Neues aus Hohentrutz - Nach den Flammen

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Nur wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers in Hohentrutz im Phex 1033 BF

Stunde um Stunde kämpften die Hohentrutzer gegen das unkontrollierte Ausbreiten des Feuers.
Dann endlich schien Robans Plan aufzugehen. Die Fußspuren der Hohentrutzer füllten sich immer rascher mit Wasser, die Rauchwolken wurden dunkler, die Flammen niedriger. Die brackigen Pfützen in der Nähe kochten wie Suppe im Topf, doch das Feuer schien sich tatsächlich nicht weiter ausbreiten zu können.
Nach einer weiteren Stunde wurden die Flammen kleiner, die Feuersäulen seltener und kleiner, Rauch und Wasserdampf mischten sich, während sie gen Alveran stiegen.
Die Hohentrutzer starrten auf den Kampf der Elemente. Wasser kämpfte mit Feuer, und es dauerte lang, bis der Kampf entschieden war, nur noch kleine Feuer zwischen Tümpeln und Pfützen schwelten.
Roban hockte am Boden wie die meisten seiner Getreuen, und starrte auf die letzten Brandherde. Vermutlich würden auch diese bald verlöschen, wenn ihnen die Nahrung ausging oder sie dem Wasser zu nahe kamen. Er blickte zurück nach Hohentrutz, das jetzt mindestens zwei Meilen von ihnen entfernt war.
Eine verbrannte Fläche breitete sich zwischen ihrem jetzigen Standort und der Siedlung aus, verkohltes Land, wo kein Grashalm, kein Schilfrohr mehr stand. Die Flammen hatten alles verzehrt wie ein unersättliches Ungeheuer, und nur noch Asche zurück gelassen.
"Was für ein Schlamassel", murmelte er leise, dann stemmte er sich ächzend in die Höhe.
"Hohentrutzer, ein Dankgebet für den Herrn Efferd, dessen günstiger Wind das Feuer in die richtige Richtung trieb, und dessen Wasser es schließlich bezwungen hat."
Etwas widerwillig erhoben die anderen sich, um in das kurze Gebet einzustimmen, nur Thurescha und Jalosch marschierten nach einem verächtlichen Schnauben Richtung Hohentrutz davon.
Es dauerte nicht lang, dann folgten die anderen ihnen.
Ein dumpfer Knall ließ sie herum fahren.
Man konnte gerade noch sehen, wie eine weitere Feuersäule in die Höhe schoß, doch die glühende Stücke, die sie hochwarf, platschen in die nahen Brackwassertümpel und verloschen sofort. Trotzdem spürte Roban erneut die Blicke der Siedler auf sich ruhen.
"Ach, pfeif drauf!" brummte er müde. "Diese Feuer-Fürze werden schon kein Unheil mehr anrichten. Wir stellen für alle Fälle eine Brandwache auf! Jetzt sollten wir uns ausruhen! Der Tag war anstrengender als geplant!"
Niemand erhob Einwände, als der Ritter in Richtung Hohentrutz davon trottete.

Eine Nacht später.
Man konnte noch immer in der Ferne einige kleine Rauchsäulen aufsteigen sehen.
Rondred, der die halbe Nacht über die Brandwache gestellt hatte, berichtete auch von weiteren Stichflammen, die er im Dunkeln gesehen hatte, und auch Roban, der trotz der bleiernen Schwere der Augenlider die zweite Wache übernahm, hatte sie gesichtet.
Doch der Brand schien sich kaum noch zu bewegen, war eingeschlossen zwischen der bereits abgebrannten Fläche und den teilweise überfluteten Feuchtwiesen wie eine Armee, die man in einer Burg eingekreist hatte.
Den ganzen Tag ruhte die Siedlung. Man tat nur die nötigsten Handgriffe, reinigte die Kleider und Körper, so gut es ging, und warf immer mal wieder einen ängstlichen Blick in das Moor, durch das sich jetzt ein breiter, schwarzer Streifen zog.
Danjas Erklärung von den brennbaren Gasen hörten die Siedler sich zwar an, doch wirklich glauben wollte das niemand. Den ganzen Tag über diskutierte man über das, was geschehen war, und der größte Teil tendierte zu der Erklärung, dass man jetzt zum ersten Mal die ganze Macht des verfluchten Sumpfes zu spüren bekommen hatte. Besonders Arbel, Alphak und Runkel waren Verfechter dieser Theorie, und auch Rondred wollte dies angesichts der unheimlichen Geschichten, die er über das Moor gehört hatte, nicht ausschließen. Selbst Sindar Goblindodt, der für Gefahren aller Art sonst nur Spott übrig hatte, meinte zumindest, dass er genügend Unheimliches selbst gesehen hätte, um an einen wütenden Sumpf glauben zu können.
Thureschas lautstark vorgetragene Predigt von der Macht Angroschs wurde zwar gehört, doch an das Wirken des Feuergottes wollte außer Jalosch niemand so recht glauben, da mochte die Zwergin noch so sehr schimpfen und auf die unverständigen Großlinge fluchen. In diesem Verhalten konnte sie sich ausnahmsweise mit der Maga zusammen tun, die recht ähnlich, allerdings leiser, auf den zur Schau gestellten Aberglauben und das "hirnlose Bauerngeschwätz" der Siedler reagierte. Daran konnte auch nicht der etwas verlegen vorgetragene Dank eines Firundal Sackfold etwas ändern.
Roban hielt sich aus der Diskussion heraus. Er wusste nicht, was zu dem Brand geführt hatte, Zorn des Sumpfes, göttliche Fügung oder tatsächlich das ominöse Gas, das im Boden stecken sollte. Und offen gestanden war es ihm auch völlig egal, WARUM das Feuer entstanden war. Viel wichtiger war für ihn, wie man in Zukunft verhindern konnte, dass ein weiterer Brand dieser Größe ausbrach. Beim nächsten Mal war der launische Efferd vielleicht nicht mehr so gnädig, und der Wind trieb die Flammen direkt in die Siedlung.
Er hob den Kopf, als sich Schritte näherten. Danja ließ sich mit einem resignierten Seufzer neben ihn fallen.
"Roban, sei so gut, und sag mir, dass wenigstens du mir glaubst!"
Der Ritter lachte kurz und humorlos.
"Dir glauben?" Er starrte wieder in den Sumpf hinaus. "Wenn ich nicht wüsste, dass du garantiert mehr Grips im Schädel hast als ich, würde ich dich dem nächsten Noioniten in die Hand drücken! Gas im Boden, dass brennt wie trockener Zunder!" Er schüttelte den Kopf. "Hättest du mir das vor zwei Tagen gesagt, hätte ich gedacht, du willst mich verarschen!"
"Also glaubst du mir ebenfalls nicht!" schnaubte Danja beleidigt. "Das dieses ungebildete Bauernvolk derlei Prozesse nicht einmal annähernd begreift, kann kaum überraschen, aber das ein Mann von Stand..."
"Klappe!" knurrte Roban. "Ich sagte nicht, dass ich dir nicht glaube. Ich halte es zumindest für möglich, dass es wirklich am Gas lag. Aber ich kann auch nicht ausschließen, dass es wirklich der Sumpf war, der sich gegen uns gewehrt hat. Nur das mit dem Zeichen Angroschs", er warf einen Blick über die Schulter, aber [[Briefspieltext mit::Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha] war weit genug entfernt, "dass will ich denn doch nicht für möglich halten!"
"Der Geist des Sumpfes!" Aus den Worten der Maga troff die Verachtung. "Mir wäre kein Fall bekannt, in der eine Landschaft so etwas wie eine eigene Persönlichkeit entwickelt, die Feindseligkeiten gegen sich selbst erkennen oder gar bekämpfen könnte!"
"Kannst du es, wie sagt ihr Bücherwürmer doch gleich....katastrophisch ausschließen?" fragte Roban ruhig.
"Du meinst kategorisch!" Danja straffte sich und blickte ebenfalls über das geschwärzte Land.
"Nein, kann ich nicht!" gestand sie dann ärgerlich. "Zumindest nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit!"
"Na siehste!" brummte Roban zufrieden. "Und so lange wir nicht sicher sein können, müssen wir mit allem rechnen, und können dem ungebildeten Bauernvolk die Erklärung mit dem Zorn des Sumpfes lassen, oder?"
Ein resigniertes Seufzen war die einzige Antwort, die er bekam. Er wertete das als Zustimmung.
"Immerhin hast du heute einen guten Eindruck hinterlassen", meinte er schließlich.
"Nur meine perainegefällige Pflicht", erwiderte Danja fast beiläufig. "Ich kann ja schlechterdings daneben stehen und den Jungen erblinden lassen, oder?"
Roban sagte darauf nichts. Er kannte genügend Leute, die das ohne zu Zögern getan hätten, anstatt sich um das Leben eines unfreien Bauernsohnes zu bemühen, und war froh, dass die Maga nicht zu diesen Leuten gehörte.
"Fällt dir was auf?" fragte sie schließlich.
"Was soll mir auffallen", knurrte er. "Mitten im Sumpf ist ein große, verkohlte Schneise! Keine große Überraschung, oder?"
"Wie so oft, Wohlgeboren, fehlt Euch der Blick für wesentliche Details!" frotzelte die Maga und deutete zum fast wolkenlosen Abendhimmel hinauf.
"Was fällt dir also auf?"
Der Ritter stieß einen tiefen Seufzer aus und fühlte sich in die Kindheit zurück versetzt, als ihm seine Mutter beim täglichen Unterricht auch so manche Antwort aus der Nase hatte ziehen müssen. Dennoch blickte er gen Alveran.
"Was soll mir auffallen?" meinte er nach einigen Sekunden. "Mada steht im Kelch, man sieht ein paar Sterne, von Drachen, Göttern, Dämonen oder ähnlichem nichts in Sicht..."
"Mada steht im Kelch", bestätigte Danja. "Und wenn Ihr Eure geneigte Aufmerksamkeit jetzt Richtung Moor richten würdet!"
Ein zweiter Seufzer. Die Frau war bisweilen so angenehm wie ein Regiment Kleiderläuse!
"Und was soll ich da sehen? Da ist nichts! Keine Rantzen, keine Irrlichter, keine Untoten, nur von Zeit zu Zeit noch so ein Feuerfurz in der Ferne!"
"Eben!" Danja grinste breit, als sie sein verständnisloses Gesicht sah. "Roban, in den letzten Monden tauchten die Irrlichter immer zu diesem Zeitpunkt auf! So pünktlich, dass man die Zeit danach hätte messen können! Heute müssten sie eigentlich wieder erscheinen – und? Wo sind sie?"
Roban blickte zum Sumpf, zur Maga, wieder zum Sumpf.
"Du meinst...haben wir die Dinger abgefackelt?" fragte er schließlich ungläubig, und Danja hob die Schultern.
"Ich weiß nicht", gestand sie. "Ich weiß selbst zu wenig über die Natur von Irrlichtern, um sagen zu können, ob elementare Manifestationen, erst recht in der heute aufgetretenen Größenordnung, ihnen unangenehm sind oder gar schaden können. Wir sollten diese Beobachtung vermerken und abwarten, ob die Lichter wieder auftauchen, und, wenn ja, ob sich ihr Verhalten geändert hat!"
Von dem, was im Sumpf geschah – oder eben nicht geschah – bemerkte man unter der alten Weide nichts. Die Leute sprachen über die Ereignisse des vorangegangenen Tages, und es gab ja auch mehr als genug zu bereden. Man war sich einig darum, dass der Sumpf sich gegen ihr Vordringen zur Wehr gesetzt hatte, erst recht, nachdem sich Thurescha und Jalosch beleidigt aus der Runde verabschiedet hatten und auch die Maga mit ihrer völlig weltfremden Erklärung nicht mehr im Kreis weilte.
"Man muss in Zukunft besser aufpass´n mit´m Feuer!" bekräftigte Runkel Sackfold noch einmal und erntete zustimmendes Nicken.
"Mit´n Fackeln natürlich, und auch mit Wohlgebor´ns Pfeife! Man stelle sich vor, wenn der Ritter sich sein Pfeiflein schmaucht und der Sumpf das sieht..."
"Ehe du Wohlgeboren die Pfeife ausreden kannst, versenkt der dich im nächsten Sumpfloch!" widersprach Ingalf, der Knecht des Ritters, entschieden. "Das Ding ist ihm beinahe heilig. In seinem Elternhaus hat eine Magd sie einmal beim Aufräumen verlegt! Sie durfte seine ganze Kammer auf den Kopf stellen, bis sie die Pfeife gefunden hatte, und der Ritter stand derweil hinter ihr, mit einer Laune wie ein rasierter Angroscho!"
Die Leute machten beeindruckte Mienen. Zwar wusste man nicht, wie übellaunig ein rasierter Angroscho sein mochte, aber bestimmt sehr, sehr übellaunig!
"Vielleicht könnte die gelehrte Dame ja auf ihn einwirken!" schlug Bachede Sackfold halblaut vor.
"Die glaubt uns doch nicht", widersprach Arbel, nachdem er sich mit einem Rundblick vergewissert hatte, dass die Maga nicht in der Nähe war. "Die denkt doch, es war irgendso ein...wie heißt das Zeug gleich? Sumpfgras?"
Genau wusste es niemand mehr, aber die Bornländerin gebrauchte ohnehin so viele merkwürdige Worte, dass es auf eins mehr oder weniger, dessen man sich nicht erinnerte, nicht mehr ankam.
"War auf jeden Fall ein echt riesiges Feuer", meinte Sindar Goblindodt schließlich. "Obwohl – nicht so groß wie damals der Waldbrand im Reichsforst!"
Alle Augen richteten sich auf ihn.
"Reichsforst?" echote Rondred. "Du warst schon mal im unheimlichen Reichsforst?"
Sindar setzte seine Unschuldsmiene auf.
"Sicher", meinte er schulterzuckend. "Habe ich noch nie berichtet, wie wir dort den Goblinfürsten Oigrunz jagten, welcher der Gräfin Allechandriel Quellentanz einen magischen Stirnreif gestohlen hatten?"
Allgemeines Kopfschütteln.
"Und wie er Feuer im Wald legte, um sich unserer zu entledigen, als wir ihm allzu dicht auf den Fersen waren?"
Erneutes Kopfschütteln.
Sindar holte tief Luft.
"Tja, wenn dem so ist...wie war das gleich..."