Wie zerronnen, so gewonnen?

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Ausgabe Nummer 52 - Tsa 1033 BF

Wie zerronnen, so gewonnen?

Graf Growin gibt Anteilsscheine am Handelshaus Neisbeck aus

FERDOK. In den letzten Monden beherrschte ein Thema die Märkte der Grafenstadt, die Bierschänken und Kais am Großen Fluss: Das traditionsreiche Handelshaus Neisbeck steht am Abgrund. Über Generationen waren die einstigen Fuhrleute zu mächtigen Magnaten aufgestiegen. Sie unterstützten den Ausbau des Ugdanshafens ebenso wie Kaiser Valpos Pläne die Landstraße nach Gareth zur Reichsstraße VI zu erweitern – im Volksmund „Valposteig“, „Hopfensteig“ oder „Goldener Steig“ genannt. So trugen sie ihren gehörigen Teil zum Wiederaufstieg Ferdoks zum bedeutenden Umschlagplatz bei – im Gegenzug gewährten ihnen die Grafen mehr und mehr Privilegien und Einfluss. So gelang es ihnen lange, allzu ehrgeizige Konkurrenten aus Ferdok fernzuhalten. Selbst den Stippwitzens aus Angbar vermasselten sie seinerzeit den Kauf eines Kontors am Hafen.

Eine Macht, die nicht immer gut gelitten war. Mit dem Erfolg waren auch Überheblichkeit, Eitelkeit und Gier gewachsen. Vor allem unter der Knute von Ulwine Neisbeck, dem letzten Familienoberhaupt, klagte so mancher Kleinkrämer unter seiner Abhängigkeit, ächzten viele Bewohner der Neisbeckschen Mietskasernen in Fuhrmannsheim und Hafenarbeiter in den Kontoren. Es mag diesem wachsenden Unmut geschuldet sein, dass es dem Haus Stoerrebrandt in den letzten Jahren gelang, im Ferdoker Markt Fuß zu fassen und die Gründung eines Gildenrates voranzutreiben. Entsprechend zornig reagierte Ulwine Neisbeck, die nun selbst vor finsteren Machenschaften, vor Mord und Totschlag nicht mehr zurückschreckte um die lästige Konkurrenz zu vertreiben. Doch dies wurde ihr zum Verhängnis. Der Aufschrei der Entrüstung hallte durchs gesamte Reich, nachdem es einigen Gefährten von Burggraf Ardo gelungen war ihre Untaten aufzudecken. Nach dem schmählichen Tod der Umtriebigen hatte der wackere Graf Growin das Handelshaus Neisbeck zunächst beschlagnahmt. Jedoch ist der Graf kein Handelsmann. So ließ er verkünden, große Teile des Handelshauses über Anteilsscheine wieder veräußern zu wollen. Jeder rechnete mit einem Erwerb durch Emmeran Stoerrebrandt, der damit seine Stellung in Ferdok gefestigt hätte. Überraschend konnte jedoch Gidiane Neisbeck, einst von ihrer ungeliebten Tante Ulwine in einen kleinen Kontor nach Rakulsbrück abgeschoben, einen großen Teil der Anteilscheine wegschnappen. Somit errang wider Erwarten ein Familienmitglied beachtlichten Einfluss im ehemaligen Handelshaus ihrer Tante. Aus welchen Kanälen das dafür nötige Gold floss, steht in Phexens Sternen... Man munkelt, dass das Haus Nadoret seine Finger im Spiel haben könnte oder einige Hügelzwergensippen. Andere vermuten vielmehr verborgene Kassen, in denen das schwarze Schmuggel- und Erpressungsgeld aus Ulwines Machenschaften gelagert war.

Den Gerüchten zum Trotz scheinen die gewöhnlichen Ferdoker den Neisbecks seither neues Vertrauen zu schenken. Gerade weil die stämmige und uneitle Gidiane ihrer Tante so wenig ähnelt, gelingt es ihr, alte Gräben zu überwinden. Mancher Kleinkrämer sitzt nun frei im Gildenrat, die Mietskasernen werden instand gesetzt und die Arbeiter erhalten einen freien Krug Bier zu Feierabend. Das Handelshaus erholt sich und macht gegen die Stoerrebrandts wieder langsam Boden gut.

Dagegen ging die Saat des Neulings Emmeran Stoerrebrandt auf dem steinigen koscher Boden nur schwer auf. Beispielsweise machte sich der junge Bornländer dadurch unmöglich, dass er teils bartlose Unterhändler zu Ferdoker Handwerksmeistern entsandte und so von den zwergischen Sippen freilich nicht ernst genommen wurde. Ebenso scheinen die Koscher, vom Baron bis zum Kuhhirten, es zu bevorzugen mit einem Haus zu handeln, das seit Generationen hier verwurzelt ist und nicht mit einem Haus von bornischen Kreuzerfuchsern.

Garubold Topfler & Losiane Misthügel