Schlacht von Angbar 8: Die Ruhe nach dem Sturm

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Ausgabe Nummer 38 - Notausgabe Praios 1028 BF

Die Ruhe nach dem Sturm

Ein Blick auf Trümmer und Ruinen

Hernobert von Falkenhag, Herold des Fürsten

Noch tobte an einigen Stellen der Kampf gegen die letzten Plünderer, noch wüteten die Feuer in der Stadt, doch als sich im Osten die Morgenröte ankündigte, konnte ich auf des Fürsten Geheiß mit Fug und Recht auf allen Plätzen in der Stadt verkünden: „Angbar ist gerettet!“ — auch wenn das Wort „gerettet“ auszusprechen mir schwer fiel, angesichts der Trümmer und Ruinen, der Toten und Wehklagenden. Die Schlacht um Angbar war vorüber, aber ich wage nicht zu sagen, dass wir gesiegt hätten — wir haben nicht verloren, sind nicht geknechtet und getötet worden, das ist viel, unendlich viel! Doch ein Sieg...? Dafür sind die Trauer und das Leid zu groß: Die halbe Stadt in Schutt und Asche, der Norden der Provinz geplündert und verheert — und so viele viele Tote.

Die Lebenden aber fanden sich allmählich auf dem Platz der Ewigen Flamme ein. Und so groß das Leid auch war, da fiel man sich mit Freudentränen in die Arme, pries die Götter, wenn man totgeglaubte Freunde und Verwandte noch am Leben sah. Und inmitten der Menge die Familie des Fürsten, das edle Haus vom Eberstamm, doch ach, so schwer gezeichnet: Gefallen Herr Geldor, des Fürsten Bruder, gefallen Prinz Idamil, sein Sohn, verbrannt der kleine Holduin, sein Enkel. Doch am Leben er selbst, der gute Fürst! Am Leben Frau Nadyana und Prinz Anshold! Am Leben auch die greise Fürstinmutter! Und Angbars Bürger rings umher, die wackeren, und all die Freunde und Verbündeten, die Wengenholmer und die Angroschim aus Koschim, Herr Albrax mit den Zwergenkriegern... Sie alle standen da und schienen zu warten — auf ein Wort des Fürsten. Doch Herr Blasius schwieg und gab statt dessen mir ein Zeichen: Ich war, ich bin sein Herold. Doch was sollte ich sagen? Woher Worte finden in dieser unsagbaren Stunde?

Da teilte sich die Menge, und vier Geweihte des Herrn Ingerimm trugen herbei auf einer Bahre den Leichnam von Meister Hilperton Asgareol. Nachdem es ihm gelungen war, den Alagrimm zu bändigen, war er hingesunken auf die Erde und hatte sein Leben ausgehaucht, ein große und erfülltes Leben im Dienste Ingerimms — hingegeben zur Rettung Angbars, zur Rettung des Koscherlandes, zur Rettung von uns allen. Und wenn auch tausend Heldentaten dieser Nacht zu preisen sind — ihm gebührt die Krone.

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So endete die Schlacht von Angbar in den Morgenstunden des 24. Ingerimm. Sogleich bei Tagesanbruch brach Graf Orsino mit den Gratenfelser Söldnern auf, um die Überreste von Jergenquells Bande zu verfolgen.

In Angbar ging man währenddessen daran, in den vom Feuer zerstörten Vierteln für Ordnung zu sorgen, Häuser wieder instand zu setzen oder aber ganz abzureißen, wenn sie nicht mehr zu retten waren und der Einsturz drohte. Noch viele Tote und Verletzte barg man aus den Trümmern, und die Ärzte, Heiler und die Therbûniten hatten alle Hände voll zu tun.

Die Koschimer Zwerge kehrten wieder in ihre Heimat zurück; den basaltnen Sarkophag, in dem der Alagrimm gefangen war, führten sie mit sich.

So gingen die ersten Tage und Wochen ins Land. Freudelos verstrich der Freudenmond der Rahja, mit banger Sorge blickte man den Tagen ohne Namen entgegen, doch die Götter hielten weitere Plagen von unserem Land fern. Mit goldenem Sonnenschein begann der Praiosmond, das neue Jahr, und niemals zuvor war das Sonnenwendfest in Angbar mit solch großer Inbrunst begangen worden wie in diesem Götterlauf. Nur der Fürst wohnte nicht wie sonst der Feier bei; er hatte kurze Zeit nach der Schlacht die Stadt verlassen und war nach Fürstenhort gezogen, um dort bis zum Wiederaufbau der Thalessia zu bleiben. Die greise Fürstinmutter indessen war geblieben, denn sie wollte sich nicht von dem Schloss trennen, das ihr seliger Gatte einst nach ihr benannt hatte.

Karolus Linneger