Zwergwerdung - Anhörung

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Texte der Hauptreihe:
30. Fir 1044 BF
Anhörung
Anhörung


Kapitel 3

Anhörung
Autor: Korkron

Große Halle im „Neuen Angroschtempel“ in Xorlosch, 1044

Trotz seiner großen Ergriffenheit, die er stets in den Tempeln Xorloschs fühlte, wackelte Xuronim unruhig auf der kleinen Bank, fingerte an den runenverzierten Perlen in seinem Bart herum und zählte sie wieder und wieder. Eigentlich war ihm die Halle noch nie so schön vorgekommen wie in diesem Moment.

Durch die roten Fensterbilder war sie in angroschgefälliges Licht getaucht und vorne brannte das Feuer in der heiligen Esse. Er war sich sicher, Angrosch auf seiner Seite zu wissen. Selten hatte er sich ihm so nah gefühlt.


Doch das offensichtliche Separieren von ihm und Marbolieb kam ihm weder angroschgefällig noch zwergisch vor und machte ihn nervös. Nicht, dass er das Gespräch mit Xolgorim als schlecht empfunden hatte. Doch es endete abrupt, als eine Geweihte, die Xuronim nicht kannte, in das Gespräch platzte und den Hohepriester nach geflüsterten Sätzen mitnahm. Mit einem einzigen, abschließenden Satz hatte dieser dann das weitere Prozedere benannt und hatte ihn einfach stehen lassen.

Danach wurde er in die große Halle begleitet, wo er nun auf eine angekündigte Befragung und auf eine Nachricht von Marbolieb wartete.


Die Stille steigerte sein Unwohlsein. Der neue Angroschtempel stand Pilgern offen und noch nie hatte er es erlebt, dass er alleine in dem Tempel war. Hatte man die Pilger wegen „seiner“ Befragung ausgesperrt?

Wo waren die Novizen und jungen Geweihten, die an der heiligen Esse ihren Angroschdienst verrichteten?

Waren auch diese ausgesperrt?


Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er das Knarren der steinernen Tür hinter der Esse wahr, auch wenn er diese nicht sehen konnte. Und nur Sekunden später sah er dann eine kleine Prozession aus 6 Geweihten, die langsam, angeführt von Xolgorim, die Halle durchschritten und sich auf die zusammengestellten Bänke vor Xuronim setzten.


Neben Xolgorim kannte er nur noch Gramosch, den Hochgeweihten des neuen Tempels. Die anderen vier kannte er überraschenderweise nicht, was ihn zusätzlich nervös machte. Die Geweihte, die die Prozession abschloss, trug das heilige Buch, den Weltenschmied. Und nach ein paar Augenblicken der Stille begann auch sie mit der Eröffnung der Befragung:


„Xuronim, Sohn des Xerosch, Sprecher Angroschs.“ Mit deutlich erkennbarer, für Xuronim überraschender, Ablehnung, las sie einen Text vor, der sich wohl im Buch befand. „Die Versammlung hat sich eingefunden, um darüber zu befinden, welchen Schaden Du über Dein Volk und Deinen Gott gebracht hast.“

Xuronim zuckte bei dieser Eröffnung zusammen. Was warf man ihm vor? Welchen Schaden soll er verursacht haben? Er spürte wie innerhalb eines Wimpernschlages Wut in ihm hochkochte.

„Du hast Deinem Gotte unterstellt, eine seiner Töchter in Menschengestalt gebannt zu haben.“

„Du hast Angroschs Geselle Boron als ihm gleichwertig anerkannt.“

„Du hast…“


„Wer wagt es, mir Blasphemie vorzuwerfen?“

Xuronim stand auf, platzte, die Geweihte unterbrechend, wütend in ihre Rede.

Diese verstummte augenblicklich und Xuronim fuhr mit tiefer, ihn selbst überraschend gefasster Stimme lautstark fort. Seine Bartperlen klickten wütend, als wenn sie ihn unterstützen wollten.

„Stellt Euch gefälligst vor und erklärt, mit welchem Recht ich hier auf der Anklagebank stehe.

Wo ist meine Tochter?“