Dohlenfelder Thronfolgestreit - Ein Vertrag unter Brüdern: Unterschied zwischen den Versionen

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Einer der letzten Reiter der Vorhut, die zum Auskundschaften der Gegend ausgeschickt wurden, kehrte zusammen mit zwei Rittern zum Heer zurück. Schon aus der Ferne sah man deren grüne Wappenröcke, Schilde und Wimpel und man rätselte, zu wem diese Farbe passen könnte – die meisten tippten auf eine koscher Delegation, die zu Verhandlungen herbeigeritten kämen. Wie groß war die Überraschung, als man die Reiter als Voltan von Sturmfels und Ardor von Schwarzfels erkannte, die ihre angestammten Wappen abgelegt und stattdessen die Farbe der Peraine angenommen hatten! „Peraine zum Gruße!“ grüßte denn auch der Wichtenfelser seinen Vetter Angrond. Ritter Ardor – seit seinem Bündnis mit Hagen ein Feind Angronds – nickte nur knapp und schien sich sichtlich unwohl zu fühlen ob der Größe des Heeres, das er erblickte. „Der Landadel Dohlenfeldes hat sich unter meiner Führung und in trauter Eintracht mit den hiesigen Geweihten der Peraine und der Travia dazu entschlossen, diesem unseligen Bruderkrieg zu entsagen! Wir werden nicht das Blut unserer Verwandten und Freunde vergießen! Dies tun wir auch zum Schutze unserer Lehen und Untertanen, wie Praios es befiehlt. Die Walstatt ist auf den Auwiesen am Darlin bereitet. Die Geweihte der milden Schwestern haben dort ein Feldlazarett errichtet, um die schlimmste Not zu lindern, der Landadel Dohlenfeldes hat sich und seine Landwehren in Grün gewandet und wird die Verletzten vom Schlachtfeld bergen sowie das Lazarett beschützen.“ Der Landedle hielt kurz inne und atmete durch, das laute Sprechen schien ihn anzustrengen. „Das Heer Hagens steht noch vor der Burg Schwarzfels. Mit Eurem Einverständnis werden wir einen schnellen Reiter dorthin schicken und Euren Bruder über Euer Eintreffen unterrichten.“<br>
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Einer der letzten Reiter der Vorhut, die zum Auskundschaften der Gegend ausgeschickt wurden, kehrte zusammen mit zwei Rittern zum Heer zurück. Schon aus der Ferne sah man deren grüne Wappenröcke, Schilde und Wimpel und man rätselte, zu wem diese Farbe passen könnte – die meisten tippten auf eine koscher Delegation, die zu Verhandlungen herbeigeritten kämen.<br.>Wie groß war die Überraschung, als man die Reiter als [[nor:VoltanvonSturmfels|Voltan von Sturmfels]] und [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=landadel&recordID=ardorvonschwarzfels Ardor von Schwarzfels] erkannte, die ihre angestammten Wappen abgelegt und stattdessen die Farbe der [[Peraine]] angenommen hatten!<br.>„Peraine zum Gruße!“ grüßte denn auch der [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=landedlengutwichtenfels Wichtenfelser] seinen Vetter Angrond. Ritter Ardor – seit seinem Bündnis mit [[Hagen von Salmingen-Sturmfels|Hagen]] ein Feind [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=angrondvonsturmfels Angronds] – nickte nur knapp und schien sich sichtlich unwohl zu fühlen ob der Größe des Heeres, das er erblickte.<br.>„Der Landadel [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=baroniedohlenfelde Dohlenfeldes] hat sich unter meiner Führung und in trauter Eintracht mit den hiesigen Geweihten der Peraine und der [[Travia]] dazu entschlossen, diesem unseligen Bruderkrieg zu entsagen! Wir werden nicht das Blut unserer Verwandten und Freunde vergießen! Dies tun wir auch zum Schutze unserer Lehen und Untertanen, wie [[Praios]] es befiehlt. Die Walstatt ist auf den Auwiesen am Darlin bereitet. Die Geweihte der milden Schwestern haben dort ein Feldlazarett errichtet, um die schlimmste Not zu lindern, der Landadel Dohlenfeldes hat sich und seine Landwehren in Grün gewandet und wird die Verletzten vom Schlachtfeld bergen sowie das Lazarett beschützen.“<br.>Der Landedle hielt kurz inne und atmete durch, das laute Sprechen schien ihn anzustrengen.<br.>„Das Heer [[Hagen von Salmingen-Sturmfels|Hagens]] steht noch vor der [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=burgschwarzfels Burg Schwarzfels]. Mit Eurem Einverständnis werden wir einen schnellen Reiter dorthin schicken und Euren Bruder über Euer Eintreffen unterrichten.“<br>„Peraine zum Gruße, Vetter!“, grüßte Angrond den Landedlen Voltan, sichtlich überrascht über gleichermaßen dessen Erscheinen wie dessen Kleidung. Auch die übrigen Anwesenden, besonders diejenigen, die Voltan zu kennen glaubten, waren irritiert, den Turniermarschall des [[Jast Gorsam vom Großen Fluss|Herzogs]] in den Farben der [[wikav:Therbuniten|Therbûniten]] zu sehen. Aber zumindest wusste man nach Voltans knappem Bericht nun, was Sache war: Hagen belagerte die Burg Schwarzfels, die vor nun bereits mehr als eineinhalb Monden vom Edlen zu Schratzelroth erobert worden war – und Voltan hatte durch [[rondra]]gefällige Zweikämpfen dafür gesorgt, dass weder Ardor von Schwarzfels noch die Ritterin von [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=freyen Freyen] an der Entscheidungsschlacht um die Baronie teilnehmen würde. Damit würden keine Landwehrkämpfer aus Wichtenfels, [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=edlengutwolkenfold Wolkenfold] und dem Rittergut Freyen – und womöglich der ganzen Altenau – mitkämpfen.<br>Voltan berichtete Angrond und den übrigen Adligen zudem, dass er am vergangenen Abend mit Hagen von Salmingen-Sturmfels, dessen Koscher Heerführerin Baronin [[Alvide von Eichental|Alvide]], dessen Schwager Baron [[nor:RoklanVonLeihenhof|Roklan von Leihenhof]], dem herzoglichen Allwasservogt [[nor:GorfangVomGrossenFluß|Gorfang Reto vom Großen Fluss und von Brüllenfels]] sowie dem von beiden Seiten respektierten Rondrageweihten [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=geweihtenschaft&recordID=throndwerthvonzweibruckenburg Throndwerth von Zweibruckenburg] gesprochen hatte, um ein akzeptables Schlachtfeld zu finden. Dazu gesellte sich [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=ardarevonsturmfels Ardare von Sturmfels], Heroldin Angronds, die kurz zuvor erst bei Hagens Heer vor der Burg Schwarzfels eingetroffen war. Vielerlei war dabei zu bedenken. Erstens musste ein Schlachtfeld dem ritterlich-rondrianischen Kampfe – besonders dem Streit hoch zu Ross – angemessene Entfaltungsmöglichkeiten biete, zweitens durfte es keine Partei über Gebühr begünstigen, drittens war auch an das gemeine Volk zu denken. Denn im Rondramond waren die meisten Feldfrüchte noch nicht geerntet, so dass die Verheerungen durch eine Feldschlacht leicht zu einer Hungersnot in der ganzen Baronie führen konnten.<br>So hatten die Adligen und der Rondrageweihte, über eine Karte der Baronie gebeugt, die Vorzüge und Nachteile mehrerer möglicher Schlachtorte besprochen. Mit Voltan waren mehrere Hochgeweihte der Peraine und Travia sowie der Äbtissin der Twergenhäuser [[wikav:Badilakaner|Badilakanerabtei]] und die Spitalschwester des dortigen Siechenhauses der Therbûniten in Hagens Heerlager gereist. Die Adligen und Geweihten berieten mehr als eine Stunde. Alles Hügelland und ebenso alles Land, auf dem in erster Linie gutes Brotgetreide wuchs, wurden von vornherein ausgeschlossen. Dies machte die Wahl des Schlachtfeldes nicht leicht, waren doch im Vorland des [[wikav:Eisenwald|Eisenwaldes]] fast alle geeigneten Flächen entweder bewaldet oder Ackerland. Hagen ließ sich sogar zum Scherz hinreißen, ob es nicht klüger wäre, die Entscheidungsschlacht auf den [[wikav:Silkwiesen|Silkwiesen]] vor den Toren [[wikav:Gareth|Gareths]] auszutragen. Schließlich einigte man sich aber auf eine Walstatt am rechten Darlinufer, südlich des Marktortes [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=dohlenfelde Dohlenfelde]. Dort, auf dem Schönbunder Grün, würde mit Waffengewalt entschieden werden, wer künftig Baron zu Dohlenfelde sein sollte. Das Ort war ein Kompromiss. Das Gelände wies nur eine geringe Steigung auf. Fruchtbares Ackerland fand sich dort zwar auch, doch gedieh in erster Linie Gerste zum Vermalzen und guter Hopfen, dazu Hanf und Flachs – doch zumindest kein Weizen und auch nur wenige Acker Roggen. Einige Bauern würden unter den Folgen der Schlacht große Not zu leiden haben, der Bierpreis würde steigen – jedoch würde zumindest die Baronie insgesamt von einer Hungersnot infolge des Ringens der beiden Brüder verschont bleiben. Und darauf kam es an.<br>In Vorbereitung der Schlacht hatten die Geweihten der Peraine und Travia der Baronie und insbesondere auch die Therbûniten und Badilakaner aus der Herzogenstadt [[wikav:Twergenhausen|Twergenhausen]] damit begonnen, ein Feldlazarett zu errichten. Man erwartete dutzende, wenn nicht hunderte Verwundete. Es würden mehr als zweitausend Kämpfer aufeinander treffen, die womöglich größte Schlacht, die je auf Dohlenfelder Grund geschlagen wurde!<br>Bis zum Aufeinandertreffen der Heere sollte ein uneingeschränkter Waffenstillstand gelten. Um die aus [[wikav:Baronie Kaiserlich Weidleth|Weidleth]] und [[nor:BaronieLiepenstein|Liepenstein]] vorstoßenden Truppen Angronds von diesem und vom Schlachtort in Kenntnis zu setzen, wurden ortskundige Eilboten ausgesandt. Voltan gestattete, nachdem ihn Angrond darum gebeten hatte, den Durchzug des Heeres durch das Landedlengut Wichtenfels – der direktes Weg zur Walstatt.<br.>So setzten sich die Truppen schon bald wieder in Marsch. Angrond führte das Heer mit seinen engsten Vertrauten an, auch Voltan und Ardor von Schwarzfels waren hier zu finden. Ihnen folgten die Ritter mit ihren farbenfrohen Wappenschilden und Wimpeln, danach die übrige Reiterei, dann kamen die Fußkämpfer, am Ende folgten die Geschützmannschaften und der Tross. Schon bald zog sich das marschierende Heer über weit mehr als eine Meile in die Länge. Letztlich bestimmten jedoch die Langsamsten das Fortkommen, weshalb man sich im gemächlichen Tempo träger Ochsenfuhrwerke und dahintrottender Zwergensöldner bewegte – und die Reiter an der Spitze des Heeres waren immer wieder gezwungen, Halte einzulegen. <br>Es war an diesem Morgen des ersten Tages des [[wikav:Schwertfest|Schwertfestes]] des Jahres [[1033]] BF nicht ganz so heiß wie an den Tagen zuvor, am vergangenen Abend und nachts waren heftige Sommergewitter niedergegangen. Die Truppen zogen durch den Weiler [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=altengrund Altengrund] nicht weit von [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=dohlenhorst Burg Dohlenhorst] entfernt, die Bewohner grüßten Angrond freundlich, wenn auch nicht übermäßig. Von Jubel jedenfalls konnte keine Rede sein, war man sich hier der Stärke von Hagens Koscher Söldnerheer – das viele Monate unweit der Ortschaft gelagert hatte – wohl bewusst. Angronds Schwester [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=deryavonsturmfels Derya] ließ es sich aber nicht nehmen, die örtliche [[Rahja]]kapelle – in Altengrund gab es mehrere Winzer – aufzusuchen. Ritter Koromar, besorgt um die Sicherheit der Baronin zu Tommelsbeuge, begleitete seine Freundin auf Schritt und Tritt.<br>An steilen Wingerten entlang führte der Aufstieg nach Wichtenfels, das etwa 150 Schritt über der Altenau lag. Dass der nicht unbeschwerliche Weg am angenehmen Morgen erfolgte, und nicht in der Mittagshitze, kam den schwer Gerüsteten sehr entgegen. Das Landedlengut lag pittoresk, Praios und Peraine gleichermaßen zugewandt, in einem weiten Talkessel, in dem sich der fruchtbarste Ackergrund ganz Dohlenfeldes befand. Verständlicherweise war der Landedle, ein Vetter der streitenden Brüder, bemüht, den Krieg von diesem Fleckchen Dere fernzuhalten.<br>Als der Praiosschild seinen höchsten Stand erreichte, war die Erfrischung, die die nächtlichen Gewitter gebracht hatten, so gut wie verflogen. Doch zum Glück für Ross und Reiter zog das Heer nun durch den Caleener Forst. Die dicht stehenden Bäume spendeten auf dem Waldweg wohligen Schatten, so dass Mensch und Tier nicht allzu sehr unter der fast unerträglichen Mittagshitze litten. Hier im Wald, am fröhlich dahinplätschernden Arborin, wurde daher auch die Mittagsrast befohlen. Mit der Überquerung der Arborinbrücke, die die Grenze zwischen Wichtenfels und dem Junkergut [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=erzweiler Erzweiler] markierte, wurde der Schutz des Caleener Forsts verlassen, und unbarmherzig brannte Praios auf das Heer nieder. Es war nicht nur ein Kämpfer in schwerer Rüstung, der vom Hitzschlag niedergestreckt wurde – Dank der unmittelbaren Nähe des Arborin und Darlin stand jedoch stets kühlendes Nass bereit, um die schlimmsten Folgen abzuwenden.<br>Man befand sich nun im Rittergut [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=maringen Maringen], das im Junkergut Erzweiler lag, das, soviel bekannt war, ebenso treu wie geschlossen hinter Hagen von Salmingen-Sturmfels stand. Die für ihren Eigensinn bekannten Erzweilerer wurden von Hagen in Dohlenfelde in jeder Hinsicht gegenüber den „echten“ Dohlenfeldern begünstigt. Besondere Brisanz erlangte dies dadurch, dass das Junkergut das Stammlehen des mittleren Hauses Sturmfels war – und Hagen sich somit als wahrer Erbe, wenn nicht seines Vaters, dann jedoch zumindest seines Hauses präsentierte. So oder so stand die Erzweilerer Landwehr, darunter viele geübte Armbrustschützen, in Hagens Reihen – und würde gegen Angronds Truppen kämpfen. Doch der Weg führte durch keinen Ort und keinen Weiler, nur wenige Gehöfte lagen in Rufweite, und auf diesen ließ sich keine Menschenseele blicken. Ob aufgrund der unerträglichen Hitze oder aus Abneigung gegenüber Angrond, dies musste offen bleiben.<br>
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„Peraine zum Gruße, Vetter!“, grüßte Angrond den Landedlen Voltan, sichtlich überrascht über gleichermaßen dessen Erscheinen wie dessen Kleidung. Auch die übrigen Anwesenden, besonders diejenigen, die Voltan zu kennen glaubten, waren irritiert, den Turniermarschall des Herzogs in den Farben der Therbûniten zu sehen. Aber zumindest wusste man nach Voltans knappem Bericht nun, was Sache war: Hagen belagerte die Burg Schwarzfels, die vor nun bereits mehr als eineinhalb Monden vom Edlen zu Schratzelroth erobert worden war – und Voltan hatte durch rondragefällige Zweikämpfen dafür gesorgt, dass weder Ardor von Schwarzfels noch die Ritterin von Freyen an der Entscheidungsschlacht um die Baronie teilnehmen würde. Damit würden keine Landwehrkämpfer aus Wichtenfels, Wolkenfold und dem Rittergut Freyen – und womöglich der ganzen Altenau – mitkämpfen.<br>
 
Voltan berichtete Angrond und den übrigen Adligen zudem, dass er am vergangenen Abend mit Hagen von Salmingen-Sturmfels, dessen Koscher Heerführerin Baronin Alvide, dessen Schwager Baron Roklan von Leihenhof, dem herzoglichen Allwasservogt Gorfang Reto vom Großen Fluss und von Brüllenfels sowie dem von beiden Seiten respektierten Rondrageweihten Throndwerth von Zweibruckenburg gesprochen hatte, um ein akzeptables Schlachtfeld zu finden. Dazu gesellte sich Ardare von Sturmfels, Heroldin Angronds, die kurz zuvor erst bei Hagens Heer vor der Burg Schwarzfels eingetroffen war. Vielerlei war dabei zu bedenken. Erstens musste ein Schlachtfeld dem ritterlich-rondrianischen Kampfe – besonders dem Streit hoch zu Ross – angemessene Entfaltungsmöglichkeiten biete, zweitens durfte es keine Partei über Gebühr begünstigen, drittens war auch an das gemeine Volk zu denken. Denn im Rondramond waren die meisten Feldfrüchte noch nicht geerntet, so dass die Verheerungen durch eine Feldschlacht leicht zu einer Hungersnot in der ganzen Baronie führen konnten.<br>
 
So hatten die Adligen und der Rondrageweihte, über eine Karte der Baronie gebeugt, die Vorzüge und Nachteile mehrerer möglicher Schlachtorte besprochen. Mit Voltan waren mehrere Hochgeweihte der Peraine und Travia sowie der Äbtissin der Twergenhäuser Badilakanerabtei und die Spitalschwester des dortigen Siechenhauses der Therbûniten in Hagens Heerlager gereist. Die Adligen und Geweihten berieten mehr als eine Stunde. Alles Hügelland und ebenso alles Land, auf dem in erster Linie gutes Brotgetreide wuchs, wurden von vornherein ausgeschlossen. Dies machte die Wahl des Schlachtfeldes nicht leicht, waren doch im Vorland des Eisenwaldes fast alle geeigneten Flächen entweder bewaldet oder Ackerland. Hagen ließ sich sogar zum Scherz hinreißen, ob es nicht klüger wäre, die Entscheidungsschlacht auf den Silkwiesen vor den Toren Gareths auszutragen. Schließlich einigte man sich aber auf eine Walstatt am rechten Darlinufer, südlich des Marktortes Dohlenfelde. Dort, auf dem Schönbunder Grün, würde mit Waffengewalt entschieden werden, wer künftig Baron zu Dohlenfelde sein sollte. Das Ort war ein Kompromiss. Das Gelände wies nur eine geringe Steigung auf. Fruchtbares Ackerland fand sich dort zwar auch, doch gedieh in erster Linie Gerste zum Vermalzen und guter Hopfen, dazu Hanf und Flachs – doch zumindest kein Weizen und auch nur wenige Acker Roggen. Einige Bauern würden unter den Folgen der Schlacht große Not zu leiden haben, der Bierpreis würde steigen – jedoch würde zumindest die Baronie insgesamt von einer Hungersnot infolge des Ringens der beiden Brüder verschont bleiben. Und darauf kam es an.<br>
 
In Vorbereitung der Schlacht hatten die Geweihten der Peraine und Travia der Baronie und insbesondere auch die Therbûniten und Badilakaner aus der Herzogenstadt Twergenhausen damit begonnen, ein Feldlazarett zu errichten. Man erwartete dutzende, wenn nicht hunderte Verwundete. Es würden mehr als zweitausend Kämpfer aufeinander treffen, die womöglich größte Schlacht, die je auf Dohlenfelder Grund geschlagen wurde!<br>
 
Bis zum Aufeinandertreffen der Heere sollte ein uneingeschränkter Waffenstillstand gelten. Um die aus Weidleth und Liepenstein vorstoßenden Truppen Angronds von diesem und vom Schlachtort in Kenntnis zu setzen, wurden ortskundige Eilboten ausgesandt. Voltan gestattete, nachdem ihn Angrond darum gebeten hatte, den Durchzug des Heeres durch das Landedlengut Wichtenfels – der direktes Weg zur Walstatt. So setzten sich die Truppen schon bald wieder in Marsch. Angrond führte das Heer mit seinen engsten Vertrauten an, auch Voltan und Ardor von Schwarzfels waren hier zu finden. Ihnen folgten die Ritter mit ihren farbenfrohen Wappenschilden und Wimpeln, danach die übrige Reiterei, dann kamen die Fußkämpfer, am Ende folgten die Geschützmannschaften und der Tross. Schon bald zog sich das marschierende Heer über weit mehr als eine Meile in die Länge. Letztlich bestimmten jedoch die Langsamsten das Fortkommen, weshalb man sich im gemächlichen Tempo träger Ochsenfuhrwerke und dahintrottender Zwergensöldner bewegte – und die Reiter an der Spitze des Heeres waren immer wieder gezwungen, Halte einzulegen. <br>
 
Es war an diesem Morgen des ersten Tages des Schwertfestes des Jahres 1033 BF nicht ganz so heiß wie an den Tagen zuvor, am vergangenen Abend und nachts waren heftige Sommergewitter niedergegangen. Die Truppen zogen durch den Weiler Altengrund nicht weit von Burg Dohlenhorst entfernt, die Bewohner grüßten Angrond freundlich, wenn auch nicht übermäßig. Von Jubel jedenfalls konnte keine Rede sein, war man sich hier der Stärke von Hagens Koscher Söldnerheer – das viele Monate unweit der Ortschaft gelagert hatte – wohl bewusst. Angronds Schwester Derya ließ es sich aber nicht nehmen, die örtliche Rahjakapelle – in Altengrund gab es mehrere Winzer – aufzusuchen. Ritter Koromar, besorgt um die Sicherheit der Baronin zu Tommelsbeuge, begleitete seine Freundin auf Schritt und Tritt.<br>
 
An steilen Wingerten entlang führte der Aufstieg nach Wichtenfels, das etwa 150 Schritt über der Altenau lag. Dass der nicht unbeschwerliche Weg am angenehmen Morgen erfolgte, und nicht in der Mittagshitze, kam den schwer Gerüsteten sehr entgegen. Das Landedlengut lag pittoresk, Praios und Peraine gleichermaßen zugewandt, in einem weiten Talkessel, in dem sich der fruchtbarste Ackergrund ganz Dohlenfeldes befand. Verständlicherweise war der Landedle, ein Vetter der streitenden Brüder, bemüht, den Krieg von diesem Fleckchen Dere fernzuhalten. <br>
 
Als der Praiosschild seinen höchsten Stand erreichte, war die Erfrischung, die die nächtlichen Gewitter gebracht hatten, so gut wie verflogen. Doch zum Glück für Ross und Reiter zog das Heer nun durch den Caleener Forst. Die dicht stehenden Bäume spendeten auf dem Waldweg wohligen Schatten, so dass Mensch und Tier nicht allzu sehr unter der fast unerträglichen Mittagshitze litten. Hier im Wald, am fröhlich dahinplätschernden Arborin, wurde daher auch die Mittagsrast befohlen. Mit der Überquerung der Arborinbrücke, die die Grenze zwischen Wichtenfels und dem Junkergut Erzweiler markierte, wurde der Schutz des Caleener Forsts verlassen, und unbarmherzig brannte Praios auf das Heer nieder. Es war nicht nur ein Kämpfer in schwerer Rüstung, der vom Hitzschlag niedergestreckt wurde – Dank der unmittelbaren Nähe des Arborin und Darlin stand jedoch stets kühlendes Nass bereit, um die schlimmsten Folgen abzuwenden.<br>
 
Man befand sich nun im Rittergut Maringen, das im Junkergut Erzweiler lag, das, soviel bekannt war, ebenso treu wie geschlossen hinter Hagen von Salmingen-Sturmfels stand. Die für ihren Eigensinn bekannten Erzweilerer wurden von Hagen in Dohlenfelde in jeder Hinsicht gegenüber den „echten“ Dohlenfeldern begünstigt. Besondere Brisanz erlangte dies dadurch, dass das Junkergut das Stammlehen des mittleren Hauses Sturmfels war – und Hagen sich somit als wahrer Erbe wenn nicht seines Vaters, dann jedoch zumindest seines Hauses präsentierte. So oder so stand die Erzweilerer Landwehr, darunter viele geübte Armbrustschützen, in Hagens Reihen – und würde gegen Angronds Truppen kämpfen. Doch der Weg führte durch keinen Ort und keinen Weiler, nur wenige Gehöfte lagen in Rufweite, und auf diesen ließ sich keine Menschenseele blicken. Ob aufgrund der unerträglichen Hitze oder aus Abneigung gegenüber Angrond, dies musste offen bleiben.<br>
 
 
Mit der Überquerung der Hopfenbrücke, die das 40 Schritt breite Bett des Darlin auf zwei massiven Pfeilern ruhend überspannte, das im Sommer nur zur Hälfte gefüllt war, betraten Angrond und seine Verbündeten die „Dohlenfelde“, das historische Kernland der Baronie Dohlenfelde. Beeindruckend öffnete sich das fast vollständig gerodete Darlintal vor den Streitern, und dahinter, nur gut 10 Meilen weiter im Süden, stieg der Eisenwalds schroff in den Himmel. Man sah die wolkenverhangenen Gipfel, die ausgedehnten Massive aus glitzerndem Granit und die uralten Basaltstöcke türmten sich teils einige hundert Schritt senkrecht auf, man konnte gar Gletscher erahnen. Zur Linken konnte man den Mythenumwobenen Darlinstein sehen, eine urtümliche Felsformation am Zusammenfluss von Darlin und Arborin. Dort waren die Barone Dohlenfeldes bis zur Priesterkaiserzeit vom Landadel der Baronie mit der Darlinkrone gekrönt worden, seither war der Krönungsort jedoch der Praiostempel im Markt Dohlenfelde.
 
Mit der Überquerung der Hopfenbrücke, die das 40 Schritt breite Bett des Darlin auf zwei massiven Pfeilern ruhend überspannte, das im Sommer nur zur Hälfte gefüllt war, betraten Angrond und seine Verbündeten die „Dohlenfelde“, das historische Kernland der Baronie Dohlenfelde. Beeindruckend öffnete sich das fast vollständig gerodete Darlintal vor den Streitern, und dahinter, nur gut 10 Meilen weiter im Süden, stieg der Eisenwalds schroff in den Himmel. Man sah die wolkenverhangenen Gipfel, die ausgedehnten Massive aus glitzerndem Granit und die uralten Basaltstöcke türmten sich teils einige hundert Schritt senkrecht auf, man konnte gar Gletscher erahnen. Zur Linken konnte man den Mythenumwobenen Darlinstein sehen, eine urtümliche Felsformation am Zusammenfluss von Darlin und Arborin. Dort waren die Barone Dohlenfeldes bis zur Priesterkaiserzeit vom Landadel der Baronie mit der Darlinkrone gekrönt worden, seither war der Krönungsort jedoch der Praiostempel im Markt Dohlenfelde.
 
Angrond von Sturmfels war überrascht, als er von einer Schar von etwa vier Dutzend Dohlenfelder Landwehrkämpfern, angeführt vom Ritter Markward von und zu Darlinstein und dessen Tochter Sigberta begrüßt wurde. Zwei Ritter, zwei Waffenknechte und weitere Armbruster und Nahkämpfer in Kompaniestärke waren für Isenhager Maßstäbe eine beachtenswerte Streitmacht – anbetracht des gigantischen Heeres, das Angrond und seine Verbündeten aufgeboten hatte, war es aber nicht mehr als ein verschwindendes Häuflein. Ritter Markward, der von Baron Angrond in Acht gestellt worden war, weil er Hagen den Treueeid geleistet hatte, hatte offensichtlich erneut die Seiten gewechselt. Der aus dem ältesten Adelshaus der Baronie – seit bosparanischen Zeiten aktenkundig – stammende Landadlige sprach: „Rondra zum Gruße, Euer Hochgeboren Angrond, ich grüße Euch am Heiligen Schwertfest in Eurer Heimat! Ich unterwerfe mich Eurer Gnade als Baron zu Dohlenfelde. Meine Tochter und ich und die Dohlenfelder Landwehr bieten Euch Schwert und Schild an, um für Eure Sache zu streiten.“ Der Baron in Vollplatte betrachtete den acht Jahre älteren Ritter in seiner Blankpolierten Rüstung, der ihm sein Schwert – Knauf vorweg – entgegenreckte. „Rondra zum Gruße, Hoher Herr. Gürtet Euer Schwert und reiht Euch ein. Ich heiße Euch in diesem Heer willkommen. Praios sei mein Zeuge, Eure Acht sei aufgehoben.“ Die Zeit der Gnade war angebrochen, Angrond war nicht nachtragend. Aber ihm war nicht ganz wohl dabei, nun dohlenfeldsche Landwehrkämpfer in seinen Reihen zu haben. Nicht, dass er an deren Loyalität zweifeln würde – aber nun würden in der Entscheidungsschlacht Dohlenfelder gegen Erzweilerer streiten, zum ersten Mal seit vielen Generationen! Ganz abgesehen davon, dass Wolkenfolder und Wichtenfelser Landwehrleute im Grün der Therbûniten im Lazarett Dienst tun würden...<br>
 
Angrond von Sturmfels war überrascht, als er von einer Schar von etwa vier Dutzend Dohlenfelder Landwehrkämpfern, angeführt vom Ritter Markward von und zu Darlinstein und dessen Tochter Sigberta begrüßt wurde. Zwei Ritter, zwei Waffenknechte und weitere Armbruster und Nahkämpfer in Kompaniestärke waren für Isenhager Maßstäbe eine beachtenswerte Streitmacht – anbetracht des gigantischen Heeres, das Angrond und seine Verbündeten aufgeboten hatte, war es aber nicht mehr als ein verschwindendes Häuflein. Ritter Markward, der von Baron Angrond in Acht gestellt worden war, weil er Hagen den Treueeid geleistet hatte, hatte offensichtlich erneut die Seiten gewechselt. Der aus dem ältesten Adelshaus der Baronie – seit bosparanischen Zeiten aktenkundig – stammende Landadlige sprach: „Rondra zum Gruße, Euer Hochgeboren Angrond, ich grüße Euch am Heiligen Schwertfest in Eurer Heimat! Ich unterwerfe mich Eurer Gnade als Baron zu Dohlenfelde. Meine Tochter und ich und die Dohlenfelder Landwehr bieten Euch Schwert und Schild an, um für Eure Sache zu streiten.“ Der Baron in Vollplatte betrachtete den acht Jahre älteren Ritter in seiner Blankpolierten Rüstung, der ihm sein Schwert – Knauf vorweg – entgegenreckte. „Rondra zum Gruße, Hoher Herr. Gürtet Euer Schwert und reiht Euch ein. Ich heiße Euch in diesem Heer willkommen. Praios sei mein Zeuge, Eure Acht sei aufgehoben.“ Die Zeit der Gnade war angebrochen, Angrond war nicht nachtragend. Aber ihm war nicht ganz wohl dabei, nun dohlenfeldsche Landwehrkämpfer in seinen Reihen zu haben. Nicht, dass er an deren Loyalität zweifeln würde – aber nun würden in der Entscheidungsschlacht Dohlenfelder gegen Erzweilerer streiten, zum ersten Mal seit vielen Generationen! Ganz abgesehen davon, dass Wolkenfolder und Wichtenfelser Landwehrleute im Grün der Therbûniten im Lazarett Dienst tun würden...<br>

Version vom 14. Mai 2012, 10:49 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"