Dohlenfelder Thronfolgestreit - Sephiran von Püscheln

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
1033 BF
Sephiran von Püscheln
Indomabilis


Kapitel 81

Eine Falle
Autor: Reichskammerrichter, Geron, weitere


Nordmarken, 1033

Sephiran von Püscheln blickte konzentriert auf die vor ihm liegende Szenerie. Auch ihm kamen die Wolken entgegen, wurde er doch nicht geblendet.
Gerade ritt Angrond von Sturmfels mit einigem Gefolge in den Markt Dohlenfelde ein. Das Volk jubelte ihm wie schon am Vortag zu, denn es war der Morgen der lang erwarteten Entscheidungsschlacht am höchsten Feiertag der Rondra, und die Wendehälse im Hauptort der Baronie standen ohne Zweifel auf Angronds Seite.
Angrond selbst ritt an der Spitze einer kleinen Reitergruppe, die dem eindrucksvollen Heer ein wenig vorausgeeilt war. Genau so hatte es Sephiran erwartet und erhofft, sein Ziel befand sich auf dem Präsentierteller.
Baron zu Dohlenfelde nannte Angrond sich, aber das interessierte Sephiran eigentlich nicht. Aber sollte er ruhig noch einmal den Jubel seiner Untertanen genießen! Ihm war nur wichtig, dass der Vogt den Tod dieses Mannes wünschte. Sephiran war erst seit kurzem in den Nordmarken. Und anstatt aufzubrechen und Angrond zu suchen, hatte er schlichtweg gewartet, bis dieser mit seinem Heer nach Dohlenfelde marschieren würde. Und das war er! Sephiran konnte sich eine gewisse Anerkennung über Angronds Heer nicht verkneifen, aber persönliche Gefühle spielten hier ohnehin keine Rolle.
Aufmerksam musterte Sephiran die Reiter, die in unmittelbarer Nähe zu Angrond ritten. Zwei Reiter waren wohl Angronds Bruder Rondred und seine Tante Ardare. Sicher war er sich nicht, aber es war zu vermuten.
Dicht hinter Angrond ritten noch zwei ältere Ritter, die aus dem Haus Quakenbrück zu stammen schienen. Laut seinen Informationen waren sie die Hauptunterstützer Angronds, aber sie waren heute nicht das Ziel. Mehrere Dutzend Reiter folgten dem Zug, aber Sephiran machte sich nicht die Mühe diese einzuordnen. Viele weitere Wappen sah er dort, einige der edelsten Häuser der Nordmarken schienen sich hinter den Todgeweihten gestellt zu haben. Welch Torheit!
Ruhig führte Sephiran seine Armbrust an die Wange und zielte sorgfältig. Er ließ sich sehr viel Zeit, seine Waffe folgte Angrond. Der ungeschützte Kopf des Nordmärkers würde sein Ziel sein. Angrond schien recht sorglos, er war sich wohl des Sieges sicher.
Doch was war das? Ein älterer Ritter, dessen diagonal schwarz-silber geteiltes Wappen Sephiran irgendwo in Albernia einordnete, setzte sich unvermittelt aus der größeren Gruppe Reiter ab, die den Sturmfelsern und Quakenbrückern folgte. Schien dieser alte Mann etwas zu ahnen? Er schaute sich auffällig um, einmal sogar genau in Richtung von Sephirans Versteck. Plötzlich wanderte die Hand des Alberniers an seinen Schwertknauf, blitzartig zog er seine Klinge. Angrond drehte sich in die Richtung des Ritters um, wandte Sephiran das Profil zu.
Der Koscher konnte nicht länger warten, er zielte in aller Eile neu und drückte den Hebel nach oben. Er blickte dem Bolzen nach, der in gerader Linie auf Angrond zuflog. Der Schuss saß, der Bolzen bohrte sich tief in Angronds Unterleib. Ein wenig zu tief, konstatierte Sephiran, doch im selben Moment schlugen zwei weitere Bolzen in Angrond ein und der Nordmärker stürzte von seinem Ross, das sich hoch aufbäumte.
Menschen begannen in Panik zu schreien, doch bevor irgendjemand reagieren konnte, prasselte die zweite Salve Bolzen auf die Gruppe Reiter nieder. Sephiran hatte seine Leute angewiesen abzuwarten, wie die ersten Schüsse auf Angrond saßen, und sich dann selbständig Ziele zu suchen. Der Sturmfelser war sicherlich schon bei Boron.
Zufrieden beobachtete Sephiran, wie endlich auch der ältere albernische Ritter von einem Bolzen sauber durchschlagen wurde, sein Schwert fiel in den Staub, als er reglos aus dem Sattel stürzte. Die Frau, die Sephiran als Ardare von Sturmfels identifiziert hatte, wurde von zwei Pfeilen getroffen und sackte tot in sich zusammen, blieb aber auf ihrem sich aufbäumenden Ross.
Während eine Handvoll Bogenschützen den Beschuss der Reiter aufrecht hielt, gingen Sephiran und die Armbruster aus seiner Gruppe zum nächsten Teil des Planes über. Flammen schlugen aus einem elegant geschmückten Bauernhaus heraus, ein über und über mit trockenem Heu beladener Karren ging binnen Augenblicken in lodernden Flammen auf. Sephiran selbst warf einen vorbereiteten Feuertopf mitten in die Reitergruppe. Das würde zwar keinen Schaden anrichten, aber für zusätzliche Verwirrung sorgen.
Aus einem anderen Bauernhaus wurden ein paar Hunde geworfen. Die armen Tiere wussten nicht so recht, wo sie waren, aber als sie bellend und um sich beißend durch die Gegend rannten und die Pferde scheu machten, vergrößerten sie das ohnehin schon niederhöllische Chaos noch einmal.
Zufrieden blickte Sephiran über den angerichteten Schaden. Um Angrond, der von drei Armbrustbolzen durchbohrt in seinem Blute lag, hatten sich Ritter versammelt, die versuchten, den Anführer des Heerzuges mit ihren Schilden und ihren Körpern vor weiterem Schaden zu schützen. Ein paar weitere Reiter lagen ebenfalls niedergestreckt auf dem Boden, darunter der alte Albernier, an dem fast alles gescheitert wäre. Zwei Streiter Angronds ritten auf eines der Häuser zu, aus dem sie beschossen worden waren, aber ein Feuertopf schlug vor ihren Pferden auf, und die Reittiere wurden zudem von Pfeilen getroffen.
Im Dorf war derweil helles Chaos ausgebrochen. Mehrere Häuser standen in Flammen, panisch rannten die Bewohner durcheinander.
Sephiran drehte sich um und begann den Rückzug. Seine Leute mussten verschwinden, bevor sich Angronds Truppen reorganisieren konnten. Die falschen Wappenröcke, die Sephiran und seine Mannen trugen, würden ihnen bei der Flucht nützlich sein und weitere Verwirrung stiften. Sein Auftrag war erledigt. Der Vogt würde – wieder einmal – zufrieden mit ihm sein. Dass gerade heute Schwertfest war, bekümmerte Sephiran keinen Augenblick. Er überließ solche Sentimentalitäten seinen Opfern.