Eine Linde schlägt Wurzeln - Den Blick verstellt: Unterschied zwischen den Versionen

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Lindholz (D | B)
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Obwohl sich Etilian kaum vorstellen konnte, dass die alte Frau ihn nicht bemerkt hatte, wo er doch nur noch einen knappen Schritt von ihr entfernt stand, zeigte sie keinerlei Reaktion auf seine Anwesesenheit. Lediglich die schwarzen, runden Augen des Raben ruhten aufmerksam auf ihm. Scheinbar gleichgültig hielt die Person, wegen der er die strapaziöse Reise in die Berge auf sich genommen hatte, den unteren Mühlstein mit der linken Hand fest, während sie mit der rechten die Kurbel im Kreis führte. Das gleichmäßige, schabende Geräusch begleitete das unhörbare Rieseln des Mehls, welches in eine hölzerne Schüssel zur rechten der Sitzenden fiel. Ab und an nahm die Alte eine weitere Hand Getreide, um sie über die Öffnung in der Mitte zwischen die mahlenden Steine zu befördern.  
 
Obwohl sich Etilian kaum vorstellen konnte, dass die alte Frau ihn nicht bemerkt hatte, wo er doch nur noch einen knappen Schritt von ihr entfernt stand, zeigte sie keinerlei Reaktion auf seine Anwesesenheit. Lediglich die schwarzen, runden Augen des Raben ruhten aufmerksam auf ihm. Scheinbar gleichgültig hielt die Person, wegen der er die strapaziöse Reise in die Berge auf sich genommen hatte, den unteren Mühlstein mit der linken Hand fest, während sie mit der rechten die Kurbel im Kreis führte. Das gleichmäßige, schabende Geräusch begleitete das unhörbare Rieseln des Mehls, welches in eine hölzerne Schüssel zur rechten der Sitzenden fiel. Ab und an nahm die Alte eine weitere Hand Getreide, um sie über die Öffnung in der Mitte zwischen die mahlenden Steine zu befördern.  
  
Schließlich fasste sich Etilian ein Herz und fragte: "Seid Ihr [[Teka Simmerlerch]]?" Wieder wartete er eine Zeit lang, doch eine Antwort blieb aus. Wenn sie ihn ansehen würde, könnte er wenigstens überprüfen, ob sie seiner Zunft angehörte, dachte er. Gerade begann er, eine Möglichkeit zu ersinnen, um ihren Blick einzufangen, als endlich die die recht hohe Stimme der Alten erklang: "Du bist viel zu ungeduldig, Etilian von Lindholz. Das ist wahrlich Dein Problem."
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Schließlich fasste sich Etilian ein Herz und fragte: "Seid Ihr [[Teka Simmerlerch]]?" Wieder wartete er eine Zeit lang, doch eine Antwort blieb aus. Wenn sie ihn ansehen würde, könnte er wenigstens überprüfen, ob sie seiner Zunft angehörte, dachte er. Gerade begann er, eine Möglichkeit zu ersinnen, um ihren Blick einzufangen, als endlich die die recht hohe Stimme der Alten erklang: "Du bist viel zu ungeduldig, Etilian von Lindholz. Das ist wahrlich Dein Problem."<br.>"Ihr kennt also meinen Namen." stellte der Heiler beeindruckt fest.<br.>"Überrascht Dich das wirklich?" Zum ersten Mal blickte ihn die Seherin von Heute und Morgen und Etilian zuckte lediglich verlegen mit den Schultern, da er sich belehrt fühlte wie ein Schuljunge. "Und hör auf mit diesem 'ihr'. Ich bin vielleicht nicht die Jüngste, aber noch hält alles ganz gut zusammen und ich bin nicht in mehrere Teile zerfallen." fügte die Hexe grantig hinzu.<br.>Der braunhaarige Adlige war so erfreut, endlich Teka Simmerlech gefunden zu haben, dass er über ihre ersten Worte gar nicht weiter nachdachte, sondern losplapperte: "Ich danke Satuaria, dass sie mich zu Dir geführt hat! Der Zirkel in Darpatien, dem ich angehörte, ist zerschlagen; einige haben sich sogar dämonischen Kräften zugewandt. Und mein geliebter Dimo ist gestorben. Schon seit so vielen Monden bin ich allein und diese Einsamkeit lastet schwer auf meinen Schultern. Ich bitte Dich: Nimm mich in Deinen Zirkel auf!"<br.>"Nein." antwortete Teka trocken.  
"Ihr kennt also meinen Namen." stellte der Heiler beeindruckt fest.
 
"Überrascht Dich das wirklich?" Zum ersten Mal blickte ihn die Seherin von Heute und Morgen und Etilian zuckte lediglich verlegen mit den Schultern, da er sich belehrt fühlte wie ein Schuljunge. "Und hör auf mit diesem 'ihr'. Ich bin vielleicht nicht die Jüngste, aber noch hält alles ganz gut zusammen und ich bin nicht in mehrere Teile zerfallen." fügte die Hexe grantig hinzu.
 
Der braunhaarige Adlige war so erfreut, endlich Teka Simmerlech gefunden zu haben, dass er über ihre ersten Worte gar nicht weiter nachdachte, sondern losplapperte: "Ich danke Satuaria, dass sie mich zu Dir geführt hat! Der Zirkel in Darpatien, dem ich angehörte, ist zerschlagen; einige haben sich sogar dämonischen Kräften zugewandt. Und mein geliebter Dimo ist gestorben. Schon seit so vielen Monden bin ich allein und diese Einsamkeit lastet schwer auf meinen Schultern. Ich bitte Dich: Nimm mich in Deinen Zirkel auf!"  
 
"Nein." antwortete Teka trocken.  
 
  
Die Hoffnung in Etilians Augen verwandelte sich in verunsichertes Erstaunen und das Lächeln auf seinem Gesicht ließ deutlich nach. Der Hexer musste tief durchatmen, bevor er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er weitersprechen konnte: "Könnt... Kannst Du mir auch sagen, wieso nicht?"  
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Die Hoffnung in Etilians Augen verwandelte sich in verunsichertes Erstaunen und das Lächeln auf seinem Gesicht ließ deutlich nach. Der Hexer musste tief durchatmen, bevor er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er weitersprechen konnte: "Könnt... Kannst Du mir auch sagen, wieso nicht?"<br.>
"Das fragst Du noch?" Verärgerung war in den Zügen der Alten abzusehen. Energisch nahm sie eine weitere Hand Korn, führte sie der Mühle zu und wand den Blick nach unten auf ihre kreisende Hand, als mochte sie ihn nicht weiter ansehen: "Du versuchst das Schicksal dieses Landes zu beeinflussen! Es gibt gute Gründe, warum wir Seherinnen uns aus weltlichem Geschehen heraushalten. Es ist unsere Aufgabe, das Schicksal der Welt zu verfolgen und mit sanftem Fingerzeig auf Gefahren hinzuweisen. Aber wir mischen uns nicht in diese Dinge ein. Die Welt zu gestalten, ist anderen überlassen."
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"Das fragst Du noch?" Verärgerung war in den Zügen der Alten abzusehen. Energisch nahm sie eine weitere Hand Korn, führte sie der Mühle zu und wand den Blick nach unten auf ihre kreisende Hand, als mochte sie ihn nicht weiter ansehen: "Du versuchst das Schicksal dieses Landes zu beeinflussen! Es gibt gute Gründe, warum wir Seherinnen uns aus weltlichem Geschehen heraushalten. Es ist unsere Aufgabe, das Schicksal der Welt zu verfolgen und mit sanftem Fingerzeig auf Gefahren hinzuweisen. Aber wir mischen uns nicht in diese Dinge ein. Die Welt zu gestalten, ist anderen überlassen."<br.>
"Was habe ich denn schon groß getan?" fragte Etilian entgeistert.
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"Was habe ich denn schon groß getan?" fragte Etilian entgeistert.<br.>"Du hast den Grafen mit einem Zauber beeinflusst. Glaubst Du etwa, dass Du es bei dem einem Mal belassen wirst, wenn Du dem Graf auf Dauer so nahe bist?" antwortete die Hexe.<br.>
"Du hast den Grafen mit einem Zauber beeinflusst. Glaubst Du etwa, dass Du es bei dem einem Mal belassen wirst, wenn Du dem Graf auf Dauer so nahe bist?" antwortete die Hexe.
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"So viel kann Euch unmöglich das Zweite Gesicht verraten haben. Ihr habt meine Gedanken gelesen!" erbost blickte Etilian zu dem Raben, der unbeeindruckt krächzte und mit den Flügeln schlug.<br.>"Dieses Vorgehen dient meinem Schutz. Schließlich ist dies mein Land. Außerdem suchtest Du doch meinen Rat und ich versuche nur zu helfen."<br.>"Glaubst Du, ich habe mit meinem Handeln etwas anderes tun wollen, als zu helfen? Was ist tat, tat ich doch nur zum Schutz der Grafschaft und des Grafen; nicht aus persönlichem Ehrgeiz. Er ist noch sehr jung und ich wollte ihm nur ermutigen, seinen Weg weiterzugehen. Außerdem haben mir die Karten dieses Schicksal vorhergesagt." führte der Heiler aus und verschwieg hierbei, dass dies nicht das war, was er am Anfang aus dem gelegten Kartenmuster abgelesen hatte.  
"So viel kann Euch unmöglich das Zweite Gesicht verraten haben. Ihr habt meine Gedanken gelesen!" erbost blickte Etilian zu dem Raben, der unbeeindruckt krächzte und mit den Flügeln schlug.
 
"Dieses Vorgehen dient meinem Schutz. Schließlich ist dies mein Land. Außerdem suchtest Du doch meinen Rat und ich versuche nur zu helfen."
 
"Glaubst Du, ich habe mit meinem Handeln etwas anderes tun wollen, als zu helfen? Was ist tat, tat ich doch nur zum Schutz der Grafschaft und des Grafen; nicht aus persönlichem Ehrgeiz. Er ist noch sehr jung und ich wollte ihm nur ermutigen, seinen Weg weiterzugehen. Außerdem haben mir die Karten dieses Schicksal vorhergesagt." führte der Heiler aus und verschwieg hierbei, dass dies nicht das war, was er am Anfang aus dem gelegten Kartenmuster abgelesen hatte.  
 
  
Die alte Frau seufzte und blickte für einen Moment mit müden Augen zu dem Adligen auf: "Wenn es so einfach wäre, seine eigene Zukunft vorherzusagen, wäre wohl nie eine unserer Schwestern auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Bruder. Auch wenn man sich selbst am besten zu kennen glaubt, ist es doch so schwer, das eigene Ich zu sehen. Wenn Du es könntest, wüsstest Du auch, dass Du auf einem Weg bist, welcher Dich immer weiter weg von unserer Schwesternschaft führt. Deswegen wirst Du nie wieder einem unserer Zirkel beitreten können, wenn Du Deine weiteren Schritte nicht mit bedacht wählst. Auch wird kein Rabe je wieder Deine Nähe suchen. Ich sehe große Schatten in Deiner Zukunft. Denk darüber nach."
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Die alte Frau seufzte und blickte für einen Moment mit müden Augen zu dem Adligen auf: "Wenn es so einfach wäre, seine eigene Zukunft vorherzusagen, wäre wohl nie eine unserer Schwestern auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Bruder. Auch wenn man sich selbst am besten zu kennen glaubt, ist es doch so schwer, das eigene Ich zu sehen. Wenn Du es könntest, wüsstest Du auch, dass Du auf einem Weg bist, welcher Dich immer weiter weg von unserer Schwesternschaft führt. Deswegen wirst Du nie wieder einem unserer Zirkel beitreten können, wenn Du Deine weiteren Schritte nicht mit bedacht wählst. Auch wird kein Rabe je wieder Deine Nähe suchen. Ich sehe große Schatten in Deiner Zukunft. Denk darüber nach."<br.>Etilian sog hörbar die Luft ein. "Wie kannst Du nur so reden? Was weißt Du schon von mir? Ich bereue nicht, dem Grafen beigestanden zu haben und seine Dankbarkeit bedeutet mir viel! Ich werde mich ihrer als würdig erweisen." brachte Etilian aufgebracht hervor und fuhr nicht weniger laut fort: "Die Jahre haben wohl nicht nur Deinen Blick getrübt. Du siehst nur noch was Du sehen willst! Wenn ich hier nicht erwünscht bin, dann werde ich weiter alleine mein Schicksal suchen. Und ich werde einen Vertrauten finden, der diesen Wunsch mit mir teilt. Auch ohne Deine Hilfe!" verbittert wand der adlige Hexer sich ab und ging davon als er nur Schweigen von der Alten hörte.  
Etilian sog hörbar die Luft ein. "Wie kannst Du nur so reden? Was weißt Du schon von mir? Ich bereue nicht, dem Grafen beigestanden zu haben und seine Dankbarkeit bedeutet mir viel! Ich werde mich ihrer als würdig erweisen." brachte Etilian aufgebracht hervor und fuhr nicht weniger laut fort: "Die Jahre haben wohl nicht nur Deinen Blick getrübt. Du siehst nur noch was Du sehen willst! Wenn ich hier nicht erwünscht bin, dann werde ich weiter alleine mein Schicksal suchen. Und ich werde einen Vertrauten finden, der diesen Wunsch mit mir teilt. Auch ohne Deine Hilfe!" verbittert wand der adlige Hexer sich ab und ging davon als er nur Schweigen von der Alten hörte.  
 
  
 
Der ehemalige Darpatier war nur noch ein kleiner Punkt auf dem Grün der Almwiese. Traurig blickte Teka auf und streichelte das schwarze Gefieder ihres Gefährten. "Ich bin die Sache wohl falsch angegangen, oder? Vielleicht werden meine Augen wirklich schlechter." merkte sie an und Ihr Vertrauter krächzte zur Antwort.
 
Der ehemalige Darpatier war nur noch ein kleiner Punkt auf dem Grün der Almwiese. Traurig blickte Teka auf und streichelte das schwarze Gefieder ihres Gefährten. "Ich bin die Sache wohl falsch angegangen, oder? Vielleicht werden meine Augen wirklich schlechter." merkte sie an und Ihr Vertrauter krächzte zur Antwort.
  
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
 
[[Kategorie:Abenteuer]]

Version vom 2. Januar 2012, 14:44 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Eine Linde schlägt Wurzeln"