Grimm erzählt die Geschichte des Angbarer Sternenfalls

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Burg Zwietrutz, 13. Boron 1042 BF

„Oheim Grimm, erzählst Du uns, wie Du den Stern gefunden hast?“ Die Jungs stürmten hintereinander, laut juchzend durch die offene Tür in das Arbeitszimmer Grimms, dem zweithöchsten Raum auf der Burg. Hätte er doch die Tür zu gemacht, dachte er bei sich, sagte dann entschieden: „Nein!“

„Ach komm“, bat Medene, die ihren Kindern folgte und nun endlich die lange Treppe hinter sich gebracht hatte. Grimm ahnte, dass es wohl keinen Zweck hatte, sich schnell etwas Wichtiges“ auszudenken.

Ihre Söhne setzten sich auf einen Wink der Ritterin schon mal auf den Boden vor den „großen Thron“ - Grimms Arbeitsstuhl im Arbeitszimmer.

„Jetzt fehlst ja nur noch Du, Wohlgeboren“, forderte Medene ihren Bruder auf, das Buch wegzulegen, in dem er gerade las, und sich auf den „Thron“ zu setzen.

„Schaut doch mal draußen bei Wolfor und Tara vorbei, die üben heute den berittenen Kampf“. „Ich lese gerade in einem sehr spannenden Buch. Dieses Buch sollte vor gar nicht langer Zeit hier aus der Burg gestohlen werden“, setzte er fort und versuchte mit bescheidenen Mitteln abzulenken.

„Das machen wir später“, antwortete Erlgard, der älteste Sohn Medenes, der selbst bald seine Pagenzeit beginnen würde. „Und wir wissen bereits, dass der Ork, der im Kerker sitzt, das Buch stehen wollte.“

„Dann ist es ja gut“, antwortete der Burgherr etwas genervt und abwesend zugleich und vertiefte sich, im Raum umherlaufend, erneut in das Buch.

Medene klopfte auf den großen Arbeitstisch und zeigte ihrem großen Bruder so, dass sie nicht vergessen hatte, was er tun sollte. Nach einigen lauter werdenden Klopfern schaute Grimm auf, seufzte und ergab sich in sein Schicksal.

„Nun gut, Schwestersöhne. Erzähl ich Euch halt die Geschichte. Höret.“

„Zu Fürstlich Gnaden führte mich mein Weg nach Angbar, wo ich mich unserem Fürsten vorstellen wollte. Ich war geladen zum abendlichen Empfang. Als es…“

„Waren dort viele Edle?“, fragte Erlgard und unterbrach Grimm.

„Ja“, war die knappe Antwort. „Also, als es…“

„Wer war denn alles da? Kennen wir sie?“, bohrte Medenes Sohn nach.


Grimm räusperte sich: „Ich saß beim abendlichen Empfang bei Baron Rainfried von Grimsau, Baron Wolfhardt von der Wiesen, Barla Drokenschmied, Vogt Gero vom Kargen Land, Rianod ni Rían; dem Rondra-Geweihten Rondrich zu Stippwitz und Pergrin Jallik von Eichstein.

„Sind das Deine Freunde?“

„Nein!“

„Feinde?“

„Nein!“

„Doch Freunde?“

„Ja, meinetwegen, Freunde!“ Die Jungs nickten anerkennend in Richtung des Burgherrn. Grimm nahm dies zum Anlass, neu anzusetzen: „Also, als…“

„Waren Frauen da?“

„Hatte ich doch schon gesagt!“

„Hübsche?“

„Ja“

„Hast Du mit ihnen getanzt?

„Naja, zunächst nicht“

„Warum?“

„Sollte ich Euch nicht die Geschichte erzählen, wie wir den Stern gefunden haben?“, fragte Grimm nun wirklich genervt.

„Walhum?“, bohrte Medenes jüngster Sohn in seiner noch falschen Kinderaussprache nach.

„Naja“, stammelte Grimm nun errötend, als er sich an den ungeschickten Versuch erinnerte, Tsaja-Josmene von Garnelhaun aufzufordern. Er erinnerte sich, auf dem Weg zu ihr bereits gestolpert zu sein und dann wie ein Bauer dagestanden zu haben. Tsaja-Josmene war so rücksichtsvoll gewesen, so zu tun, als sei Grimm Luft.

Wohl aufgrund der offensichtlichen Unbehaglichkeit rief Erlgard: „Er hat es verkackt!“ Die beiden jüngeren Brüder äfften Erlgard nach: „Verkackt, Verkackt“.

Medene sah erschrocken auf und mahnte, anders zu reden. Grimm jedoch schien diesen Verstoß der Etikette wenig zu stören. Er dachte mit Scham an seinen Versuch, die Garnelhauns zu bezirzen.


Bevor er weiter sprach, kam mit lautem Gepolter und völlig verschwitzt Wolfor von Roder in den Arbeitsraum und blieb aufgrund der Stille der Runde abrupt stehen.

Grimm bemerkte, dass Erlgard der Tadel seiner Mutter wirklich getroffen hatte und mit der plötzlichen, angenehmen Ruhe begann er die Geschichte wieder aufzunehmen: „Also! Am Fenster des fürstlichen Schlosses hörten wir plötzlich ein Grummeln und dann sahen wir ihn…“. Die Söhne Medenes wirkten nun tatsächlich, als wollten sie die Geschichte hören. „…ein Feuerball schoss ins Gebirge und wir hörten und sahen ihn explodieren!“

Erschrocken riefen die Jungs aus. Wolfor, der die Situation im Arbeitszimmer vorher nicht mitbekommen hatte, wollte wohl etwas Spannung aus der Situation nehmen und sagte: „Hat Wohlgeboren erzählt, wie er das Tanzen verkackt hat?“

Eine schreiende Stille trat ein und Wolfor fürchtete, dass er zu weit gegangen war. Doch plötzlich prustete Medene los und ihre Söhne taten es ihr nach, nachdem sie sich sicher waren, dass es nun erlaubt sei. Auch Wolfor stimmte mit ein und schließlich konnte auch Grimm sein zerknirschtes Gesicht nicht mehr aufrecht halten und lachte mit.

Als sich alle ein wenig beruhigt hatten, forderte Wolfor die Jungs auf, ihm zu folgen und Übungen von ihm und Tara von Darbonia beizuwohnen.

Immer noch lachend liefen sie die lange Treppe bergab und Wolfor und später Medene folgten ihnen wortlos.

Grimm war allein und genoss die plötzliche Ruhe. Er nahm erneut das große Buch in die Hand und suchte die Stelle, an der er aufgehört hatte, zu lesen. Eine Abhandlung über die Kriegsgeschichte im Kosch.

Leise sagte er: „Und dann zogen wir los, suchten und fanden den Stern und brachten ihn nach Angbar!“