Roterzer Herzklopfen - Des Treublatts Ränke
Derweil in Fürstenhort (Ende Rahja 1040 BF)
”Soso die Sindelsaumer und Grobhands stecken jetzt also auch unter einer Decke.” Roban von Treublatt grummelte über die Worte seines Sohns, Gisbrun.
”Nicht wenn ich es verhindern kann. Beide Häuser sind erst kürzlich zu Amt und Würde aufgestiegen und schon machen sie sich beide auch im Schetzeneck breit. Das passt mir gar nicht. Außerdem hätten sie uns in Uztrutz fasst den Sieg gekostet. Zeit ihnen eine Lektion zu erteilen.”
”Was hast du vor Vater?”
”Es wird ganz einfach. Finde einen reichen Gutshof, um Fünfbrunnen herum, oder wo auch immer sich einer auftreiben lässt und kaufe ihn über einen Mittelsmann und biete ihn dann zu einem guten Preis den Sindelsaumern und Grobhands an zwar so, dass sie keinen Verdacht schöpfen. Wenn sie dann beide zuschlagen glauben sie beide einen legitimen Anspruch zu haben.”
”Das klingt gut Vater, aber was wenn sie sich irgendwie einig werden?”
”Eine Einigung werden wir frühzeitig verhindern. Sephiran und seine Leute werden für ein wenig Unruhe sorgen und vielleicht auch etwas Blut vergießen und bevor wir uns versehen liegen sich die beiden Häuser an der Gurgel und schwächen sich gegenseitig, ohne dass wir uns groß die Hände schmutzig machen müssen.”
Gisbrun lächtelte böse. ”Wie du befiehlst Vater”
Einige Tage später bei Fünfbrunnen (Anfang Praios 1041 BF)
Die beiden Männer schüttelten die Hände und besiegelten so den Handel. Der Gutshof Bochswies würde an den ehrbaren Alrik Gratenbach gehen, der den Gutshof, mitsamt dem umliegenden Land für ein erkleckliches Sümmchen Goldes kaufte. Der ehemalige Besitzer war froh ihn loszuwerden. Seine Familie war über beide Ohren verschuldet und hatte schon seit längerem nach einem Käufer für den heruntergekommen Gutshof gesucht.
Alrik Gratenbach, so nannte er sich derzeit zumindest, wunderte sich ein wenig darüber, dass er als Mittelsmann diesen Gutshof hatte kaufen sollen. Der Hof selbst hatte schon bessere Tage gesehen und man konnte leicht erkennen, dass hier in den letzten Jahren nur zwölf Knechte und Mägde mit vier Dutzend Hühnern gelebt hatten. Der Besitzer lebte im Suff drüben in Uztrutz. Wie konnte man sich nur derart gehen lassen? Das Gut war einst wohlhabend gewesen, doch heute war es heruntergekommen und man sah ihm die Jahrzehnte der Vernachlässigung deutlich an. Der Vorbesitzer hatte sich nicht um das Gut gekümmert und seine Erträge versoffen. Die Aussicht auf einen großen Haufen Dukaten hatte ihn dazu verleitet es nun gänzlich zu verkaufen. Soweit so normal, aber warum hatten ihn diese düsteren Gesellen als Mittelsmann angeworben? Alrik fröstelte es ein wenig, doch dann zuckte er mit den Schultern und wendete sich ab. Er würde den Hof schon nicht übernehmen, schließlich hatte er ihn nur als Mittelsmann für die kleine Gruppe Söldner gekauft, die im Wald auf ihn warteten. Sie bezahlten ihn gut und doch hoffte Alrik bald so viele Meilen wie möglich zwischen sich und diese düsteren Gesellen zu bringen.
Einige Wochen später in Sindelsaum (Mitte Praios 1041 BF)
Erlan von Sindelsaum hatte den Ausführungen seines Gastes aufs Genaueste zugehört. Vor zwei Wochen hatte sein Besucher, ein angesehener Jurist aus Angbar, für seinen Klienten vorgesprochen um Erlan den Kauf eines Gutshofes bei Fünfbrunnen anzutragen. Bochswies hieß das Gut und zu Anfang hatte es zu gut geklungen um wahr zu sein, aber wie sich herausstellte hatte ein gewiefter Geschäftsmann das Gut günstig erstanden, besaß aber selbst nicht die Mittel um es zu bewirtschaften und wollte es nun mit Gewinn, aber zu einem immer noch guten Preis, weiterverkaufen. Selbstverständlich hatte Erlan Erkundigungen eingezogen und die Geschichte hatte sich als wahr herausgestellt, war der Käufer doch ein Hinterkoscher Handelsmann und der Vorbesitzer ein Stadtbekannter Säufer in Uztrutz. Auch hatte er das Gut begutachten lassen. Mit ein wenig Arbeit würde sich hier, über die nächsten Jahre, ein hübscher Profit schlagen lassen, so saßen Erlan und der Vermittler nun erneut zusammen und unterzeichneten die Kaufurkunde.
Als der Vermittler gegangen war rieb Erlan sich die Hände. Die Sache ließ sich ganz gut an. Gleich morgen würde er einen der Oberknechte aus Dachswies einige Knechte und Mägde werben lassen und sie gen Bochswies zu entsenden. Auch würde er einen Brief an seinen Sohn Halmar aufsetzen, dieser sollte die Arbeiten beaufsichtigen. Nachdem er all die Jahre als fürstlicher Bannerträger gedient hatte war es nun an der Zeit ihm die eigentliche Arbeit eines Koscher Landadligen näher zu bringen.
Etwa zur gleichen Zeit in Roterz, Adlerstein, (Mitte Praios 1041 BF)
”Bochswies? Nie gehört!”
Robans Appetit war so ziemlich das einzige, auf das man sich bei ihm verlassen konnte, ganz gleich zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Aber immerhin konnte er beim Essen zuhören, also hatte Baron Grimwulf das Frühstück gewählt, um seinem jüngsten mit einer wichtigen Aufgabe zu betrauen.
”Das Gut liegt bei Fünfbrunnen. Es ist etwas herunter gekommen, aber mit ein wenig Arbeit wird es ein wahres Schmuckstück sein. Der jetzige Eigentümer hat keine Zeit, sich wirklich darum zu kümmern, deshalb hat er es uns verkauft. Und ich werde es Angunde und Rondrolf schenken, damit sie einen Platz haben, um sich gelegentlich mal zurück zu ziehen!”
Grimwulf lächelte väterlich, und Roban kaute etwas langsamer. Und noch mehr kleine Windelscheißer auf den Kosch loszulassen, ergänzte er in Gedanken. Bald würde er bei jedem Besuch auf Adlerstein Pirouetten um krabbelnde Wurstsäcke tanzen müssen.
”Schön. Und was soll ich jetzt machen? Die Dukaten abliefern?” hakte er statt dessen nach.
”Der Preis ist bereits bezahlt. Du sollst dir das Gut ansehen, Gesinde anwerben, vielleicht schon die ersten Handgriffe übernehmen – du kennst dich damit aus, Siedlungen quasi aus dem Boden zu stampfen! Ich kann heir im Moment nicht weg, und für unsere Jungvermählten soll es eine Überraschung sein.”
Roban seufzte ergriffen. Klar, er hatte Hohentrutz aus dem Moorbrücker Sumpf gestampft, und mochte die Siedlung auch nicht gerade blühen, sie kam einigermaßen über die Runden. Ein Gut zu reparieren, das bedeutete einen ordentlichen Schlag Arbeit. Andererseits hatte er ohnehin gerade nichts um die Hände, und irgendwie fühlte er sich unwohl angesichts von so viel Liebesglück im elterlichen Hause. Es erinnerte ihn immer wieder daran, dass auch er seine besten Jahre allmählich hinter sich hatte, und abgesehen von diversen Neckereien durch diesen Besen Leowina hatte er auch keinerlei Weib in Aussicht. Das kam davon, wenn man die meisten Leute erschlug, ehe man sich verlieben konnte...
”Gut, ich mach´s! Wird ja wohl kein großes Problem sein – es sei denn, von der Bude stehen nur noch die Grundmauern. Ich schick dir eine Depesche, sobald ich weiß, wie viel Maloche wir reinstecken müssen und wie lange es dauert, bis die Kaffitte wieder bewohnbar ist.”
”Roban, Roban”, seufzte sein Vater, ”dein Vokabular ist wirklich unter aller Eber. Wie soll sich jemals eine Frau für einen Klotz wie dich erwärmen?”
Roban grinste kurz. Manchmal dachte er sich, es wäre wohl besser, wenn sich einfach gar keine für ihn erwärmte. Dann würde er weder sein Vokabular noch sonst irgend etwas ändern müssen.
Etwas später in Fürstenhort (Mitte Praios 1041 BF)
Roban von Treublatt sitzt in seinem Lehnstuhl, vor einem prasselnden Feuer. Hinter ihm steht eine dunkle Gestalt.
”Sephiran du weißt warum ich dich habe rufen lassen?”
”Gisbrun hat Bockswies erwähnt”
”Genau. Ich möchte, dass du dafür sorgst, dass die Grobhands und Sindelsaumer sich an die Gurgel gehen. Ich will nicht, dass du selbst aktiv wirst, wenn es nicht nötig ist. Heize die Situation nur soweit an, bis die Konfrontation unvermeidlich ist.”
”Wie ihr wünscht.”