Man erntet, was man sät - Rache für Durstein

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Cirrenacker, Mitte Rondra 1041 BF

Hakan von Nadoret saß auf seinem Pferd und überwachte vom Wegesrand aus den Vorbeizug seines Heeres. Seitdem er sein Heer nach Drift zurückgeführt hatte, rechnete er jederzeit mit einem Hinterhalt der Aufständischen. Deshalb ließ er kleine Spähtrupps in das nähere Umland ausschweifen, die die Lage klären sollten.
Endlich kam die Nachhut in Sicht. Erzbart von Drabenburg führte seine Leute mit straffer Hand und so hatte ihm Hakan auch die übrig geblieben Uztrutzer unterstellt. Als er das Banner der Uztrutzer sah musste er sogleich an Bolzerich denken, wenngleich der Edle selbst gar nicht mehr beim Heer weilte. Wie er diesen Kerl doch verabscheute. Hakan hatte sein Heer auf eine ritterliche Rettungsmission geführt um seine Tochter aus den Händen eines wüsten Raubritters zu retten, aber Bolzerich hatte sich aufgeführt, als ob er in Schwarztobrien wäre und hatte damit das ganze Unternehmen in ein schlechtes Licht geworfen, zumal Hakans Tochter ja anscheinend freiwillig mit dem Grimsauer mitgegangen war. Das hätte sie ihm natürlich auch früher sagen können, dann hätte er sich den Feldzug sparen können. Als wäre der Ärgernisse noch nicht genug, war dann auch noch Josper von Kemlar in Lûr aufgetaucht und hatte um Hilfe für seinen Baron Narmur von Karma gebeten.
Pah! Narmur. Das war noch so ein verblendeter Verrückter. Erst presst er seine Bauern bis aufs Blut aus, und dann wundert er sich wenn sich diese gegen ihn erheben. Und als der Aufstand dann endlich niedergeschlagen war, hatte er sich doch gar entschlossen fürstlichen Besitz anzugreifen! Gut, das hatte er halbwegs rechtfertigen können, aber das war wirklich nicht gerade die feine Art. Aber jetzt sollte Hakan ihn doch bitte aus der Misere raushauen, denn auch die Belagerung der Yassburg hatte er vergeigt und dann auch noch den Großteil seines Heeres verloren, weil er sein Gold nicht für Soldzahlungen verschwenden wollte.
Normalerweise hätte Hakan nach dem Hilfsgesuch ein kleines Aufgebot zusammengestellt, und auf dem Anmarsch lange genug herumgetrödelt um Narmur eine Lektion zu erteilen, aber da er sich mit einem großen Heer bereits in der Drifter Nachbarschaft befunden hatte und ohnehin durch Drift durchmusste, blieb ihm gar keine Wahl als Narmur herauszuhauen. Er war ja auch immer ein treuer Bundesbruder gewesen und einem Verbündeten half man, auch wenn er von allen guten Göttern verlassen zu sein schien.
Immerhin bot ihm dies eine Gelegenheit den Sindelsaumern eine Lektion zu erteilen. Die taten immer so harmlos mit ihren Kuchen und ihrem Hügelhaus, aber innerhalb der letzten Jahre hatten sie einen beispiellosen Aufstieg hingelegt und auch keine Fehde ausgelassen. Aber als es dann gegen Haffax ging hatten sie anderen bluten lassen! Ganz besonders die Nadoreter, die sowohl bei Haffax, als auch im Wengenholm das größte Aufgebot aller Barone gestellt hatten. Nein den Sindelsaumern würde eine Lektion in wahrer Ritterlichkeit gut tun... Ein Korporal, der mit seinem Spähtrupp gerade zurückkehrte, riss Hakan aus seinen Gedanken: „Mein Herr! In Cirrenacker, dem nächsten Ort, liegt ein Söldnerhaufen. Es handelt sich um jene Mordbrenner, die Durstein abgefackelt haben!
Haka strich sich übers Kinn: „Sie versuchen wohl dem Zorn der fürstlichen Truppen zu entkommen indem sie die Thûr in die Nordmarken rüber überqueren.“

Barmine von Rüpeln rann der Schweiß in Strömen von der Stirn. Die letzten Tage waren wirklich nicht gut für sie gelaufen. Beim Aufstand ihrer Söldner, wegen der langen Zahlungsrückstände Baron Narmurs, war ihr die Kontrolle vollends entglitten und die Bewohner von Durstein hatten einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Von ihrem Dorf waren nur noch rauchende Ruinen übrig und so manche Gräueltat hatte stattgefunden. Barmine war nicht zart besaitet und hatte sich ebenfalls bei der Plünderung bereichert. Sie wusste aber auch, dass der Zorn des Fürsten sie treffen würde, wenn sie nicht schleunigst aus dem Kosch verschwand. Sie hatte ursprünglich gehofft in einem Eilmarsch bis nach Drift zu kommen und sich von dort aus in die Nordmarken abzusetzen, aber kurz hinter Unwynfurt wäre sie beinahe dem Heer von Brumil Wackerstock und Alvide von Eichentals in die Arme gelaufen. Stattdessen hatte ihr Haufen, gemeinsam mit den Nordmärker Söldnern den Weg über Eberstett gewählt, um sich über Lûr bis nach Almada durchzuschlagen. In Cirrenacker aber hatte sie erfahren, dass das Nadoreter Heer auf dem Rückweg aus Lûr war. Vermutlich wussten die noch nichts von der Plünderung Dursteins, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Zu allem Überfluss war ihr der Weg nach Norden auch versperrt, denn von dort aus marschierten ihr die fürstlichen Truppen entgegen, die auf der Yassburg in Quartier lagen. Ihr einziger Ausweg war also über die Thûr in die Nordmarken überzusetzen, aber das war leichter gesagt als getan, denn in Cirrenacker gab es nur Nussschalen und die Dörfler waren nicht gerade hilfsbereit. Erst als sie ihnen das gleiche Schicksal wie das der Dursteiner angedroht hatte, wuchs ihre Hilfsbereitschaft sprunghaft an.
Im ersten Tageslicht begannen sie mit dem übersetzen der Kämpfer. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis die ersten beiden Bootsladungen übergesetzt waren. Bis alle 80 Söldner, mit ihrer Ausrüstung und der Beute auf der anderen Seite seien werden, wird der Abend bereits angebrochen sein.
Gerade begannen ihre Leute damit die Boote zum dritten Mal zu beladen, als ein Hornstoss die Ankunft eines feindlichen Heeres ankündigte. „Die Nadoreter kommen“ gellte der Ruf durch das Dorf. Sogleich löste sich der letzte Rest von Disziplin auf. Jegliches Gepäck wurde über Bord geworfen um mehr Platz für die Söldner selbst zu machen. Die drei Nusschalen die zur Verfügung standen waren hoffnungslos überladen, während die Söldner auf den Booten verzweifelt versuchten abzulegen, mussten sie sich gleichzeitig der Versuche ihrer Kameraden erwehren ihre Plätze auf dem Boot zu übernehmen. Schon wurden Waffen gezogen, denn einem jeden Söldner war bewusst, dass sie als Mordbrenner von den Nadoretern keine Gnade zu erwarten hatten.
Barmine versuchte verzweifelt ihre Leute zu sammeln, um eine Verteidigungslinie aufzubauen. Wenn es sich nur um die Vorhut der Nadoreter handelte, würden sie diese sicher abwehren, um ihren Leuten mehr Zeit erkaufen zu können.
Der Boden begann zu erzittern und Barmine wusste, dass dies nicht nur die Vorhut war. Wie Donnerhall klang es, als die Nadoreter Reiter durch das Dorf preschten. Ihnen voran konnte Barmine Josper von Kemlar reiten sehen. Ihre Verteidigungslinie löste sich auf, als die Söldner die sechzig Reiter auf sich zukommen sahen. Die Lanzen gesenkt und die Visiere geschlossen donnerten die Reiter auf die Söldner zu, die nun größtenteils panisch davon liefen. „MIT RONDRA UND BADUAR“ donnerte es aus den Reihen der Nadoreter und ihrer Verbündeten, doch anstatt wie Rondras Blitz durch die Reihen der desorganisierten Söldner zu fahren, zügelten sie ihre Rösser in etwa hundert Schritt Abstand. Ein Reiter in besonders prächtiger Rüstung ritt vor und öffnete sein Visier. Barmine erkannte Hakan von Nadoret.
„Legt eure Waffen nieder und ergebt euch und wir übergeben euch an die fürstliche Gerichtsbarkeit. Tut ihr dies nicht seid ihr des Todes.“
Barmines Verzweiflung wuchs, als je fünfzig Fußsoldaten wohlgeordnet an den Seiten der Reiter aufmarschierten. Sie hatten keine Chance. „Können wir uns nicht einig werden Wohlgeboren.“ Rief sie mit blanker Angst in ihrer Stimme. „Ihr könnt einen großen Haufen Söldner wie den unseren sicher gut bei den kommenden Kämpfen gebrauchen. Wir haben uns erst aus Baron Narmurs Gefolgschaft gelöst, als er uns wochenlang den Sold verwehrt hat.“
Hakan winkte ab. „Ich werde niemals einen Handel mit Mordbrennern wie euch machen. Zum letzten Mal also ergebt euch, oder seid des Todes.“
Barmine warf ihr Schwert zu Boden und die übrigen Söldner folgten ihrem Beispiel. Nur die Söldner die bereits auf den Booten waren versuchten ihr Heil in der Flucht zu suchen.
Während Hellebardiere ausschwärmten um die Gefangene zusammenzutreiben rannte ein Trupp Armbrustschützen ans Ufer der Thûr und begann das letzte der Boot unter Beschuss zu nehmen. Zahlreiche Bolzen hagelten auf die Söldner hernieder und bald trieb das Boot führerlos die Thûr herab. Die übrigen beiden Boote hatten das andere Ufer erreicht und waren außer Reichweite der Schützen.
„Ich will auf der Stelle zwei Boten nach Albenhus haben, die sollen die Marodeure zusammentreiben und an den Fürst überstellen.“ Befahl Hakan von Nadoret „Raul, folge dem treibenden Boot und stelle sicher, dass sich da keiner nur tot stellt.“ „Jawohl.“ Knurrte der angesprochene Junker und preschte mit seinen Waffenknechten davon. „Wilbur, du reitest zur Yassburg und meldest dem fürstlichen Hauptmann dort, dass wir die Mordbrenner gestellt haben und sie an die fürstliche Gerichtsbarkeit zu überstellen wünschen.“ „Sofort Onkel.“ Beeilte sich der junge Junker zu antworten. „Wir lagern heute Nacht hier und ruhen uns aus. Ich hoffe das macht euch keine Umstände Wohlgeboren.“ Sprach Hakan an Josper von Kemlar gewandt, denn zu dessen Lehen gehörte Cirrenacker. „Es wäre mir eine Ehre, euch an meinem Hof, dem Fuxengut, als Gast zu haben. “ erwiderte Josper. „ Eure Soldaten können ihr Lager im Vorwerk, in den Räumen meines Gesindes beziehen.“
Barmine und die übrigen Gefangenen wurden derweil in einer Scheune zusammengetrieben und streng bewacht.
Bereits am nächsten Morgen kündigte marschierender Füße und Marschtrommeln die Ankunft der fürstlichen Truppen an. Je ein Banner Bergschützen und Hellebardieren nahmen unter Führung der fürstlichen Hausritterin Elida von Bärenstieg die gefangen Söldner aus der Hand der Nadoreter entgegen und brachten sie dann zur Yassburg, wo sie bis auf Weiteres eingekerkert wurden. Einige Tage später brachten Reiter aus Albenhus noch etliche weitere Gefangene zur Yassburg. Einige wenige Söldner hatten sich aber in die unwegsame Bergwildnis des Amboss absetzen können.