Der Dunkelwald

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Ausgabe Nummer 48 - Peraine 1031 BF



Von Fremden oft verwechselt werden die Begriffe Dunkelforst und Dunkelwald. Der erste Name bezeichnet die Baronie mit dem Hauptort Salmingen, der zweite jenen großen, dichten, urtümlichen Wald, der jeweils einen guten Teil der Baronien Dunkelforst, Moorbrück und Nadoret bedeckt. Und es ist eben kein Forst, kein nutzbarer, gehegter Baumbestand, sondern eine rechte Wildnis, über die man sich so manche schaurige Mär erzählt - und nicht wenige davon mögen stimmen.
Dass dort Waldschrate und gewiss auch Trolle hausen, verwundert keinen; doch auch andere merkwürdige Wesen wurden schon gesichtet, so etwa Moos- und Wurzelbolde, die aber allem Anschein nach recht harmlos sind. Doch auch Höhlenspinnen von enormer Größe und ähnliche Monstren sollen sich in Schlupfen und Winkeln verbergen.
Die Leute der Umgegend wagen sich meist nur in die lichten Randgebiete des Waldes vor, wo man Pilze, Beeren und gutes Klaubholz findet. Nur wenige leben tatsächlich vom Holzschlag und der Köhlerei. Bei diesen handelt es sich dann meist um eigenbrötlerische und verschrobene Gesellen wie den altweisen Köhler Bork, der hin und wieder mit seinen Kohlesäcken in Nerbusch auftaucht, die Leute mit seinen wilden Mären von allerlei unheimlichen Dingen in Angst und Schrecken versetzt und dann wieder für Wochen im Dunkelwald verschwindet.
Von den Abenteurern, die zuweilen ins Herz des Waldes vordringen, sind indessen etliche auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Karolus Linneger