Nisper Gewisper - Das Herz des Grafen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Handlungsort ist::Nispe]], [[Jahr ist::1032]]<br/>
  
 
In gräulichem Schimmer zeichneten sich die Höhen der [[Briefspieltext vielleicht mit::Koschberge]] am Horizont ab. Irgendwo dort draußen saß sie nun, jene Dame, die ihm das Herz gestohlen hatte und vielleicht gar nichts davon ahnte.<br/>Und doch, [[Briefspieltext mit::Wilbur vom See|Wilbur]], der am Fenster seines Schlafgemachs saß, war sich sicher, dass es ihr nicht verborgen geblieben sein konnte. Auch sie würde fühlen, dass sie beide füreinander bestimmt waren ... von [[Briefspieltext vielleicht mit::Rahja]] selbst.<br/>Der Gedanke an die Liebesgöttin ließ zartes Rosa in das blasse Gesicht des jungen Grafen steigen. Noch vor einem knappen Jahr hatte er kaum an die Ewigschöne gedacht ... waren ihm andere der Zwölfe näher. [[Briefspieltext vielleicht mit::Efferd]], der Gott des [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbarer See|Sees]], an dem er aufgewachsen war und den ihn sein Vater auf seiner Jacht nahe gebracht hatte – was waren das für wunderschöne und unbeschwerte Stunden. Auch [[Briefspieltext vielleicht mit::Travia]], die jene Behaglichkeit zu schenken vermochte, die er seit dem Tod seiner Eltern nur so selten spürte ... vor allem aber [[Briefspieltext vielleicht mit::Hesinde]], die ihm Wissen, spannende Erzählungen und die Freude an Neuem und die Phantasie schenkte, die sein Leben so lebenswert werden ließ.<br/>An Rahja aber, deren barbusige Statue einst im Schlafgemach seiner Eltern stand, war er stets verschämt vorbeigehuscht. Dabei war sie es, die nicht nur die Liebe, sondern auch die Musik und die Kunst werden ließ.<br/>Verträumt lugte er aus dem Fenster hinaus, über den See auf ein kleines Ruderboot, das über die in der Abendsonne rot glitzernde Oberfläche fuhr. Er stellte sich vor, dass er mit [[Briefspieltext mit::Mechtessa von Falkenhag|Mechtessa]] in diesem Boot sitzen würde – ganz alleine. Dann fiel Wilburs Blick beiläufig auf die Jacht vor Schloss [[Briefspieltext vielleicht mit::Grauensee]] – Elida, das Schiff, das den Namen seiner Mutter trug ... sein Schiff. Ihm überkam ein Gedanke, der ihn wohlig schauern ließ.<br/>Sorgsam darauf achtend, dass keiner etwas mitbekam – auch Truchsess [[Briefspieltext mit::Voltan von Falkenhag|Voltan]] nicht, mit dem er eben noch [[Briefspieltext vielleicht mit::Rogolan]] geübt und zu Abend gegessen hatte. Voltan war ihm ein väterlicher Berater geworden, dem er blind vertraute ... doch Wilbur wusste, dass er ihm seinen Plan ausreden würde. Sie waren alle allzu besorgt um ihn – doch ihm war klar, dass er dieser Eingebung folgen müsse. Sein Herz führte ihn – es war Rahjas Wille – sie würde ihn zu seiner Geliebten führen.<br/>Er nutzte die Schleichwege und Bedienstetengänge um hinunter zur Tür zu gelangen, die zum Anlegesteg führte. In der Wachkammer nahm er den Schlüssel vom Haken. Die Abendschicht war längst auf einem der Türme und am Haupteingang, die Tagesschicht schlief derweil fest im Nebenraum. Er konnte ihr leises, gleichmäßiges Atmen hören. Der Schlüsselbund klimperte leise – doch das Atmen blieb weiter ungestört.<br/>Er wickelte einen Teil seines Mantels um den Bund um die Tür so leise wie möglich aufzusperren und schlich die Treppe hinab und auf den Steg. Es war kühl an diesem Abend – doch er durfte nicht weichen und sein Ziel weiter verfolgen. Die Jacht lag gut vor Blicken geschützt, alleine das runde [[wikav:Madamal|Madamal]] am feuerroten Himmel beobachtete ihn. Er band das Tau los, stieg ins Schiff und hisste das blaue Segel, wie es ihm sein Vater einst gezeigt hatte. Langsam glitt die Elida dem Ruderboot entgegen ... er wusste, dass seine Geliebte auf diesem Boot auf ihn warten würde ... er spürte es.<br/>Das Boot war noch weit entfernt, doch für den jungen Grafen erschien es zu greifen nah. Er sah ihre Augen, ihre bezaubernden Augen, die er auf dem Ball vor einigen Monaten zum ersten mal sah – und die ihn gleich gefangen nahmen. Der Wind trug das Schiff immer weiter nach Süden ... eine kühle Brise, die Wilbur jedoch nicht bemerken wollte. Zu schön waren die Bilder in ihm, die Erinnerungen an ihre dunklen Locken.<br/>Erst ein knarren riss ihn unsanft zurück in sie Wirklichkeit. Die Jacht war mittlerweile näher am Ruderboot als am mehrere Meilen entfernten Grafenschloss, als sich der Unterliek des Segels in einer unerwartet scharfen Bö löste und wie ein hölzerner Arm auf den Grafen zuschoss. Ein Schlag auf den Kopf tauchte die Traumbilder in Dunkelheit. Alles was Wilbur noch zu vernehmen glaubte war das Eintauchen in kühles Wasser.<br/><br/>[[Briefspieltext mit::Nottel aus Steenback|Nottel]] fluchte leise vor sich hin, während er schwitzend die schweren Ruder in das schwarze, dichte Wasser des Sees tauchte. Es war schon spät, als er seinen Herrn, Ritter [[Briefspieltext mit::Stordan Steener von Steenback|Stordan]], auf [[Briefspieltext mit::Pervalia]] abgesetzt hatte. Wie hatte er sich bereits auf einen entspannten Abend bei gutem Essen und Trinken in der legendären Pfalz gefreut!<br/>Doch Pustekuchen! Der alte Steenback bestand darauf, dass Nottel noch heute abend nach [[Briefspieltext vielleicht mit::Steenback]] zurückrudern solle, nur um morgen früh gemeinsam mit [[Briefspieltext mit::Jorm aus Steenback|Jorm]] wieder nach Pervalia zurück zu rudern!<br/>Was für eine bescheuerte Idee! Jorm hätte doch das zweite Boot nehmen und nachkommen können und außerdem hätte das seiner allerdurchlauchtigsten Senilheit auch früher einfallen können. Manchmal hatte man mit dem alten Zausel schon sein Kreuz zu tragen.<br/>Wie sehr beneidete er doch den Mann im kleinen Segelschiff, der in einiger Entfernung hinter ihm segelte. Mühelos blies der frische Wind das kleine Schiff voran, allein bewegt durch das blaue Segel, das in der Dämmerung fast schwarz schien.<br/>Nottel fing an zu träumen. Wie wäre es wohl, wenn dort sein Liebster, schön, elegant und liebreizend hinter ihm her führe? Nottel sehnte sich so sehr nach einem jugendlichen, zarten und feinfühligen Gefährten, doch die Realität sah ganz anders aus.<br/>Von Geburt an hinkend, dazu dicklich und selbst im Sommer leichenblass, war Nottel das genaue Gegenteil von einem attraktiven jungen Mann. Seine kräftigen Hände konnten zwar ungekochte Iltokknollen zerdrücken, aber eine feine Feder zu führen und romantische Lyrik niederzuschreiben, dazu waren sie nicht imstande.<br/>Hier draußen auf dem See, ganz allein mit sich und seinen Sehnsüchten, fühlte Nottel sich frei. Zu Hause in Steenback konnte er sich solchen Tagträumen nur selten hingeben. Sein Herr und die anderen Bewohner würden ihn grün und blau prügeln, wenn sie von seinen Neigungen erfahren würden.<br/>Ein bisschen schämte er sich ja auch selbst dafür, immerhin war die Liebe zwischen Männern nicht im Sinne der Herrin Travia, so hatte man es ihm beigebracht. Aber wenn das stimmte, warum ließ Travia es dann zu, dass er solche Gedanken hegte? Wollten die Götter ihn prüfen?<br/>Inzwischen hatte die kleine Yacht sichtbar aufgeholt und war nur noch wenige Hundert Schritt entfernt. Doch was machte der Segler dort? Es schien, als würde er aufstehen und in seine, Nottels, Richtung blicken. In diesem Moment bekam die kleine Jolle deutliche Schlagseite und der Unterliek des Segels schlug den Segler aus dem Boot. Nottel schrie stumm auf. Dann blickte er entsetzt in Richtung des Bootes, das still und behutsam seinen Weg fortsetzte.<br/>Nur die Wellen rechts hinter der Yacht verrieten, was hier schreckliches geschehen war. Nottel zögerte nicht lange und wendete sein Ruderboot. Seine Arme schmerzten, als er endlich die Stelle erreicht hatte, an der der Segler ins Wasser gefallen sein musste. Keuchend vor Anstrengung hielt Nottel inne und spähte in die Dunkelheit. Ihm fehlte die Kraft, um um Hilfe zu rufen.<br/>In einigen Schritt Entfernung trieb der Leib eines jungen Mannes. Das Gesicht war nach oben gewandt, es war umrahmt von hellbraunen, halblangen Haaren. Mit Wasser vermischtes Blut rann über seine blasse Stirn, die Haut war zart und makellos – er schien kaum älter als sechzehn Jahre alt zu sein. Reglos taumelte der Körper sanft auf den Wellen des Sees, die Arme weit ausgestreckt, nur sein einfaches hellblaues Gewand schien sich zu bewegen. Nottel starrte gebannt auf das Bild, sein Herz raste, seine Gedanken schwankten zwischen ungläubiger Bewunderung der Schönheit dieses Jünglings und wilder Angst dass er tot sein könnte.<br/>Er fuhr näher heran – versuchte ihn erst mit dem Ruder oben zu halten, dann irgendwie zu packen – doch der Reglose war schwer ... immer wieder glitt er aus Nottels Händen zurück in den dunkelrot glitzernden See. Der verzweifelte Blick des Dieners fiel auf ein Boot in einiger Entfernung.<br/><br/>„...und zwei Fässer Wein kommen dann noch aus [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbar]]. Da hat man mir ein gutes Angebot gemacht.“<br/>Haushofmeister Alarich Wengenfold schloss seine Aufzählung und sah ausgesprochen zufrieden mit sich aus.<br/>„Hmmm“, machte [[Briefspieltext mit::Korisande von Lutzenstrand|Korisande]]. Sie hatte gar nicht wirklich zugehört, sondern stattdessen den Angbarer See betrachtet, der in der untergehenden Sonne wunderschön aussah.<br/>„Wohlgeboren, Ihr solltet vielleicht meinen Worten ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Dieses [[Briefspieltext vielleicht mit::Seefest]] war schließlich Eure Idee.“<br/>Korisande musste lachen.<br/>„Lieber Alarich, dieses Seefest war mitnichten meine Idee, sondern wir haben es auf [[Briefspieltext mit::Ibeck]] gemeinsam beschlossen. Und außerdem sind es noch Wochen, bis es soweit ist. Dass du von nichts anderem mehr sprichst, seit ich dir davon erzählt habe, ist nun wahrlich nicht meine Schuld.“<br/>Und so war es in der Tat. Außerdem hatte ihr Haushofmeister keine Ruhe gegeben, bis sie eingewilligt hatte, ihn mit nach Pervalia zu nehmen, weil er ebenfalls einen Blick auf die entstehende Kaiserpfalz werfen wollte. Korisande ahnte, dass aber noch etwas anderes dahintersteckte, denn für Alarich war sie immer noch ein kleines Mädchen, dass man besser nicht aus den Augen ließ. Vermutlich wollte er sich an den weiteren Planungen zum Fest beteiligen, damit sie keine „Dummheiten“ machte.<br/>Sie allerdings beabsichtigte, ihn nach der Besichtigung wieder nach Lutzenstrand zurückzuschicken. Das letzte Mal war sie auch gut ohne ihn zurecht gekommen. Und was würde es für einen Eindruck machen, wenn die ganze Zeit ihr Haushofmeister neben ihr stand?<br/>
 
In gräulichem Schimmer zeichneten sich die Höhen der [[Briefspieltext vielleicht mit::Koschberge]] am Horizont ab. Irgendwo dort draußen saß sie nun, jene Dame, die ihm das Herz gestohlen hatte und vielleicht gar nichts davon ahnte.<br/>Und doch, [[Briefspieltext mit::Wilbur vom See|Wilbur]], der am Fenster seines Schlafgemachs saß, war sich sicher, dass es ihr nicht verborgen geblieben sein konnte. Auch sie würde fühlen, dass sie beide füreinander bestimmt waren ... von [[Briefspieltext vielleicht mit::Rahja]] selbst.<br/>Der Gedanke an die Liebesgöttin ließ zartes Rosa in das blasse Gesicht des jungen Grafen steigen. Noch vor einem knappen Jahr hatte er kaum an die Ewigschöne gedacht ... waren ihm andere der Zwölfe näher. [[Briefspieltext vielleicht mit::Efferd]], der Gott des [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbarer See|Sees]], an dem er aufgewachsen war und den ihn sein Vater auf seiner Jacht nahe gebracht hatte – was waren das für wunderschöne und unbeschwerte Stunden. Auch [[Briefspieltext vielleicht mit::Travia]], die jene Behaglichkeit zu schenken vermochte, die er seit dem Tod seiner Eltern nur so selten spürte ... vor allem aber [[Briefspieltext vielleicht mit::Hesinde]], die ihm Wissen, spannende Erzählungen und die Freude an Neuem und die Phantasie schenkte, die sein Leben so lebenswert werden ließ.<br/>An Rahja aber, deren barbusige Statue einst im Schlafgemach seiner Eltern stand, war er stets verschämt vorbeigehuscht. Dabei war sie es, die nicht nur die Liebe, sondern auch die Musik und die Kunst werden ließ.<br/>Verträumt lugte er aus dem Fenster hinaus, über den See auf ein kleines Ruderboot, das über die in der Abendsonne rot glitzernde Oberfläche fuhr. Er stellte sich vor, dass er mit [[Briefspieltext mit::Mechtessa von Falkenhag|Mechtessa]] in diesem Boot sitzen würde – ganz alleine. Dann fiel Wilburs Blick beiläufig auf die Jacht vor Schloss [[Briefspieltext vielleicht mit::Grauensee]] – Elida, das Schiff, das den Namen seiner Mutter trug ... sein Schiff. Ihm überkam ein Gedanke, der ihn wohlig schauern ließ.<br/>Sorgsam darauf achtend, dass keiner etwas mitbekam – auch Truchsess [[Briefspieltext mit::Voltan von Falkenhag|Voltan]] nicht, mit dem er eben noch [[Briefspieltext vielleicht mit::Rogolan]] geübt und zu Abend gegessen hatte. Voltan war ihm ein väterlicher Berater geworden, dem er blind vertraute ... doch Wilbur wusste, dass er ihm seinen Plan ausreden würde. Sie waren alle allzu besorgt um ihn – doch ihm war klar, dass er dieser Eingebung folgen müsse. Sein Herz führte ihn – es war Rahjas Wille – sie würde ihn zu seiner Geliebten führen.<br/>Er nutzte die Schleichwege und Bedienstetengänge um hinunter zur Tür zu gelangen, die zum Anlegesteg führte. In der Wachkammer nahm er den Schlüssel vom Haken. Die Abendschicht war längst auf einem der Türme und am Haupteingang, die Tagesschicht schlief derweil fest im Nebenraum. Er konnte ihr leises, gleichmäßiges Atmen hören. Der Schlüsselbund klimperte leise – doch das Atmen blieb weiter ungestört.<br/>Er wickelte einen Teil seines Mantels um den Bund um die Tür so leise wie möglich aufzusperren und schlich die Treppe hinab und auf den Steg. Es war kühl an diesem Abend – doch er durfte nicht weichen und sein Ziel weiter verfolgen. Die Jacht lag gut vor Blicken geschützt, alleine das runde [[wikav:Madamal|Madamal]] am feuerroten Himmel beobachtete ihn. Er band das Tau los, stieg ins Schiff und hisste das blaue Segel, wie es ihm sein Vater einst gezeigt hatte. Langsam glitt die Elida dem Ruderboot entgegen ... er wusste, dass seine Geliebte auf diesem Boot auf ihn warten würde ... er spürte es.<br/>Das Boot war noch weit entfernt, doch für den jungen Grafen erschien es zu greifen nah. Er sah ihre Augen, ihre bezaubernden Augen, die er auf dem Ball vor einigen Monaten zum ersten mal sah – und die ihn gleich gefangen nahmen. Der Wind trug das Schiff immer weiter nach Süden ... eine kühle Brise, die Wilbur jedoch nicht bemerken wollte. Zu schön waren die Bilder in ihm, die Erinnerungen an ihre dunklen Locken.<br/>Erst ein knarren riss ihn unsanft zurück in sie Wirklichkeit. Die Jacht war mittlerweile näher am Ruderboot als am mehrere Meilen entfernten Grafenschloss, als sich der Unterliek des Segels in einer unerwartet scharfen Bö löste und wie ein hölzerner Arm auf den Grafen zuschoss. Ein Schlag auf den Kopf tauchte die Traumbilder in Dunkelheit. Alles was Wilbur noch zu vernehmen glaubte war das Eintauchen in kühles Wasser.<br/><br/>[[Briefspieltext mit::Nottel aus Steenback|Nottel]] fluchte leise vor sich hin, während er schwitzend die schweren Ruder in das schwarze, dichte Wasser des Sees tauchte. Es war schon spät, als er seinen Herrn, Ritter [[Briefspieltext mit::Stordan Steener von Steenback|Stordan]], auf [[Briefspieltext mit::Pervalia]] abgesetzt hatte. Wie hatte er sich bereits auf einen entspannten Abend bei gutem Essen und Trinken in der legendären Pfalz gefreut!<br/>Doch Pustekuchen! Der alte Steenback bestand darauf, dass Nottel noch heute abend nach [[Briefspieltext vielleicht mit::Steenback]] zurückrudern solle, nur um morgen früh gemeinsam mit [[Briefspieltext mit::Jorm aus Steenback|Jorm]] wieder nach Pervalia zurück zu rudern!<br/>Was für eine bescheuerte Idee! Jorm hätte doch das zweite Boot nehmen und nachkommen können und außerdem hätte das seiner allerdurchlauchtigsten Senilheit auch früher einfallen können. Manchmal hatte man mit dem alten Zausel schon sein Kreuz zu tragen.<br/>Wie sehr beneidete er doch den Mann im kleinen Segelschiff, der in einiger Entfernung hinter ihm segelte. Mühelos blies der frische Wind das kleine Schiff voran, allein bewegt durch das blaue Segel, das in der Dämmerung fast schwarz schien.<br/>Nottel fing an zu träumen. Wie wäre es wohl, wenn dort sein Liebster, schön, elegant und liebreizend hinter ihm her führe? Nottel sehnte sich so sehr nach einem jugendlichen, zarten und feinfühligen Gefährten, doch die Realität sah ganz anders aus.<br/>Von Geburt an hinkend, dazu dicklich und selbst im Sommer leichenblass, war Nottel das genaue Gegenteil von einem attraktiven jungen Mann. Seine kräftigen Hände konnten zwar ungekochte Iltokknollen zerdrücken, aber eine feine Feder zu führen und romantische Lyrik niederzuschreiben, dazu waren sie nicht imstande.<br/>Hier draußen auf dem See, ganz allein mit sich und seinen Sehnsüchten, fühlte Nottel sich frei. Zu Hause in Steenback konnte er sich solchen Tagträumen nur selten hingeben. Sein Herr und die anderen Bewohner würden ihn grün und blau prügeln, wenn sie von seinen Neigungen erfahren würden.<br/>Ein bisschen schämte er sich ja auch selbst dafür, immerhin war die Liebe zwischen Männern nicht im Sinne der Herrin Travia, so hatte man es ihm beigebracht. Aber wenn das stimmte, warum ließ Travia es dann zu, dass er solche Gedanken hegte? Wollten die Götter ihn prüfen?<br/>Inzwischen hatte die kleine Yacht sichtbar aufgeholt und war nur noch wenige Hundert Schritt entfernt. Doch was machte der Segler dort? Es schien, als würde er aufstehen und in seine, Nottels, Richtung blicken. In diesem Moment bekam die kleine Jolle deutliche Schlagseite und der Unterliek des Segels schlug den Segler aus dem Boot. Nottel schrie stumm auf. Dann blickte er entsetzt in Richtung des Bootes, das still und behutsam seinen Weg fortsetzte.<br/>Nur die Wellen rechts hinter der Yacht verrieten, was hier schreckliches geschehen war. Nottel zögerte nicht lange und wendete sein Ruderboot. Seine Arme schmerzten, als er endlich die Stelle erreicht hatte, an der der Segler ins Wasser gefallen sein musste. Keuchend vor Anstrengung hielt Nottel inne und spähte in die Dunkelheit. Ihm fehlte die Kraft, um um Hilfe zu rufen.<br/>In einigen Schritt Entfernung trieb der Leib eines jungen Mannes. Das Gesicht war nach oben gewandt, es war umrahmt von hellbraunen, halblangen Haaren. Mit Wasser vermischtes Blut rann über seine blasse Stirn, die Haut war zart und makellos – er schien kaum älter als sechzehn Jahre alt zu sein. Reglos taumelte der Körper sanft auf den Wellen des Sees, die Arme weit ausgestreckt, nur sein einfaches hellblaues Gewand schien sich zu bewegen. Nottel starrte gebannt auf das Bild, sein Herz raste, seine Gedanken schwankten zwischen ungläubiger Bewunderung der Schönheit dieses Jünglings und wilder Angst dass er tot sein könnte.<br/>Er fuhr näher heran – versuchte ihn erst mit dem Ruder oben zu halten, dann irgendwie zu packen – doch der Reglose war schwer ... immer wieder glitt er aus Nottels Händen zurück in den dunkelrot glitzernden See. Der verzweifelte Blick des Dieners fiel auf ein Boot in einiger Entfernung.<br/><br/>„...und zwei Fässer Wein kommen dann noch aus [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbar]]. Da hat man mir ein gutes Angebot gemacht.“<br/>Haushofmeister Alarich Wengenfold schloss seine Aufzählung und sah ausgesprochen zufrieden mit sich aus.<br/>„Hmmm“, machte [[Briefspieltext mit::Korisande von Lutzenstrand|Korisande]]. Sie hatte gar nicht wirklich zugehört, sondern stattdessen den Angbarer See betrachtet, der in der untergehenden Sonne wunderschön aussah.<br/>„Wohlgeboren, Ihr solltet vielleicht meinen Worten ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Dieses [[Briefspieltext vielleicht mit::Seefest]] war schließlich Eure Idee.“<br/>Korisande musste lachen.<br/>„Lieber Alarich, dieses Seefest war mitnichten meine Idee, sondern wir haben es auf [[Briefspieltext mit::Ibeck]] gemeinsam beschlossen. Und außerdem sind es noch Wochen, bis es soweit ist. Dass du von nichts anderem mehr sprichst, seit ich dir davon erzählt habe, ist nun wahrlich nicht meine Schuld.“<br/>Und so war es in der Tat. Außerdem hatte ihr Haushofmeister keine Ruhe gegeben, bis sie eingewilligt hatte, ihn mit nach Pervalia zu nehmen, weil er ebenfalls einen Blick auf die entstehende Kaiserpfalz werfen wollte. Korisande ahnte, dass aber noch etwas anderes dahintersteckte, denn für Alarich war sie immer noch ein kleines Mädchen, dass man besser nicht aus den Augen ließ. Vermutlich wollte er sich an den weiteren Planungen zum Fest beteiligen, damit sie keine „Dummheiten“ machte.<br/>Sie allerdings beabsichtigte, ihn nach der Besichtigung wieder nach Lutzenstrand zurückzuschicken. Das letzte Mal war sie auch gut ohne ihn zurecht gekommen. Und was würde es für einen Eindruck machen, wenn die ganze Zeit ihr Haushofmeister neben ihr stand?<br/>

Version vom 24. November 2017, 12:05 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Nisper Gewisper"