Darpatische Feier in Angbar

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Ausgabe Nummer 25 - Peraine 1022 BF

Darpatische Feier in Angbar

Üble Zauberin stört Empfang des Gesandten

ANGBAR. Anläßlich des Tsatages ihrer allertraviagefälligen Durchlaucht Fürstin Irmegunde Miria von Rabenmund zu Rommilys am 29. Hesinde gab deren Emissär zu Angbar, Junker Edric von Firunslicht, ihr zu Ehren einen Empfang. Dazu hatte er am 20. Hesinde zu Speis und Trank und Kurzweil im für hervorragende Qualität gerühmten Angbarer Hotel „Haus Sirbensack“ geladen, wo er entsprechende Räumlichkeiten angemietet hatte.

Wie wohl noch nicht allgemein bekannt ist, ist der Cron-Consul schon seit nun bald zwei Jahren für dieses Amt bestallt, konnte aber durch verschiedene Widrigkeiten seine Tätigkeit noch nicht gänzlich aufnehmen, galt es doch zuerst, auch ein entsprechendes Umfeld dafür zu schaffen, sprich, ein entsprechendes Gebäude herzurichten und vertrauenswürdiges Personal zu finden.

Doch wie der Gesandte im Verlaufe des Abends verkündete, sind seine Mühen diesbezüglich mit Erfolg gekrönt gewesen und auch die Umbauten seiner künftigen Residenz seien demnächst abgeschlossen, so daß in Kürze genügend Raum für seine Aufgaben zur Verfügung stünde und er dann dort, und nicht wie bisher in der Zitadelle, anzutreffen sei. Aus dem Grunde der fehlenden eigenen Möglichkeiten für solch einen Anlaß fiel die Wahl dann ja auch auf die Räume des Hotels.

Dessen Eingangstür wurde am Festtag Festraum von einer Ehrenwache Ulanen der „Roten Lanzen“ flankiert, einer darpatischen Gardeeinheit, deren Aufgabe der Schutz der Gesandten der Provinz ist, flankiert wurde. Die glänzend polierter Stiefel Hacken bei jedem Gruß an einen der Geladenen zackig zusammenschlugen und die wohl auch für die Ungestörtheit der Feiernden garantieren sollten. Im Festraum selbst schließlich, der ebenfalls mit Bändern und Fahnen in den darpatischen Farben geschmückt war, und an dessen stirnseitig gelegener Wand die Wappenschilde des Fürstentums und der Familie Firunslicht neben einem Portrait Irmegundes von Rabenmund prangten, begrüßte dann Herr Edric jeden einzelnen Gast persönlich.

Als erstes erschien Tsaja-Josmene von Garnelhaun nebst Gemahl. Der Baronin sah man ihren der jungen Göttin gefälligen Zustand wohl an und so nahm sie dann lächelnd die Glückwünsche des Gastgebers, und später auch der anderen Gäste, zur baldigen Geburt ihres dritten Kindes entgegen.

Auch Baron Graphiel Stragon-Lacara von Metenar war nebst Gattin Ina und Boltsa-Mari, der zu ihm in Obhut gegebenen Tochter des Barons von Rohalssteg, der Einladung gefolgt. Auch seinen Sohn Elchard hatten Seine Hochgeboren mitgebracht. Der noch recht junge Stammhalter des Hauses Stragon-Lacara allerdings verbrachte den Hauptteil des Abends mit seiner Amme abseits der Feiernden. Berggreve Gorek, Sohn des Arbolasch, war ebenfalls aus seiner in Metenar gelegenen Bergwacht angereist.

Dem Götterfürsten gefällig pünktlich trat seine Hochwürden Celesto Custodias ein, Inquisitionsrat zu Hartsteen und persönlicher Bekannter seiner Excellenz, mit ihm Herr Lupold Greifenberg. Auch Baron Merwerd Stoia von Vinansamt und der Edle Wolfhardt von der Wiesen, Vogt Nirwulf, Sohn des Negromon, Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm, Baron der Geistmark und dessen Tante, Ihre Gnaden Erma von Sighelms Halm zählten zu den Gästen. Die ehrwürdige Geweihte der Travia hatte glücklicherweise trotz ihres hohen Alters und der nicht mehr zum besten stehenden Gesundheit geschafft, der Einladung zu folgen und wurde dementsprechend freudig vom Gastgeber begrüßt.

Einzig der Ratsherr Odoardo Markwardt hatte der Einladung eine Absage erteilt. Wie später bekannt wurde, wohnte er an betreffendem Abend einer Versammlung der Kesselschmiede bei. So warteten die Versammelten bei einem Umtrunk nur noch auf den Kanzler des Fürsten, Reichsritter Duridan von Sighelms Halm, und den Reichsvogt Bosper zu Stippwitz.

Die Zeit bis zu deren Eintreffen nutzten der Fürstliche Säckelmeister, Baron Merwerd, und der darpatische Cron-Consul für Gespräche über die mögliche Ausweitung und Förderung des Handels zwischen den Provinzen. So empfahl Seine Hochgeboren dem Darpatier den „Reichstransporter“ der Stellmacherei Artaxesch & Söhne, ein schnelles Vehikel für größere Lasten. Herr Edric Versprach, in einem Schreiben an seinen Bruder, der ja als Logiermeister im Stab des Cronfeldherren von Darpatien eingesetzt ist, anzufragen, ob ein entsprechender Bedarf in der fürstlichen Armee bestünde.

Unterdessen befleißigte sich die junge Rutmaide von Firunslicht, die derzeit bei ihrem Oheim in Angbar weilt, in angeregter Konversation mit Hochgeboren Tsaja-Josmene von Garnelhaun und dem Dichter-Edlen, Herrn von der Wiesen. Der Baron von Metenar war in ein angeregtes Gespräch mit Hochwürden Celesto Custodias vertieft. Schließlich vermeldete der Türposten die Ankunft des Kanzlers und des Reichsvogtes der Stadt Angbar. Letzterer war in Begleitung der zweiten Gattin seines Vaters erschienen. Die verwitwete Praiodane von Stippwitz-Hirschfurten hatte die heftigen Auseinandersetzungen mit ihrem Stiefsohn wohl nach Eingreifen des Kanzlers persönlich beigelegt und so trafen die beiden dann auch in Eintracht zusammen mit diesem ein.

Nun schließlich hielt der Cron-Consul der Fürsten seine Begrüßungsansprache. Er dankte allen Versammelten für ihr Erscheinen und begrüßte noch einmal allesamt im Namen Ihrer Durchlaucht, auf deren Gesundheit er einen Trinkspruch ausbrachte, auf den die Vertreter der Festgemeinde mit mehr (oder auch weniger) Enthusiasmus die eigenen Trinkgefäße hebend antworteten.

Beim Bankett speisten die Gäste typisch darpatisch zubereitetes Rind mit Honig und Rosinen, aber auch heimische Spezereien wie Angbarschfilet an Kräutersauce erfreute den Gaumen. Wem dazu der doch gewöhnungsbedürftige Trollzacken, ein recht saurer Wein aus des Cron-Consuls Heimat, nicht zusagte, konnte seinen Brüdern aus den sonnigeren Gefilden Aventuriens zusprechen oder auch die hervorragenden Erzeugnisse einheimischer Braumeister genießen.

Nach den deftigen Gängen wurde noch Naschwerk und ein Kompott aus verschiedenem Obst aufgetragen. Alle Speisen wurden von Nirwulf, Sohn des Negromon, einer strengen Begutachtung unterzogen und genügten scheinbar seinen bekanntermaßen anspruchsvollen Maßstäben. Auch den anderen Gästen schien es sichtlich zu Munden, obwohl es ja gemeinhin heißt: „Was der Koscher nicht kennt, ißt er nicht.“

Schon während des Mahles hatten einzelne Fahrende kleinere Kunststücke vorgeführt — nun sollten die wahren Attraktionen folgen, kündigte einer der ihren an: Eine Tierbändigerin aus dem Süden mit ihrem Panther, einem schwarzen Katzenungetüm. Diese sei hier aus gegebenem Anlasse genauer beschrieben: Die etwa neun Spann messende Frau kann als schlank und äußerst wohlgestalt beschrieben werden. Ihr Gesicht ist deutlich südländisch geschnitten, dafür allerdings recht hell, fast blaß wirkend, zumal sie Haar von schwarzer Farbe hat, das leicht gewellt bis weit auf den Rücken herunterfällt. Bekleidet war sie an dem Abend mit schwarzer, enganliegender Kleidung aus ebenfalls schwarzem Leder und Seide.

Nun ließ sie das Tier seine Folgsamkeit beweisen, indem es auf Zuruf sich bewegte. Dabei war es durch einen festen Riemen an sie gebunden, lang genug, ihm ausreichend Bewegung zu gestatten, kurz genug, den Zuschauern Sicherheit zu geben. Die Peitsche nutzte sie nur, um dem Tier die Bewegungen vorzugeben.

Auch ließ sie die große Raubkatze einige Schritte auf den Hinterbeinen machen, was wahrscheinlich großes Staunen auslöste, ebenso die Sprünge durch einen Reifen, der mit Werg umwunden war schließlich sogar entzündet wurde. Applaus kam auf, als sie sich wieder erneut verbeugte. Doch ach, was geschah nun? Plötzlich war das Untier frei, war nicht mehr durch den Riemen gebunden, und ließ ein schauerliches Gebrüll erklingen.

Einige der darpatischen Ulanen waren zusammen mit der Bändigerin in den Raum gekommen. Sofort sprangen diese zum Schutze der Zuschauer bei und gingen die Bestie mit gezogenen Säbeln an. Als ein Hieb den Rücken des Tieres traf, griff dessen Besitzerin die Soldaten an! Einer rollte sich daraufhin wie ein Hündchen auf dem Boden, ein anderer lief, einen Balken zu erschlagen, den er wohl für eine größere Bedrohung hielt.

Gar seltsam war all das anzusehen, bis Vogt Nirwulf den Soldaten zurief, sie sollten den Blickkontakt vermeiden und sich vor allem nicht an der Stirn berühren lassen. Seine scharfen Augen hatten nämlich bemerkt, daß das Weib dieses immer tat, worauf die Kriegsleute sich wie irr benahmen, und er hatte den rechten Schluß gezogen: Es war Zauberei im Spiel!

Doch nun waren auch die Wachen des Barons von Metenar und des Inquisitors heran, die mit finsterem Magiervolk wohl umzuspringen wußten, und bändigten die Zauberin. Doch stieß sie noch nicht einen lästerlichen Fluch aus, der die Befehligerin der Ulanen, Rittmeisterin Dimiona von Liegerfeld, von einem Strahl Spucke getroffen mit schmerzverzerrtem Gesicht und nach Atem ringend zusammenbrechen ließ.

Der Panther indes hatte die Aufregung genutzt und war durch die Tür entsprungen, was anhand eines sich erhebenden, vielstimmigen Geschreis leicht zu erkennen war, das jedoch bald wieder verklang. Das Tier hatte wohl einen Fluchtweg gefunden und war entkommen.

Seine Besitzerin indes war überwältigt und wurde gebunden und abgeführt. Auch Hochwürden Celesto Custodias erhob sich, sprach seinen Dank für die Einladung aus und bedauerte, jetzt nun wohl etwas wichtigeres zu tun zu haben. Daraufhin verließ er das Fest, gefolgt von Herrn Greifenberg und dem Rest seines Gefolges.

Als die Aufregung abgeklungen war, bat der Gastgeber sichtlich peinlich berührt, den Zwischenfall und die Verletzung der traviagefälligen Gastung zu entschuldigen. Auch drückte er seine Erleichterung darüber aus, daß es zu keinen ernsthaften Schäden an Leib und Leben der hochgestellten gekommen sei. Schließlich begann er ein Dankgebet, um den Göttern für ihren Beistand zu danken. Dennoch war die allgemeine Stimmung arg gedrückt nach all diesem (sic!) Was all das zu bedeuten habe, rätselten die Herrschaften.

So war dann auch deutlich das sich nähernde Hufgetrappel auf der Straße zu hören, was erst direkt vor dem Hause zum Stehen kam. Bald darauf schließlich stürmte eine Gruppe junger Edelleute polternd und mit großem Hallo in den Festsaal, allesamt bei bester Stimmung und äußerst gut gelaunt. Angeführt wurden sie von niemandem geringerem als der Prinz Edelbrecht vom Eberstamm, der den etwas überrumpelten Gastgeber ungestüm aufforderte, noch ein Faß aufzumachen. Man wolle doch schließlich feiern!

Dem Sohn des Fürsten und seinen Kameraden ist somit wohl auch anzurechnen, dem Fest zu neuem Schwung verholfen zu haben. Herr Edric jedenfalls begrüßte ihn überaus erfreut, hatte er doch nach dem Ausbleiben einer Zusage nicht mit dem Erscheinen des Prinzen gerechnet. So jedenfalls wurde es dann noch ein angenehmer Abend. Herr Merwerd bat den Edlen Wolfhardt, er möge doch seine Kunst nicht verhehlen und eines seiner Werke vortragen. Der allgemeinen Zustimmung konnte der Herr von Toroschs Aue sich dann nicht entziehen und begann auf der — angeblich ja albischen Laute — sein Lied „Zünd’ an ein Licht“ zu intonieren.

Danach wurde erneut zum Tanz aufgespielt. Des Consuls Nichte bat, nachdem der Vinansamter zuvor äußerst galant abgelehnt hatte, die Baronin von Garnelhaun, ihren Gatten doch eine Weile entführen zu dürfen. Auch bemühte sie sich um den edlen Sänger, der gerade mit Baron Kordan und ihrem Oheim die Lage an der Dämonenfront erörterte. Aber auch erfreulichere Themen wurden behandelt, so zum Beispiel die weitere Annäherung der Zwergenvölker, der sich der Herr von Traschforst ja verschrieben hat, wofür er auch das Zusammentreffen mit Nirwulf, Sohn des Negromon, entsprechend nutzte.

Durch ein Gespräch mit dem Prinzen ermutigt („Eins noch, Herr Edric, so ist’s Sitte im Koscher Land!“), wagte es Herr Edric zu späterer Stunde, Frau Praiodane um einen Tanz zu bitten. Insgesamt war dann doch noch alles zum Guten gekommen, so daß zum Abschluß das traditionelle Koscher Lied, mit Inbrunst gesungen und durch Mitklopfen begleitet, den Abend ausklingen ließ.

Erdan Serenim