Nisper Gewisper - Ein falscher Diener: Unterschied zwischen den Versionen

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„ Verzeiht Hochwohlgeboren, wenn ich Eure Unterredung unterbreche“ – [[Briefspieltext mit::Wilbur vom See|Wilbur]] realisierte zunächst nicht, dass er selbst es war, an den der [[Briefspieltext mit::Bardo von Bardostein|Kastellan]] gerade das Wort richtete, aber nach kurzer Verwirrung wandte er diesem seine Aufmerksamkeit zu – „aber wir würden dann gerne mit dem Rundgang fortfahren, wenn es Euch beliebt? Als Nächstes ist, wie gesagt, der alte [[wikav:Perval von Gareth|pervalsche]] Gefechtsstand vorgesehen, ein nunmehr pittoresker Pavillon mit einem vorzüglichen Blick über die Anleger – und bei gutem Wetter bis hinüber nach [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbar]]!“<br/>Bevor der Graf auch nur überlegen konnte zu protestieren fuhr Bardo fort: „Ah, dachten wir es uns doch, dass ihr darauf brennt diesen Ausblick zu genießen.“<br/>Er erhob die Stimme und wendete sich an alle Gäste: „Mögen die versammelten Herrschaften uns doch bitte folgen. Wir bitten darum, den Weg nicht zu verlassen. Wir müssen den frischen Baugrund passieren, auf dem teilweise schon das Fundament ausgeschachtet wird.“<br/>Der Weg führte am markierten und bereits eingeebneten Gebiet, in dem der Westflügel des Schlosses entstehen sollte, vorbei und eine kleine Anhöhe hinauf. Dort verschwand er dann in einem kleinen Hain, in dem sich der Pavillon befinden musste.<br/>Der Graf trödelte der kleinen Gruppe hinterher, [[Briefspieltext mit::Korisande von Lutzenstrand|Korisande]] und der lange, schlacksige Diener an seiner Seite. Eine Schwanenpaar flog auf, als Bardo den Pavillion erreichte und zog in schwerfälliger Eleganz einige Meter weiter, wo sie sich in ganzer Pracht treiben ließen.<br/>„ Kaiser Perval selbst soll von hier aus nachgestellte Seeschlachten beobachtet haben. Einige der damals eigens angefertigten Miniaturausgaben der Schiffe sind noch erhalten“, erklärte der Kastellan. „Später unter [[wikav:Bardo von Gareth|Bardo]] und [[wikav:Cella von Gareth|Cella]] wurden die Schlachtschiffchen dann zu einer Lustflotte umgewidmet. In den kleinen Barken ließen die Kaiserzwillinge und ihre Günstlinge sich zwischen den Inseln hin und her schippern. Es ist eine Schande, dass die oft in [[Briefspieltext vielleicht mit::ingerimm]]gefälligster Manier vorzüglich gearbeiteten Schiffe der ‚Kaiserlichen Lustflotte‘ nun völlig ungenutzt in den Bootshäusern vor sich hin modern. Wir werden nächstens eine Eingabe an die [[Briefspieltext vielleicht mit::Rohaja von Gareth|Kaiserin]] veranlassen, um zumindest die am Besten erhaltenen Boote wieder instand zu setzen.“<br/>Am Rande beugte sich der Diener zum Grafen: „Euer Wein ist angerichtet, Hochwohlgeboren!“<br/>In Wahrheit war es auf Wunsch Wilburs stark verdünnter Weißwein, doch dem Schankknecht war es im Grunde egal, in welches Getränk er sein weißes Pulver mischen konnte. In einer Stunde würde es seine Wirkung entfalten – genug Zeit um zu verschwinden.<br/>Die Hand des Grafen streckte sich langsam dem gefüllten der Becher entgegen, dann zögerte er. Ein Gedanke an eine Etikettestunde mit [[Briefspieltext vielleicht mit::Voltan von Falkenhag]] schoss ihm durch den Kopf.<br/>„Ich glaube, es wäre doch unhöflich, inmitten dieser Runde alleine zu trinken. Er hat genug Becher auf seinem Tablett, so fülle er sie für alle Anwesenden, auf dass wir auf den Gastgeber und diesen unerwarteten – und von den Göttern gefügte – Besuch trinken können.“<br/>Die Wangen des Dieners zuckten, er blickte für einen Augenblick überrascht in die umherstehende Gruppe, die sich nun dem Grafen zugewendet hatte. Ihm blieb keine Wahl – mit innerem Widerwillen begann er auch die anderen Kelche zu füllen – peinlich darauf bedacht sich zu merken, welches Gefäß er zuerst gefüllt und mit dem Gift versehen hatte.<br/>Die Szene hatte für einiges Getuschel gesorgt. Bardo von Bardostein versuchte durch einige wohlgewählte Worte die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen, um die Zeit bis zum Trinkspruch zu überbrücken.<br/>Aus den Augenwinkeln musterte er den Diener, der seine Aufgaben so sträflich vernachlässigt hatte, dass der Graf selber ihn auf die Etikette aufmerksam machen musste. Sonderbarerweise kam er Bardo nicht bekannt vor. Eigentlich war das Personal hier auf [[Briefspieltext vielleicht mit::Pervalia]] recht überschaubar, für den Empfang jedoch hatte er weitere Dienerschaft anwerben müssen. Allerdings hatte er die Neulinge persönlich instruiert, damit nichts schief ginge, also müsste er sich doch an diesen schlacksigen Diener mit dem dem Kinnbart erinnern. Konnte er ihn einfach vergessen haben?<br/>Doch dieses Problem musste warten, zunächst mussten die Gäste von der kleinen Panne abgelenkt werden.<br/>[[Briefspieltext mit::Holdwin vom Kargen Land]] schaute unterdessen etwas verärgert auf den Diener und sprach leise zu seinem [[Briefspieltext mit::Gero vom Kargen Land|Vater]], der inzwischen wieder neben ihm stand:<br/>"Wie peinlich! Das hätte ich nach dem bisherigen Verlauf des Abends nicht von unserem Gastgeber erwartet, dass er sein Personal so schlecht instruiert hat, dass dem ein solches Fehlverhalten unterläuft! Was hat sich dieser Dummkopf von einem Diener denn gedacht - dass der Graf alles alleine trinken soll?"<br/>Sein Sohn hatte das Offensichtliche ausgesprochen, was wohl in den Köpfen vieler Gäste herumging, und dennoch: Vielleicht war es das direkte Aussprechen ihm gegenüber, vielleicht die Wortwahl, die bewirkten, dass sich verschiedene Fakten in Geros Kopf zu einer Idee zusammensetzten.<br/>Bardo war ein guter Gastgeber. Ein Diener patzte. Das Verhalten des Dieners war unpassend. Der Graf sollte offenbar alleine trinken. Dies war jedoch nicht der Willen des Kastellans. Was sollte der junge Wilbur vom See als einziger trinken, das nicht Bardo angeordnet hatte... ?<br/>"Gift!", schoss es ihm in den Kopf. War er schon völlig von [[Briefspieltext mit::Stordan Steener von Steenback|Stordans]] Reden eingenommen, oder hatte der alte Kämpe, der sich manches Mal jenseits der Etikette bewegte, gerade deswegen einen unwahrscheinlichen Treffer gelandet?<br/>Der Ritter vom Kargen Land atmete hörbar aus.<br/>"Alles in Ordnung, Vater?", hörte er die Stimme Holdwins.<br/>"Es ist wohl die Luft, heute ist es etwas warm... vielleicht bin ich auch noch unter dem Eindruck der Statuen, die tatsächlich etwas lebendig wirken, so wie es Stordan gesagt hat."<br/>Einige der Umstehenden lachten leise oder unterdrückten ein Schmunzeln. Gut, die wären soweit beruhigt, dachte sich Gero. Doch wie vorgehen? Einfach auf Verdacht vortreten und vor Gift warnen? Unmöglich!<br/>Wenn er so zielsicher darauf hinwies, deutete das in den Augen vieler eher darauf hin, dass er selbst beteiligt wäre! Den verdächtigen Becher selbst nehmen? Dann müsste er ihn auch trinken - ein hohes Risiko, wenn es wirklich Gift wäre! Selbst ein guter Heiler oder Magier konnte ein starkes, schnell wirkendes Gift nicht immer neutralisieren, und waren überhaupt solche hier anwesend? Außerdem würde ein Giftattentäter doch darauf achten, dass der Graf den ihm zugedachten Becher bekäme.<br/>Nein, hier half nur eine gehörige Portion Unverfrorenheit. Und Körpereinsatz. Für letzteres war sein Sohn der Richtige.<br/>"Holdwin, achte auf den Diener und schnapp Dir den Kretin, falls er plötzlich versucht, abzuhauen. Ich wollte ihn doch noch etwas gefragt haben!"<br/>Sein Sohn nickte ihm zu, auch wenn er den Sinn nicht verstand. Auf unfähiges Personal musste man leider ein Auge haben, aber warum sich noch nach solchen Untalentierten woanders umsehen?<br/>Während der Diener noch die letzten Becher einschenkte, stiefelte Gero schnurstracks auf Korisande zu.<br/>"Werte Dame, darf ich Euch meinen stützenden Arm anbieten?"<br/>Die Ritterin von [[Briefspieltext vielleicht mit::Lutzenstrand]] willigte ein, auch wenn sie es lieber gehabt hätte, wenn die Diener rundgegangen wären und nicht jeder der Edlen vor den Graf getreten wäre, um einen der Becher entgegen zu nehmen. Immerhin bekam der Graf so noch einmal jeden einzelnen der Geladenen zu Gesicht, das musste sie ihm zugestehen.<br/>Nun waren sie an der Reihe. Der junge Wilbur lächelte ihr zu.<br/>Gero lächelte ebenfalls, war jedoch innerlich angespannt. Er konnte es nicht beschwören, aber er meinte gesehen zu haben, dass der Diener ganz genau darauf geachtet hatte, dass der Graf den zuerst gefüllten Becher bekommen hatte.<br/>Jetzt stand Gero mit Korisande direkt vor Wilbur. Nur noch eine leichte Drehung und ein Schritt bis zum Tablett.<br/>Da ließ er plötzlich seinen Arm wegsacken und fasste sich vor die Brust, sichtlich nach Atem ringend. Korisande konnte ihr Gleichgewicht in der Drehbewegung und dem Schritt nicht halten und prallte mit Schwung auf den Grafen, so dass beide zu Boden fielen. Der Becher zerschellte und der Wein bildete eine Pfütze. Ein Schreckensschrei ging durch die Menge, gefolgt von einem Raunen.<br/>Sofort eilten andere Diener des Grafen herbei, um Hochwohlgeboren und Korisande wieder auf die Füße zu bringen. Einer wandte sich an Gero.<br/>"Es geht schon, mir ist nur ein wenig schwummrig. Ich glaube, ich muss mich ein wenig setzen."<br/>Einer der neuen Diener geleitete ihn nach drinnen.<br/>Auch Bardo versuchte möglichst rasch dem Grafen zur Seite zu stehen, doch als er sich durch die Menge nach vorne gedrängt hatte, war dem jungen Wilbur längst auf die Füße geholfen worden. Er entschuldigte sich noch vielmals beim Grafen für das Ungemach, das ihm hier bereitet worden war und wandte sich um, in der Hoffnung nun den ominösen unbekannten Diener ausfindig zu machen. Doch dieser war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.<br/>Bevor jemand dem Grafen, der sich glücklicherweise nichts getan hatte, einen neuen Becher bereiten konnte, stapfte Stordan vor.<br/>"Hier, nehmt meinen, Euer Hochwohlgeboren. Ihr verzeiht sicherlich, dass ich nach einem alten Freund sehe."<br/>Auch Korisande, deren Bein nach dem Sturz schmerzte, benötigte eine Sitzgelegenheit und so folgte sie mit Stordan den Dienern, die Gero nach innen geleiteten.<br/>Unterdessen hatten die Diener endlich alle übrigen mit Getränken versorgt und der junge Graf sprach einen Trinkspruch auf den Gastgeber und das Gelingen der heiteren Zusammenkunft, die man sich von solch kleinen Zwischenfällen nicht trüben lassen solle. Bardo von Bardostein  bedankte sich wortreich und verkündete, dass die Führung über die Insel mit diesem Umtrunk den denkbar gelungensten Abschluss gefunden hätte. Man würde sich in Kürze wieder im Bankettsaal des Schlosses treffen, um sich gebührend von allen zu verabschieden.<br/>Während die Gäste sich allmählich zerstreuten, ging Bardo zu dem Platz zurück, an der der Graf gestürzt war, denn schon während des Trinkspruchs war ihm etwas Merkwürdiges aufgefallen: das Gras sich seltsam verfärbt, an eben genau der Stelle wo noch die Scherben des Bechers den Boden bedeckten. Da war etwas mit dem Wein ganz entschieden nicht in Ordnung!<br/>Bevor die Diener die Überreste der Zerstörung beseitigen konnten, las Bardo vorsichtig eine der größeren Scherben auf und achtete sorgsam darauf nichts von den Flüssigkeitsresten zu verschütten, die sich noch in der Höhlung befanden.<br/>[[Briefspieltext mit::Alderan von Sindelsaum]] hatte keinerlei Verdacht geschöpft. Ruhig saß er etwas abseits auf einer Steinbank und ruhte seine müden Beine aus. Seiner Meinung nach war es völlig angemessen, dass der Graf alleine trank. Wilburs Verhalten zeigte jedoch seine gute Erziehung.<br/>Gero vom Kargen Land führte sich jedoch merkwürdig auf. Alderan war durchaus nicht entgangen, dass der Schwächeanfall wohl nur vorgetäuscht war.<br/>Nachdenklich blickte er auf das Geschehen. Der Diener, der vorhin den Wein gebracht hatte machte sich recht eilig davon, während andere Diener herbeieilten, um dem Grafen zu helfen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.<br/>Der merkwürdige Diener kam den Weg entlanggelaufen, an dem Alderans Bank stand. Holdwin vom Kargen Land versuchte zu dem Mann aufzuschließen, aber das Gedränge der herbeieilenden Diener hinderte ihn daran. Kurzentschlossen nahm Alderan seinen Gehstock in die Hand – sein Urenkel [[Briefspieltext mit::Pergrim von Sindelsaum|Pergrim]] war heute nicht hier, um ihn zu stützen – der Diener drehte sich immer wieder nervös um und versuchte nicht zu rennen.<br/>Alderan stieß mit dem Stock entschlossen zu und traf den Flüchtenden genau zwischen den Beinen. Der Mann stieß einen überraschten Ruf aus und stürzte zu Boden. Hastig zog Alderan den Stock zurück und blickte ein wenig unbeteiligt auf den Mann, als Holdwin heftig mit dem Mann rang. Nach einigen kräftigen Fausthieben Holdwins war die Situation endlich geklärt.<br/>Von all dem bekamen Korisande, Gero und Stordan nichts mit, denn sie waren bereits vor dem Trinkspruch von den Dienern in einen Raum im Inneren des Schlosses geführt worden. Nachdem Gero zugesichert hatte, dass er alleine zurechtkäme, und sichergestellt war, dass Korisande nichts weiter passiert war, war endlich die Zeit gekommen, um über alles zu reden.<br/>"Verzeiht, meine Teuerste, dass ich Euch nicht eingeweiht habe, aber es war wenig Zeit und sah so umso echter aus!"<br/>Korisande sah ihn fragend an und presste verstohlen eine Hand auf ihr schmerzendes Bein. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Dank Geros und ihrer eigenen Ungeschicklichkeit war sie mitsamt dem Grafen zu Boden gestürzt – wie unangenehm, vor all den geladenen Adligen. Eigentlich hatte der Ritter gar nicht den Eindruck gemacht, so schwach auf den Beinen zu sein. Noch nicht einmal entschuldigen hatte sie sich bei Graf Wilbur können, zu schnell hatten eifrige Diener des Kastellans sie nach drinnen gebeten. Vielleicht war es aber auch besser so gewesen, denn ein Teil des Weins hatte sich auf sie ergossen und ihre Kleidung durchtränkt, so dass sie wirklich nicht mehr präsentabel aussah.<br/>„ Nun, Wohlgeboren? In was wolltet Ihr mich einweihen?“, fragte sie neugierig.<br/>"Ist Euch nicht auch aufgefallen, wie merkwürdig sich der Diener verhalten hat, der dem Grafen alleine Wein servieren wollte? Welch Gegensatz zum sonstigen Personal, das uns heute bedient hat! Ich meine, da stimmte etwas nicht, und habe durch meinen gespielten Anfall von Unwohlsein verhindert, dass Wilbur aus dem ihm zugedachten Becher trinkt."<br/>Stordan formte sogleich die rechte Hand zu einer Faust und nickt Gero aufmunternd zu.<br/>"Recht so!"<br/>Korisande war weit weniger begeistert.<br/>"Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr auf eine bloße Ahnung hin mein Kleid ruiniert, mich an meine alte Verwundung erinnert und mich gegenüber dem Grafen habt tollpatschig aussehen lassen?"<br/>"Das Kleid werde ich Euch selbstverständlich ersetzen! Und was die Schmerzen betrifft: Ihr wart doch eine [[Briefspieltext vielleicht mit::Ferdoker Garde|Ferdoker Lanzerin]]. Habt Ihr nicht geschworen, Schmerzen zu ertragen für die, die unser Land regieren?"<br/>"Ihr scheint nicht verstanden zu haben... ich hätte gerne einen Beweis dafür, dass dem Grafen Gefahr drohte!"<br/>"Nun, das..."<br/>In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und Holdwin trat ein. Sein Gesicht war leicht gerötet, das Haar etwas in Unordnung gebracht. Kein Wunder, denn er wurde von dem Diener begleitet, der vorher den Wein ausgeschenkt hatte. Der gemeinsame Gang war nicht aus freiwilligen Stücken geschehen: Holdwin zerrte den Mann in den Raum.<br/>"Der wollte abhauen!", gab Holdwin zu verstehen, als er den Mann mit einem letzten Ruck in Richtung Tisch stieß. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, wollte er sich mit gekreuzten Armen vor sie stellen, doch sie öffnete sich und es erschien die nächste Person im Türrahmen. Hinter Holdwin betrat Alderan den Raum. Suchend blickte er sich nach einer Sitzgelegenheit um. Im Gesicht des Dieners stand Wut.<br/>„Hoher Herr, würdet Ihr endlich erklären, warum Ihr mich derart grob hinter Euch her schleift?“, prustete der Diener, nach Atem ringend, los.<br/>„Er hatte es etwas eilig, nachdem dieses ... Missgeschick ... geschehen war, nicht wahr?“, es war eher eine Feststellung denn eine Frage von Holdwin.<br/>„Natürlich! Wir wollten Seiner Hochwohlgeboren einen neuen, sauberen Umhang holen“, antwortete der schlaksige Bedienstete mit hochrotem Kopf. Man sah, dass er all seine Kraft aufwenden musste um einen klaren Verstand zu behalten und seine Wut zu beherrschen.<br/>Stordan musterte den Diener finster. Bekannt kam ihm der junge Mann nicht vor, aber das musste nichts heißen. Er winkte [[Briefspieltext mit::Nottel aus Steenback|Nottel]] und [[Briefspieltext mit::Jorm aus Steenback|Jorm]] herbei, in deren Gefolge Schwester [[Briefspieltext vielleicht mit::Gidiane Vana Steener von Steenback|Gidiane]] neugierig folgte.<br/>"Passt mir auf diesen Burschen auf, dass er sich nicht davon macht!"<br/>Die beiden kräftigen Kriegsknechte in spe nickten grimmig. Inzwischen wurde dem empörten Diener scheinbar bewusst, dass eine peinliche Befragung zu befürchten war ... was seine Wut und die hochrote Farbe nur noch steigerte. Gidiane beobachtete dieses Farbenspiel fasziniert, achtete aber darauf, immer die gepanzerte Schulter ihres Großonkels zwischen sich und dem Unhold zu haben.<br/>Inzwischen waren auch andere Adlige in den Raum gekommen. Stordan schaute sich um. Die Mienen der meisten zeigten Anzeichen von Verwunderung, andere waren verärgert und gespannt. Wo war [[Briefspieltext mit::Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels|Bodrin-Hardenfels]]? Stordan entdeckte ihn, er kam als einer der letzten in den Saal. Sein Gesicht zeigte keine auffällige Regung.<br/>"Diese Schlange", dachte Stordan. War er wirklich so abgebrüht, dass er sich nichts anmerken ließ oder hatte er tatsächlich nichts mit der Sache zu tun?<br/>Wie auch immer, bei [[Briefspieltext vielleicht mit::Praios]]! Die hochnotpeinliche Untersuchung konnte beginnen! Stordan spürte den warmen Griff Halladirs an seiner Seite und lächelte grimmig. Die Klinge hatte schon lange kein Blut mehr geschmeckt, heute wäre ein guter Tag. Heimlich hoffte der alte Kämpe, dass der oder die Täter einen Fehler machen würden, dann würde das schwarze Schwert seinen Tribut fordern!<br/>Korisande blickte zwischen den Anwesenden hin und her. Es wollte ihr gar nicht recht passen, dass immer mehr Leute in den Raum strömten. Alle schienen sie belustigt bis neugierig anzusehen. Es war auch zu peinlich gewesen, einfach so auf Graf Wilbur zu fallen und ihn umzureißen.
 
„ Verzeiht Hochwohlgeboren, wenn ich Eure Unterredung unterbreche“ – [[Briefspieltext mit::Wilbur vom See|Wilbur]] realisierte zunächst nicht, dass er selbst es war, an den der [[Briefspieltext mit::Bardo von Bardostein|Kastellan]] gerade das Wort richtete, aber nach kurzer Verwirrung wandte er diesem seine Aufmerksamkeit zu – „aber wir würden dann gerne mit dem Rundgang fortfahren, wenn es Euch beliebt? Als Nächstes ist, wie gesagt, der alte [[wikav:Perval von Gareth|pervalsche]] Gefechtsstand vorgesehen, ein nunmehr pittoresker Pavillon mit einem vorzüglichen Blick über die Anleger – und bei gutem Wetter bis hinüber nach [[Briefspieltext vielleicht mit::Angbar]]!“<br/>Bevor der Graf auch nur überlegen konnte zu protestieren fuhr Bardo fort: „Ah, dachten wir es uns doch, dass ihr darauf brennt diesen Ausblick zu genießen.“<br/>Er erhob die Stimme und wendete sich an alle Gäste: „Mögen die versammelten Herrschaften uns doch bitte folgen. Wir bitten darum, den Weg nicht zu verlassen. Wir müssen den frischen Baugrund passieren, auf dem teilweise schon das Fundament ausgeschachtet wird.“<br/>Der Weg führte am markierten und bereits eingeebneten Gebiet, in dem der Westflügel des Schlosses entstehen sollte, vorbei und eine kleine Anhöhe hinauf. Dort verschwand er dann in einem kleinen Hain, in dem sich der Pavillon befinden musste.<br/>Der Graf trödelte der kleinen Gruppe hinterher, [[Briefspieltext mit::Korisande von Lutzenstrand|Korisande]] und der lange, schlacksige Diener an seiner Seite. Eine Schwanenpaar flog auf, als Bardo den Pavillion erreichte und zog in schwerfälliger Eleganz einige Meter weiter, wo sie sich in ganzer Pracht treiben ließen.<br/>„ Kaiser Perval selbst soll von hier aus nachgestellte Seeschlachten beobachtet haben. Einige der damals eigens angefertigten Miniaturausgaben der Schiffe sind noch erhalten“, erklärte der Kastellan. „Später unter [[wikav:Bardo von Gareth|Bardo]] und [[wikav:Cella von Gareth|Cella]] wurden die Schlachtschiffchen dann zu einer Lustflotte umgewidmet. In den kleinen Barken ließen die Kaiserzwillinge und ihre Günstlinge sich zwischen den Inseln hin und her schippern. Es ist eine Schande, dass die oft in [[Briefspieltext vielleicht mit::ingerimm]]gefälligster Manier vorzüglich gearbeiteten Schiffe der ‚Kaiserlichen Lustflotte‘ nun völlig ungenutzt in den Bootshäusern vor sich hin modern. Wir werden nächstens eine Eingabe an die [[Briefspieltext vielleicht mit::Rohaja von Gareth|Kaiserin]] veranlassen, um zumindest die am Besten erhaltenen Boote wieder instand zu setzen.“<br/>Am Rande beugte sich der Diener zum Grafen: „Euer Wein ist angerichtet, Hochwohlgeboren!“<br/>In Wahrheit war es auf Wunsch Wilburs stark verdünnter Weißwein, doch dem Schankknecht war es im Grunde egal, in welches Getränk er sein weißes Pulver mischen konnte. In einer Stunde würde es seine Wirkung entfalten – genug Zeit um zu verschwinden.<br/>Die Hand des Grafen streckte sich langsam dem gefüllten der Becher entgegen, dann zögerte er. Ein Gedanke an eine Etikettestunde mit [[Briefspieltext vielleicht mit::Voltan von Falkenhag]] schoss ihm durch den Kopf.<br/>„Ich glaube, es wäre doch unhöflich, inmitten dieser Runde alleine zu trinken. Er hat genug Becher auf seinem Tablett, so fülle er sie für alle Anwesenden, auf dass wir auf den Gastgeber und diesen unerwarteten – und von den Göttern gefügte – Besuch trinken können.“<br/>Die Wangen des Dieners zuckten, er blickte für einen Augenblick überrascht in die umherstehende Gruppe, die sich nun dem Grafen zugewendet hatte. Ihm blieb keine Wahl – mit innerem Widerwillen begann er auch die anderen Kelche zu füllen – peinlich darauf bedacht sich zu merken, welches Gefäß er zuerst gefüllt und mit dem Gift versehen hatte.<br/>Die Szene hatte für einiges Getuschel gesorgt. Bardo von Bardostein versuchte durch einige wohlgewählte Worte die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen, um die Zeit bis zum Trinkspruch zu überbrücken.<br/>Aus den Augenwinkeln musterte er den Diener, der seine Aufgaben so sträflich vernachlässigt hatte, dass der Graf selber ihn auf die Etikette aufmerksam machen musste. Sonderbarerweise kam er Bardo nicht bekannt vor. Eigentlich war das Personal hier auf [[Briefspieltext vielleicht mit::Pervalia]] recht überschaubar, für den Empfang jedoch hatte er weitere Dienerschaft anwerben müssen. Allerdings hatte er die Neulinge persönlich instruiert, damit nichts schief ginge, also müsste er sich doch an diesen schlacksigen Diener mit dem dem Kinnbart erinnern. Konnte er ihn einfach vergessen haben?<br/>Doch dieses Problem musste warten, zunächst mussten die Gäste von der kleinen Panne abgelenkt werden.<br/>[[Briefspieltext mit::Holdwin vom Kargen Land]] schaute unterdessen etwas verärgert auf den Diener und sprach leise zu seinem [[Briefspieltext mit::Gero vom Kargen Land|Vater]], der inzwischen wieder neben ihm stand:<br/>"Wie peinlich! Das hätte ich nach dem bisherigen Verlauf des Abends nicht von unserem Gastgeber erwartet, dass er sein Personal so schlecht instruiert hat, dass dem ein solches Fehlverhalten unterläuft! Was hat sich dieser Dummkopf von einem Diener denn gedacht - dass der Graf alles alleine trinken soll?"<br/>Sein Sohn hatte das Offensichtliche ausgesprochen, was wohl in den Köpfen vieler Gäste herumging, und dennoch: Vielleicht war es das direkte Aussprechen ihm gegenüber, vielleicht die Wortwahl, die bewirkten, dass sich verschiedene Fakten in Geros Kopf zu einer Idee zusammensetzten.<br/>Bardo war ein guter Gastgeber. Ein Diener patzte. Das Verhalten des Dieners war unpassend. Der Graf sollte offenbar alleine trinken. Dies war jedoch nicht der Willen des Kastellans. Was sollte der junge Wilbur vom See als einziger trinken, das nicht Bardo angeordnet hatte... ?<br/>"Gift!", schoss es ihm in den Kopf. War er schon völlig von [[Briefspieltext mit::Stordan Steener von Steenback|Stordans]] Reden eingenommen, oder hatte der alte Kämpe, der sich manches Mal jenseits der Etikette bewegte, gerade deswegen einen unwahrscheinlichen Treffer gelandet?<br/>Der Ritter vom Kargen Land atmete hörbar aus.<br/>"Alles in Ordnung, Vater?", hörte er die Stimme Holdwins.<br/>"Es ist wohl die Luft, heute ist es etwas warm... vielleicht bin ich auch noch unter dem Eindruck der Statuen, die tatsächlich etwas lebendig wirken, so wie es Stordan gesagt hat."<br/>Einige der Umstehenden lachten leise oder unterdrückten ein Schmunzeln. Gut, die wären soweit beruhigt, dachte sich Gero. Doch wie vorgehen? Einfach auf Verdacht vortreten und vor Gift warnen? Unmöglich!<br/>Wenn er so zielsicher darauf hinwies, deutete das in den Augen vieler eher darauf hin, dass er selbst beteiligt wäre! Den verdächtigen Becher selbst nehmen? Dann müsste er ihn auch trinken - ein hohes Risiko, wenn es wirklich Gift wäre! Selbst ein guter Heiler oder Magier konnte ein starkes, schnell wirkendes Gift nicht immer neutralisieren, und waren überhaupt solche hier anwesend? Außerdem würde ein Giftattentäter doch darauf achten, dass der Graf den ihm zugedachten Becher bekäme.<br/>Nein, hier half nur eine gehörige Portion Unverfrorenheit. Und Körpereinsatz. Für letzteres war sein Sohn der Richtige.<br/>"Holdwin, achte auf den Diener und schnapp Dir den Kretin, falls er plötzlich versucht, abzuhauen. Ich wollte ihn doch noch etwas gefragt haben!"<br/>Sein Sohn nickte ihm zu, auch wenn er den Sinn nicht verstand. Auf unfähiges Personal musste man leider ein Auge haben, aber warum sich noch nach solchen Untalentierten woanders umsehen?<br/>Während der Diener noch die letzten Becher einschenkte, stiefelte Gero schnurstracks auf Korisande zu.<br/>"Werte Dame, darf ich Euch meinen stützenden Arm anbieten?"<br/>Die Ritterin von [[Briefspieltext vielleicht mit::Lutzenstrand]] willigte ein, auch wenn sie es lieber gehabt hätte, wenn die Diener rundgegangen wären und nicht jeder der Edlen vor den Graf getreten wäre, um einen der Becher entgegen zu nehmen. Immerhin bekam der Graf so noch einmal jeden einzelnen der Geladenen zu Gesicht, das musste sie ihm zugestehen.<br/>Nun waren sie an der Reihe. Der junge Wilbur lächelte ihr zu.<br/>Gero lächelte ebenfalls, war jedoch innerlich angespannt. Er konnte es nicht beschwören, aber er meinte gesehen zu haben, dass der Diener ganz genau darauf geachtet hatte, dass der Graf den zuerst gefüllten Becher bekommen hatte.<br/>Jetzt stand Gero mit Korisande direkt vor Wilbur. Nur noch eine leichte Drehung und ein Schritt bis zum Tablett.<br/>Da ließ er plötzlich seinen Arm wegsacken und fasste sich vor die Brust, sichtlich nach Atem ringend. Korisande konnte ihr Gleichgewicht in der Drehbewegung und dem Schritt nicht halten und prallte mit Schwung auf den Grafen, so dass beide zu Boden fielen. Der Becher zerschellte und der Wein bildete eine Pfütze. Ein Schreckensschrei ging durch die Menge, gefolgt von einem Raunen.<br/>Sofort eilten andere Diener des Grafen herbei, um Hochwohlgeboren und Korisande wieder auf die Füße zu bringen. Einer wandte sich an Gero.<br/>"Es geht schon, mir ist nur ein wenig schwummrig. Ich glaube, ich muss mich ein wenig setzen."<br/>Einer der neuen Diener geleitete ihn nach drinnen.<br/>Auch Bardo versuchte möglichst rasch dem Grafen zur Seite zu stehen, doch als er sich durch die Menge nach vorne gedrängt hatte, war dem jungen Wilbur längst auf die Füße geholfen worden. Er entschuldigte sich noch vielmals beim Grafen für das Ungemach, das ihm hier bereitet worden war und wandte sich um, in der Hoffnung nun den ominösen unbekannten Diener ausfindig zu machen. Doch dieser war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.<br/>Bevor jemand dem Grafen, der sich glücklicherweise nichts getan hatte, einen neuen Becher bereiten konnte, stapfte Stordan vor.<br/>"Hier, nehmt meinen, Euer Hochwohlgeboren. Ihr verzeiht sicherlich, dass ich nach einem alten Freund sehe."<br/>Auch Korisande, deren Bein nach dem Sturz schmerzte, benötigte eine Sitzgelegenheit und so folgte sie mit Stordan den Dienern, die Gero nach innen geleiteten.<br/>Unterdessen hatten die Diener endlich alle übrigen mit Getränken versorgt und der junge Graf sprach einen Trinkspruch auf den Gastgeber und das Gelingen der heiteren Zusammenkunft, die man sich von solch kleinen Zwischenfällen nicht trüben lassen solle. Bardo von Bardostein  bedankte sich wortreich und verkündete, dass die Führung über die Insel mit diesem Umtrunk den denkbar gelungensten Abschluss gefunden hätte. Man würde sich in Kürze wieder im Bankettsaal des Schlosses treffen, um sich gebührend von allen zu verabschieden.<br/>Während die Gäste sich allmählich zerstreuten, ging Bardo zu dem Platz zurück, an der der Graf gestürzt war, denn schon während des Trinkspruchs war ihm etwas Merkwürdiges aufgefallen: das Gras sich seltsam verfärbt, an eben genau der Stelle wo noch die Scherben des Bechers den Boden bedeckten. Da war etwas mit dem Wein ganz entschieden nicht in Ordnung!<br/>Bevor die Diener die Überreste der Zerstörung beseitigen konnten, las Bardo vorsichtig eine der größeren Scherben auf und achtete sorgsam darauf nichts von den Flüssigkeitsresten zu verschütten, die sich noch in der Höhlung befanden.<br/>[[Briefspieltext mit::Alderan von Sindelsaum]] hatte keinerlei Verdacht geschöpft. Ruhig saß er etwas abseits auf einer Steinbank und ruhte seine müden Beine aus. Seiner Meinung nach war es völlig angemessen, dass der Graf alleine trank. Wilburs Verhalten zeigte jedoch seine gute Erziehung.<br/>Gero vom Kargen Land führte sich jedoch merkwürdig auf. Alderan war durchaus nicht entgangen, dass der Schwächeanfall wohl nur vorgetäuscht war.<br/>Nachdenklich blickte er auf das Geschehen. Der Diener, der vorhin den Wein gebracht hatte machte sich recht eilig davon, während andere Diener herbeieilten, um dem Grafen zu helfen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.<br/>Der merkwürdige Diener kam den Weg entlanggelaufen, an dem Alderans Bank stand. Holdwin vom Kargen Land versuchte zu dem Mann aufzuschließen, aber das Gedränge der herbeieilenden Diener hinderte ihn daran. Kurzentschlossen nahm Alderan seinen Gehstock in die Hand – sein Urenkel [[Briefspieltext mit::Pergrim von Sindelsaum|Pergrim]] war heute nicht hier, um ihn zu stützen – der Diener drehte sich immer wieder nervös um und versuchte nicht zu rennen.<br/>Alderan stieß mit dem Stock entschlossen zu und traf den Flüchtenden genau zwischen den Beinen. Der Mann stieß einen überraschten Ruf aus und stürzte zu Boden. Hastig zog Alderan den Stock zurück und blickte ein wenig unbeteiligt auf den Mann, als Holdwin heftig mit dem Mann rang. Nach einigen kräftigen Fausthieben Holdwins war die Situation endlich geklärt.<br/>Von all dem bekamen Korisande, Gero und Stordan nichts mit, denn sie waren bereits vor dem Trinkspruch von den Dienern in einen Raum im Inneren des Schlosses geführt worden. Nachdem Gero zugesichert hatte, dass er alleine zurechtkäme, und sichergestellt war, dass Korisande nichts weiter passiert war, war endlich die Zeit gekommen, um über alles zu reden.<br/>"Verzeiht, meine Teuerste, dass ich Euch nicht eingeweiht habe, aber es war wenig Zeit und sah so umso echter aus!"<br/>Korisande sah ihn fragend an und presste verstohlen eine Hand auf ihr schmerzendes Bein. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Dank Geros und ihrer eigenen Ungeschicklichkeit war sie mitsamt dem Grafen zu Boden gestürzt – wie unangenehm, vor all den geladenen Adligen. Eigentlich hatte der Ritter gar nicht den Eindruck gemacht, so schwach auf den Beinen zu sein. Noch nicht einmal entschuldigen hatte sie sich bei Graf Wilbur können, zu schnell hatten eifrige Diener des Kastellans sie nach drinnen gebeten. Vielleicht war es aber auch besser so gewesen, denn ein Teil des Weins hatte sich auf sie ergossen und ihre Kleidung durchtränkt, so dass sie wirklich nicht mehr präsentabel aussah.<br/>„ Nun, Wohlgeboren? In was wolltet Ihr mich einweihen?“, fragte sie neugierig.<br/>"Ist Euch nicht auch aufgefallen, wie merkwürdig sich der Diener verhalten hat, der dem Grafen alleine Wein servieren wollte? Welch Gegensatz zum sonstigen Personal, das uns heute bedient hat! Ich meine, da stimmte etwas nicht, und habe durch meinen gespielten Anfall von Unwohlsein verhindert, dass Wilbur aus dem ihm zugedachten Becher trinkt."<br/>Stordan formte sogleich die rechte Hand zu einer Faust und nickt Gero aufmunternd zu.<br/>"Recht so!"<br/>Korisande war weit weniger begeistert.<br/>"Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr auf eine bloße Ahnung hin mein Kleid ruiniert, mich an meine alte Verwundung erinnert und mich gegenüber dem Grafen habt tollpatschig aussehen lassen?"<br/>"Das Kleid werde ich Euch selbstverständlich ersetzen! Und was die Schmerzen betrifft: Ihr wart doch eine [[Briefspieltext vielleicht mit::Ferdoker Garde|Ferdoker Lanzerin]]. Habt Ihr nicht geschworen, Schmerzen zu ertragen für die, die unser Land regieren?"<br/>"Ihr scheint nicht verstanden zu haben... ich hätte gerne einen Beweis dafür, dass dem Grafen Gefahr drohte!"<br/>"Nun, das..."<br/>In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und Holdwin trat ein. Sein Gesicht war leicht gerötet, das Haar etwas in Unordnung gebracht. Kein Wunder, denn er wurde von dem Diener begleitet, der vorher den Wein ausgeschenkt hatte. Der gemeinsame Gang war nicht aus freiwilligen Stücken geschehen: Holdwin zerrte den Mann in den Raum.<br/>"Der wollte abhauen!", gab Holdwin zu verstehen, als er den Mann mit einem letzten Ruck in Richtung Tisch stieß. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, wollte er sich mit gekreuzten Armen vor sie stellen, doch sie öffnete sich und es erschien die nächste Person im Türrahmen. Hinter Holdwin betrat Alderan den Raum. Suchend blickte er sich nach einer Sitzgelegenheit um. Im Gesicht des Dieners stand Wut.<br/>„Hoher Herr, würdet Ihr endlich erklären, warum Ihr mich derart grob hinter Euch her schleift?“, prustete der Diener, nach Atem ringend, los.<br/>„Er hatte es etwas eilig, nachdem dieses ... Missgeschick ... geschehen war, nicht wahr?“, es war eher eine Feststellung denn eine Frage von Holdwin.<br/>„Natürlich! Wir wollten Seiner Hochwohlgeboren einen neuen, sauberen Umhang holen“, antwortete der schlaksige Bedienstete mit hochrotem Kopf. Man sah, dass er all seine Kraft aufwenden musste um einen klaren Verstand zu behalten und seine Wut zu beherrschen.<br/>Stordan musterte den Diener finster. Bekannt kam ihm der junge Mann nicht vor, aber das musste nichts heißen. Er winkte [[Briefspieltext mit::Nottel aus Steenback|Nottel]] und [[Briefspieltext mit::Jorm aus Steenback|Jorm]] herbei, in deren Gefolge Schwester [[Briefspieltext vielleicht mit::Gidiane Vana Steener von Steenback|Gidiane]] neugierig folgte.<br/>"Passt mir auf diesen Burschen auf, dass er sich nicht davon macht!"<br/>Die beiden kräftigen Kriegsknechte in spe nickten grimmig. Inzwischen wurde dem empörten Diener scheinbar bewusst, dass eine peinliche Befragung zu befürchten war ... was seine Wut und die hochrote Farbe nur noch steigerte. Gidiane beobachtete dieses Farbenspiel fasziniert, achtete aber darauf, immer die gepanzerte Schulter ihres Großonkels zwischen sich und dem Unhold zu haben.<br/>Inzwischen waren auch andere Adlige in den Raum gekommen. Stordan schaute sich um. Die Mienen der meisten zeigten Anzeichen von Verwunderung, andere waren verärgert und gespannt. Wo war [[Briefspieltext mit::Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels|Bodrin-Hardenfels]]? Stordan entdeckte ihn, er kam als einer der letzten in den Saal. Sein Gesicht zeigte keine auffällige Regung.<br/>"Diese Schlange", dachte Stordan. War er wirklich so abgebrüht, dass er sich nichts anmerken ließ oder hatte er tatsächlich nichts mit der Sache zu tun?<br/>Wie auch immer, bei [[Briefspieltext vielleicht mit::Praios]]! Die hochnotpeinliche Untersuchung konnte beginnen! Stordan spürte den warmen Griff Halladirs an seiner Seite und lächelte grimmig. Die Klinge hatte schon lange kein Blut mehr geschmeckt, heute wäre ein guter Tag. Heimlich hoffte der alte Kämpe, dass der oder die Täter einen Fehler machen würden, dann würde das schwarze Schwert seinen Tribut fordern!<br/>Korisande blickte zwischen den Anwesenden hin und her. Es wollte ihr gar nicht recht passen, dass immer mehr Leute in den Raum strömten. Alle schienen sie belustigt bis neugierig anzusehen. Es war auch zu peinlich gewesen, einfach so auf Graf Wilbur zu fallen und ihn umzureißen.

Version vom 24. November 2017, 12:05 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Nisper Gewisper"