Von den rechten Maszen, welche im Koschlande in usum

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Ausgabe Nummer 20 - Efferd 1021 BF

Von den rechten Maszen, welche im Koschlande in usum

Baron Merwerd Stoia von Vinansamt, des Fürsten Säckelmeister i. p., von eigener Hand, auf des Fürstlich-Angbarer Münzmeisters Arfogram Sohn des Arfax, kundigem Rate fuszend und von selbigem auch geprüft & für gut befunden. Der hochgeborenen Frau Ulinai, Gaugräfin, vorgelegt.


Einleitung

Gar verwunderlich mag den Kaufleuten aus der Ferne, die zumal zum groszen Ingerimmsmarkt, welcher allhier in jedem Götterlaufe nach guter Sitte gehalten wird, in der ehernen Reichs- und Fürstenstadt weilen, es erscheinen, wenn die Einheimischen, da man sich bereits mit ihnen handelseinig glaubt, mit einem Mal statt Schritt “Dromin” zählen. Ihnen wie auch jedwedem Fremden, der zu anderem Behuf unser Land bereist, zu erbaulichen Lektüre gedacht ist die folgende Aufstellung jener Masze, welche heuer im Kosch gebräuchlich sind – auf dasz der Verwirrung ein Ende sei und manch phexgefälliges Geschäft ungemindert getätigt werde. Hervorgehoben sind zum einen allein im Kosch gebräuchliche Einheiten, zum anderen etwas häufiger verwendete Masze. Die Endung -im schließlich kennzeichnet im Rogolan den Plural, soviel sei angemerkt.

Neben den üblichen Rohalschen Maßen sind im Kosch auch noch immer die zwergischen Maßeinheiten gebräuchlich, was schon so manchen Fremden in Verwirrung stürzte.


Primo: solche des Geldes

I. Koscher Silbertaler (Rückseite) II. Amboßzwergentaler (im Kindermund „Sterntaler“) III. Heller aus Uztrutz IV. Koschimer Zwergentaler V. Koscher Silbertaler (Vorderseite) VI. Hügelzwergentaler (im Kundermund „Blumentaler“) VII. Ferdoker Kreuzer VIII. Fürstenhorter Heller oder Bocknickel (angeblich mit unedlem Metall gestreckt) © M. Lorber

Mehr noch als die goldene Dukate1– nämlich das Doppelte – zählt der Beutel zu zwanzig Silberlingen. Freilich ist dies allein ein Maß, das die Edlen und jene Meister, deren Handwerk oder Handel von Phexen gesegnet ward, im Munde führen, keine wirkliche Münze. Sehr wirklich ist dagegen der Zwergentaler, der das Siegel seines Münzmeisters und das Zeichen von Amboß, Koschim oder Hügelland2 trägt und überall im Reiche Rauls des Großen für 12 Silbertaler eingetauscht wird.

Den Silberling heißt man im Kosch allgemein einen Fürsten oder, weniger gepflegt, einen (Alten) Eber, trägt er doch auf der einen Seite stets das Wappen glorwürdigen Hauses Eberstamm und auf der anderen das Porträt des Regenten. Hier sind jedoch auch einige Ausnahmen bekannt: Neben Münzen mit dem Konfertei Seiner Durchlaucht Blasius und dem von Seiner Durchlaucht boronseligem Vater, des Herrn Berndrik, sind derzeit auch Eber im Umlauf, die das Porträt der ehrwürdigen Fürstinmutter schmückt.

Den bronzenen Heller heißt man im Kosch zuweilen Baronstaler, weil ihn ebendiesein der Vergangenheit in großen Mengen und ungezählten Varianten prägen ließen. In unseren Zeiten tun dies neben dem Grafen vom Angbarer See freilich allein die Barone von Garnelhaun, Nadoret, Roterz, Uztrutz und Vinansamt sowie der hochgeborene Vogt zu Fürstenhort. Und um der Verwirrung ein übriges zu tun, sind für den Heller ebenso die Namen Rohalsnickel , Neunickel, oder schlicht Nickel in Verwendung3. Der Kreuzer indes bleibt ein schlichter Kreuzer.


Secundo: solche der Länge

Neben dem universalen Schritt , welchen uns Herr Rohal gab, sind im Laufe der Jahrhunderte allerhand Begriffe der zwergischen Bergbauwesens auch unter den Menschen des Kosch gebräuchlich geworden, welche ja ohnedies zuwenigst einiger Worte des Rogolan kundig sind. Da ist zuvörderst der Stütz oder Drumod zu nennen, welcher den Pfeilerabstand im Stollen bezeichnet und genau einen ganzen und 136 Tausendstel eines Schrittes mißt. Vier Drumodim ergeben 1 Drasch, auch Schacht geheißen. Weniger häufig verwendet werden der Große Schacht oder Draschox (welcher wiederum 4 Draschim mißt) und der Schlund, der Lehre der Angroschpriester nach die max male Tiefe, die der Gott zu graben gestattet. Ein solcher Dorgrosch zählt 4 x 4 x 4 x 4 Draschim oder, anders ausgedrückt, 1 Meile, 163 Schritt, 13 ganze und den fünften Teil eines Fingers.

Bekannter schon ist der Stieg, der im Rogolan Pakasch oder Graxel heißt, und den Tagesweg eines Krambolds beschreibt. Wie so viele Bräuche der verschrobenen Wander krämer soll auch dieses Maß auf den legendären Tralliker Wilbur Sumspflog zurückge- hen. Förmlich festgelegt wurde es 768 v. Hal von Seneschalk Vinan II. von Zwischenwasser auf 20 Elenvinaer Meilen (das sind 25 Rohalsche Landt-Mei- len, 16 Schritt und 3 Halb- finger). Außerdem kennen wir als weitere Einheit den 4. Teil eines Drumod, den Drom, der seinen Ursprung in den körperlichen Maßen der Angroschim hat, wie der garethische Ausdruck Stiefel verrät. Er wird vor allem bei weniger großen Längen gern anstelle des Schritts verwendet. Kürzere Strecken mißt man, wie andernorts auch, in Spann oder Finger, dessen 10. Teil wiederum Halm geheißen wird.

Der Zarg wird schließlich fast ausschließlich von den Greven benutzt, die im Auftrag von Fürst und Grafen das Land vermessen und Grenzen überprüfen. Der Grevenstecken, den sie als Vermessungsinstrument (und gleichermaßen als Wanderstab und Schutz gegen wildes Getier) nutzen, mißt für gewöhnlich exakt 12 Zarg.


Tertio: solche der Fläche

Die Landmasze sind rasch genannt: Zu den Rohalschen – die da sind: Platz, Acker, Land, Rechtsspann, -schritt und -meile – gesellen sich nur zwei spezifische. Den Platz heißt man Pflog, nämlich aus dem Grunde, da er das Tagwerk eines Bergbauern beschreibe.

Ein Curiosum, welches sich jedoch durch uralte Pachtverträge bis in unsere Tage gehalten und insbesondere bei den fruchtbaren, aber kleinen Hochweiden der Gebirgsdörfer (und auch den Gemüsegärtlein der Hügelzwerge) Anwendung findet, ist der Wengenholmer Mömmel, der die Fläche beziffert, welche ein Hanghase an einem Tage abzugrasen imstande ist.


Quarto: solche des Raumes

Weithin gebräuchlichstes Maß ist das Faß, welches ungeachtet der tatsächlichen Größe des Behältnisses ein festes Maß darstellt – somit sind Fässer, die etwa nur ein halbes Faß fassen, beileibe keine Seltenheit und auch solche, die mehr noch beinhalten, mag ein geschickter Küfer fertigen. Für eine noch größere Menge Bieres (denn andere Anwendungen sind selten) kennt der Koscher den Bottich (entspricht 4 Faß), das Ox (10 Faß) oder gar mehrere Ochsen.

Fremden größte Verwirrung – und in die Ferne gereisten Koschern manche Tavernenprügelei – hat eine im ganzen Kosch einhellige Überzeugung beschert: „Ein Schank ist kein Schank.“ Nur ein Maß habe ihrer Meinung nach die Bezeichnung (Bier-)Schank verdient, während das eigentliche Maß verächtlich Rohalsschank oder Viertelschank genannt wird. Das Hohlspann oder Urn (zu 10 Rohalsschank) heißt bei den Koschern schlicht Kanne.


Quinto: solche des Gewichts

Im Tempel der Flamme zu Angbar wird von den Geweihten Ingerimms neben dem heiligen Artefakt des Schmiedgottes noch ein weiteres Felsstück von außergewöhnlicher (obschon gewiß nicht zu vergleichender) Bedeutung bewahrt: jenes, mit dem der Weise dereinst statuierte, wie schwer ein Stein sei, und abhängig von ihm alle übrigen Einheiten. So werden Quader, Unze, Skrupel, Karat und Gran von den Koschern nicht anders berechnet als im übrigen Aventurien. Einzig der Brocken (Rogolan: Brok) ist allein in den Bergfreiheiten, Kosch und den Nordmarken gebräuchlich.


Im zweiten Teil dieses Artikels werden die Maße noch einmal tabellarisch verglichen. Außerdem sollen Zeitmaße und der koscher Kalender vorgestellt werden – die Schriftleitung.


1 Die tief verwurzelt erscheinende Affinität für Beutel und Zwergentaler mag auch darin begründet sein, daß in Angbar zwar Gold gefördert wird, doch allein den Münzen in Gareth, Punin, Havena und Beilunk erlaubt ist, Dukaten zu prägen – was dem koscher Stolz unverständlich bleibt.

2 Solche mit den Emblemen Xorloschs, Eisenwalds oder gar Beilunks finden sich naturgemäß in seltenerer Verbreitung, werden aber ebenso anerkannt – und da das zwergische Handwerk noch immer seinem Rufe gerecht geworden ist, werden selbst jene Münzen kaum mißtrauisch geprüft, die eine wohlhabende Sippe aus eigenem Antrieb gefertigt hat.

3 Straffällige Zwergen werden gemäß altem Gesetz in den Bergfreiheiten (oder vor dem Richterstuhl Meister Nirwulfs, so sie zum Hügelvolk zählen) noch immer in Hellern (so sie der Halsgerichtsbarkeit unterstehen) oder Kreuzern aufgewogen.


Siehe auch: Maße und Gewichte