Neues aus Hohentrutz - Feuer frei!

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Siedlung Hohentrutz in Moorbrück, Ende Phex 1033 BF

Erde rieselte durch Robans Finger.
Feuchte Erde, aber das Gras darauf war endlich trocken. Trocken genug jedenfalls für sein Vorhaben.
Er warf die Erde weg, blickte über das von gelb-grünem Gras bestandene Land rings um Hohentrutz.
Was hatten sie mal wieder geschuftet in den letzten Wochen.
Nach der Schneeschmelze war das Land so morastig gewesen, dass man hätte denken können, auf einer Insel in einem Ozean aus Schlamm zu wohnen. Der Frühjahrsregen hatte es nicht viel besser gemacht, und erst zu Beginn des Marktmondes hatte man überhaupt wieder arbeiten können.
Wie geplant hatte man das Haus der Schnirkefelds errichtet, gemeinsam, auch wenn sich gerade die Familie Sackfold nicht besonders hingebungsvoll daran beteiligt hatte – obwohl dieses neue Haus ihnen ebenfalls ein Heim für sich allein beschert hatte.
Doch dann hatte sich das Wetter geändert. Seit zwei Wochen war es trocken geblieben, die im Vorjahr gezogenen Entwässerungsgräben, die eingegrabenen Faschinen, all das hatte tatsächlich ein recht ansehnliches Areal mehr oder minder trocken gelegt.
"Jetzt bist du fällig!" knurrte Roban in Richtung des Sumpfes und ballte drohend die Faust. Wenn alles lief wie geplant würde man dem Sumpf heute gleich mehrere Äcker entreissen können. Es war wie bei einer Belagerung: man knackte eine Bastion des Feindes nach der anderen, bis der Weg frei war in das Innere der Burg.
Und dann würde es kein Halten mehr geben!
Diese "Belagerung" mochte noch lang dauern, vielleicht länger als sein Leben. Doch Roban war entschlossen, seinen Teil dazu beizutragen, die "Festung" Moorbrück zu bezwingen.
Noch einmal inspizierte er die flachen, aber fast zwei Schritt breiten Feuergräben, die das für den Moorbrand vorgesehen Gebiet umschlossen. Jeder war mit einer Handbreit brackigem Wasser gefüllt, damit das Feuer sich nicht ungehindert ausbreiten konnte.
Thurescha hatte die Arbeiten angeleitet, auch wenn sie ihren Unmut darüber geäußert hatte, Ingerimms Element eine Grenze ziehen zu wollen. Immer wieder hatte sie vor sich hin gegrummelt, davon gesprochen, der Kraft des Feurigen zu vertrauen anstatt zu versuchen, sich der Macht des launischen Efferd zu bedienen.
Aber Roban hatte sich durchgesetzt, und auch den anderen Siedlern war es lieber gewesen, dem Feuer Grenzen zu setzen, die es nicht überschreiten sollte.
Aus Hohentrutz kam jetzt eine kleine Prozession anmarschiert, jeder mit einer Fackel in der Hand, außer Jalosch, der statt dessen einen großen Tonkrug mit Lampenöl vor sich her trug.
Roban prüfte noch einmal die Windrichtung. Optimal für ihr Vorhaben!
Minuten später hatte der Pilzzüchter eine Linie mit dem Öl gezogen, um das Feuer gleich richtig anzufachen.
Die anderen standen mit ihren Fackeln bereit, warteten auf das Zeichen des Ritters.
Noch einmal grinste Roban herausfordernd in den Sumpf.
"So, du elendes Morastloch! Jetzt räuchern wir dich aus!"
Er wandte sich den Siedlern zu.
"Also los. Heute schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte von Hohentrutz auf. Wenn dieser Moorbrand so funktioniert, wie wir uns das erhoffen, gewinnen wir mehr Land an einem Tag als im gesamten letzten Jahr!"
Noch einmal nickte er in die Runde.
"Genug gesabbelt! Gebt Feuer!"

Danja Salderken nutzte die Ruhe im Haupthaus, um ihren Forschungen nachzugehen.
Schon vor Tagen hatte sie einige Bodenproben in einer improvisierten Versuchsapparatur untergebracht. Natürlich konnte man nicht von Laborbedingungen sprechen, aber die alte Käseglocke hatte hoffentlich genügt, um die Zerfallsprozesse, die sich im Sumpf abspielten, zu simulieren.
Jetzt, nach all der Warterei, würde sie die Proben erneut ansehen, und hoffentlich Veränderungen finden, die man nicht mit den rein alchimistischen Vorgängen im Sumpf erklären konnte, die ihr Aufschluß über die Natur jener Magie gab, die dieses Land verseucht hatte.
Kohlestift und Pergament lagen bereit, eine kleine Kerze spendete ausreichend Licht, und kurzes Gebet an Hesinde leitete die Untersuchung ein.
Beinahe feierlich lüftete Danja die Käseglocke und betrachtete die mit kleinen Zetteln markierten Proben. Schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass da keinerlei widernatürlichen Prozesse im Gang waren, zumindest keine offensichtlichen.
Sie wirkte einen Zauber – nichts! Ärgerlich griff sie nach einem Messer und zerteilte die erste Probe, griff nach der Kerze...
Urplötzlich gab es eine regelrechte Flammenwolke!
Sie dauerte kaum einen Lidschlag lang, doch Danja prallte entsetzt zurück, stolperte über einen Schemel und stürzte zu Boden. Der Geruch verbrannter Haare stieg ihr beissend in die Nase, und erst im zweiten Moment wurde ihr klar, dass es ihre eigenen Brauen und Wimpern waren, die versengt worden waren.
Rasch prüfte sie, ob ihr Haar nicht womöglich lichterloh in Flammen stand, stellte aber fest, dass die Feuerwolke sie nicht ernsthaft verletzt hatte.
"Dämliches Weib!" schalt sie sich selbst. Jeder Scholare wusste, dass Faulgase hochentzündlich sein konnten, und dass man bei jedem alchimistischen Prozeß mit offenen Flammen sehr vorsichtig sein musste. Und in Sümpfen gab es die merkwürdigsten Ausdünstungen.
Sie selbst hatte schon erlebt, wie schwer einem das Atmen fallen konnte, welche Miasmen manch Sumpf ausstossen konnte, die Halluzinationen, Schwindel, gar Bewusstlosigkeit verursachen konnten.
Der Sumpf rings um Hohentrutz hatte derlei bislang allerdings noch nicht ausgestossen.
Sie dachte an das Erlebnis, dass Thurescha angeblich mit dem Valpobären gehabt hatte.
Vielleicht doch halluzinogene Gase? Gar solche, die nur bei Angroschim wirkten?
Allerdings hatte Jalosch Pilzanger bis dato noch keinerlei derartige Erlebnisse gehabt, was gegen derlei Theorem sprach. Hinzu kam die Frage, warum das Faulgas sich nicht sofort verflüchtigt hatte, als sie die Käseglocke gelüftet hatte.
Danja grübelte einige Momente lang, dann wagte sie sich wieder zu ihren Bodenproben.
Überaus vorsichtig brachte sie Kerzenflamme über die Metallplatte, doch nichts geschah. Im Moment waren also keinerlei Gase in der Luft.
Sie stellte die Kerze ab, zerteilte eine weitere Probe mit dem Messer, brachte die Flamme erneut in Position.
Erneut gab es eine Verpuffung, eine gelbliche Feuerkugel, doch dieses Mal wich Danja nur ein wenig zurück.
Das Gas war als in den Proben gespeichert und wurde erst freigesetzt, wenn man diese öffnete.
Womöglich bildeten sich im Sumpf ähnliche Gasblasen im Boden, die aber normalerweise nicht aus eigener Kraft an die Oberfläche gelangten. Danja schrieb die Erkenntnis rasch nieder, ebenso ihre Gedankengänge zu diesem Thema. Ob ihr das einst helfen würde, wusste wohl nur Hesinde allein, aber immerhin hatte sie wieder etwas gelernt.
An das Gas würde man wohl denken müssen, wenn man weiter im Boden wühlte oder ein Feuer im Sumpf entfachte.
Der Stift verharrte auf dem Pergament. Danjas Gedanken machten einen Sprung.
Gas! Sumpf! Feuer!
Draußen standen die anderen Bewohner von Hohentrutz im Sumpf.
Sie legten ein Feuer.
Ein verdammt großes Feuer!
Der Stift klackerte auf den Boden, als sie losstürmte, erneut über den Schemel stürzte, einige Worte benutzte, die sie von Roban gelernt hatte, und sich trotz des aufgeschlagenen Knies wieder aufrappelte, das Kleid raffte, um schneller laufen zu können.
Sie hörte das Prasseln des Feuers, kaum dass sie vor die Tür stürzte. Eine turmhohe Rauchwand stand über dem Sumpf, sorgsam beobachtet von den Hohentrutzern, allen voran Roban, der mit in die Seiten gestemmten Fäusten auf die Flammen blickte wie ein Heerführer, der eine Parade seiner Truppen abnahm.
"Roban! Löscht das Feuer!" schrie sie, so laut es ging, doch das Prasseln der Flammen schien ihre Worte zu ersticken.
Der Ritter blickte sie an, legte dann eine Hand hinter das Ohr.
"Was? Zu teuer?" brüllte er zurück.
"Macht das Feuer aus!" Danjas Stimme überschlug sich.
"Der Boden ist voll mit Faulgas!"
Robans Stirn legte sich in Falten. Konnte er sie nicht hören, oder wollte er es einfach nicht?
"Auf wessen Boden liegt faules Aas?"
Danja packte ihn am Arm, zerrte ihn vom Feuer und dem damit verbundenen Lärm weg.
"Wir müssen sofort das Feuer löschen, Roban!" drängte sie, als man sich endlich einigermaßen normal verständigen konnte.
"Nach meinem Experiment ist der Boden voll mit Blasen, die mit brennbarem Faulgas gefüllt sind! Wenn die Hitze diese Blasen erreicht, könnten die Folgen unabsehbar sein!" Sie unterstrich ihre Forderung mit beinahe verzweifelten Gesten.
"Blasen mit Gas?" Robans Blick zeigte völligen Unglauben.
"Willst du mich verscheißern, Danja? Wochenlang haben wir auf diesen Tag gewartet, tagelang geschuftet! Ich brech das hier doch nicht ab wegen einer derartig schwachsinnigen Geschichte! Das kannst du deinem..."
Ein ohrenbetäubender Knall riss ihm die Worte von den Lippen.
Mit einem einzigen Schlag füllte sich ihr gesamtes Blickfeld mit einer schier gigantischen Flammenwand. Es war wie ein Blick in Ingerimms Esse, aus allernächster Nähe.
Die Wucht der Entladung schleuderte die Menschen wie Spielzeuge zu Boden, ein glühender Hauch fuhr über sie hinweg wie der Atem eines Drachen.
"Ach du große Scheiße!" keuchte Roban, als er sich zumindest auf die Ellbogen aufgestützt hatte.
Fassungslos blickte er auf ein gelbes Flammenmeer, aus dem immer wieder feurige Fontänen wie kleine Vulkane in die Höhe schossen.
"Was zum Gehörnten war denn das?"
"Das Faulgas!" Danja stemmte sich hoch, überprüfte zum zweiten Mal an diesem Tag, ob sie unversehrt geblieben war.
"Eine hochbrennbare Substanz, die sich im Boden gebildet hat."
"Alle Mann auf den Hügel!" brüllte Roban über das Tosen der Flammen hinweg und winkte in Richtung der Häuser. Seine Worte wurden wohl nicht gehört, aber die Geste war eindeutig, zudem hatten alle nur noch eine eilige Flucht in die zweifelhafte Sicherheit der Siedlung im Sinn. Von dort aus starrten sie auf das Inferno, dass sich im Moor austobte wie ein entfesselter Dämon.
"Was machen wir denn jetzt?" Sindar Goblindodt schien sich als erster wieder gefangen zu haben. Seine Brauen und Barthaare waren versengt, doch weitere Verletzungen schien er nicht davon getragen zu haben.
Roban biss sich auf Lippen.
Was konnten sie überhaupt tun?
Um diese Feuersbrunst nur unter Kontrolle bringen zu können, hätte er fünfmal mehr Leute gebraucht – mindestens! Falls man sie überhaupt unter Kontrolle bringen konnte!
Auch wenn die Flammen jetzt nicht mehr so hoch waren wie noch wenige Augenblicke zuvor, noch immer schlugen sie haushoch in den Himmel, und alle paar Augenblicke hob sich eine Flammensäule daraus empor, verstreute Funken und glühende Brocken aus Torf und Gras in hohem Bogen. Wo diese aufschlugen, begann das trockene Land sofort zu qualmen, neue Brandherde bildeten sich.
Für einen Moment fühlte Roban sich hilflos angesichts dieser Katastrophe. Den Sumpf hatte er bezwingen wollen – und der Sumpf hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch der Zweifel währte nur so lange, bis er die Blicke seiner Siedler auf sich fühlte. Sie starrten ihn an, ängstlich, hoffend, flehend.
Der Zweifel wich der Wut. So leicht würde dieses Drecksloch ihn nicht am Wickel kriegen!
"Holt alles an Lappen, Decken, Hemden, Beinkleider, jeden Schlunz, den wir in Hohentrutz haben!" wies er die verängstigten Menschen dann an.
"Du, du und du", er deutete auf Salwine, Lindwina und Korna Goblindodt, "schnappt euch Eimer und Krüge. Wir brauchen Wasser, um den Stoff tränken zu können, Nehmt die brackige Brühe im Südwesten! Thurescha und Jalosch, ihr sammelt sämtliche Schaufeln und Spaten. Gidiane und Lana passen auf die Gören auf. Balbine, du hockst dich in den Stall und passt auf, dass uns die Viecher nicht durchgehen."
Roban wusste nicht, ob er das richtige tat, doch dass er überhaupt etwas tat, gab den Hohentrutzern zumindest wieder Mut. Die Siedlung wurde zu einem regelrechten Ameisenhaufen, Menschen und Zwerge hasteten hin und her, bis endlich alles beschafft und vorbereitet war.
Mit nassen Decken und Schaufeln bewaffnet machten sich die Siedler daran, das Entfachen neuer Brände zu verhindern.
Rondred und sein Schwiegervater Derwart Glimminger standen abseits, behielten die tosende Flammenhölle im Auge und zeigten den anderen, wo neue Brandherde entstanden, denen man dann zu Leibe rückte. Trotzdem blieb es der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, es schien unmöglich zu sein, dieses Feuerwalze Einhalt gebieten zu wollen.
"Wir schaffen´s nich, Hochgebor´n!" schnaufte nach einer halben Stunde denn auch Runkel Sackfold, dem der Schweiß helle Streifen in das russgeschwärzte Antlitz malte.
"Das schaffen wir wirklich nicht!" pflichtete ihm Thurescha bei. "Angrosch will nicht, dass wir ihm ins Handwerk pfuschen! Lasst es brennen! Der Allvater wird diesen Sumpf mit seinem Zorn verglühen lassen wie ein welkes Blatt in der Esse!"
"Wir müssen es nicht löschen!" keuchte Roban. "Lasst es weiterbrennen, in diese Richtung!" Er deutete gen Efferd, wohin das Feuer sich ohnehin vorwärts frass.
"Dort wird der Boden so morastig, dass es mit dem Namenlosen zugehen müsste, wenn es dort auch brennt! Und wenn es dort brennt, dann scheiß der Ork drauf! Auf ein paar Rechtmeilen tiefsten Sumpf können wir dankend verzichten! Also, steht nicht rum wie die Statuen an der Heldentreppe! An die Arbeit!"
Seufzend und knurrend kehrten die zwei an ihre Arbeit zurück. Noch weitere Stunden kämpfte man verbissen, verzweifelt, scheinbar vergeblich, denn die Flammenwand wurde trotz aller Mühen immer breiter, je weiter sie sich nach Westen ausbreitete, eine Schneise verbrannten Landes hinter sich lassend, aus dem immer wieder verzeinzelte Stichflammen bis zur Mannsgröße empor stiegen.
Jeder versuchte, einen ausreichenden Abstand zu den Flammen zu halten, denn die Hitze war noch in zehn Schritt Abstand kaum zu ertragen, der Qualm legte sich beissend auf die Lungen, und wann immer eine Flammensäule in den Himmel stieg, folgte ihr eine Glutlohe wie ein Hieb aus glühendem Wind. Mehrfach warf der Druck solcher Entladungen gar einen der Siedler zu Boden, versengte Haare und Kleider, und es schien einem Wunder gleich zu kommen, dass noch keiner wirklich übel verletzt worden war.
Firundal Sackfold war einer von jenen, die auf Geheiß des Ritters wider die Flammen kämpfte. Es war der erste Kampf seines Lebens, und er hatte ihn sich immer anders vorgestellt, irgendwie strahlender, ruhmreicher. Mit einem nassen Putzlumpen auf glühendes Sumpfgras einzudreschen hatte wenig mit seinem Bild des glorreichen Kämpfers an sich, doch wann immer er sah, wie der Ritter selbst Erde und Schlamm auf einen neuen Brandherd schaufelte, gewann er neue Entschlossenheit.
Gerade eben schoss erneut eine Flamme empor, prasselten weitere Glutstücke zu Boden. Unweit des Hirtensohnes fiel ein rauchender Grasbrocken zu Boden, züngelten neue Flammen. Firundal raffte seinen Lappen vom Boden und eilte zu der Stelle, auch wenn er dafür einige Schritt näher an das Feuer musste. Jeder Schritt war, als stemme er sich gegen eine Wand aus alles verzehrender Hitze, die nach ihm griff, ihn ebenso verschlingen wollte wie den Sumpf, doch er biss die Zähne zusammen und holte schließlich mit dem Lappen aus. Er hörte noch den dumpfen Knall vor sich, blickte ihn eine gelbe Wolke, die auf ihn zuraste wie ein blutrünstigtes Tier, ihn einhüllte und mitriss...
"Firundal!"
Robans Kopf ruckte nach oben. Eine Sekunde brauchte er, um sich zu orientieren, dann sah er das rauchende Bündel im Gras liegen.
"Oh Scheiße!" Wie von der Sehne geschnellt jagte er los, die Schaufel klapperte zu Boden. Er erreichte den Jungen noch vor seiner panischen Mutter und sah mit einem Blick, wie schlecht es um ihn bestellt war. Das Gesicht und die Hände waren eine einzige Brandwunde, Haare und Brauen zu guten Teilen verbrannt, die Kleider schwelten, und er bewegte sich nicht mehr.
"Nein! Ich verliere nicht noch so einen jungen Spund!" Roban riss den leblosen Körper vom Boden.
"Wach auf, Junge! LOS, AUFWACHEN! MACH JETZT NICHT SCHLAPP!"
Seine Stimme überschlug sich. Panik wallte in ihm auf, Erinnerungen an andere Burschen und Maiden, für die jede Hilfe zu spät gekommen war.
"Weg!" Eine Hand riss ihn an der Schulter zurück, eine Gestalt zwängte sich zwischen ihn und den Verletzten. Roban war zu perplex, um überhaupt zu reagieren, und begriff erst nach einigen Sekunden, dass Danja seinen Platz eingenommen hatte, sich über Firundal beugte, die Hände über seine Augen legte und dabei unverständliche Worte intonierte.
Neben ihr stand die weinende Bachede Sackfold und biss sich in die Faust, zwei Schritt neben ihr Runkel, in dessen Blick tatsächlich mal so etwas wie Sorge um den sonst ungeliebten Sohn stand.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Danja ihre Hände zurück zog. Die Haut war wieder unversehrt, als sei nie etwas geschehen, und nach einer weiteren Sekunde schlug Firundal sogar die Augen auf.
"Was ist...", stammelte er, kam aber nicht weiter, denn sofort warf sich seine Mutter auf ihn, lachend und weinend zugleich, überhäufte ihren Sohn mit Küssen und die Maga mit jenem Dank, zu der wohl nur eine erleichterte Mutter fähig war.
"Danke, gelehrte Dame", murmelte sogar Runkel. Danja nickte nur knapp, atmete einmal tief durch.
"Bringt Firundal zur Siedlung", wandte Roban sich an Bachede.
"Er soll sich schonen. Den Rest schaffen wir allein!"
"Herr, ich...", versuchte der Junge einen Widerspruch, doch der Ritter schnitt ihm mit einer herrischen Geste das Wort ab.
"Das war ein Befehl, Firundal", schnarrte er unwirsch. "Du gehst in die Siedlung und legst dich hin! Für heute hast du genug getan! Fordere Golgari nicht heraus, sonst holt er dich doch noch!"
Firundal senkte den Kopf und trottete davon, leicht schwankend, aber scheinbar wohlauf.
"Glotzt später weiter!" brüllte Roban nach einem Moment in die Reihen der Siedler. "Wir haben immer noch ein Feuer vor der Haustür!"
Die Siedler zerstreuten sich eilig wieder. Wie zufällig passierte Sindar Goblindodt dabei die immer noch verschnaufende Danja. Er grinste sie breit an.
"Für einen Außerkoscher: nicht übel!" meinte er halblaut.
Danja lächelte matt.
Vermutlich hatte sie mit dieser einfachen Heilung mehr Vertrauen gewonnen als durch fast ein Jahr mühselige Rederei.