Man erntet, was man sät - Ein doppelter Hinterhalt

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Schratental, 19. - 20. Praios1041 BF

Ein doppelter Hinterhalt

19. Praios, auf der Straße nach Cirrenacker

„Da kommen wieder welche“, schrie Geronius Bilcher. „Und wenn du noch lauter brüllst, haben sie vielleicht sogar Zeit, sich zum Kampf zu rüsten“, rief Josminde ihm zu. Der Bauer, welcher in einem viel zu großen Gambeson steckte und eine viel zu enge Kettenhaube trug, schaute beschämt zu Boden.
Josminde war die Hauptfrau einer aus 30 Mann bestehenden Truppe des Drifter Haufen, wovon die meisten jedoch ungeübte Bauern waren, die im Kampf eher auf ihr Glück als auf ihre Kampfeskunst vertrauen sollten. Der Rest waren Veteranen der Schlacht um Durstein. Sie hatten ihr Lager im Rabenforst nahe des Schratentals aufgeschlagen, um von dort aus den Nachschub des Barons anzugreifen. Erst vorgestern hatten sie fette Beute machen können und drei Wagen aus Cirrenacker abgefangen, wenn ihnen auch die Wachen des Wagens entkommen waren. Bis auf einen armen Tropf, der durch den sich lösenden Bolzen einer Armbrust getroffen wurde.
„Macht euch bereit; die Mistkerle sollen ruhig hungern, während sie unsere Leute belagern“, lachte Josminde.
Trottbert war ein wenig nervös, als er die kleine Vorhut, welche zur Ablenkung dienen sollte, anführte. Zwar waren es nur ungeübte Bauern, aber er hatte gerade erst erleben müssen, dass auch eine unsachgemäß geführte Armbrust tödlich sein kann. Plötzlich hörte er ein Rascheln aus dem Wald neben der Straße. Vor dem ersten Überfall hielt er es für eine übermütige Wildschweinrotte, doch nun wusste er, wer da stümperhaft versuchte, sich anzuschleichen. Er ließ die Rotte anhalten und sich dem Wald zuwenden.
Josmindes Truppe lief durch das Unterholz voran und versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen, was ihnen gewissermaßen schwer viel. Geronius stolperte über Äste und Gestrüpp, in dem sich der Gambeson verhedderte. Er war nassgeschwitzt und schon aus der Puste, bevor sie die Straße überhaupt halb erreicht hatten. Da dämmerte es ihm plötzlich, dass das Waffenhandwerk vielleicht doch nicht seine Sache war. „Still jetzt, hinter den Büschen dort liegt schon die Straße“, versuchte Josminde zu flüstern, doch auch sie war ordentlich aus der Puste.
Trottbert trieb es die Schamesröte ins Gesicht. Sie konnten jedes Wort verstehen, als die Angreifer hinter den Büschen ihren Angriff planten. Die Drifter Garde war schon fertig positioniert: Die Schildträger standen vorne, dahinter zwei Armbrustschützen und selbst Trottberts Pferd war die Ruhe selbst. Von solchen Tölpeln habe ich mich überfallen lassen, dachte er, als sie hinter den Büschen hervorstürmten.
Josminde war irritiert, hatte sie doch wieder eine wenig bewaffnete Wagenkolonne erwartet und nun standen gut gerüstete Gardisten vor ihr. „Legt eure Waffen nieder, ihr seid in der Unterzahl und kämpft für das Unrecht. Ergebt euch den freien Drifter Bauern“, rief sie aus voller Kehle.
Einige Augenblicke starrten sich beide Gruppen gebannt an, bis plötzlich ein lautes „Angriff“ die Luft zerschnitt. Josper und der Rest der Garde, die hinter der letzten Kehre der Straße gewartet hatten, griffen die völlig überraschten Aufständischen von der Seite aus an. Dass es so leicht werden würde, hatte Josper nicht geglaubt, vielleicht wurde Trottbert ja wirklich alt. Auch Trottberts Truppe griff an. Die Gardisten schmissen sich förmlich in den Kampf, hatten sie doch nun die Gelegenheit, den Feind einmal direkt zu treffen.
Josminde war eine der ersten, die fiel, als ein Bolzen sie in den Hals traf. Geronius entglitten die Gesichtszüge, als er sah, wie das Blut aus ihrem Nacken schoss. Dann schlug auch noch ein Gardist seinen Nebenmann mit einem Streich zu Boden. Das war zu viel. Er war kein Kämpfer und würde auch nie einer werden. Hier gab es für ihn nur den schnellen Tod und so ließ er seine Waffe fallen und erhob die Hände.

Schratental, 20. Praios

„So ergeht es jedem, der sich mit dem Baron anlegt und wider Recht und Ordnung handelt“, brüllte Josper der versammelten Schratentaler Dorfgemeinschaft entgegen. Vor ihm lagen die Körper von fünf gefällten Aufständischen, der Rest hockte zitternd daneben.
„Ihr habt euch bisher als gute Freunde gehalten, weshalb ich euch gegenüber Gnade walten lassen will. Aber das Schicksal dieser Tölpel soll euch ein mahnendes Zeichen sein, dabei zu bleiben“, sagte er bedeutungsschwer.
„Des Weiteren sollt ihr wissen, dass der Baron ein Kopfgeld für alle Aufständischen ausgelobt hat. Auch Informationen über deren Namen und Aufenthaltsort werden belohnt! … Ich werde in den nächsten Tagen Quartier im örtlichen Meierhof beziehen und werde alle Informationen, die an mich herangetragen werden, selbstverständlich vertraulich behandeln. Alle, die dem Baron treu sind, sollen reich belohnt werden.“

Die nächsten Tage verbrachte die Garde damit, das Lager der Aufständischen zu räumen und in der Gegend nach weiteren Feindeslagern zu suchen, von denen die Gefangenen und Dorfbewohner berichtet hatten.