Entführung des Prinzenpaares - Lösegeld

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Erlenschloss, 1031

Urion kletterte vom Kutschbock und stellte seine Blendlaterne auf eine Werkbank. Zu Anselm gewandt sagte er:
"Na, da hat sich ja die Untersuchung vorerst erledigt. Ich denke, wir sollten mitgehen, um unsere Dienste anzubieten. Ich bezweifle, dass die Wachen den Schützen aufstöbern."
Gemächlich folgte er den anderen zur Pforte. Der Cantzler zog ein Paar feine Lederhandschuhe aus seiner Weste und nahm die Schrift. Roch einen Moment daran, doch bemerkte offenbar nichts besonderes. Büttenpapier, auf dem in geübter, aber etwas zittriger Schrift eine Botschaft geschrieben stand. Er las die Worte laut vernehmlich vor:
"Wenn Euch das Leben des Prinzenpaares etwas bedeutet, so geht zur abendlichen Phex-Stunde des 30. Boron zum ausgetrockneten Brunnen von Hannos Hof in der Geistmark, füllt den Eimer bis zum Rand mit Dukaten und Edelsteinen - doch wehe ich finde wertloseres Metall oder Halbedles – und lasst ihn dann hinab bis zum Grund."
Leise murmelnd fügte er den Kommentar hinzu:
"...Morgen abend schon, sie wollen, dass wir möglichst wenig Zeit für Gegenmaßnahmen haben."
Nirwulf drehte den Brief um. Auf die Rückseite waren mit Kleister ein Pergamentstreifen geklebt worden. Darauf stand in anderer, ebenso geübter, aber klarerer Schrift, die Nirwulf als die des Erbprinzen erkannte:
"Lieber Ellerding, macht Euch keine Sorgen, noch sind wir wohlauf.
Anshold vom Eberstamm und Nadyana von Wengenholm"
Nach diesen kurzen Worten endete der Streifen, wie es schien war er hier abgetrennt worden.
Der Wehrmeister hob gerade zu sprechen an, da vernahm er das Sirren des Pfeils und hörte den Aufschlag beim Stall. Noch in der Drehnung zog er sein Schwert und sein Ruf hallte über den Platz:
"Wachen, aufgemerkt! Beschuß! Kann jemand den Schützen ausmachen?"
Als die Unterhaltung so jäh unterbrochen wurde, eilte auch Lyeria mit dem Wehrmeister zurück zur Kutsche, die Hand unter ihrem weiten Umhang an den Griff des Säbels gelegt. Doch ihre Erwartungen wurden zum Glück nicht erfüllt und so blieb ihr nur den Worten des Zwergen zu lauschen, dann sprach sie:
"Doch trotz der geringen Frist, die uns gesetzt ist, sollten wir nicht überstürzt handeln. Geht nun zu Bett, morgen sieht die Welt anders aus und unsere Tat ist wieder gefordert."
Dem fügte sie leise an den Wehrmeister gewandt zu:
"Was wolltet ihr nun von mir, können wir es hier regeln oder bevorzugt ihr die Stille der Beichte?"
Kurz über die Schulter warf er der Golgaritin ein "Verzeiht, später!" zu und entfernte sich schnell Richtung Stallungen. Viel Hoffnung hatte er nicht, daß die Wachen bei Nacht etwas ausmachen konnten, aber es schadete nichts, sie auf Trab zu halten, dachte er bei sich.
Beim Stall angekommen sah er noch die Übergabe des Pergaments und vernahm die Worte des Cantzlers und die Einlassung des Sindelsaumers.
"Wir sollten die weitere Vorgehensweise drinnen besprechen, wo uns niemand belauschen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Zufall war, daß der Pfeil so nahe bei der Gruppe gelandet ist."