Aus Koscher Sagenwelt - Kosch-Kurier 15

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Ausgabe Nummer 15 - Phex 1019 BF

Aus Koscher Sagenwelt

In einem Götterlauf, als Firuns eisiger Atem das Koscher Lande mit Eis und Schnee überzog, daß selbst der Angbarer See von einem Ufer bis zum anderen gangbar war, begab es sich, daß sich die Angbarer an einem klaren Wintertag auf dem Eis versammelten, ein Fest zu feiern, wie es noch nie dagewesen war.

Zelte und Buden waren auf der blanken, spiegelglatten Fläche unweit des Angbarer Ufers aufgebaut, und alle Bürger und Bürgerinnen der Stadt fuhren auf Kufen oder auf Schlitten über das Eis. Die ganze Stadt war wie ausgestorben und auch nicht ein Mensch oder Zwerg zurückgeblieben, denn alle, arm und reich, groß und klein wollten beim Winterfest ein fröhliches Völkchen sein.

Nur eine eisgraue uralte Frau, die ganz allein in einem abseits am Uferdamm stehenden Häuschen wohnte und gelähmt an ihren Gliedern war, blieb allein zurück. Wie draußen ein fröhlich Jauchzen allenthalben war, da schaute die Alte von ihrem Fensterlein auf den See hinaus und sah von fern ein kleines, weißes Wölkchen aufziehen. Sie kannte dies Zeichen des nahenden Tausturmes, denn sie war eines Schiffers Frau gewesen. Die kleine Wolke, die wohl der Namenlose selbst geschickt hatte, bedeutete Tod und Verderben für alle draußen auf der Eisfläche, jedoch niemand wurde ihrer gewahr.

Das alte Mütterchen rief aus Leibeskräften hinaus auf den See, aber die da so fröhlich lärmten hörten ihre Stimme nicht. Und die kleine Wolke wuchs und breitete sich in düsterem Purpur unheildrohend am Himmel aus. Schon fühlte die Alte einen Windhauch taufeucht und warm dahinziehen. Als das Verderben sich mit Riesenschritten den Feiernden nahte, da wuchs die Angst der Alten; allein, sie konnte nicht hinüberlaufen mit ihren gelähmten Gliedern. Da rißt sie in der Angst ihr Bettstroh aus dem Lager, nahm einen Scheid aus dem Kamin und brannte das Stroh an.

Als die Lohe hoch aufflammte und ihren ausgemergelten Körper verzehrte, da flehte sie zum Herrn Ingerimm, dessen größter Tempel in der Stadt stand, um das Leben des Völkchens draußen auf dem Eis. Und der Herr Ingerimm erhörte ihr Flehen und nahm sie zu sich. Nun aber flammte das Feuer hoch hinaus, daß es bis über den Giebeln des Häuschens zu sehen war, und dunkle Qualmwolken stiegen auf, deren auch die Feiernden auf dem See gewahr wurden. „Feuer! Feuer!“ schrieen sie und stürzten herbei, um die Flammen zu löschen, die die Stadt bedrohten.

Und als die letzten, dem Glutschein folgend, am sicheren Ufer angelangt waren, da brauste der warme Sturmwind über das Eis, und berstend und krachend zerriß es mit Donnergroll, rißt Gezelt, Fahnen und Festprunk in die berstende Tiefe hinab. Da dankten die Angbarer den Zwölfen und gedachten des Mütterchens, das durch seine Opfer ihnen allen das Leben geschenkt hatte, und noch heute kündet ein kupfernes Denkmal an der Landstraße davon.