Veränderungen - Ein väterlicher Entschluss
Teil der Briefspielgeschichte Veränderungen
Gäste aus fernen Landen | Der Rosenritt I |
Gegeben von eigener Hand am 7. Tag des Perainemondes im Jahre 36 nach Hal
Riobhan Beregis von Leihenhof
Baron zum Galebquell
Zu senden an
Seine Hochgeboren
Graphiel Blauendorn von Lacara
Baron von Metenar
Die Götter zum Gruße, hochgeborener Bruder, Praios voran!
Mit großem Dank berichte ich Euch, dass die Hilfskräfte aus Euren Landen Metenar wohlbehalten meine Baronie erreicht haben. Auch Eure Schwester Jileia, welche den Trupp begleitete, erreichte Galebquell und erwies sich als fähige und gebildete Ratgeberin, die mich eben mit Rat und Tat unterstützte.
Ich freute mich umso mehr über ihre Anwesenheit, als dass sie durch ihr herzliches Wesen meinem Sohn Roklan einige sorgenfreie Tage bereiten konnte. Immer noch lastet auf der Seele meines Sohnes der Alpdruck, hervorgerufen durch die schändlichen Taten des Lechdan von Gareth.
Doch er erbot sich, die Dame Jileia zu begleiten, ihr seinerseits mit Rat und Tat in den Tagen, da sie in Galebquell weilte, zur Seite zu stehen und ihr auch die Burg und die Stadt zu präsentieren. Hochgeborener Baron Graphiel von Metenar, vor den Göttern und vor Praios allsehendem Auge, bitte ich Euch nun geradeheraus um die Hand Eurer Schwester für meinen Sohn Roklan, welcher dereinst als Baron über Galebquell herrschen wird.
Nicht nur die Verbindung zwischen der Dame Jileia und meinem Sohn Roklan erscheint mir fruchtbar und klug. Auch die Verbindung unserer Häuser ist gerade in diesen Tagen, da das Fürstentum Kosch und das Herzogtum Nordmarken enger zusammenstehen als jemals zuvor von besonderer Bedeutung.
Lasst uns Pässe schlagen über die Koschberge und die Häuser Blauendorn von Metenar und Leihenhof von Galebquell in diesen Tagen diese Einigkeit beweisen. Lasst Eure liebreizende und kluge Schwester dereinst als Baronin von Galebquell meinem Sohn Roklan eine treue Stütze und Ratgeberin sein – vor Travia, der Beschützerin der Familie, und Praios, dem Götterfürsten.
In ehrlicher Verbundenheit,
Riobhan von Leihenhof
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Der Baron beschloss, von seinem Vorhaben noch niemanden, denn seiner Gemahlin zu erzählen. Roklan sollte sich keine Hoffnungen machen auf eine eheliche Verbindung, bevor nicht Graphiel von Metenar als Familienoberhaupt seine Zustimmung gegeben hatte. So bat er seine Gattin zu sich um mit ihr diesen Schritt zu besprechen.
Aelfhea Amadis war eine alternde Baronesse von Orgils Heim. Sie war die Schwester des amtierenden Barons von Orgils Heim und sicherte damit die guten Verbindungen von Galebquell zu seinem direkten westlichen Nachbarn – so wie Riobhans Mutter als Tante des Barons von Schwertleihe die Verbindung gen Norden sicherte.
Aelfhea nun saß ihrem Gemahl gegenüber und dachte über die mögliche Verbindung nach. Sie selbst war keine wirkliche Schönheit, dafür war ihr Gesicht zu unauffällig, ihr Körper zu kräftig. Doch sie besaß eine wunderschöne Stimme wie Alveraniarsgesang und einen scharfen Verstand. Sie spielte mit ihren dunklen Locken, während sie nachdachte. Das tat sie immer, es schien ihre Konzentration zu stärken. Dann endlich antwortete sie und zart wie ein Frühlingswind war ihre melodische Stimme.
„Die Verbindung ist gut gewählt. Die Nordmärker legen kaum Wert zu einer Verbindung in das Haus Leihenhof und damit zur Baronie Galebquell. Roklan ist ein tüchtiger Junge, doch scheint sich niemand an ihm die Finger verbrennen zu wollen. Die Baronin von Wolfsstein hatte nicht einmal in Erwägung gezogen, ihre Tochter an einen Erbbaronet verheiraten zu wollen – und jetzt erschien es Riobhan als ein Segen, dass nicht Odelia von Wolfsstein an der Seite seines Sohnes stehen würde. Und eine Ehe mit der Edlentochter aus Eisenhuett ist unter seinem Stand und würde uns auch in keinster Weise Vorteile bringen.“
Riobhan dachte unwillkürlich an den Edlen von Schrazelroth, welcher – so sprachen die Gerüchte – für seine Schwester einen wohlhabenden Bräutigam suchte. Er war schwer einzuschätzen und seine politische Bedeutung war auch bislang noch marginal. Überdies war Schrazelroth deutlich weiter von Galebquell entfernt als das koscher Metenar. Darüber hinaus – und das durfte nicht vergessen werden – musste Riobhan an der Legitimation seines Sohnes arbeiten. Die Heirat mit der Schwester des praiosgefälligen Bannstrahlers Graphiel von Metenar, zudem – wie schon der gemeinsame Vater von ihm und Jileia – ein Reichskammerrichter, der womöglich Verbindungen in die höheren Kreise der Reichsverwaltung besitzt und erfreulich viel Zeit in herzoglicher Umgebung zu Elenvina verbringt, würde Roklan gerade in den praiosgefälligen Nordmarken eine deutlich bessere Position bescheren.
Die Verbindung zu Graphiel musste gepflegt werden. Und so entschied er sich für diese Verbindung, die sicherlich auch sein Sohn mehr als nur liebend gerne tragen würde, und gegen alle anderen Möglichkeiten. Riobhan schenkte seiner Gattin erst ein Lächeln, dann einen innigen Kuss.
„Aelfhea, ich danke dir für deinen Rat.“
Und so verließ der Bote die Galebburg schon am nächsten Morgen in Richtung Elenvina. Sieben fast quälend lange Wochen zogen ins Land, bis ein Bote die Antwort aus der Herzogenstadt brachte.
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Gegeben in der heiligen Wehrhalle zu Elenvina am 12. Tag des Ingerimm-Mondes 1029 nach dem Fall Bosparans von Graphiel Blauendorn-Lacara, Baron von Metenar
Seiner Hochgeboren
Riobhan Beregis von Leihenhof
Baron zum Galebquell
Die Götter zum Gruße, werter Bruder, PRAios voran!
Die Wege der Zwölfe sind unergründlich und wunderbar. Was als Saat der Buße vor dem Götterfürsten begann scheint nun auch unerwartete Früchte TRAvias zu ernten. Verzeiht meine späte Antwort, doch wollte ich dies nicht ohne Korrespondenz mit unserer Großmutter Vasalia, die zu Metenar weilt, abschließend entscheiden.
Mit Genugtuung kann ich nun verkünden, dass wir übereinstimmend über euren Antrag sehr erfreut sind und diesem aus Sicht des Hauses Blauendorn sehr gerne zustimmen werden. Das Haus Blauendorn ist ein Zweig derer von Blaublüten, welche ihre Wurzeln im Albenhus’schen haben – womit sich mit einer Verbindung mit Eurem ehrenwerten Hause gleichsam ein Kreis schlösse.
Jedoch gilt es zu bedenken, dass wir in dieser Frage nicht das letzte Wort haben. Wie ihr wisst dient Unsere jüngste Schwester als Hofjungfer von Erbprinzessin Nadyana am Fürstenhofe. Demnach geziemt es sich, diesen Antrag abschließend dem Fürsten selbst zu stellen, mit der Bitte Jileia aus diesem Dienste zu entlassen. Da sowohl Seine Durchlaucht, als auch Jileia auf Burg Fürstenhort weilen, schlage ich darob vor, dass Euer Sohn selbst einen Rosenritt im Namen
TRAvias zur Fürstenburg unternimmt um diese Frage zu klären und um ihre Hand zu bitten. Unseren Segen soll die Verbindung haben.
Wir wünschen Euch und Eurem Sohne, dass ihm das Glück beschieden sei, von diesem Ritte bereits in Begleitung Unserer Schwester zurückzukehren ... wenn dem jedoch nicht so sei, weil Fürst Blasius oder Unsere Schwester selbst über den Antrag abschlägig entscheiden, bitte ich Euch schon jetzt darum, dass dies die Beziehung unserer Häuser nicht belasten möge.
Gezeichnet
Graphiel von Metenar