Neulich in Sindelsaum - Tag der Heimkehr
Es war Tag der Heimkehr und obwohl Erlan von Sindelsaum heutzutage in Hügelsaum in der Senfmühle wohnte, so machte er sich am Tag der Heimkehr doch auf den Weg in den Dachsbau um das Fest der eingebrachten Früchte gemeinsam mit seiner Familie zu Feiern.
Es war ein angenehm warmer Nachmittag, noch war vom Winter nichts zu spüren. Und so schlenderte Erlan in aller Gemütlichkeit Richtung Dachsbau. Auf der Sindelbrücke traf er auf Ritter Thalian Has der verträumt ins Wasser schaute. Erlan stellte sich daneben und die beiden Männer begannen kleine Kieselsteine in den Fluss zu werfen und sich dabei über ihre Familien zu unterhalten.
"und ist Mechte in voller Fahrt?" fragte Erlan
Thalian zuckte mit den Schultern „Wie immer eigentlich. Ich geh ihr die Tage eigentlich vor allem aus dem Weg. Wie stets mit deiner Gattin?“
Erlan seufzte „die kommt heute wohl auch.“Ist jetzt auch schon ein paar Monate her das ich sie das letzte mal gesehen habe. Als Wehrmeisterin scheint sie zu viel um die Ohren zu haben um ihren Gatten zu besuchen.“
„Ihr habt doch ein Haus in Angbar. Deinen Senf könntest du doch auch da machen? Dann wärt ihr näher beieinander“, fragte Thalian.
„Frauen“ seufzten Thalian und Erlan fast gleichzeitig und dann machte sich Erlan auf die Socken.
Urbarax Silberhaar hatte sich sichtlich Mühe gemacht um den Dachsbau für den Tag der Heimkehr zu schmücken. Girlanden hingen an den Fenstern und Blumenkränze waren am Türrahmen drapiert worden.
Erlans Enkel, Foldan, Thalessia und Ilma spielten ausgelassen im Garten des Dachsbaus mit dem Dachs Reto. Die Kinder begrüßten ihren „Opa Erlan“ ausgelassen, hatte er doch, wie so oft kleine Präsente für sie dabei. Mit einem nicken entließ Erlan seine zehnjährigen Pagen Idamil, damit er mit den Sindelsaumer Kindern spielen konnte.
Erlan schlenderte derweil auf den Dachsbau zu. Vor dem Hügelhaus standen etliche seiner Familienangehörige zusammen und plauschten. Erlan begrüßte seine Söhne Halmar und Pergrim, seine Tochter Yolande hatte mal wieder eine leichte Fahne, aber er ließ sich nichts anmerken und begrüßte sie besonders herzlich, auch wenn ihr Verhältnis eigentlich sehr distanziert war. Ambros war mit seinen Kindern hatte die weite Reise aus Almada natürlich nicht angetreten. Erlan konnte es gut verstehen, war die Strecke doch etwa 500 Meilen lang, insgeheim hatte er natürlich trotzdem gehofft sie hier sehen zu können.
Etwas später kam auch Erlans Gattin Alvide an. Das Verhältnis der Eheleute hatte sich die letzten Jahre etwas abgekühlt. Sie begrüßten sich eher oberflächig und wurden dann sogleich von ihren Enkeln in Beschlag genommen. Der kleine Foldan wollte seiner „Oma Alvide“ unbedingt seine Holzritter zeigen und mir ihr gemeinsam einen Angriff reiten.
„Das Essen ist fertig!“ rief Perainhild, Erlans Schwiegertochter und die Gruppe machte sich auf den Weg ins Esszimmer.
Vor dem Essen zündete Erlan und Alvide gemeinsam drei Kerzen für ihre verstorbenen Kinder, Firuna, Kordan und Ifirnia an. Hand in Hand legten sie den Scheit an die Kerzen und Erlan fühlte sich Alvide so nah wie schon länger nicht mehr. Der Schmerz ber den Verlust ihrer Kinder verband sie trotz ihrer Differenzen.
Nun ging es aber erst einmal zu Tisch. Dort hatte Baroscha schon ordentlich aufgetafelt. Es gab Schweinebraten mit Koschklössen in einer wunderbaren Pilzsoße. Dazu, für die Erwachsenen Krüge mit Hügelbräu und zum Nachtisch dann erst einen Lauchkuchen nach Wengenholmer Art und dann noch Gôrmeler Nusskuchen.
Während die Kinder nach und nach ins Bett gingen zogen sich die Erwachsenen in die gute Stube zurück. Das Feuer praselte im Kamin und warf angenehme Wärme in den Raum. Erlan hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und beochbachetet seine Kinder dabei, wie sie angeregt irgendein Thema diskutierten. Alvide setzte sich neben ihn auf die Lehne des Sessels. „Wir haben nicht immer alles richtig gemacht, aber wenn ich sie mir so anschaue, so haben wir doch nicht so viel daneben gelegen.“, Erlan lächelte und legte seiner Gattin eine Hand aufs Knie. „Eltern sind auch nur Menschen.“, schmunzelte er.
„Keks?“, fragte er und reichte Alvide einen Teller mit Gebäck. Während sich Alvide einen Keks nahm betrachtete Erlan sie eindringlich. Alvide blickte auf und lächelte. „Diese unsichtbare Ferne die sich die letzten Jahre zwischen uns geschoben hat, die wird schon wieder.“, sagte Erlan. „Ich werde dich öfter in Angbar besuchen und du bist bei mir in der Senfmühle natürlich auch immer herzlich eingeladen.“, Alvide lächelte jetzt breiter. „Ja das wird schon wieder.“