Veränderungen - In Galebbogen
Roklan beobachtete die Bürger und betrachtete die Bäckerstochter Elfi Süßkind dabei, wie sie dem Stellmacher Radebrecht einen Laib Brot verkaufte. Die junge Frau errötete, als sie den Blick des jungen Baronets auf sich spürte, und Roklan wurde wieder einmal bewusst, dass er keinen anderen Menschen an seiner Seite hatte.
Ein kleiner Blick glitt zum Edlen von Lovast – auch der Ritter war unbeweibt, wie man so schön sagte. Doch schien es ihn nicht zu bekümmern. Nachdenklich und nunmehr schweigend ritt Roklan weiter über die engen Gassen Galebbogens hin zum Hainer Tor. Hlûthard bemerkte das Schweigen des jungen Baronets durchaus, doch schien er nicht darauf reagieren zu wollen. Rasch hatten sie das Tor erreicht und an der Wache vorbei verließen die beiden Ritter die Stadt und begaben sich in das Umland Galebbogens. Weit lag der blaue Himmel über ihnen, einer kleinen lockeren Herde gleich glitten weiße Wolken darüber hinweg und tauchten so die Erde unter ihnen in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, verursacht vom hellen Strahlen der Praiosscheibe.
Roklan atmete einmal tief durch und genoss die frische Luft, die direkt vor der Stadt wie reingewaschen
roch. Innerhalb der Stadtmauern war die Luft muffig und ewig hing der Geruch nach Menschen und ihren Ausdünstungen überall – aber hier draußen, selbst wenige Schritt nur hinter den Stadtmauern war die Luft rein und klar. Unvermittelt gab Hlûthard seinem Pferd die Sporen und sofort peste es los. Roklan war einen Moment überrascht und ließ Thadaria dann hinter dem Konnetabel her galoppieren. Lautes Lachen schall über das Land an der Galebra. Trotz aller Anstrengungen gelang es Thadaria nicht, den schnellen elenviner Vollblutwallach einzuholen.
Doch irgendwann fiel auch Hlûthards Ross in einen sanften Trab und schwer atmend – sowohl Pferd als auch Reiter – holten Roklan und Thadaria auf. Schon von weitem rief ihnen Hlûthard entgegen:
„Euer Wohlgeboren, habt Ihr es auch geschafft?“ und lachte dabei. Roklan grinste breit.
„Ho! Da war eine holde Maid, der musste ich doch ritterlich über die Straße helfen!“ lautet die Antwort des Baronets. Hlûthard lachte und brachte seinen Elenviner zum Stehen.
„Natürlich, natürlich. Da habt Ihr schon Recht. Aber hättet Ihr die Maid nicht gleich mitbringen können?“
Roklan errötete bei diesen Worten hauchzart. Hlûthard bemerkte es, schwieg jedoch. Nach einer kurzen Pause meinte Hlûthard:
„Lasst uns über den Köhlerpfad nach Eikenhorst reiten. Dort kann man wunderbar auf die Waid gehen.“
Roklan sah in die Richtung, in der sich der Pfad im Wald verlor. Nachdenklich wirkte der Baronet bei seiner Antwort:
„So weit? Nicht, dass sich mein Vater sorgt?“
Doch der Konnetabel schüttelte den Kopf.
„Seid unbesorgt. Seine Hochgeboren weiß Bescheid. Wir werden in Eikenhorst auch gleich dem Zinsherren einen Besuch abstatten. Somit hat Euer Besuch auch etwas Nützliches.“
Er grinste schelmisch und seine blauen Augen funkelten dabei voller Schalk. Roklan konnte nicht anders und fiel in diesen Spaß mit ein. Kurz danach brachen sie auf.