlich zu fehlen. „Also…also gut, ich denke, Ihr sprecht die Wahrheit. Meine…unsere Pläne sind schon zu weit fortgeschritten, als das…so kurz vor dem Magnum Opus…dazu eine Constellatio astralis, die so schnell nicht wiederkehren wird…eine einmalige Gelegenheit, die man nutzen sollte, anstatt sie mit Streitereien zu vertändeln.“ Ludeger schien etwas einzufallen. Ein verwirrtes Stirnrunzeln und Kopfschütteln, dann war Ludeger wieder der Alte. „So ist es doch, oder?“ Nun war es an Ludwina, ihre Irritation über das seltsame Mienenspiel ihres Gegenübers zu überspielen. Auch wenn der Totenbeschwörer nichts von der Phiole getrunken hatte, hatte er sich schnell wieder beruhigt. Unter Sucht- oder Entzugserscheinungen litt er also nicht. „Schön, dass wir uns einig sind. Wir Hexen mussten uns einfach absichern, gegen Eure Untoten. Glaubt es, oder lasst es bleiben. Immerhin stehen die Dörfer im Norden, die wieder zu den Alten Göttern beten, unter meinem Schutz…Alriks erbärmliche Nester in Niederfriedwang könnt Ihr mit Eurer Armee der Finsternis heimsuchen, so oft und lange Ihr wollt…“ Der Paktierer blickte lauernd. „Gebt Ihr mir darauf Euer Ehrenwort?“ Ludwina lachte erleichtert: „Gerade habt Ihr noch meine Ehrenhaftigkeit angezweifelt…ja, ich gebe Euch mein großes Hexenehrenwort, bei Satuaria! Dass Ich mich an meinem Teil der Abmachung halten werde, wenn Ihr Euch an den Eurigen haltet. “ „Verzeiht. Eure Robe, werte Dame Ludwina…“ „Wie?“ Ludegers Finger wies auf den brennenden Saum oberhalb von Ludwinas rechtem Schuh. Fluchend schlug diese die Flammen aus. Der Dämonenbündler lachte unheilvoll. „Hexen, die mit dem Feuer spielen…meistens endet sowas im Feuer, das mit Hexlein spielt“, knurrte Leichen-Ludeger und klang nun ernst, drohend. „Zum Gaudium des Volkes. Komm herbei!“ Bei diesen Worten wies er mit dem Zauberstab zum Himmel, wo die Krähen in Panik davon stoben. Welke Blätter regneten herab, als wäre es bereits Herbst. „Oooh, wie ich sehe, haben sich unsere Vertrautentiere schon angefreundet!“
Eine einzelne, unnatürlich große, hässliche Krähe mit giftgrünen Augen flatterte heran – wo sich bei ihren Schwestern die Klauen befanden, bewegten sich bei dieser Missgestalt sechs hässliche, behaarte Spinnenbeine, von der Farbe verdorrten Holzes, die eine Art schmieriges Netz gewebt hatten. In diesem zappelte Answin, der Rabe, den großen Schnabel in stummer Qual geöffnet. Es half kein Flattern der umsponnenen Schwingen, kein Zucken der gefesselten Beine: Jede Bewegung ließ ihn sich nur noch mehr im Griff des Dämons verstricken. Grauen flutete die Lichtung, hier und dort plumpste eine derische Krähe tot vom Himmel. Der groteske Spinnen-Vogel landete auf einem kahlen Ast, hielt sich mit zwei der Beine daran fest, hängte sein Opfer an einen der Zweige und spann es mit arachnider Gnadenlosigkeit endgültig in sein Netz ein. Das Zucken des Raben wurde schwächer, hilfloser, erstarb. Der Anblick war so widerlich, dass sich Bishdarielon in seinem Versteck für einen Moment abwenden musste. Ludwina wurde bleich, fast so farblos wie Ludeger. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber kein Laut kam heraus. Hass und Rachsucht wechselten sich in ihrem verrunzelten Greisengesicht ab mit Zeichen von Schwäche und Furcht. Wie zum Hohn segelte eine einzelne Feder ihres Raben herab, trudelnd und um sich selber wirbelnd wie eine Ahornfrucht. Der Warunker kostete seinen Triumph einen Moment aus. „Ihr dürfte die Feder ruhig behalten – denn wenn Ihr mir nicht gehorcht, wird es das einzige sein, was von Answin Rabenmaul auf dieser Welt übrig bleibt. Nun zu einer winzigen, leider notwendig gewordenen Ergänzung unseres Vertrags.“ Ludeger zeigte mit den Fingern, wie winzig er meinte. „Leider vermag ich das gesegnete Ei dort nicht zu berühren, geschweige denn zu transportieren…wenn Ihr so freundlich wäret, es mir bis morgen Sonnenuntergang auf dem Senkenthaler Boronanger auszuhändigen. In einem Wasserfass müsste man es soweit kühlen können, dass dies möglich ist. Nachdem Eure Hexlein in den letzten Tagen einige Fässer ausgesoffen haben…“ Hohngelächter hallte über die Lichtung. „Im Ernst. Diese Waffe ist zu mächtig, im Kampf um die Herrschaft in Warunk, als das man sie ungenutzt lassen sollte. Geschweige denn in den Greisenfingern einer allzu hitzköpfigen Hexe…“ Ludwina starrte ihn voller Wut an. „Ein schöner Plan. Nur habt Ihr zwei Winzigkeiten übersehen. Nur ich vermag den Feuervogel zu erwecken – und wenn Ihr sterbt, gehorcht Euch auch der Dämon nicht mehr. Wie würde es euch gefallen, das Todesfeuer nicht allein zu fürchten, sondern am eigenen Leib zu spüren?“ Sie deutete mit der runzligen Hand auf die Feuerkugel. Eine Art Knacken war zu hören, weißliche Risse kündigten sich in der rotgoldenen Schale an. Flammen züngelten nervös daraus hervor. „Sagt Eurem Höllenkracken, er soll meinen Answin in Ruhe lassen, oder….“
Der Schwarze wich etwas zurück, den Schnitter jetzt samt dem Zauberstab erhoben. Dann fasste er sich wieder: „Netter Versuch, Luda. Aber seid Ihr dann schneller auf Eurem Besen, als ich mich von der Lichtung teleportiert habe? Wenn es hier so richtig heiß wird….Außerdem kenne ich das Zauberwort längst, mit dem Ihr den Elementar beherrscht. Ich bin ein Meister des ANALÜS, müsst Ihr wissen, und dieser Blick geht tief…“ „Ihr seid es, der hier blufft.“ „Mitnichten. Ihr habt eine Vorliebe für Sternkunde, dünkt mir. Das Sternbild, nach dem ihr das auslösende Wort gewählt habt – nun, in der Astrologie verbindet man damit Zielstrebigkeit und Problemlösung. Wie überaus geistreich! Das heißt, eigentlich sind es zwei Worte!“ Das Ei paffte grummelnd und zitternd einige Rauchwölkchen aus. Ludwina stutzte, durchaus erschrocken, und hob die Hand. „Haltet inne! Er wird Euch niemals gehorchen – einem Dämonenbündler!“ „Er wird Euch niemals gehorchen!“ äffte Ludeger die Hexe nach. „Wer sagt denn, dass ich ein Dämonenbündler bin?“ Nun blickte die Festkönigin erstaunt. Im nächsten schrie sie auf, als sie von geisterhafter Hand gepackt, mit Urgewalt durch die Luft gewirbelt und gegen die Steinmauer geschleudert wurde. Die Wucht hätte einen Thorwaler zu Boden geschickt, aber die Festkönigin rappelte sich noch einmal auf und tastete nach ihrer Hörnerhaube, fand sie aber nicht mehr. Ludwina ächzte kurz, dann sank sie mit blutbeflecktem Kopf an den Steinen entlang zu Boden.