Unter Schurken - Erkundung

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Hinterkosch, 1021

Der kurze Wintertag war schon fast der Nacht gewichen, als der Landtedle zu Toroschs Aue eine beunruhigende Entdeckung machte. Mühsam hatte er sich über eine Klippe vorgearbeitet, als er unter sich wuterfüllte Stimmen vernahm. Und tatsächlich: fünf abgerissene Gestalten waren es, die sicherlich nur zu des verruchten Jergenquellers Bande gehören konnten. Feixend und bewaffnet mit Schwert, Spieß und Bogen, die eine ordentlich verräucherte, fest gebundene und sich heftig wehrende Ritterin Rena abführten, mochten die Zwölfe wissen, wohin.
“Re...“, wollte Wolfhardt freudig überrascht hervorstoßen, als ihm plötzlich die Hand des Barons vor die Lippen fuhr.
“Vorsicht, sonst kostet’s ihr Leben...“, raunte er und nahm langsam die Hand herunter. Der Edle keuchte, seine Augen sprühten Funken hinab auf den Pfad. Sie mußten handeln. Rasch.
Da ertönte der Ruf einer Koschammer durch den winterlichen Wald, hell, klar, vertraut. Ritter Falk versuchte damit, der Ritterin die Nähe ihrer Gefährten zu verraten – und was bot sich besser an als die Koschammer, nachdem sie den Angbarsch überhört zu haben schien?
Aber Renas Miene zeigte mit keiner Regung, daß sie etwas bemerkt hatte. Der kleine Trupp trottete unter ihnen auf dem Bergpfad entlang, schmal wie ein Sims, zur Rechten die Klippe, fünf Schritte hoch, zur Linken eine steile Böschung. Die Freunde folgten oben auf dem Grat der Klippe, in der Hoffnung, irgendwo einen sicheren Abstieg auf den Pfad zu finden.
Plötzlich von unten eine heisere Stimme: “Schätzchen, nicht so störrisch, wirst schon früh genug --- aaah! Verfluchte Katze!“
“Haltet sie!“
“Verdammt!“
Was war geschehen? Hatte sich Rena befreit? Wolfhardt stürmte gefährlich nahe an den Rand des Felsens, der noch immer weit drohend über dem Weg aufragte. Sein Schwung hätte ihn schier zu Fall gebracht, doch seine Rechte bekam eine kleine Krüppelkiefer zu fassen, deren Wurzeln nun im dünnen Erdreich zitterten, als sie die ganze Wucht eines menschlichen Körpers ertragen mußten.
Rena war fort! – Doch nein, sie mußte sich losgerissen haben, lief mit eiligen Schritten den Pfad hinab, die Hände noch immer auf den Rücken gebunden, sie zerrte an den Fesseln, aber die Stricke gaben nicht nach.
“Reeeeena!“
Diesmal hemmte keine Hand seine Lippen. Die Schergen, eben noch der Ritterin auf den Fersen, wirbelten herum, stockten für einige wertvolle Augenblicke, während sie den Pfad mit den Augen nach den Koschern absuchten. Erst dann blickten sie in die Höhe. Und erstarrten.
“Das ist für euch“, knurrte Gorbosch und ließ den Steinblock fahren, der mit ohrenbetäubendem Lärm und Gepolter hinabstürzte, Staub und Geröll mit sich riß und wie Angroschs Hammer unter die Strolche fuhr. Ein gräßlicher Schrei ertönte und hallte von den Bergen wider. Blut befleckte schäumend den Pfad.
Dann ging alles sehr schnell, aber vor den Augen des Wiesners vollzog es sich mit quälender Langsamkeit, wie einer der Schergen sich aufrappelte, den Bogen von der Schulter nahm, den Pfeil aus dem Köcher zog, ihn anlegte, den Weg hinab zielte, ein Auge zugekniffen, die Lippen zum Grinsen verzogen, die Finger lösten den Griff, die Sehne gehorchte den ehernen Gesetzen, die Gut und Böse gleichermaßen willfahren, und wie ein Falke flog er durch die Lüfte, ein brauner Blitz, schneller als der Gedanke, schneller als der Warnruf, schneller als der Schritt... der Aufprall! Zitternd ragte der Schaft aus dem schlanken Leib, in den er sich mit aller Macht gebohrt, zitternd aus dem schlanken silbergrauen Leib einer jungen Buche, die an der Biegung des Weges stand und ihre Zweige über dem Haupte Renas ausbreitete...
Satinav brach den Bann. Wutgebrüll ertönte, das Geräusch gezogener Schwerter, wieder das Sirren von Pfeilen, Stiefel knirschten auf den Steinen.
“Hiiiiiilfe!“
Gorboschs Stimme! Wolfhardt wirbelte herum und sah noch, wie der Zwerg unter ihm wegglitt: der kleine Vorsprung, von dem aus er den Stein herabgeschleudert, war herausgebrochen, der Körper des Angroscho stürzte genauso in die Tiefe wie eben noch sein Geschoß. Aber diesmal waren die da unten auf der Hut. Sie sprangen zur Seite, umringten sogleich den verkrümmten und zitterten kleinen Kämpen. Einer fletschte die Zähne, kehrte seinen Spieß um und höhnte: “Das zahlst du für Rodrik, Stinker!“
Blut schreit nach Blut. So sagt man im Lande Almada, und so gilt es überall dort, wo Eisen und Ehre regieren. Nun stehen sie auf dem Weg, die Gefährten, und man sieht das Weiße im Auge des Gegners. Die Klinge liegt kühl in der Hand, aber in den Adern kocht’s. Der helltönende Laut von Stahl auf Stahl erfüllt den Wald, Schlag auf Schlag dringt’s durch das Tal, Keuchen, Stöhnen, Schmerzensschreie, Triumph.
Der Weg ist hier breiter, sie stehen sich gegenüber, vier zu vieren. Die einen fürchten den Zorn ihres Anführers und die gerechte Strafe des Herren Praios, welche die andern über sie verhängen. Diese sind wund und müde, ausgehungert und erschöpft, und doch ist es ein ungleicher Kampf der Recken gegen die Räuber. Stoias Säbel zerschlägt den Holzspieß in Stücke, dessen Spitze noch feucht und rötlich schimmert. Wolfhardts Klinge zeichnet eine Furche in den Arm des Gegners, in den Arm, der den Bogen spannte, der den Pfeil zog, der...