Entführung des Prinzenpaares - Wiedervereinigung

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Bor 1031 BF
Wiedervereinigung
Aufbruch der Nachhut


Kapitel 49

Beratungen

Hannos Hof, 1031

In Bibernells Hütte am Rande von Hannos Hof war Ruhe eingekehrt. Die Recken der Vorhut fanden endlich die Zeit um nach all den Stunden des Rittes ihren dringend benötigten Schlaf nachzuholen. Mittlerweile hatte Erlan von Sindelsaum die Wache übernommen. Still saß er da, hörte neben sich das gleichmäßige Atmen der anderen, die den Weg der Suche auf sich genommen hatten. Draußen klapperten die geschlossenen Fensterläden in einem offenbar aufziehenden Sturm. Ein bedrohliches Heulen drang durch die Ritzen der Holzhütte und das Dach knarzte unter der Last des Schnees. Er ließ das Feuer im Kamin nur noch auf kleiner Flamme glimmen, weil der Rauch vom Wind immer wieder in die Hütte zurückgedrängt wurde.
Plötzlich zuckte er, er glaubte draußen das entfernte Wiehern eines Pferdes vernommen zu haben - von der Vorderseite der Hütte, nicht hinter ihr, wo sie ihre eigenen Rösser angebunden hatten. Schnell, aber so leise er konnte, kroch er zum Fenster und spähte durch den Schlitz zwischen den Läden.
Kälte wehte ihm entgegen, die Helligkeit des Schnees und der durch die Luft peitschenden Flocken blendete ihn einen Moment. Dann erkannte er in grauem Schleier einige Reiter, dann eine Kutsche ... er erkannte den schwarzen Eberkopf, das Wappen der Fürstenfamilie. Die Nachhut traf ein, etwas früher noch als erwartet, doch kaum erkennbar unter dem Schneepanzer, der sich an ihrer Vorderseite gebildet hatte. Offenbar hatten sie gegen den Wind reiten müssen, ihre Gesichter waren eingemummt und rot. Erlan weckte die anderen.
"Die Nachhut trifft soeben ein."
Nachdem er dies getan hatte, öffnete er die Tür und trat nach draußen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen und über ihre neuen Erkenntnisse zu informieren. Anselm war nicht wirklich erfreut, als er erweckt wurde.
"Erlan, was ist los?"
Seine Hand ergriff das an seiner Seite liegende Schwert. Schnell war die Sachlage geklärt und fast ebenso schnell hatte der Junker die letzte Müdigkeit vertrieben und begrüßte erfreut die eintreffenden Streiter. Thorben stand auf, ging aber nicht mit den anderen nach draußen, sondern blieb bei Bibernell, die er anwies das Feuer zu schüren und eine heiße Brühe aus dem Rest der Suppe zu bereiten. Dann machte er sich auf den Weg nach draußen und sagte zum Hellebardier:
"Paßt gut auf sie auf!"
Einen Schritt vor der Tür blieb er stehen und erwartete das Eintreffen des Prinzen. Dabei glitt sein Blick über den Himmel und zu den restlichen Häusern des Weilers. Der Himmel sah nicht gut aus, und keines der Häuser war groß genug, um allen Platz zu bieten. Naja, man würde sich eben aufteilen müssen, bis der Schneesturm vorrüber war.
Urion war von Erlans Ruf unsanft aus dem wenig erholsamen Schlaf gerissen worden. Als alle nach draussen eilten, ging er Bibernell zur Hand. Er füllte weiteres Wasser in den Kochtopf, so dass die Suppe nun merklich verdünnt wurde. Anschließend gab er noch etwas von Erlans Gewürz dazu. Im Abschluss ging er mir den Schalen und Bechern nach draussen, um sie im Schnee zu reinigen.
"Bei Firun, was für eine Kälte", dachte er "der Prinz und seine Begleitung würden sich über jegliche Art von Brühe freuen."
Aus den Satteltaschen seines Pferdes holte er noch zwei Trinkbecher, damit möglichst viele gleichzeitig versorgt werden konnten. Wahrscheinlich hatte die Nachhut auch den Proviant dabei.
Er beschloss sich im Anschluss um die Pferde zu kümmern. Diese hatten am meisten mit der Kälte zu kämpfen und durften auf keinen Fall ausfallen. Jedes einzelne würde er sich genau anschauen. Den Lagevortrag beim Prinzen würde er wohl verpassen können, zumal die anderen die gleichen Informationen hatten und die Koscher sich hier besser auskannten.
Bibernell winkte aus dem hinteren Fenster zum erstaunten Urion, der gerade die dicht aneinander gedrängten Rösser abrieb. Sie deutete mit großen Augen und wild umherfuchtelnd in die Richtung ihres beladenen Fuhrwerkes. Zögernd ging er hin und versuchte aus ihren Handbewegungen zu deuten, was ihr Anliegen war - folgte ihren Fingern. Er sollte etwas zu sich her ziehen? Ein Brett? Eine Schublade?
Tatsächlich erkannte er am Rand der Kutsche mehrere Fächer, die wie tiefe Schubladen in die Kutsche eingearbeitet waren. Er zog sie vorsichtig heraus und fand in Decken eingewickeltes geräuchertes Fleisch, offenbar Wildfleisch - außerdem ein kleines Fass. Er roch daran - offenbar Würzwein - nur noch halb gefüllt, doch genug um allen einen kleinen Schluck zu gewähren. In das Hold des sicher kostbaren Fässchens war ein Wappen hineingeschnitzt, nicht sehr kunstvoll, aber durchaus hübsch. Das Schild war durch waagrechten Zinnenschnitt geteilt, oben war eine Schneeflocke abgebildet. Offenbar hatte sie sich ihre besten Speisen zurückbehalten - ein durchtriebenes Weib nach Phexens Art, dachte sich Urion. Und dennoch, offenbar hatte sie mittlerweile genug Vertrauen gewonnen, um es nun mit uns zu teilen. Er trug beides zu Bibernell und dem Hellebardier, der sogleich protestierte.
"Das ist sicher vergiftet, Wohlgeboren!"
Urion hielt es nicht für unmöglich, doch seine Menschenkenntnis ließ ihn daran zweifeln. Ein Zweifel, der ihm offenbar ins Gesicht geschrieben stand, denn der Hellebardier verkündete freimütig:
"Nun denn, ich bestehe jedenfalls darauf zuerst zu kosten, auf dass niemand der hohen Herrschaften gefährdet werde!"
Ganz sicher, ob er nicht doch ein wenig Gift im Gaumen geschmeckt hatte, war sich die Wache offenbar nach dem ersten Schluck des Würzweines noch nicht. So nahm er noch einen zweiten ... blinzelte skeptisch und gab in mürrischem Tonfall zu bedenken:
"Wenn ich in einer Stunde noch wohlauf bin, können die Herrschaften davon trinken. Wenn nicht, dann sendet dem Fürsten die Botschaft, dass ich gerne für ihn gedient habe, und knüpft das Weib auf."
Leise in sich hinein lächelnd ging Urion zurück zu den Pferden.