Rätselhafte Drachenjagd

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Ausgabe Nummer 10 - Efferd 1017 BF

Rätselhafte Drachenjagd

oder Die Taten eines Rondra-Pilgers, wie man sie jüngst im Kosch erzählte

Es war angenehm zu reisen zu dieser Jahreszeit und so war der recht scharfe Ritt, den sich die zwei Reiter gönnten, eine willkommene Abwechslung.

Bei den beiden handelte es sich um einen Rondrageweihten, der in ein recht neues Kettenhemd gewandet war, welches ihm fast zu einem unerfahrenen Recken gemacht hätte, wären da nicht seine Gesichtszüge und seine Proportionen gewesen, die ihn so gar nicht nach einem erfahrenen Kämpen aussehen ließen. Schaute man genau hin, sah man an der Seite des prachtvollen Schimmels an der farbenprächtigen Schabracke den Griff eines Rondrakammes aus einem blauen Tuche hervorluken, am Sattelknauf hing eine barbarische Ochsenherde, über dem Kettenhemd trug er ein Wehrgehänge aus Leder und einen breiten Waffengürtel, der rundum mit Drachenschuppen besetzt war.

Auch an seinen Reiterstiefeln befanden sich überall Drachenschuppen, deren Größe auf einen nicht mehr ganz so jungen Drachen schließen ließ! Ein weißer Umhang mit dem Abbild der heiligen Leuin wieß ihn eindeutig als Rondrageweihten aus. Der metallene Drachenhelm, unter dem eine blonde Mähne hervorlugte, wies ihn als Drachenkämpfer aus!

Der jüngere Begleiter war offensichtlich sein Knappe, er ritt auf einem stolzen und feurigem, schwarzen Shadif, welches so kostbar und erfahren erschien, wie man sie nur sehr selten sieht. Das Pferd war naßgeschwitzt, doch ungebremst und trug den Jungen auf dem leichten Reitersattel wie im Spiel. Man hatte den Eindruck, es könnte jeden Moment mit dem Jungen losgehen. Die rotbraunen Haare des Jungen wehten im Wind. Er trug ein einfaches Schwert am Gürtel und zog ein kräftiges Packpferd am Zügel hinterher, auf dem ein Schild mit Wappen und einige Lanzen zu sehen waren.

So ritten sie also ins Gebirge des Kosch. Der Drachentöter hatte bei einem Barbier in Grangor im „Kosch-Kurier“ gelesen, daß ein Drache das kleine Volk bedrohen würde. Was blieb einem Drachentöter und Geweihten der Rondra anderes übrig, als sich unverzüglich auf dem Weg zu machen um zu helfen, sofern das nicht bereits andere getan hätten, oder nicht alles sowieso nur ein Märchen war.

Angbar war eine große Stadt, in der viele Zwerge lebten, so konnte der Drachentöter sich hier mit der nötigen Ausrüstung versorgen, die man für ein derartiges Unternehmen benötigt. Er schickte seinen Knappen in die hügeligen Dörfer im Norden, am Stadtrand, dort lebten gute Zwergenhandwerker. Der Knappe Phelim sollte einen neuen Schuppenpanzer besorgen. Drag Drachentöter selbst lief nach dem Einmieten in „Meister Dickbauch“ (ein vorzügliches Gasthaus, das von einer freundlichen Zwergin geführt wurde) sofort los, um einen Waffenschmieden zu finden, der es verstand, ihm einen langen Speer zu besorgen — von der Art, die die Zwerge Drachentöter nannten.

Solche riesigen Waffen aus bestem Stahl wurden ausschließlich von Zwergen hergestellt, so war also die Chance recht groß, hier in einer Zwergenansiedlung auf eine derartige Waffe zu stoßen. Immer wieder wurde der Rondrageweihte durch die verlockenden Angebote an den verschiedenen Marktständen und Wagen zum Stehenbleiben und Verkosten eingeladen. Das Leben schien hier schien nicht von der Gegenwart eines Drachen beeinflußt zu werden.

Spät am Abend trafen sich Phelim und Drag im Gasthaus, um über ihre Ergebnisse zu sprechen. Phelim hatte noch keine gute Rüstung gefunden, jedoch von einem erfahrenen zwergischen Rüstungsbauer tiefer in den Hügeln gehört, den er morgen aufsuchen würde.

Drag hatte im Nordviertel Angbars einen alten Waffenschmied gefunden, der sich noch auf die Kunst verstand, einen Drachentöter herzustellen. Da es ingerimmseidank jedoch nicht alle Tage vorkäme, daß so eine Waffe benötigt würde, könnte sie ja nur von einem Manne gefordert werden, der einen Drachen erlegen wolle. Damit wußte der Waffenschmied Groinox von Drags Anliegen und die beiden berieten mehrere Stunden über die Kunst, einen Drachen zu erlegen. Drag erzählte vieles, was er aus Erfahrung und was er aus dem Buch “Kompendium Drakomagia” wußte, auch kannte er einige Bedeutungen der Dragkned-Glyphen. Schließlich war es so, daß Drag derjenige war, der die ganze Zeit erzählte - das Gespräch kam ihm eher wie eine Prüfung vor.

Jedoch versprach Groimox, sich um das wichtigste zu kümmern und sich in einigen Tagen erneut mit ihm zu treffen.

Am Abend des zweiten Tages hatten sie ihre Ausrüstung soweit zusammen, hatten Geschichten und Gerüchte über einen riesigen Lindwurm gehört und natürlich die Geschichte von Ritter Gar’Khes Heldentod und dem Kampf gegen jene Graubolde im Innern des Berges. Der Wyrm sei verschwunden und verhalte sich ruhig, doch solange das Untier noch in der Region Kosch weilte, würde Ungewißheit herrschen. Viele Leute fürchteten gar, daß der alte Greing zurückgekehrt war, den einst Halmdahl von Eberstamm erschlug.

Viele tapfere Recken hatten sich an diesem Abend in der Taverne versammelt, viele von ihnen waren bereit, mit dem Mund gegen das Untier zu kämpfen, doch nur ganz wenige hatten bereits einem Drachen gegenübergestanden, geschweige denn gegen einen Lindwurm gekämpft. Drags Knappe Phelim fragte seinem Herrn Löcher in den Bauch und wollte alles wissen, was dieser über Drachen zu erzählen wußte.

Spät am Abend betrat eine Delegation dreier Angroschim mit prunkvollen Kettenhemden und Helmen den Schankraum, ihnen folgte Groimox. Es handelte sich um zwergische Abgesandte der „Schule des Drachenkampfes zu Xorlosch“, die Groimox auf seinem Weg getroffen hatte. Und so kam es, daß Groimox eine hervorragende Waffe für den Kampf gegen einen Wyrm auftreiben konnte: einen fast vier Schritt langer Drachentöter führten die Zwergenrecken mit!

Mit kurzen Worten wies Groimox dem Geweihten, ihm nach draußen zu folgen, um sich die Waffe anzuschauen! Wahrlich, Drag war erstaunt über diesen riesigen Drachenspieß. Er wußte, daß zwergische Tunneltreiber diese Waffe im Kampf gegen Drachen nutzten, die sich in ihren Gängen breitmachen wollten. Doch die Zwerge führten diesen Speer immer zu dritt oder gar zu viert gegen das Untier.

Die drei Angroschim hielten die neugierige Menge an der Tür des Wirtshauses auf, da sie alle die prunkvolle Waffe bestaunen wollten, als Groimox verkündete, daß dieser Held, der edle Drag Drachentöter, morgen früh zusammen mit den drei Drachenkämpfern aufbrechen würde, um den Drachen endlich zu stellen.

Sie reisten viele Tage ins Gebirge, wobei die Zwerge die Führung übernahmen, bis sie schließlich an die Stelle kamen, wo vor der immer noch blutverschmierten Höhle die Schrecknisse des Kampfes noch zu erahnen waren. Während die Zwerge sich emsig daran machten, Feuerholz zu suchen, die Gegend zu inspizieren und ihre Getränkevorräte auszupacken, versorgte der Knappe die Pferde und bereitete anschließend aus dem restlichen Proviant ein Essen für die hungrigen Gesellen. Drag hingegen machte sich derweil alleine und zu Fuß auf, um die Gegend nach Spuren des Drachen abzusuchen, solange es Praios' Licht noch zuließe.

In der anbrechenden Dämmerung hatte er einen fantastischen Blick über die Höhen des Kosch, er dankte den Göttern für dieses erhabene Ereignis und nutze die Gunst der Stunde zu einem ausgiebigen Gebet an seine Göttin Rondra. Er versuchte sich bei ihr zu entschuldigen, da er etwas von Ihrem Weg abgekommen war, doch er wagte sich nicht nur aus Eigennutz in dieses gefährliche Abenteuer, um seinen Namen alle Ehre zu machen. Als erfahrener Drachentöter war Drag froh, daß er bei dieser Aufgabe einige zwergische Krieger dabei hatte, denn er wußte, daß es ihm niemals alleine gelingen würde, einen Lindwurm zu töten! Doch das hatte er auch nicht vor …

Lindwürmer waren alte und weise Wesen, den Menschen haushoch überlegen. Immerhin vermochten einige von ihnen es gar, nur mit Gedankenkraft Berge zu erschaffen oder zu versetzen oder neue entstehen zu lassen, wo sie es für richtig hielten. Drag erinnerte sich nur noch zu gut an den Kampf gegen den Drachen, den er zusammen mit seinen Freunden Darien und Luk Hirax nur leidlich überstanden hatte. Er würde also versuchen, den Drachen zu überzeugen, daß es besser für ihn sei, sich lieber einen anderen Ort zu suchen, damit er in Frieden leben könnte.

In Gedanken versunken und ohne eine weitere Spur des Drachen gefunden zu haben, kehrte Drag lange nach Einbruch der Dunkelheit ins Lager zurück, wobei er seine Ankunft durch einen Phelim bekannten Pfiff ankündigte, denn er hatte keine Lust, durch einen voreiligen Schuß einer zwergischen Armbrust vorzeitig in Borons Handeln einzugehen. Seine zwergischen Begleiter waren sehr wachsam und gut ausgebildete Krieger, die sich bereits einige Becher ihres mitgebrachten Gesöffs eingeflößt hatten. Dies stärkte ihren Mut und ihren Tatendrang, schien jedoch ihre Wachsamkeit kaum einzuschränken. Drag setzte sich zu ihnen, um ihnen den Vorschlag zu unterbreiten, weiter ins Gebirge zu reiten, denn der Drache würde auch seine Verletzungen auskurieren wollen und hätte sich sicherlich einen geschützten Platz ausgesucht. Die Angroschim pflichteten ihm bei, waren aber erbost, daß der Drache vor ihnen flüchetete.

Sie waren weitere zwei Tage unterwegs und ritten bereits in sehr klarer, sehr dünner Bergluft in 3500 Schritt Höhe einer Klamm entgegen, als Drags prächtiger Shadif, den Phelim schon seit geraumer Zeit am Zügel führte, plötzlich unruhig wurde und an zu bocken fing. Drag drehte sich um und stieg von seinem Schimmel, um „Rashtullah“ zu beruhigen. Die Zwerge griffen zu ihren Waffen. Drags Gesichtsausdruck hatte sich verändert, war versteinert, schien nur auf ein Ziel gerichtet, so hatte Phelim seinen Herrn noch nie gesehen. Respektvoll trat Phelim zur Seite, als Drag sich seinem Shadif näherte.

Die Novadis behaupteten, Shadifs seien Magierpferde von hoher Güte - dies schien sich jetzt für Phelim zu bestätigen. Ungeduldig fragte der Anführer der Krieger, ob sie ihr Ziel nun erreicht hätten, als ein anderer eilig mit trappelden Schritten angelaufen kam und eine handtellergroße, goldbronzene Schuppe vorzeigte!

Sie waren am Ziel! Hier irgendwo mußte sich der Drache versteckt halten. Drag wies alle an, die Pferde etwas zurückzubringen, die lange Lanze bereit zu halten und Deckung zu suchen. Die Zwerge protestierten, ließen sich aber überzeugen, solange zurückzubleiben, bis der gewandtere Mensch die Lage erkundet hatte.

Alleine, mit seinem Wappenschild, der Ochsenherde und seinem Rondrakamm auf dem Rücken erstieg Drag die Klamm. Ein Pfad war schon lange nicht mehr zu sehen gewesen, stattdessen viele Nischen und Verzweigungen und kleine Schluchten. Vorsichtig lugte Drag Drachentöter um ein Felsmassiv, allein, ein Klimpern und Scheppern seiner Rüstung war dabei nicht zu verhindern.

Selbst Veteran Drag zuckte zusammen, als er nur ungefähr 10 Schritt vor sich, aus einem Felsloch den Lindwurm erblickte!

Vor der Höhle hatte der Drache einige Beutestücke abgelegt, vermutlich, weil er hier seinen neuen Hort einrichten wollte. Der Drache hatte versucht, den Fels zu bearbeiten, überall waren Kratz- und Blutspuren zu sehen. Voller Bosheit blitze das linke Auge des Untiers, das rechte aber war nicht mehr als ein schwarzes Loch. Sofort riß Drag sein Schild hoch! Keinen Moment zu früh, wie sich zeigte, denn eine gigantische Flammenwalze stob ihm entgegen und sofort roch alles nach verbrannten Haaren und Leder. Drag hatte Glück gehabt!

„Halt ein, du Wyrm!“ Drag wollte den Drachen in ein Gespräch verwickeln, um Zeit zu gewinnen und konzentrierte sich auf seine Gedanken. Der Drache durfte keine Furcht in ihm spüren! „Du kommst mir gerade recht, Menschlein. Ich werde dich fressen.“ „Das wirst Du nicht!“ „Du gibst dir große Mühe, keine Angst zu zeigen und ich sehe, du hast schon einige meiner Brüder auf dem Gewissen. Oder bist du gar nur ein ein Prahlalrik, wie so viele von Euch Menschen?” Offensichtlich war es Drag gelungen, den Drachen in ein Gespräch zu verwickeln! Solange der Drache sprach, konnte er seinen Feuerodem nicht ausstoßen. Drag musterte seinen Gegner.

Es handelte sich wahrscheinlich um ein junges, doch ausgesprochen großes Exemplar, keiner der alten Lindwürmer, deren Namen er kannte! Goldrot glänzten die Schuppen — ein wunderschöner Anblick, und doch war das Untier in eine Aura von Kampfeslust und Grausamkeit gehüllt, was wohl auch an den Wunden lag, die dieser davongetragen hatte. Hier und dort verunzierte getrocknetes Blut das Schuppenkleid und das linke Auge war nicht mehr als ein gezacktes schwarzes Loch! Wie hatte der Drache überleben können, nachdem Ritter Gar’Khes Schwert ihn in den Schädel fuhr?

„Du bist gekommen, um mich zu vertreiben. Nicht wahr?“

„Ja, doch ich bin nicht alleine gekommen. An meiner Seite habe ich einige große Zwergenkrieger, die genauso wie ich den Kampf gegen einen unerfahrenen Drachen wie Dich nicht scheuen!” Bewußt provozierte Drag das Untier. “Was — unerfahren, ich? Es ist wahr, zwar bin ich nicht so weise wie der große Drachenvater, doch dich und deine Gefährten zu vernichten ist ein leichtes für mich!”

Drag schien beleidigt und sprach mutig: “So laß uns dann unter Rondras Augen kämpfen!”

“Oh, mein Freund ist wahrlich tapfer und mit der Tugend der Rondra gesegntet, doch wollen wir sehen, wie es mit der Weisheit der Hesinde steht.“

Drag hatte unterdessen sein Schild kurz abgelegt, um sich “Rondras Licht”, seinen Zweihänder, einen Rondrakamm, zu greifen.

“Nun, wie ich sehe, bis du bereit. Wir wollen beide unseren Spaß haben, also werde ich dir ein Rätsel stellen, und solange du die Lösung suchst, wollen wir kämpfen.”

Während es sprach, fiel der Blick des Untiers auf des Ritters Gürtel aus Drachenschuppen. Er sah, wie sich der Geweihte auf den Kampf vorbereitete. Jeder Muskel spannte sich.

„Entweder verliert du dein Leben, oder du löst das Rätsel, dann werde ich abziehen und nimmer mehr wiederkehren auf Jahr und Tag.”

“Bei RONDRA, so laß uns beginnen!”, war die Entgegnung des Ritters.

“Also höre das Rätsel: Es ist kalt und es ist heiß…” Drag stürmte bei dem ersten Wort auf das Untier zu, um ihm sein langes Schwert in den Vorderlauf zu stoßen. Ein gurgelndes Geräusch entrang dem Rachen — zusammen mit einer Feuerlanze, die den geschwind beiseite springenden Drachentöter nur streifte. „Es ist hell und es ist dunkel…“ Der Drache holte mit seiner Pranke aus und bewegte sich auf den Kämpfer zu. Drag schwang sein Schwert wild über den Kopf (…Es ist Stein und es ist Wachs…), stieß zu - und schlug einige Schuppen ab. (Doch seine wahre Natur ist Fleisch).

Der Drache hatte sich inzwischen mit kräftigen Bewegungen immer weiter vor gewagt und trieb den Drachentöter vor sich her. Hinter Drag waren bereits die Zwergenkrieger mit der Lanze im eiligen Anmarsch. „Und seine Farbe ist rot…!“

„Ist das alles?“ Drag sprang auf den Drachen zu und plazierte einen vorzüglichen Hieb in die Seite des Monsters. Dunkles Blut quoll daraus hervor. Drag sprang geschwind wieder zur Seite, dennoch traf ihn die Pranke an Schulter und Kopf und fast wäre sein Helm heruntergerutscht. “Rot wie Blut, sagst Du?” Rot wie dein Blut, Drachentöter. Wieder setzte der Lindwurm zu einer grazielen Bewegung mit seinen Klauen an. Diesmal konnte Drag nicht ausweichen und fiel blutend zu Boden! “Har, har, har — du wirst wohl keine Zeit mehr haben, das Rätsel zu lösen, kleiner Menschensohn.“ Drag rollte über den Boden, erhob sich mühsam und überlegte fieberhaft: Kalt und heiß, hell und dunkel, Stein und Wachs… Er holte aus und streifte das Untier. Der Drache war sich siegessicher und holte erneut aus, stieß mit seinem zähnenbewehrten Maul vor und Drag roch den ekligen Atem des Untiers, sah ihm in das Auge. Seine wahre Natur ist Fleisch…? und seine Farbe rot…?

Drag schlug erneut zu! „Bei Rondra - das HERZ, das menschliche HERZ!” Der Drache fuhr zusammen — verblüfft, daß der Recke das Rätsel hatte lösen kšnnen — und konnte dem letzten Hieb des Drachentöters nicht mehr ausweichen, torkelte zurück, rappelte sich auf, fauchte wild, als auch schon die Zwergenkrieger mit der Drachenlanze heran waren.

Mit lauten Schwingenbewegungen erhob sich der blutende, doch noch imposante Lindwurm in die Höhe, kreischte herum und stieß nieder — um sich auf einer Anhöhe in respektvollem Abstand zu den Helden niederzulassen. Mit seiner langen Zunge leckte er sich über eine blutende Wunde und schaute auf die Helden herab. „Nun, gut. Du, Drag Drachentöter, hast also gewonnen, so will ich mein Wort halten, und von dannen ziehen, um mein Versprechen einzuhalten.“

Drag war stark angeschlagen und atmete schwer: „Ich danke Euch für Euren aufrechten Kampf und zolle Euch Respekt, ist doch Eure Kampfkraft groß und Eure Weisheit die eines alten Drachen!”

Da kam es Drag vor, als ob sich das Maul zu einem Grinsen verzog.

„Wohl merkt Euch eins, ihr Menschenkinder:

Was noch lebt, das ist nicht tot, / viel wird dereinst zurückgeholt.

Grün ist der Schild, und hoch die Wehr, / bald ruht am Grund ein Toter mehr .

Verborgen in der Gipfel Schoß, / der Schlüssel zum geheimen Schloß.

Wenn Arghons Fels stürzt mit Getöse, / Gut steht allein, vielfach das Böse.

Der Herrscher des Heers Geschicke lenkt /. allein, weiß niemand, was er denkt?“

Langsam erhob sich der gut 12 Schritt messende Lindwurm in den Himmel und verschwand in den tiefen, weißen Wolken des Horizonts.

Doch noch war der Kampf nicht vorüber. Der wackere Geweihte mußte sich den erbosten Zwergenkämpen stellen, die sich um die Ehre des Kampfes betrogen fühlten. Dutzende Schmähnamen und wüste Beschimpfungen noch und nöcher — ein Großteil davon in Zwergisch — ließen die sonst so unbewegten Angroschim auf den Geweihten einprasseln. Rondras Geboten folgend, forderte er seine Peinger zum Duell — und unterlag heldenhaft, als man sich in der ersten Schänke am Wegesrand im Zechen maß.

Als sich die Kunde von den Geschehnissen verbreitete, war der Recke bereits unauffindbar, unterwegs zu neuen Taten …