Heerzug gegen Haffax - Heimkehr nach Rohalssteg
Rohalssteg, Anfang Rondra 1040
Der Gewaltmarsch der letzten Wochen hatte ein Ende. Der Trauerzug der tapferen Rohalssteger hatte sein Ziel erreicht. Eben war der Zug, geführt vom Vogt der Baronie und den Reitern mit den vom Krieg immer noch schmutzigen und verdreckten Standarten, dicht gefolgt von den
Kutschern, die den Leichnam des Barons mitführten und den Fußsoldaten, die aus der Baronie stammten und im Heer des Kosch mitkämpften, am Platz vor dem Rohalssteger Schloss angelangt, hier nahm der Zug nun Aufstellung. Der Leichnam, der von Boronis sorgsam präpariert und die Reise über betreut worden war, würde hier im Schloss aufgebahrt werden,
damit das Volk Abschied nehmen konnte. Die feierliche Beisetzung würde in drei Tagen, am 15. Rondra, stattfinden.
In der Zwischenzeit galt es, die Geschäfte der Baronie zu führen und den Salzmärker in seine Schranken zu weisen. Er erinnerte sich noch, wie der Bote des Fürsten ihn in seinem Zelt aufgesucht und ihm die Nachricht
überbracht hatte, dass ihm nach dem Tod des Barons die Aufgabe des Vogtes zufiel. Er hatte es als eine weitere Prüfung des gerechten Herrn Praios angesehen, selbstverständlich würde er sich dieser Aufgabe stellen und dem Willen der Götter nachkommen ohne Murren, denn so gehörte es sich für einen Eichsteiner.
Als Baduar die Nachricht aus der Heimat erhielt, das der Salzmärker anfing, in Abwesenheit des Barons das Ruder an sich zu reißen und allerlei Unfug in der Baronie anzettelte, hatte er alle Hebel in Bewegung gesetzt und weder sich noch die Seinen auf dem Rückweg geschont. Bis auf die Schwerstverwundeten waren sie alle aufgebrochen, um den Baron auf seiner letzten Reise zu begleiten und um zu ihren Familien zurückzukehren, die daheim in der Baronie auf sie warteten. Alle waren sie erschöpft und ausgelaugt von der Reise und doch froh, wieder daheim zu sein. Auch Baduar war erleichtert, als der Zug vorgestern wieder die heimischen Lande erreichte. Gestern hatte er allen einen Tag Ruhe verordnet, bevor sie heute die letzten Aufgaben ihrer Reise – den Aufmarsch in Rohalssteg und die Verabschiedung der Landwehr – in Angriff nehmen würden.
Der Heerzug hatte auch in Rohalssteg Opfer gefordert, durch die vorausschauende und kluge Planung konnten die Verluste im Kosch insgesamt den Göttern sei Dank jedoch gering gehalten werden. Und doch waren viele auf den Schlachtfeldern im Osten geblieben, auch aus Rohalssteg waren Kämpfer verwundet oder getötet worden und bei der
Andacht auf dem Marktplatz wurde vor allem der Baron, aber auch alle anderen Kämpfer gewürdigt, die ihr Leben auf dem Feld gelassen hatten.
Eben hatte die Schützenkapelle der Baronie einen Trauermarsch gespielt, nun kehrte Stille ein. Die aufmarschierten Kämpfer waren angetreten und warteten ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger, die sich aus der Baronie hier versammelt hatten, auf die Geweihten, die hervortraten, um einige Worte zu den Anwesenden zu sprechen. Zu Ehren des Barons, der Zeit seines Lebens sehr ingerimmgläubig war, wurde die Trauerrede vom Geweihten des hiesigen Ingerimmtempels gehalten, der vom Leben und Wirken des Conrad Salfridjes berichtete. Ein Boroni spendete anschließend gemeinsam mit dem Ingerimmgeweihten den Segen des Herrn des Todes für den Baron und alle verstorbenen Kämpfer.
Dann trat Baduar vor, um die Kämpfer aus dem Heerbann zu verabschieden. "Kämpferinnen und Kämpfer der Baronie Rohalssteg! In der Götter Namen, es ist vollbracht. Mit dem Segen der Zwölfe haben wir im Osten gesiegt und das Licht der Zwölfe zurückgebracht! Ihr alle habt tapfer gekämpft und eben haben wir der Toten gedacht, die ihr Leben geopfert haben in diesem Heerzug wider die dunklen Heere. Doch nun erinnert euch daran, für was wir gekämpft haben: Für das Leben unter dem Schutz der Zwölfe! Und daher sage ich euch nun: Gehet heim zu euren Familien und Liebsten, streift den Rock des Kämpfers ab und lebt wieder! Und dieses Leben wollen wir feiern, darum lade ich euch ein, mit mir der Toten und aller Helden zu gedenken und unseren Sieg zu feiern hier auf dem Marktplatz, nachdem wir den Herrn Baron beigesetzt haben am 15. Rondra. Ihr habt es redlich verdient!"
Seine bewusst kurze Ansprache, mit der er die Getreuen aus dem Heerbann entließ, vor allem aber die Einladung zum gemeinsamen Fest wurden mit Applaus und Jubel aufgenommen und sorgten trotz aller Trauer für angeregte Gespräche und freudige Gesichter. Sie alle hatten viel erlebt in den letzten Wochen, gekämpft und gelitten. Doch nun waren sie zurück, zurück im Leben, das um sie herum blühte. Das Fest, zu dem der neue Vogt die tapferen Untertanen eingeladen hatte, war ein Anlass zur Freude und ein Lichtblick nach all den Strapazen der letzten Wochen. Sie, die Überlebenden, würden ihren Sieg und das Leben feiern und ihrer Toten gedenken, sie in ihren Geschichten und Anekdoten unsterblich werden lassen.