Nisper Gewisper - Ein falscher Diener: Unterschied zwischen den Versionen

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Geron (D | B)
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Der Diener sah allerdings wirklich aus, als hätte er etwas zu verbergen…<br/>„Nun“, sagte sie zu den Anwesenden gerichtet, „der Herr vom Kargen Land ist der Auffassung, dieser Diener hier hat wohl etwas zu verbergen. Wir sollten ihn also einerseits darum bitten, sich einmal absuchen zu lassen, ob er etwas Ungewöhnliches bei sich trägt und andererseits Kastellan Bardo danach fragen, ob er vielleicht ein gutes Wort für seinen Bediensteten einlegen will. Ich denke, so wird sich die Sache schnell aufklären lassen und wenn er sich nichts zu schulden hat kommen lassen, kann er in wenigen Minuten wieder seiner Wege gehen. Nicht wahr?“<br/>Ihr Blick richtete sich auf den Diener, den Geros Sohn Holdwin noch immer fest im Griff hatte.<br/>Der Diener lächelte schief ... was für eine verrückte Lage. Der Graf war wohlauf, sein Ziel seinen Herren einen Schritt näher zum Grafenthron zu bringen war missglückt. Dennoch behandelten sie ihn wie einen Mörder. Wie dumm er war in der ersten Panik davonzurennen... klar, dass er sich verdächtig machen würde. Nur gut, dass ihm die Begründung neue Kleidung für den Grafen zu holen, eingefallen war ... sie war durchaus schlüssig.<br/>‚Bleib ruhig, Ferk ... sie haben nichts in der Hand.’, sprach der Diener in Gedanken zu sich selbst und zwang sich zu Ruhe. Den Ring hatte er noch rechtzeitig ins Schilf werfen können – da müsste es schon mit den Hexen zugehen, wenn sie den jemals wiederfinden. Gut, er war erst seit kurzem beim Kastellan Bardo angestellt, doch was sollte das schon heißen. Dass seine mündlich vorgetragenen Referenzen gefälscht waren und er gar nicht am Hof zu [[Briefspieltext vielleicht mit::Lûr (Baronie)|Lûr]] gedient hatte, müssten sie erst mal beweisen. Lûr war ihm eingefallen, weil er dort aufgewachsen war und die Geschichten über den [[Briefspieltext vielleicht mit::Endrasch Sohn des Ergrin|zwergischen Baron]] ganz gut kannte. Es schien weit genug entfernt, dass niemand wusste wer dort Diener war.<br/>Vor allem hatte der Graf keinen Schluck getrunken ... dass Gift im Spiel war, war nichts als eine Vermutung ... oder hatte jemand beobachtet wie er etwas aus dem Ring in den Becher gerührt hatte? Er spürte den Schweiß, der sich an seiner Stirn bildete.<br/>Es blieb ihm keine Wahl, er musste auf sein Glück vertrauen. Wenn er hart bleiben würde und er bei seiner Unschuldsmiene bliebe, hätte er vielleicht eine Chance freigelassen zu werden.<br/>„Nun, worauf wartet Ihr, bei Praios? Vielleicht mögt Ihr Euren Verdacht etwas genauern schildern, damit der Kastellan den Mann rasch verhören kann“, ließ sich Junker Reto vernehmen.<br/>„Mit einer kleineren Dieberei sollte man den Grafen und dessen Gäste nicht belästigen. Wenn's aber so ernst ist, wie Ihr schaut, ehrwürdiger Ritter, dann  solltet Ihr die Angelegenheit  Seiner Hochgeboren melden.“<br/>Gero hätte vor Wut und Anspannung mit der Faust in die offene Hand schlagen können. Das lief überhaupt nicht so, wie er es sich gedacht hatte!<br/>In kleiner Runde hatte er sich mit den anderen absprechen und den Diener befragen wollen; jetzt waren zahlreiche Gäste des Festes anwesend. Vor allem zeigte sich der Verdächtige als harter Hund und war keineswegs eingeschüchtert. Das und sein schlechtes Benehmen mochten für seine Schuld sprechen; allein als Beweis reichte das nicht!<br/>Wenn nur Bardo hier wäre... der Gastgeber könnte sicherlich aufklären, wer der Diener war. Die Sache drohte ihm zu entgleiten. Nun galt es, behende zurückzurudern. Zunächst musste er seine Rolle weiterspielen!<br/>Wieder etwas kräftiger atmend, nahm er ein Taschentuch aus einer Tasche und wischte sich ein wenig übers Gesicht. Das gab ihm etwas Zeit, um seine Worte zu bedenken.<br/>"Verzeiht, wenn ich für soviel Aufsehen gesorgt habe! Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass so viele unserer kleinen Schar hierhin folgen würden, wo wir uns doch ein wenig zurückziehen wollten!"<br/>Gero lächelte gequält. Die Blicke der anderen blieben unverändert. Überzeugt hatte er sie damit noch nicht!<br/>"Es war tatsächlich nur eine Kleinigkeit, doch leider kam mein Unwohlsein dazwischen..."<br/>Der Ritter vom Kargen Land wandte sich an den Diener.<br/>"Wie heißt Du?"<br/>"Ferk, edler Herr", antwortete dieser mit ruhiger, fester Stimme.<br/>"Gut, Ferk, wo kommst Du her?"<br/>"Aus der Baronie Lûr!"<br/>Wieder eine klare Antwort, die nicht die Spur von Unsicherheit verriet. Es war zum Verzweifeln! Gero wurde schmerzlich bewusst, dass er, der kein Intrigant war, wohl auch nicht geeignet war, eine Intrige aufzudecken - noch dazu auf einem Fest, nicht gerade die Umgebung, die er oft aufsuchte ohne besonderen Anlass.<br/>"Sag mir, Ferk, wer hat Dir aufgetragen, nur dem Grafen einzuschenken? Ist das bei Euch so üblich in Lûr?"<br/>"Seid versichert, dass ich nur Anweisungen ausgeführt habe, edler Herr! Sie mögen Euch seltsam erscheinen, doch mir als Gemeinem steht es nicht zu, sie zu bedenken oder zu hinterfragen."<br/>Die Standardantwort für den gehorsamen Diener! Bei dem Kerl biss man auf Granit! Fingen da nicht schon die ersten an zu tuscheln?<br/>"Wenn Du so wohlerzogen bist, warum bist Du denn so schnell weggelaufen?"<br/>"Edler Herr, verzeiht mir dieses schlechte Benehmen! Doch was Hochwohlgeboren benötigten, waren neue Kleider und nicht ein weiter Diener, der um ihn herumstand und ihm beim Aufstehen half! Ich wollte doch nur so schnell wie möglich Hochwohlgeboren den Aufenthalt auf Pervalia wieder angenehm gestalten!"<br/>Gero schürzte nervös die Lippen. Entweder Ferk war tatsächlich unschuldig oder weit gerissener, als er gedacht hatte. Der Ritter bemerkte, wie er inzwischen mehrere böse Blicke erntete, während der Diener, inzwischen noch selbstsicherer als zuvor, hinzufügte: "Doch bevor ich diesen guten Vorsatz in die Tat umsetzen konnte, schlug Euer Sohn auf mich ein und zerrte mich hierher!"<br/>Das war es! Nun hatte der Diener nicht nur jeden Verdacht von sich gewiesen, sondern das Blatt sogar gewendet, indem er sich erfolgreich als Opfer dargestellt hatte. Gero war mit seinem [[wikav:Bosparano|Bosparano]] am Ende.<br/>"Viel Aufregung um nichts!"<br/>"Der feine Herr vom Kargen Land musste uns das Fest verderben!"<br/>Nun begannen mehrere Leute durcheinander zu reden, erst leise, dann immer weniger zurückhaltend. Allen voran Reto-Hlûthar von Bodrin-Hardenfels, der den Ritter von [[Briefspieltext vielleicht mit::Valpurg]] mittlerweile mit unverhohlener Mischung aus Verachtung und Mitleid belächelte und sich bereits zum gehen wenden wollte.<br/>Gero schaute resignierend zu Holdwin, Stordan und Korisande. Er war geschlagen!<br/>Erst jetzt betrat auch Bardo von Bardostein begleitet von einem schmierigen Gesellen mit bleichem Gesicht den Raum. Es war dem Kastellan sichtlich unangenehm, dass er nach einem Großteil seiner Gäste eintraf, aber nach dem überraschenden Fund hatte er dem Turm [[Briefspieltext vielleicht mit::Bardostein]] einen dringenden Besuch abstatten müssen, um Rat bei seinem Vertrauten und Leibwächter [[Briefspieltext mit::Der bleiche Vitus|Vitus]] einholen zu müssen. Der hagere [[wikav:Perricum|Perricumer]] genoss aufgrund seines zwielichtigen Aussehens nicht den besten Ruf, aber aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit würde Bardo ihm jederzeit sein Leben anvertrauen. In speziell dieser Angelegenheit war Vitus Ruf sogar von Vorteil, den er wurde nicht zu Unrecht mit Unterweltkreisen in Verbindung gebracht, so dass er recht schnell bestätigen konnte, dass die in der Scherbe verbliebenen Rückstände des Weins vergiftet waren.<br/>Zunächst konnte Bardo sich noch nicht Gehör verschaffen, da er nach dem schnellen Marsch zum Turm und wieder zurück zur Pfalz erst einmal wieder zu Atem kommen musste, als er jedoch ein paar Augenblicke ausgeruht hatte, unterbrach er die sich entspinnende Diskussion zwischen Stordan und Reto von Bodrin-Hardenfels und erhob die Stimme.<br/>„Verehrte Versammlung, die Lage ist ernst. Wie ich an diesem Tumult ersehen kann, sind bereits die meisten der Anwesenden zu dem Schluss gekommen, dass der Zwischenfall so eben am Pavillon keine Lappalie war, doch wie ernst es war können wir erst jetzt ermessen.“<br/>Bardo machte eine Kunstpause.<br/>„Unser allseits geschätzter Graf hat soeben beinahe [[wikav:Golgari|Golgaris]] Schwingen rauschen hören und es ist nur dem beherzten Eingreifen des Herren Gero zu verdanken, dass er nicht so weit vor seiner Zeit in [[wikav:Borons Hallen|Borons Hallen]] abberufen wurde. Ihr fragt euch, wovon ich rede und ich will es euch sagen. Der Wein für den jungen Grafen wurde vergiftet!“<br/>Auch jetzt ließ Bardo die Worte wieder wirken und nach einem kurzen Schreckmoment erhob sich wie erwartet aufgeregtes und wütendes Gerede, dass Bardo jedoch schnell wieder beendete, als er abermals das Wort ergriff.<br/>„Ich konnte glücklicherweise die Überreste des Trinkgefäßes des Grafen bergen und mein treuer Freund Vitus“ – er warf einen Seitenblick auf den Angesprochenen der bestätigend nickte – „konnte zweifelsfrei verifizieren, dass es sich um Gift handelte. Diese verabscheuenswürdige Tat kann nur von diesem Hundsfott dort begangen worden sein, der sich dreist in die Gewänder meiner Dienerschaft gekleidet hat um sein schändliches Treiben zu ermöglichen. Damit steht fest, dass diese von allen Göttern verfluchte Kreatur gleich zweifach gegen die Zwölfe gefrevelt hat. Nicht nur hat er sich hier eingeschlichen, um für einen noch zu ermittelnden Auftraggeber zu spionieren. Nein, noch schlimmer einen feigen Giftmord wollte er begehen!“<br/>Als nun der allgemeine Zorn gegen ihn hochkochte, überkam Panik den erfolglosen Mörder Ferk.<br/>Verzweifelt und verwirrt wandte er sich an den Kastellan: „Aber hoher Herr von Bardostein, ihr selbst habt mich doch vor knapp einem Mond eingestellt und ich habe euch meine Empfehlungsschreiben aus Lûr vorgelegt! Nie hätte ich es gewagt mich unrechtmäßig in eure Dienste zu schleichen und mit irgendwelchem Gift habe ich erst recht nichts zu tun. Ich habe nur den hohen Herrschaften aufgewartet, wie es mir aufgetragen ward.“<br/>Bardo überlegte blitzschnell. Er war sich nicht ganz sicher, ob er tatsächlich den Verdächtigen doch eingestellt haben sollte. Es waren viele gewesen, die er in den vergangenen Woche angeworben hatte, um bei den Bauarbeiten zu helfen und hochherrschaftlichen Besuchern aufzuwarten, doch es war ihm so, als hätte er das Gesicht dieses Dieners noch nie gesehen. Beschwören könnte er nicht, aber wenn er dies jetzt zugäbe, würde man ihn womöglich noch mit dem Mordversuch in Verbindung bringen. Es war schon schlimm genug, dass dies auf seiner Feier geschah, also musste er sich so weit wie möglich von dem Verdächtigen distanzieren.<br/>„Zunächst mal heißt es Wohlgeboren von Bardostein. Und ansonsten: Was untersteht er sich, solch infame Lügengeschichten hier aufzutischen. Ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen und mich schon vorhin gewundert, warum er in einem Livree unserer Farben steckt. Ich warne euch, mich hier öffentlich der Lüge zu bezichtigen. Es ist eurer bereits schlimmen Lage sicher nicht zuträglich zu euren Sünden hier einen weiteren Frevel hinzuzufügen“, herrschte Bardo den Unglückseligen an.<br/> So, dies müsste fürs erste reichen. Jetzt sollten die anderen ihrem gerechten Zorn freien Lauf lassen. Nur aufknüpfen dürften sie ihn nicht direkt, Bardo musste noch aus ihm herausbekommen, wer ihn zu dieser Tat angestiftet hatte.<br/>Natürlich war es ein schlimmer Frevel, den Grafen ermorden zu wollen, aber was Bardo wirklich wütend machte, war die Tatsache, dass dieser Mordversuch unter seinem Dach ausgeführt werden sollte. Dies nahm Bardo den Hintermännern, die es sicherlich gab, persönlich und er würde nicht ruhen, bis er sie ermittelt hätte.
 
Der Diener sah allerdings wirklich aus, als hätte er etwas zu verbergen…<br/>„Nun“, sagte sie zu den Anwesenden gerichtet, „der Herr vom Kargen Land ist der Auffassung, dieser Diener hier hat wohl etwas zu verbergen. Wir sollten ihn also einerseits darum bitten, sich einmal absuchen zu lassen, ob er etwas Ungewöhnliches bei sich trägt und andererseits Kastellan Bardo danach fragen, ob er vielleicht ein gutes Wort für seinen Bediensteten einlegen will. Ich denke, so wird sich die Sache schnell aufklären lassen und wenn er sich nichts zu schulden hat kommen lassen, kann er in wenigen Minuten wieder seiner Wege gehen. Nicht wahr?“<br/>Ihr Blick richtete sich auf den Diener, den Geros Sohn Holdwin noch immer fest im Griff hatte.<br/>Der Diener lächelte schief ... was für eine verrückte Lage. Der Graf war wohlauf, sein Ziel seinen Herren einen Schritt näher zum Grafenthron zu bringen war missglückt. Dennoch behandelten sie ihn wie einen Mörder. Wie dumm er war in der ersten Panik davonzurennen... klar, dass er sich verdächtig machen würde. Nur gut, dass ihm die Begründung neue Kleidung für den Grafen zu holen, eingefallen war ... sie war durchaus schlüssig.<br/>‚Bleib ruhig, Ferk ... sie haben nichts in der Hand.’, sprach der Diener in Gedanken zu sich selbst und zwang sich zu Ruhe. Den Ring hatte er noch rechtzeitig ins Schilf werfen können – da müsste es schon mit den Hexen zugehen, wenn sie den jemals wiederfinden. Gut, er war erst seit kurzem beim Kastellan Bardo angestellt, doch was sollte das schon heißen. Dass seine mündlich vorgetragenen Referenzen gefälscht waren und er gar nicht am Hof zu [[Briefspieltext vielleicht mit::Lûr (Baronie)|Lûr]] gedient hatte, müssten sie erst mal beweisen. Lûr war ihm eingefallen, weil er dort aufgewachsen war und die Geschichten über den [[Briefspieltext vielleicht mit::Endrasch Sohn des Ergrin|zwergischen Baron]] ganz gut kannte. Es schien weit genug entfernt, dass niemand wusste wer dort Diener war.<br/>Vor allem hatte der Graf keinen Schluck getrunken ... dass Gift im Spiel war, war nichts als eine Vermutung ... oder hatte jemand beobachtet wie er etwas aus dem Ring in den Becher gerührt hatte? Er spürte den Schweiß, der sich an seiner Stirn bildete.<br/>Es blieb ihm keine Wahl, er musste auf sein Glück vertrauen. Wenn er hart bleiben würde und er bei seiner Unschuldsmiene bliebe, hätte er vielleicht eine Chance freigelassen zu werden.<br/>„Nun, worauf wartet Ihr, bei Praios? Vielleicht mögt Ihr Euren Verdacht etwas genauern schildern, damit der Kastellan den Mann rasch verhören kann“, ließ sich Junker Reto vernehmen.<br/>„Mit einer kleineren Dieberei sollte man den Grafen und dessen Gäste nicht belästigen. Wenn's aber so ernst ist, wie Ihr schaut, ehrwürdiger Ritter, dann  solltet Ihr die Angelegenheit  Seiner Hochgeboren melden.“<br/>Gero hätte vor Wut und Anspannung mit der Faust in die offene Hand schlagen können. Das lief überhaupt nicht so, wie er es sich gedacht hatte!<br/>In kleiner Runde hatte er sich mit den anderen absprechen und den Diener befragen wollen; jetzt waren zahlreiche Gäste des Festes anwesend. Vor allem zeigte sich der Verdächtige als harter Hund und war keineswegs eingeschüchtert. Das und sein schlechtes Benehmen mochten für seine Schuld sprechen; allein als Beweis reichte das nicht!<br/>Wenn nur Bardo hier wäre... der Gastgeber könnte sicherlich aufklären, wer der Diener war. Die Sache drohte ihm zu entgleiten. Nun galt es, behende zurückzurudern. Zunächst musste er seine Rolle weiterspielen!<br/>Wieder etwas kräftiger atmend, nahm er ein Taschentuch aus einer Tasche und wischte sich ein wenig übers Gesicht. Das gab ihm etwas Zeit, um seine Worte zu bedenken.<br/>"Verzeiht, wenn ich für soviel Aufsehen gesorgt habe! Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass so viele unserer kleinen Schar hierhin folgen würden, wo wir uns doch ein wenig zurückziehen wollten!"<br/>Gero lächelte gequält. Die Blicke der anderen blieben unverändert. Überzeugt hatte er sie damit noch nicht!<br/>"Es war tatsächlich nur eine Kleinigkeit, doch leider kam mein Unwohlsein dazwischen..."<br/>Der Ritter vom Kargen Land wandte sich an den Diener.<br/>"Wie heißt Du?"<br/>"Ferk, edler Herr", antwortete dieser mit ruhiger, fester Stimme.<br/>"Gut, Ferk, wo kommst Du her?"<br/>"Aus der Baronie Lûr!"<br/>Wieder eine klare Antwort, die nicht die Spur von Unsicherheit verriet. Es war zum Verzweifeln! Gero wurde schmerzlich bewusst, dass er, der kein Intrigant war, wohl auch nicht geeignet war, eine Intrige aufzudecken - noch dazu auf einem Fest, nicht gerade die Umgebung, die er oft aufsuchte ohne besonderen Anlass.<br/>"Sag mir, Ferk, wer hat Dir aufgetragen, nur dem Grafen einzuschenken? Ist das bei Euch so üblich in Lûr?"<br/>"Seid versichert, dass ich nur Anweisungen ausgeführt habe, edler Herr! Sie mögen Euch seltsam erscheinen, doch mir als Gemeinem steht es nicht zu, sie zu bedenken oder zu hinterfragen."<br/>Die Standardantwort für den gehorsamen Diener! Bei dem Kerl biss man auf Granit! Fingen da nicht schon die ersten an zu tuscheln?<br/>"Wenn Du so wohlerzogen bist, warum bist Du denn so schnell weggelaufen?"<br/>"Edler Herr, verzeiht mir dieses schlechte Benehmen! Doch was Hochwohlgeboren benötigten, waren neue Kleider und nicht ein weiter Diener, der um ihn herumstand und ihm beim Aufstehen half! Ich wollte doch nur so schnell wie möglich Hochwohlgeboren den Aufenthalt auf Pervalia wieder angenehm gestalten!"<br/>Gero schürzte nervös die Lippen. Entweder Ferk war tatsächlich unschuldig oder weit gerissener, als er gedacht hatte. Der Ritter bemerkte, wie er inzwischen mehrere böse Blicke erntete, während der Diener, inzwischen noch selbstsicherer als zuvor, hinzufügte: "Doch bevor ich diesen guten Vorsatz in die Tat umsetzen konnte, schlug Euer Sohn auf mich ein und zerrte mich hierher!"<br/>Das war es! Nun hatte der Diener nicht nur jeden Verdacht von sich gewiesen, sondern das Blatt sogar gewendet, indem er sich erfolgreich als Opfer dargestellt hatte. Gero war mit seinem [[wikav:Bosparano|Bosparano]] am Ende.<br/>"Viel Aufregung um nichts!"<br/>"Der feine Herr vom Kargen Land musste uns das Fest verderben!"<br/>Nun begannen mehrere Leute durcheinander zu reden, erst leise, dann immer weniger zurückhaltend. Allen voran Reto-Hlûthar von Bodrin-Hardenfels, der den Ritter von [[Briefspieltext vielleicht mit::Valpurg]] mittlerweile mit unverhohlener Mischung aus Verachtung und Mitleid belächelte und sich bereits zum gehen wenden wollte.<br/>Gero schaute resignierend zu Holdwin, Stordan und Korisande. Er war geschlagen!<br/>Erst jetzt betrat auch Bardo von Bardostein begleitet von einem schmierigen Gesellen mit bleichem Gesicht den Raum. Es war dem Kastellan sichtlich unangenehm, dass er nach einem Großteil seiner Gäste eintraf, aber nach dem überraschenden Fund hatte er dem Turm [[Briefspieltext vielleicht mit::Bardostein]] einen dringenden Besuch abstatten müssen, um Rat bei seinem Vertrauten und Leibwächter [[Briefspieltext mit::Der bleiche Vitus|Vitus]] einholen zu müssen. Der hagere [[wikav:Perricum|Perricumer]] genoss aufgrund seines zwielichtigen Aussehens nicht den besten Ruf, aber aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit würde Bardo ihm jederzeit sein Leben anvertrauen. In speziell dieser Angelegenheit war Vitus Ruf sogar von Vorteil, den er wurde nicht zu Unrecht mit Unterweltkreisen in Verbindung gebracht, so dass er recht schnell bestätigen konnte, dass die in der Scherbe verbliebenen Rückstände des Weins vergiftet waren.<br/>Zunächst konnte Bardo sich noch nicht Gehör verschaffen, da er nach dem schnellen Marsch zum Turm und wieder zurück zur Pfalz erst einmal wieder zu Atem kommen musste, als er jedoch ein paar Augenblicke ausgeruht hatte, unterbrach er die sich entspinnende Diskussion zwischen Stordan und Reto von Bodrin-Hardenfels und erhob die Stimme.<br/>„Verehrte Versammlung, die Lage ist ernst. Wie ich an diesem Tumult ersehen kann, sind bereits die meisten der Anwesenden zu dem Schluss gekommen, dass der Zwischenfall so eben am Pavillon keine Lappalie war, doch wie ernst es war können wir erst jetzt ermessen.“<br/>Bardo machte eine Kunstpause.<br/>„Unser allseits geschätzter Graf hat soeben beinahe [[wikav:Golgari|Golgaris]] Schwingen rauschen hören und es ist nur dem beherzten Eingreifen des Herren Gero zu verdanken, dass er nicht so weit vor seiner Zeit in [[wikav:Borons Hallen|Borons Hallen]] abberufen wurde. Ihr fragt euch, wovon ich rede und ich will es euch sagen. Der Wein für den jungen Grafen wurde vergiftet!“<br/>Auch jetzt ließ Bardo die Worte wieder wirken und nach einem kurzen Schreckmoment erhob sich wie erwartet aufgeregtes und wütendes Gerede, dass Bardo jedoch schnell wieder beendete, als er abermals das Wort ergriff.<br/>„Ich konnte glücklicherweise die Überreste des Trinkgefäßes des Grafen bergen und mein treuer Freund Vitus“ – er warf einen Seitenblick auf den Angesprochenen der bestätigend nickte – „konnte zweifelsfrei verifizieren, dass es sich um Gift handelte. Diese verabscheuenswürdige Tat kann nur von diesem Hundsfott dort begangen worden sein, der sich dreist in die Gewänder meiner Dienerschaft gekleidet hat um sein schändliches Treiben zu ermöglichen. Damit steht fest, dass diese von allen Göttern verfluchte Kreatur gleich zweifach gegen die Zwölfe gefrevelt hat. Nicht nur hat er sich hier eingeschlichen, um für einen noch zu ermittelnden Auftraggeber zu spionieren. Nein, noch schlimmer einen feigen Giftmord wollte er begehen!“<br/>Als nun der allgemeine Zorn gegen ihn hochkochte, überkam Panik den erfolglosen Mörder Ferk.<br/>Verzweifelt und verwirrt wandte er sich an den Kastellan: „Aber hoher Herr von Bardostein, ihr selbst habt mich doch vor knapp einem Mond eingestellt und ich habe euch meine Empfehlungsschreiben aus Lûr vorgelegt! Nie hätte ich es gewagt mich unrechtmäßig in eure Dienste zu schleichen und mit irgendwelchem Gift habe ich erst recht nichts zu tun. Ich habe nur den hohen Herrschaften aufgewartet, wie es mir aufgetragen ward.“<br/>Bardo überlegte blitzschnell. Er war sich nicht ganz sicher, ob er tatsächlich den Verdächtigen doch eingestellt haben sollte. Es waren viele gewesen, die er in den vergangenen Woche angeworben hatte, um bei den Bauarbeiten zu helfen und hochherrschaftlichen Besuchern aufzuwarten, doch es war ihm so, als hätte er das Gesicht dieses Dieners noch nie gesehen. Beschwören könnte er nicht, aber wenn er dies jetzt zugäbe, würde man ihn womöglich noch mit dem Mordversuch in Verbindung bringen. Es war schon schlimm genug, dass dies auf seiner Feier geschah, also musste er sich so weit wie möglich von dem Verdächtigen distanzieren.<br/>„Zunächst mal heißt es Wohlgeboren von Bardostein. Und ansonsten: Was untersteht er sich, solch infame Lügengeschichten hier aufzutischen. Ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen und mich schon vorhin gewundert, warum er in einem Livree unserer Farben steckt. Ich warne euch, mich hier öffentlich der Lüge zu bezichtigen. Es ist eurer bereits schlimmen Lage sicher nicht zuträglich zu euren Sünden hier einen weiteren Frevel hinzuzufügen“, herrschte Bardo den Unglückseligen an.<br/> So, dies müsste fürs erste reichen. Jetzt sollten die anderen ihrem gerechten Zorn freien Lauf lassen. Nur aufknüpfen dürften sie ihn nicht direkt, Bardo musste noch aus ihm herausbekommen, wer ihn zu dieser Tat angestiftet hatte.<br/>Natürlich war es ein schlimmer Frevel, den Grafen ermorden zu wollen, aber was Bardo wirklich wütend machte, war die Tatsache, dass dieser Mordversuch unter seinem Dach ausgeführt werden sollte. Dies nahm Bardo den Hintermännern, die es sicherlich gab, persönlich und er würde nicht ruhen, bis er sie ermittelt hätte.
  
[[Kategorie:Abenteuer]]
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Version vom 17. Juli 2017, 19:58 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Nisper Gewisper"