Dohlenfelder Thronfolgestreit - Zu Gast auf Burg Wichtenfels: Unterschied zwischen den Versionen

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- eine Unterredung Garmwarts von Quakenbrück mit Rohaja und Voltan von Sturmfels auf Burg Wichtenfels –
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- eine Unterredung [[alb:Garmwart von Quakenbrück|Garmwarts von Quakenbrück]] mit [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=rohajavonsturmfels Rohaja] und [[nor:VoltanvonSturmfels|Voltan von Sturmfels]] auf Burg Wichtenfels –
  
Es waren die Tage nach dem Albernischen Heerzug, nach dem Beenden der albernischen
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Es waren die Tage nach dem [[Kriegszug gen Albernia|Albernischen Heerzug]], nach dem Beenden der [[Albernia|albernischen]]
Sezession durch der Kaiserin weisen Schluss und der Invher demütigen Bußgang.
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Sezession durch der [[Rohaja von Gareth|Kaiserin]] weisen Schluss und der [[wikav:Invher ni Bennain|Invher]] demütigen Bußgang.<br.>Garmwart von Quakenbrück nutzte die ersten Tage des [[Travia]]mondes für eine kurze Reise gen [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=baroniedohlenfelde Dohlenfelde]. Nur kurz sollte seine Anwesenheit sein, doch nicht weniger wichtig nahm er sie deswegen. Die Entscheidungsträger hatten sich verwehrt, den Disput der Söhne [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=bernhelmvonsturmfels Bernhelms] zu schlichten und während der Zeit zu [[wikav:Abilacht|Abilacht]] hatte Garmwart die Söhne Bernhelms manches unversöhnliche Wort miteinander wechseln gehört. Es dauerte ihn sehr, dass seines Freundes Erbe, derart in Zwist geraten war, seine Erben, derart ihrem Vater gedachten. Er wusste wohl, welchen Respekt und welche Zuneigung beide gegenüber ihrem Vater hegten. Umso mehr grämte es den Baron, dass sie dies nicht in Eintracht taten. Auswege sah er keine mehr, doch wollte die verbliebenen Möglichkeiten nicht unbeachtet wissen. Er kannte Voltan lange, wollte seinen Rat derart schätzen, wie es einst Bernhelm getan hatte und so schien ihm ein Besuch auf dem Gut des Landedlen unumgänglich.<br.>Mit großem Wohlwollen bewertete er zudem den Empfang durch den Landedlen, denn selten sind hochgeborene Gäste von außerhalb Dohlenfeldes zu Gast auf der kleinen Burg Wichtenfels. Darob ließ der Landedle alle Feuerkessel bestücken und Kerzen brennen, um seinem Gast einen angemessenen Empfang zu bieten. Die schwere Tafel im Rittersaal war reich mit Hasenbraten, Weißbrot, Äpfeln, Birnen und dunklem Bier gedeckt, als seine Wohlgeboren zusammen mit seiner Frau - Hochgeboren Rohaja - seinen Gast nach dessen Ankunft empfing.<br.>Als die blanken Knochen des gebratenen Hasen vom Ende des Schmauses kündeten, waren die hochundwohlgeborenen Herrschaften schon längst in das unvermeidliche Gespräch über den scheinbar ebenso unvermeidlichen Thronfolgestreit vertieft.<br.>„... nein, ich konnte [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=angrondvonsturmfels Angrond] ebenfalls nicht dazu bewegen, die Lösung im [[rondra]]gefälligen
Garmwart von Quakenbrück nutzte die ersten Tage des Traviamondes für eine kurze
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Zweikampf zu suchen“, konnte man Voltan ausführen hören, „obwohl es nicht nur der ehrenhafteste, sondern auch der schnellste, Land und Untertanen schonendste und nicht zuletzt der am wenigsten angezweifelte Weg gewesen wäre, diesen unsagbaren Streit zu beenden.“<br.>Der Landedle machte eine
Reise gen Dohlenfelde. Nur kurz sollte seine Anwesenheit sein, doch nicht weniger wichtig nahm er
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bedeutsame Pause.<br.>„Es ist eine Schande, dass Angrond so wenig auf seine Schwertkünste hält. Freilich, er mag nicht der beste Raufer sein, aber [[Hagen von Salmingen-Sturmfels|Hagen]] ist ebenfalls nicht unbesiegbar. Und wäre Rondra an seiner Seite, wie sie es auch Lebtags an Bernhelms Seite war, so hätte er sich nicht sorgen müssen um den Ausgang des Kampfes. Ach, manchmal will es mir scheinen, als sei Bernhelm in seinen Söhnen entzwei gebrochen. Der eine ein formidabler Jurist, der andere ein mutiger Heerführer und Rittersmann. Egal, wer einst die Baronskrone tragen wird – er wird noch viel zu lernen haben, bis er seinem Vater gleicht.“<br.>Garmwart nickte zustimmend bei den Ausführungen Voltans. Das Mahl hatte ihm wohl gemundet und die Gespräche waren ihm bis dahin angenehm. Garmwart teilte die Ansicht Voltans, dass es der beste und würdigste Weg wäre, die Entscheidung über ein Urteil der Herrin Rondra zu finden, wenn es sonst keine Einigung geben mochte.<br.>„Ihr habt wohl recht, Angrond stünde es wohl an, wenn er manche Ertüchtigung nicht leichtfertig vernachlässigen würde“, Garmwart lies sich noch etwas von dem köstlichen Bier einschänken.<br.>„Worin ich Euch jedoch nicht zustimmen kann, ist in der Überlegenheit Hagens, die zu fürchten wäre. Zweifelsohne ein formidabler Heerführer wird er einst sein und die Sporen hat er sich auf [[wikav:Schlacht bei Crumolds Auen|Crumolds Auen]] bereits verdient. Doch seine Leerzeit ist noch nicht beendet. Mut allein reicht dabei nicht, wenngleich es Hagen daran nicht mangelt. Was der eine an Geschick und Mut aufbringt,
sie deswegen. Die Entscheidungsträger hatten sich verwehrt den Disput der Söhne Bernhelms zu
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gleicht der andere jedoch in Erfahrung und Konzentration wieder aus. Ich habe beide im Gefecht und im Turnier gesehen. Hagen hat zweifelsohne den Schwertarm und die Lanzenführung seines Vaters geerbt, doch zu ungeduldig, zu ungestüm ist er noch. Die nötige Ruhe fehlt ihm im entscheidenden
schlichten und während der Zeit zu Abilacht hatte Garmwart die Söhne Bernhelms manches
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Moment. Eine Fähigkeit, die ich bei Angrond dagegen schon oft beobachten konnte. So gelang es ihm auch manch überlegenen Gegner schon aus dem Sattel zu heben, in dem er die Gelegenheit abwarten konnte, die Lanze günstig zu platzieren. Mochte der Stoß dann nicht kräftig oder besonders
unversöhnliche Wort miteinander wechseln gehört. Es dauerte ihn sehr, dass seines Freundes Erbe,
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gekonnt ein, so war er doch erfolgreich“, Garmwart dachte hierbei an den Lanzengang zwischen Angrond und [[Wolfhardt von der Wiesen|Welfert von der Wiesen]], der sich nach eines unangemessenen Wortes des Dichterfürsten vor zwei Götterläufen zugetragen hatte.<br.>„Ein Zweikampf wäre ausgewogen und jeder würde seine Stärken der Göttin vorstellen, sodass die Wahl auch nur einer Göttin anstehen würde“, Garmwart war in dieser Hinsicht zuversichtlich. Er hatte jedoch erfahren, dass auch Hagen entgegen seiner Neigung, vermutlich durch schlechten Rat, einen Zweikampf letztlich wohl selbst aus dem Weg gehen würde.<br.>„Beiden Söhnen Bernhelms steht es auch an und gut, eine Baronskrone zu tragen. Und ich bin mir sicher, gleich welcher Schluss sich für das Erbe Bernhelms ergeben wird, dass es ihr Schicksal auch sein soll“, Garmwart deutete damit eine Entscheidung hinsichtlich Angrond und seiner Nichte [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=isidavonquakenbrueck Isida], die er zugegebener Zeit verkünden wollte, doch nicht unter den aktuellen Gegebenheiten.<br.>Der turnierverliebte Landedle musste schmunzeln.<br.>„Ist Euch schon einmal aufgefallen, Euer Hochgeboren, wann Angrond die sichersten Streiche führt?“<br.>Er lehnte sich genussvoll zurück und ließ seinem Gegenüber Zeit zum Nachdenken. Als Garmwart ihn nach einigen Herzschlägen fragend ansah, fuhr er fort:<br.>„Wenn die Augen Seiner holden Gattin, Eurer werten Nichte Isida von Quakenbrück, auf ihm ruhen. Sie verleiht ihm die Ruhe, Selbstsicherheit und Präzision, von der Ihr sprecht. Auf Turnieren, bei denen sie anwesend ist, hält er mehr Durchgänge durch als in ihrer Abwesenheit.“<br.>Rohaja, die inzwischen die Kinder zu Bett gebracht hatte und nun unweit der Tafel an einer großen Standharfe Platz genommen hatte, schaute amüsiert zu den Herren hinüber ohne ihr angenehmes,
derart in Zwist geraten war, seine Erben, derart ihrem Vater gedachten. Er wusste wohl, welchen
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leises Spiel zu unterbrechen.<br.>„Ist es nicht immer so, meine Herren, dass wir Damen Liebe, Mut und zahlreiche gute Eigenschaften mehr in euch zu wecken vermögen? Nicht umsonst sind [[Rahja]] und Rondra Göttinnen weiblichen Geschlechts. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass Hochgeboren Isida
Respekt und welche Zuneigung beide gegenüber ihrem Vater hegten. Umso mehr grämte es den
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solcher Art auf Hochgeboren Angrond einwirkt. Sie ist eine wundervolle Frau von großer Klugheit und hohem Ansehen. Ihr seid wohl zu Recht voll des Stolzes über Eure Nichte, werter Garmwart! Und nicht zuletzt hat sie ihm vier wohl geratene Kinder geschenkt, die Ihr mit ebensolchem Stolz
Baron, dass sie dies nicht in Eintracht taten. Auswege sah er keine mehr, doch wollte die
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bedenken könnt.“<br.>Voltan nickte zustimmend.<br.>„Euer Hochgeboren, sicherlich habt Ihr Recht, dass ein Zweikampf gerecht gewesen wäre und man den Sieger nicht mit Gewissheit vorhersagen hätte können. Nichts anderes habe ich gesagt. Doch dazu wird es nun leider nicht kommen, wenn ich die Situation richtig deute. Selbst die Rondrageweihtenschaft scheint diese Hoffnung inzwischen aufgegeben zu haben, und das will etwas heißen.“<br.>Der Landedle nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.<br.>„Vermögt Ihr Euch jedoch den Sinneswandel Bernhelms zu erklären?“<br.>Für Garmwart stand fest, dass vor allem ein [[wikav:Isenhag|Isenhager]] Baron seinen Nachlass fast nach Belieben zu regeln vermochte, und er dies auch
verbliebenen Möglichkeiten nicht unbeachtet wissen. Er kannte Voltan lange, wollte seinen Rat derart schätzen, wie es einst Bernhelm getan hatte und so schien ihm ein Besuch auf dem Gut des
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selbst in Anspruch nahm. Doch die Umstände und der spontane Sinneswandel ohne vorangehende Vorkommnisse, einer Ankündigung , einer Erklärung oder wenigstens einer Andeutung Seitens Bernhelm hatten Garmwarts Gedanken oft in Anspruch genommen. Er hatte Bernhelm gut gekannt, teilte viele seiner Ansichten. Selbst wenn Bernhelm nicht unmittelbar nach dem Ändern seiner letzten Verfügung und der recht zweifelhafte Begleitumstände einer schändlichen Tat zum Opfer gefallen wäre, hätte sich der Baron von [[nor:BaronieEisenhuett|Eisenhuett]] sich sehr gewundert. Die Frage, wie Bernhelm nach einem Dutzend Götterläufen des Vertrauens in der Verwaltung Dohlenfeldes seinen einen Sohn derart verstoßen und den anderen Sohn eine derartige Verantwortung aufladen konnte, noch dazu die Familie entzweien, beschäftigte Garmwart schon lange. Es passte kaum zu jenem Bernhelm, den er einst gekannt hatte, oder zu jenem Bernhelm denn er nur wenige Wochen vor seinem Tod in [[wikav:Elenvina|Elenvina]] gesprochen hatte. Damals hatten sie über manches gesprochen, auch über die Silberlöwenjagd zu [[Salmingen]], doch nicht über den Nachlass Dohlenfeldes. Bernhelm hatte Garmwart zudem eingeladen, sich der Jagdgesellschaft anzuschließen. Ein Umstand, denn der rondragläubige Baron kaum abgeschlagen hätte, stünden nicht wichtige Angelegenheiten im Widerspruch zu einer Reise in den Kosch. Man hatte sich bereits auf eine spätere Jagd in Dohlenfelde verständigt, doch dazu sollte es nicht mehr kommen.<br.>Voltan setzte den Krug ab. Sein Gesicht wurde schlagartig ernst.<br.>„Nein!“ betonte er mit allem Nachdruck.<br.>„Bernhelms Sinneswandel ist durch nichts zu erklären, wovon ich wissen würde. Und ich ergäbe mich in unrätlichem Spekulieren, wenn ich Vermutungen darüber anstellte. Es gibt wohl nur einen Weg, die Wahrheit zu erfahren. Man muss diese [[Charissia von Salmingen|Charissia]] finden und die Wahrheit aus ihr heraus holen! Dass sie etwas mit der Testamentsänderung zu tun hat, ist doch das, was die meisten denken – und das, was mich am meisten verärgert. Hernach würde ich gerne die Fackel an ihren Scheiterhaufen legen, doch ich denke, da gibt es bereits einige Herrschaften, die mit Grund vor mir in dieser Reihe stehen.“
Landedlen unumgänglich. Mit großem Wohlwollen bewertete er zudem den Empfang durch den
 
Landedlen, denn selten sind hochgeborene Gäste von außerhalb Dohlenfeldes zu Gast auf der kleinen Burg Wichtenfels. Darob ließ der Landedle alle Feuerkessel bestücken und Kerzen brennen, um seinem Gast einen angemessenen Empfang zu bieten. Die schwere Tafel im Rittersaal war reich mit Hasenbraten, Weißbrot, Äpfeln, Birnen und dunklem Bier gedeckt, als seine Wohlgeboren zusammen mit seiner Frau - Hochgeboren Rohaja - seinen Gast nach dessen Ankunft empfing.
 
 
 
Als die blanken Knochen des gebratenen Hasen vom Ende des Schmauses kündeten, waren die hochundwohlgeborenen Herrschaften schon längst in das unvermeidliche Gespräch über den scheinbar ebenso unvermeidlichen Thronfolgestreit vertieft.
 
 
 
„... nein, ich konnte Angrond ebenfalls nicht dazu bewegen, die Lösung im rondragefälligen
 
Zweikampf zu suchen.“ konnte man Voltan ausführen hören. „obwohl es nicht nur der ehrenhafteste,
 
sondern auch der schnellste, Land und Untertanen schonendste und nicht zuletzt der am wenigsten
 
angezweifelte Weg gewesen wäre, diesen unsagbaren Streit zu beenden.“ Der Landedle machte eine
 
bedeutsame Pause. „Es ist eine Schande, dass Angrond so wenig auf seine Schwertkünste hält.
 
Freilich, er mag nicht der beste Raufer sein, aber Hagen ist ebenfalls nicht unbesiegbar. Und wäre
 
Rondra an seiner Seite, wie sie es auch Lebtags an Bernhelms Seite war, so hätte er sich nicht sorgen
 
müssen um den Ausgang des Kampfes. Ach, manchmal will es mir scheinen, als sei Bernhelm in
 
seinen Söhnen entzwei gebrochen. Der eine ein formidabler Jurist, der andere ein mutiger Heerführer und Rittersmann. Egal, wer einst die Baronskrone tragen wird – er wird noch viel zu lernen haben, bis er seinem Vater gleicht.“
 
 
 
Garmwart nickte zustimmend bei den Ausführungen Voltans. Das Mahl hatte ihm wohl gemundet
 
und die Gespräche waren ihm bis dahin angenehm. Garmwart teilte die Ansicht Voltans, dass es der
 
beste und würdigste Weg wäre, die Entscheidung über ein Urteil der Herrin Rondra zu finden, wenn
 
es sonst keine Einigung geben mochte.
 
 
 
„Ihr habt wohl recht, Angrond stünde es wohl an, wenn er manche Ertüchtigung nicht leichtfertig
 
vernachlässigen würde“, Garmwart lies sich noch etwas von dem köstlichen Bier einschänken.
 
„Worin ich Euch jedoch nicht zustimmen kann, ist in der Überlegenheit Hagens, die zu fürchten
 
wäre. Zweifelsohne ein formidabler Heerführer wird er einst sein und die Sporen hat er sich auf
 
Crumolds Auen bereits verdient. Doch seine Leerzeit ist noch nicht beendet. Mut allein reicht dabei
 
nicht, wenngleich es Hagen daran nicht mangelt. Was der eine an Geschick und Mut aufbringt,
 
gleicht der andere jedoch in Erfahrung und Konzentration wieder aus. Ich habe beide im Gefecht und
 
im Turnier gesehen. Hagen hat zweifelsohne den Schwertarm und die Lanzenführung seines Vaters
 
geerbt, doch zu ungeduldig, zu ungestüm ist er noch. Die nötige Ruhe fehlt ihm im entscheidenden
 
Moment. Eine Fähigkeit, die ich bei Angrond dagegen schon oft beobachten konnte. So gelang es
 
ihm auch manch überlegenen Gegner schon aus dem Sattel zu heben, in dem er die Gelegenheit
 
abwarten konnte, die Lanze günstig zu platzieren. Mochte der Stoß dann nicht kräftig oder besonders
 
gekonnt ein, so war er doch erfolgreich“, Garmwart dachte hierbei an den Lanzengang zwischen
 
Angrond und Welfert von der Wiesen, der sich nach eines unangemessenen Wortes des
 
Dichterfürsten vor zwei Götterläufen zugetragen hatte. „Ein Zweikampf wäre ausgewogen und jeder
 
würde seine Stärken der Göttin vorstellen, sodass die Wahl auch nur einer Göttin anstehen würde“,
 
Garmwart war in dieser Hinsicht zuversichtlich. Er hatte jedoch erfahren, dass auch Hagen entgegen
 
seiner Neigung, vermutlich durch schlechten Rat, einen Zweikampf letztlich wohl selbst aus dem
 
Weg gehen würde.
 
 
 
„Beiden Söhnen Bernhelms steht es auch an und gut, eine Baronskrone zu tragen. Und ich bin mir
 
sicher, gleich welcher Schluss sich für das Erbe Bernhelms ergeben wird, dass es ihr Schicksal auch
 
sein soll“, Garmwart deutete damit eine Entscheidung hinsichtlich Angrond und seiner Nichte Isida,
 
die er zugegebener Zeit verkünden wollte, doch nicht unter den aktuellen Gegebenheiten.
 
Der turnierverliebte Landedle musste schmunzeln. „Ist Euch schon einmal aufgefallen, Euer
 
Hochgeboren, wann Angrond die sichersten Streiche führt?“ Er lehnte sich genussvoll zurück und
 
ließ seinem Gegenüber Zeit zum Nachdenken. Als Garmwart ihn nach einigen Herzschlägen fragend
 
ansah, fuhr er fort: „Wenn die Augen Seiner holden Gattin, Eurer werten Nichte Isida von
 
Quakenbrück, auf ihm ruhen. Sie verleiht ihm die Ruhe, Selbstsicherheit und Präzision von der Ihr
 
sprecht. Auf Turnieren, bei denen sie anwesend ist, hält er mehr Durchgänge durch als in ihrer
 
Abwesenheit.“
 
 
 
Rohaja, die inzwischen die Kinder zu Bett gebracht hatte und nun unweit der Tafel an einer großen
 
Standharfe Platz genommen hatte, schaute amüsiert zu den Herren hinüber ohne ihr angenehmes,
 
leises Spiel zu unterbrechen. „Ist es nicht immer so, meine Herren, dass wir Damen Liebe, Mut und
 
zahlreiche gute Eigenschaften mehr in euch zu wecken vermögen? Nicht umsonst sind Rahja und
 
Rondra Göttinnen weiblichen Geschlechts. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass Hochgeboren Isida
 
solcher Art auf Hochgeboren Angrond einwirkt. Sie ist eine wundervolle Frau von großer Klugheit
 
und hohem Ansehen. Ihr seid wohl zurecht voll des Stolzes über Eure Nichte, werter Garmwart! Und
 
nicht zuletzt hat sie ihm vier wohl geratene Kinder geschenkt, die Ihr mit ebensolchem Stolz
 
bedenken könnt.“
 
 
 
Voltan nickte zustimmend. „Euer Hochgeboren, sicherlich habt Ihr Recht, dass ein Zweikampf
 
gerecht gewesen wäre und man den Sieger nicht mit Gewissheit vorhersagen hätte können. Nichts
 
anderes habe ich gesagt. Doch dazu wird es nun leider nicht kommen, wenn ich die Situation richtig
 
deute. Selbst die Rondrageweihtenschaft scheint diese Hoffnung inzwischen aufgegeben zu haben,
 
und das will etwas heißen.“ Der Landedle nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.
 
 
 
„Vermögt Ihr Euch jedoch den Sinneswandel Bernhelms zu erklären?“ Für Garmwart stand fest, dass
 
vor allem ein Isenhager Baron seinen Nachlass fast nach Belieben zu regeln vermochte und dies auch
 
er selbst in Anspruch nahm. Doch die Umstände und der spontane Sinneswandel ohne vorangehende
 
Vorkommnisse, einer Ankündigung , einer Erklärung oder wenigstens einer Andeutung Seitens
 
Bernhelm hatten Garmwarts Gedanken oft in Anspruch genommen. Er hatte Bernhelm gut gekannt,
 
teilte viele seiner Ansichten. Selbst wenn Bernhelm nicht unmittelbar nach dem Ändern seiner letzten Verfügung und der recht zweifelhafte Begleitumstände einer schändlichen Tat zum Opfer gefallen wäre, hätte sich der Baron von Eisenhuett sich sehr gewundert. Die Frage wie Bernhelm nach einem Dutzend Götterläufen des Vertrauens in der Verwaltung Dohlenfeldes seinen einen Sohn derart verstoßen und den anderen Sohn eine derartige Verantwortung aufladen konnte, noch dazu die Familie entzweien, beschäftigte Garmwart schon lange. Es passte kaum zu jenem Bernhelm, den er einst gekannt hatte oder zu jenem Bernhelm denn er nur wenige Wochen vor seinem Tod in Elenvina gesprochen hatte. Damals hatten sie über manches gesprochen, auch über die Silberlöwenjagd zu Salmingen, doch nicht über den Nachlass Dohlenfeldes. Bernhelm hatte Garmwart zudem eingeladen sich der Jagdgesellschaft anzuschließen. Ein Umstand, denn der rondragläubige Baron kaum abgeschlagen hätte, stünden nicht wichtige Angelegenheiten im Widerspruch zu einer Reise in den Kosch. Man hatte sich bereits auf eine spätere Jagd in Dohlenfelde verständigt, doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
 
 
 
Voltan setzte den Krug ab. Sein Gesicht wurde schlagartig ernst. „Nein!“ betonte er mit allem
 
Nachdruck. „Bernhelms Sinneswandel ist durch nichts zu erklären, wovon ich wissen würde. Und ich
 
ergäbe mich in unrätlichem Spekulieren, wenn ich Vermutungen darüber anstellte. Es gibt wohl nur
 
einen Weg, die Wahrheit zu erfahren. Man muss diese Charissia finden und die Wahrheit aus ihr
 
heraus holen! Dass sie etwas mit der Testamentsänderung zu tun hat, ist doch das, was die meisten
 
denken – und das, was mich am meisten verärgert. Hernach würde ich gerne die Fackel an ihren
 
Scheiterhaufen legen, doch ich denke, da gibt es bereits einige Herrschaften, die mit Grund vor mir in
 
dieser Reihe stehen.“
 
  
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
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Version vom 1. März 2012, 11:25 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"