Eine Koscher Fehde - Bei Rogrim, am Abend
Teil der Briefspielgeschichte "Eine Koscher Fehde"
Eine Koscher Fehde - Heuernte in Hügelsaum | ENDE |
Bei Rogrim, am Abend, Ende Ingerimm 1037 BF
Thalian war erschöpft von der Arbeit des Tages, doch sehr zufrieden ob dem Tempo, das vorgelegt wurde. Gerade hatte er mit Rogrim die Einzelheiten des Erntefestes besprochen, als Erlan von Sindelsaum zur Tür hereinkam, und geradewegs auf seinen Stammplatz zusteuerte. Thalian trat hinzu und setzte sich, dicht gefolgt von Rogrim, welcher zwei große Humpen besten Angbarer Bräus servierte.
Beide bedankten sich und Thalian eröffnete das Gespräch.
„Erlan, warum wurde uns beiden eigentlich beigebracht, uns nicht zu mögen? Ich meine, natürlich waren wir Konkurrenten, als es um die Baronswürde ging. Und wenn ich Mechte so zuhöre, dann sind wir es immer noch. Und wir ärgern uns oft gegenseitig und oft. Aber warum bei Travias Güte sollten wir uns nochmal hassen?“
Der Baron von Sindelsaum schien erstaunt von dieser direkten Frage und beschloss nach einem ausgedehnten „Hmmmm……“ zuerst einen tiefen Schluck zu nehmen, bevor eine Antwort kam. Doch Thalian kam erneut zuvor, und sein Redefluss schien ungebremst, so als müsse er sich etwas von der Seele reden.
„Ich meine, du kamst heute auf mein Feld, hast mir bei der Heuernte geholfen. Unsere Großväter hätten sich eher mit dem Rechen gegenseitig den Buckel vollgehauen, wenn der meine noch leben würde. Aber Erlan, ich spüre, dass das Derenrund sich weiterdreht. Ich ärgere dich für mein Leben gern, zugegeben, aber ich kann dich einfach nicht hassen. Du bist der rechte Herrscher über dieses Land, nicht ich. Und dafür kann ich dich nicht hassen. Du kannst abends in ein trautes Heim einkehren, und ich nur zu Mechte. Aber auch dafür kann ich dich nicht hassen. Und du kommst zwar aus Sindelsaum, trotzdem kann ich dich doch dafür nicht hassen.“
Erlan blickte seinen Lehensmann erstaunt an ob dessen Redeflusses, doch zu Worte kam er nicht.
„Und aus diesem Grund Erlan, möchte ich dieses gemeinsame Bier nutzen, um das Ende einer Familienfehde einzuleiten, einer Fehde die nie wirklich ausgesprochen wurde. Ich bin jetzt in einem Alter, da ich zurückblicken kann, ich habe einiges richtig, aber auch einiges falsch getan in meinem Leben. Und ich werde dich nicht weiter hassen, denn ich habe wichtigere Dinge, um die ich mich zu kümmern habe. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir, als mein Lehnsmann, folgen werde, wo Folge angeraten ist. Und sofern du in schlimmen Zeiten einen Freund brauchst, und nur dann, dann werde ich dir auch ein treuer Freund sein. So, das musste jetzt einfach gesagt werden.“
Thalian atmete tief durch, während Erlan von Sindelsaum diesen weiterhin nur erstaunt ansah.
„Aber bitte sag Mechte nichts davon“ gab der Hügelsaumer noch schnell zu bedenken.
Dies ließ das Eis brechen und beide lachten herzlich, bis ihnen die Tränen kamen.
Der Abend wurde lang in Rogrims Schänke, und über Bier und Schmalzbrot wurden allerlei Geschichten ausgetauscht, welche sie beide und schon ihre Großväter erlebten. Es wurde gelacht und auch mal ernst geredet, doch am Ende fühlte sich Thalian überaus erleichtert.
Ordentlich angeheitert wankte der Edle von Hügelsaum in später Stunde zu Thurm Has, wo seine bärbeißige Ehefrau auf ihn wartete. Im Geiste ließ er den Abend Revue passieren. Er hatte jedes Wort ernst gemeint. Aber trotz allem. Ein paar der Streiche, welche er sich bereits im Kopf zurecht gelegt hatte, die würde Erlan von Sindelsaum noch über sich ergehen lassen müssen. Denn trotz allem war dieser nur ein Sindelsaumer.