Gut’ Ding will Weile haben

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Ausgabe Nummer 49 - Efferd 1032 BF

ANGBAR. Nach dem Angriff des Alagrimm waren von dem einst so stolzen Wasserschloss der Koscher Fürsten in Angbar nur noch Trümmer und verkohlte Reste übrig. Die Angbarer Residenz, dieses Kleinod unter den Schlössern, war ein unbewohnbarer Ort voll düsterer Erinnerungen geworden...
Doch wie die ganze Stadt, so sollte auch die Thalessia aus ihren Trümmern wieder auferstehen. Schnell war wenigestens ein Turm so weit hergerichtet, dass zumindest die Mutter des Fürsten auf jenem Schloss verbleiben konnte, das ihren Namen trägt. Unter den gestrengen Augen Frau Thalessias gingen die Steinmetze, Maurer und Zimmerleute bald daran, die prächtige Residenz wiederherzustellen.
Mittlerweile sind fünf Götterläufe ins Land gegangen, doch die Bauarbeiten machten bisher nur geringe Fortschritte, denn die Mittel waren eher dünn gesät. Der Grund dafür ist kein Geheimnis: Der Fürst verspürte bislang keinen allzu großen Wunsch, in jener Stadt Hof zu halten, in der sein Enkel einen solch grausamen Tod erleiden musste. Vielleicht lässt aber die Geburt des Erbprinzen diese Wunde nun allmählich heilen. Ein weiterer Grund für die Verzögerung ist der, dass Fürstenmutter Thalessia sehr viel Wert darauf legt, alles exakt so aussehen zu lassen wie vor dem Brand. So mussten Steinmetze und Maurer schon mehrfach bereits fertiggestellte Gebäudeteile wieder abreißen, weil Frau Thalessia mit dem Ergebnis unzufrieden war. Immerhin gibt es die Baupläne von damals noch, außerdem befindet sich mit dem Schloss Grauensee ein genaues Abbild der fürstlichen Residenz in nächster Nähe. Schon mehr als einmal musste ein Baumeister dem Zwillingsbau einen Besuch abstatten, um dieses oder jenes Detail zumindest von außen zu begutachten. In den meisten Fällen weiß aber Frau Thalessia, die trotz ihres ehrwürdigen Alters noch über ein vorzügliches Gedächtnis verfügt, genau, wie alles auszusehen hat. Auch die Auswahl der Materialien erweist sich oft als schwierig. Immerhin gab es zahlreiche exotische Bauteile im Schloss, die dem Fürstenhaus von auswärtigen Adligen geschenkt worden waren. Selbst einfache Bausteine sind nicht so einfach zu beschaffen wie man meinen könnte, denn mancher Steinbruch, der vor dreißig Jahren noch einen besonderen Stein hervorgebracht hatte, ist mittlerweile geschlossen worden oder liegt in Gegenden, mit denen derzeit – den Zwölfen sei’s geklagt – kein Handel möglich ist. Hinzu kommt, dass für die Arbeiten an der Kaiserpfalz Pervalia im Angbarer See ebenfalls viel wertvolles Baumaterial und das Können der besten Handwerker benötigt werden. Die Koscher nehmen es gelassen hin: Gut’ Ding will eben Weile haben...
Aus den genannten Gründen werden immer wieder wackere Männer und Frauen gesucht, die sich auf die Suche nach adäquaten Stücken für die Residenz begeben oder schlichtweg die Materialtransporte durch gefährliche Gegenden wie Wengenholm geleiten.

Garubold Topfler & Karolus Linneger