Unter dem Schleier - Auf der Spur: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Januar 2020, 13:36 Uhr
Passweiser, 27. Travia 1043
Am späten Nachmittag erreichte Marbolieb Tempeltreu schließlich Passweiser. Ihr Weg führte sie jedoch nicht in das Dorf hinein, sondern zu dem kleinen Boronanger außerhalb. Sie machte ein Runde darüber und richtete anschließend ein stilles Gebet an ihren Herrn.
Gerade als sie sich in Richtung Dorf wenden wollte, um sich eine Unterkunft für die Nacht zu suchen, fiel ihr Blick auf einem Mann an einem Grab. Das Grab war ihr zuvor bereits aufgefallen. Es sah aus, wie alle Gräber, bis auf seine Größe. Es war klein, geradezu winzig. Es musste das eines Kindes, besser gesagt eines Säuglings, sein.
Marbolieb zögerte einen Moment, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und trat zu dem Fremden an das Grab. Weil es so winzig war, wurde es von einem ebenso winzigen Brononrad geschmückt, hatte dafür aber eine kleine, in den Boden eingelassene Steinplatte auf der zu lesen war:
Also ein... Verwandter?
„Der Rabe erhält, was des Rabens ist“, erhob die Novizin leise ihre Stimme um den Trauernden nicht zu erschrecken, „Auch wenn keiner je sagen können wird, warum er manche von uns früher erhält, als andere.“
Ernst nickte der Mann. Er trug ein Langschwert an seinem Gürtel, was ihn als Ritter auswies. „Er war so kränklich und schwach“, begann er voll Trauer zu berichten, „Am Abend zuvor schien er so kräftig und stark, so voller Leben, wir dachten, er hätte es geschafft und dann...“ Seine Stimme brach. „... am Morgen hatte Golgari ihn geholt.“
Mitfühlend nickte sie.
„Wird...“, er wandte seinen Blick auf die Novizin, „Wird der Schmerz denn nie aufhören?“
Langsam nickte sie: „Er wird nie aufhören, Hoher Herr. Nie. Er wird Euch bleiben, ein Leben lang. Doch er wird Euch weniger oft plagen.“
„Ja“, erwiderte er kehlig und blickte wieder auf das kleine Grab vor ihm, „Wie recht Ihr doch habt. So recht.“
Einen Moment schwiegen sie beide und starrten auf das Grab des Kindes.
„Sollen...“, hob nun Marbolieb da an, „Sollen wir vielleicht gemeinsam ein Gebet sprechen?“
„Ja“, der Ritter nickte, „Das wäre schön.“
Dann beteten sie gemeinsam, gedachten anschließend des toten Kindes noch einige Zeit schweigend an dessen Grab und verließen schließlich gemeinsam in aller Stille den Boronanger.
Außerhalb des Boronangers wartete bereits ein Mädchen mit zwei Pferden. Marbolieb hatte sie zuvor nicht gesehen. Hatte sie wirklich so viel Zeit in stiller Zwiesprache mit ihrem Herrn verbracht und dabei die Ankunft der beiden Reiter nicht einmal bemerkt?
„Meine Pagin“, stellte der Ritter vor, „Lynia von Libellensee.“
„Boron zum Gruße“, grüßte das schwarzhaarige Mädchen artig.
„Boron auch mit dir“, erwiderte die Novizin, „Ich bin Marbolieb Tempeltreu.“
„Miljan von Pul“, komplettierte der Ritter nun die Vorstellungsrunde, „Kommt Ihr vom... Etilia-Tempel, Schwester Marbolieb?“
Sie nickte.
„Und Ihr seid... zu Fuß unterwegs?“
Erneut nickte sie.
„Ihr werdet es heute nicht mehr zum Tempel zurück schaffen“, demonstrativ schaute er in die Richtung, in der der Tempel lag, „Der Fußweg ist zu weit. Falls Ihr noch keine Unterkunft habt, dann begleitet uns doch ins Hundseck.“
„Hm“, machte Marbolieb da, „Gerne, Hoher Herr. Ich bin nur etwas... hm... verblüfft. Viele wollen lieber keine Diener des Schweigsamen unter ihrem Dach wissen. Nicht einmal eine Novizin, wie ich eine bin.“
„Ach“, seufzte der Ritter schwer, „Der Tod wohnt schon lange im Hundseck. Seit dem Tod unseres Sohnes ist er zu meinem stetigen Begleiter geworden. Ich würde mich freuen, wenn ich jemand an meiner Seite wüsste, der mit ihm auch umzugehen weiß.“