Schlacht von Angbar 4: Rettet den Prinzen!

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Ausgabe Nummer 38 - Notausgabe Praios 1028 BF

Rettet den Prinzen!

Wie wackere Helfer ihr Leben wagten


Ismene von Binsenbeck, Knappin von Throndwig von Bodrin

Ich hatte mit meinem Herrn Throndwig und einigen anderen an der Nordmauer gekämpft. Als wir die Flammen über Kruming sahen, waren wir dorthin geeilt. Es gelang uns, einige Flüchtlinge auf die Zitadelle zu bringen. Auf dem Fischmarkt kam uns eine Frau entgegen – es war Prinzessin Nadyana, ganz allein... Ich erkannte sie erst gar nicht, weil sie so ruß- und blutverschmiert war und wie eine Wahnsinnige schrie. Sie zeigte zum See – und dann sahen wir es: Das Fürstenschloss brannte! „Mein Sohn... Auf dem Schloss... Rettet!“, stammelte sie atemlos und taumelte. Mein Herr und der Junker Nottel vom See, der ihn begleitete, stürmten sofort zum Hafen und bestiegen eines der Fischerboote, die dort lagen. In der Nähe waren ein paar Fremde, die boten ihre Hilfe an und folgten in einem zweiten Boot. Mich ließen sie bei der Prinzessin, die ich zu beruhigen versuchte. Wir sahen, wie die Boote über das schwarze, den Flammenschein widerspiegelnde Wasser hinüber zur Thalessia glitten. Dann verschwanden sie hinter einem der Türme. „Dort ist eine Tür zum Wasser, dort können sie hinein“, sagte Frau Nadyana aufgeregt. Eine Ewigkeit verging, dann sahen wir die Boote wieder auftauchen. Vom brennenden Dachstuhl lösten sich einige Balken und stürzten zwischen ihnen in den See. Die Boote schaukelten, schöpften etwas Wasser, fingen sich dann aber wieder und nahmen ihre Fahrt auf. Sie waren schwer beladen, zwischen den Rudernden saßen dicht gedrängt einige Gestalten.
Schließlich legten sie an, Frau Nadyana rannte aufgeregt zu ihnen und rief: „Wo ist mein Sohn? Wo ist mein Sohn?“ Da senkte mein Herr den Blick und schüttelte den Kopf. „Wir konnten ihn nicht finden. Aber Frau Thalessia...“ – damit wies er auf die ehrwürdige Greisin, die eben dem Kahn der fremden Helfer entstieg. Als sie Herrn Throndwigs Worte hörte, rief die Fürstinmutter: „Was? Mein Urenkel ist noch da drüben? Um alles in der Welt – Ihr müsst ihn holen, Throndwig!“ Mein Herr und Junker Nottel sahen hinüber zu dem brennenden Schloss, dann schauten sie einander an und nickten. „Seid versichert, Durchlaucht: Wir bringen Holduin zurück – oder kehren selbst nicht wieder!“ Dann machten sie sich auf die zweite Fahrt, und abermals verschwand das Boot im Schatten der Schlossmauern.

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Junker Polter von Stielzbruk, Fürstlicher Kammerherr
Junker Nottel ruderte aus Leibeskräften, doch es half nichts - unbarmherzig stürzte sich der Alagrimm hinab auf das wehrlose Boot... © M. Lorber

Die Residenz brannte an allen Ecken und Enden, und wir hatten zu wenig Leute, um zu löschen. Als wir sahen, dass nichts zu retten war, schickten der Profoss Grimbart und ich alle hinaus ins Freie. Da fragte mich eine der Zofen: „Und die Fürstinmutter? Und der Prinz?“ – „Der Prinz ist draußen und kämpft“, sagte ich, denn ich dachte, sie meinte Prinz Anshold. Den kleinen Holduin aber hatte sie gemeint. Erschrocken schickte ich sie los, draußen am Ufer zu schauen, ob die Amme Brimoscha das Kind nicht schon längst in Sicherheit gebracht hatte. Selbst aber drang ich noch einmal über den Hof in den Fürst-Berndrich-Flügel vor, wo die Gemächer des prinzlichen Paares lagen. Auf direktem Weg gelang es mir nicht mehr, das Treppenhaus stand schon in Flammen. So versuchte ich es über einen der Dienstbotenwege – und hatte Glück. Die Tür zu Holduins Wiegenzimmer stand offen, ich eilte hin – und sah den Raum in hellen Flammen stehen. Am Boden lag – Herr Boron sei gnädig! – Mütterchen Brimoscha, von einem Balken erschlagen, die Hand noch nach der Wiege ausgestreckt, die nur einen Schritt entfernt stand. Darin lag der Prinz und schrie erbärmlich, während er inmitten des Rauches kaum mehr Luft bekam. Ein Stoßgebet zu Ingerimm, zu Tsa, ich rannte mit dem Kindchen durch die Gänge, weiß nicht mehr, welchen Weg ich nahm, nur hinunter... Da kam mir durch den Rauch eine Gestalt entgegen – Herr Throndwig von Bodrin war’s, der sich todesmutig durch die Korridore kämpfte. Er nahm mir, da ich mich vor Husten krümmte, das Kind aus dem Arm und führte mich hinunter, wo ein Boot bereit lag. Wir stießen ab – gerettet war der kleine Prinz, gerettet waren wir selbst! Oh Freude, schon dankte ich den guten Göttern, schon sahen wir am Steg von Barschensee die kleine Menge stehen, inmitten Frau Nadyana, Frau Thalessia – alle gerettet und wohlauf. Doch grausam ist das Schicksal! Da wurde es mit einem Male hell, als ob hundert Sonnen über den Himmel rollten, und prasselnd und zischend jagte der Alagrimm heran, der eben noch den Zinnenkranz der Zitadelle umkreist hatte. Auf uns, uns kleinen Haufen in dem Boot, stieß er hernieder, wir duckten uns, warfen uns zu Boden, dabei stieß Junker Nottel mit mir zusammen – und ich, oh Schmach, ging über Bord. Ich überlegte einen Augenblick, ob ich ins Boot zurücksteigen sollte, doch hätte ich es damit wohl zum Kentern gebracht. So klammerte ich mich an einem treibenedn Balken fest und schwamm das kurze Stück – Götter, es waren doch nur noch fünfzig Schritt! – zum rettenden Ufer. Wann immer ich aber den Kopf aus dem Wasser hob, sah ich die andern dort mit schreckgeweiteten Augen, gestikulierend, schreiend. Ich bekam den Steg zu fassen, zog mich hoch, wandte mich um – und sah gerade, wie der Alagrimm zum zweiten Male niederfuhr und seine Flammenkrallen in das Boot schlug... Schreiende, brennende Gestalten, wie lebende Fackeln, taumelten ins Wasser, suchten in Herrn Efferds Element Erlösung von der Pein... und tauchten nicht mehr auf. Ach! Der wackere Herr Throndwig, der tapfere Herr Nottel – und der kleine Prinz, der liebe, gute, zwölfmal gesegnete Prinz Holduin! Dass er sterben musste – und ich lebe noch!